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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2011

Freianlagen Universitätscampus Poppelsdorf

1. Preis

SINAI Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH

Landschaftsarchitektur

werk3 architekturvisualisierungen

Visualisierung

Erläuterungstext

Mitarbeit:
Elena Emmerich, Britta Horn, Maja van der Laan

Visualisierung:
Matthias Grobe


Freianlagen Universitätscampus Poppelsdorf

In den Gärten

Idee: Ein neuer Stadtteil entsteht und vernetzt auf einer Größe von 12 ha die Stadtteile Poppelsdorf, Endenich und Weststadt. Aber in welcher Art von Stadt soll hier künftig studiert und geforscht werden? Wir wollen uns ein lebhaftes und städtisch gemischtes Quartier vorstellen, das dennoch von seinen Gärten geprägt ist - einen Versuch in grüner Urbanität. Der Campus als Stadt „in den Gärten“ in denen gemeinsam studiert und gelebt wird. Der Campus leitet damit seine künftige Identität aus seiner Garten-Tradition ab. Er entwickelt so ein eigenständiges Profil im Wettbewerb der Standorte.

Stadt im Garten Von der Kleinen Rheinländerin zur Poppelsdorfer Schwarzen: Die rheinische Gartentradition ist eng verknüpft mit Poppelsdorf und den Bonner Gärten. Diese Traditionslinien nimmt der neue Campus auf. Die Aura des Botanischen Gartens am Schloss wird mit in die Quartiere genommen. Die neuen Gewächshäuser und die alten Gartenrelikte werden in ein neues Gartengewebe eingesponnen, das dem heterogenen Stadtkörper Identität und Zusammenhalt gibt. Der Campus in Poppelsdorf stellt keinen Versuch dar, mit der Urbanität der City zu konkurrieren, er ist eher ein vielschichtiger Komplementärraum in dem Zonen der Dichte mit Orten der Konzentration und Stille verwoben werden. Er entwickelt ein eigenständiges Profil als Campus „in den Gärten“. Die gärtnerische Tradition des Ortes wird mit der Entwicklung des neuen Stadtteils nicht ausgelöscht sondern bewusst aktiviert und in die Zukunft transportiert.

KatalysatorCampus
Für das Lehren und Lernen ist der Freiraum von herausragender Bedeutung als Begegnungs- und Austauschzone zwischen den Studierenden, den Disziplinen und Instituten, in jedem Fall für das Aufeinandertreffen von Menschen. Die Vielfalt dieses Raumgewebes liegt zwischen der Vitalität und Offenheit des zentralen Platzbereiches als „Plenum“ und der Intimität eines Gartens als „Seminarraum“. Der Aufenthalt im Freien stellt eine eigene Qualität für die zeitlichen Zwischenzonen der Studierenden dar und ist Voraussetzung für die entspannte, unerzwungene Begegnung der Disziplinen. Das Gewebe aus städtischen und grünen Räumen wird als vielschichtiger Katalysator für Kontakte und Wissenstransfer verstanden.

Strategien Städtebauliche Struktur und Gartenstrategien
Bei den neuen wie auch den bestehenden Instituten wird eine konsequente Strategie der Inwert-Setzung von Freiraum vorgeschlagen. Die in weiten Teilen vernutzten und unattraktiven Räume werden dabei als Ressource für den Campus als Ganzes verstanden: Aus reinen Funktionsräumen werden Aufenthalts- und Begegnungsräume. Das Verständnis von Garten und Freiraum wird dabei bestimmt von den städtebaulichen Strukturen, die auf dem Campus zusammengeführt werden. Insbesondere das Verhältnis vom Gebäude zur Parzelle und zum öffentlichen Raum bestimmt den Charakter der Freiräume.

Etwas vereinfacht lassen sich drei typologische Felder festlegen: Die Solitäre und Ensemble der Gründerjahre, die Kompositionen der Nachkriegsmoderne und die im Entwurf dargestellten Blockstrukturen des 21. Jahrhunderts. Mit den räumlichen Setzungen mit Hecken und Baumkörpern, den Erschließungsstrukturen, der Platzierung von Plätzen und Gärten werden verschiedene Gartenstrategien für unterschiedliche Stadtstrukturen angeboten.

Feld 1: Solitäre und Ensemble der Gründerjahre
Der Lage vor der Stadt und am Poppeldorfer Schloss angemessen entsteht eine z.T. villenartige, repräsentative Bebauung mit klarem Bezug zur Straße, erkennbaren Parzellenstrukturen und charakteristischen Vorgartenzonen. Gartenstrategie: Intensives Wechselspiel zwischen Gebäude und Freiraum, Gärten stützen mit Baumreihen und Hecken die Fassaden- und Gebäudegliederung, Klare Fassung von Parzellen und Gartenteilen mit Hecken, Vorgärten, z.T. mit der modernen Interpretation historischer Gartenmotive;

Feld 2: Offene Kompositionen der Nachkriegsmoderne
Organisch, fast gewachsen wirken die offenen orthogonalen Strukturen der späten Moderne. Die Raumbilder sind eher fließend, z.T, unklar, die Bezüge zu Straßen- oder Blockstrukturen sind nicht prägend. Gartenstrategie: Erweiterung der offenen Komposition um Gartenelemente die Halt, Orientierung und Struktur geben. Hecken, Pflanzstreifen und gerichtete Baumsetzungen spinnen die Gebäude in ein Gartengewebe ein. An Verteilpunkten entstehen Plätze und Gärten als Treffpunkte. Funktionsräume wie Parkplätze werden in die Struktur bewusst mit eingebunden, das Parken zwischen Wegelerstraße und Nußallee wird bei der Umstrukturierung auf den Norden des Ensembles beschränkt;

Feld 3: Die Blockstrukturen des 21. Jahrhunderts
Klare Randbebauungen hoher Dichte mit klar definierten „privaten“ Innen- und öffentlichen Straßenräumen; Gartenstrategie: Klare Differenzierung in Straßenräume mit hoher Aufenthaltsqualität und hohem Grünanteil (Bäume und Hecken) sowie Blockgärten mit sehr eigenständigen und thematisch auf den Block selbst bezogenen Gestaltbildern; Stadträume als gemeinsame Ebene Das Netz der „öffentlichen“ Räume der Straßen und Plätze wird als gemeinsame, verbindende Ebene interpretiert. Der Materialkanon und gestalterische Gesetzmäßigkeiten verbinden das Campusquartier sinnlich zu einer Einheit. Die Besonderheiten in Erschließung und Hierarchie werden dabei in einem differenzierten gestalterischen System herausgearbeitet.

Der Materialkanon
Der Materialkanon verknüpft dabei moderne und tradierte Materialien und hilft damit sowohl den historischen wie auch den neuen Gebäuden einen glaubwürdigen Rahmen zu vermitteln. Im Vordergrund steht dabei das Wechselspiel zwischen den flächigen Belägen aus groß- und mittelformatigen Betonplatten und eingelegten Funktionsstreifen aus gesägtem Granitpflaster (Format Kleinstein). Abhängig von Profil und Aufenthaltsfunktion werden die Straßenräume von geschnittenen Formgehölzen und Hecken unter den Straßenbäumen gegliedert und belebt. Die Straßenraumprofile

Der überwiegende Teil des Erschließungsnetzes steht im Zeichen des Fußgänger- und Fahrradverkehrs. Sie werden insofern als Mischverkehrsflächen auf einer Ebene interpretiert. Die Fahrradstellplätze werden in hohem Maße in den Straßenräumen untergebracht, dezentral und in der Nähe der Zielpunkte. Hierfür werden spezifische Profile entwickelt: in die flächenhaften Plattenbeläge werden baumbestandene Funktionsstreifen eingelegt, die sowohl die Bügelparker als auch das Leitsystem und Sitzplätze aufnehmen. Der Streifen ist gegliedert durch Hecken und Pflanzblöcke, die die Möblierung einbinden und den Straßenraum beleben.

Während die Erschließungsstraßen der untersten Ebene asymmetrisch mit einseitigen Baumreihen angelegt sind, werden die Dominanten symmetrisch mit zwei Baumreihen ausgebildet. Die befahrenen Straßenabschnitte (wie auch die Nußallee) weisen ein symmetrisch ausgebildetes Profil mit einem durchgängig gepflasterten Baumstreifen als Gliederungselement auf.

Der zentrale Platz
Der Platz an Mensa und Bibliothek wird als Teil eines verknüpfenden Raumbandes entwickelt. In Nord-Südrichtung entwickelt sich dabei typologisch die Folge Stadtgarten – Gartenplatz – Stadtplatz – (Sportplatz). Das Band weist dabei durchgängige Strukturen auf, abhängig von seiner Intensität und Nutzungsverteilung variiert es in seiner räumlichen Differenzierung und im Grünanteil. Der zentrale Bereich vor der Mensa wird dabei als offener steinerner Platz interpretiert, die Sitzplätze der Mensa ziehen sich (auch im Hinblick auf die Besonnung) weit in den Platz hinein. Nach Norden hin wird der Platz von einem Lese-Boskett gefasst: Die Bibliothek erhält eine Rahmung aus einer aufgelockerten vierzeiligen Eibenpflanzung (Höhe 1,00m), die mit Schirm-Amelanchiern überstellt ist. In vielfältigen Anordnungen nimmt die Struktur Sitzmöbel auf, die als Rückzugs- oder Kommunikationsraum genutzt werden. Dieses Motiv wird im Norden der Bibliothek als Rahmung einer offenen Liegewiese wieder aufgenommen und hier als Gartenelement gestaltet.

Im Süden der Mensa entsteht ein weiterer Sitzplatz, etwas legerer und wiederum mit Hecken gefasst, vielleicht die Aussenplätze des Mensa-Clubs. Die Anlieferung der Mensa wird als Streetball-Platz doppelt genutzt.

Verknüpfungsmotive
Mit dem Poppelsdorfer Schloss und dem Auftakt der Nußallee verfügt der Campus bereits über einen hervorragenden identitätsbildenden Zugang. Aber darüber hinaus bedürfen die Verknüpfungen und Gelenke einer sorgfältigen Betrachtung:

- Platz an der Endenicher Allee: Am Abschluss der zentralen Erschließungachse weitet sich der Raum zu einem Platz mit Blick auf das Mathematikum. Das Entrée wird flankiert von Seitenräumen mit geschnittenen Lindendächern.

- Anbindung Wegelerstraße: An der schwierigen Verschwenkung am Kreuzbergweg werden die Bewegungsachsen vor dem Praktikum Physik in einem Platzraum zusammengeflochten.

- Hot Spots: Die Gemeinschafts- und Kulturhäuser werden als Impulsgeber städtischen Lebens in Platzräume mit Gartenkammern eingebettet.

- Last but not least: Der Parkplatz wird als Ort des Ankommens thematisch angenommen und mit gefüllten Vogelkirschen frei bepflanzt. Die Taktung der Baumpflanzungen an der Erschließungsstraße ist abgestimmt auf die Eingänge in den Campus. Jede Straße erhält so ein Baumtor als Zugang.