modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 03/2011

Gedenkstätte Ahlem

3. Preis

BHBVT Gesellschaft von Architekten mbH Berlin: Haberer Vennes Jaeger

Architektur

Gerhards & Glücker

Architektur

BERNARD UND SATTLER Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Das Gebäude des ehemaligen Direktorenhauses ist das wichtigste Exponat der Dauerausstellung.
Dementsprechend möchten wir mit unserem Ausstellungsmobiliar möglichst behutsam auf die Raumhülle des Gebäudes reagieren und zugleich jedem Thema einen eigenen Ausdruck geben.
Deshalb haben wir bei der Bearbeitung des Wettbewerbs folgende Gestaltungsrichtlinien entwickelt:

KEIN DESIGN
Die formale Sprache unserer Ausstellungsmodule soll möglichst neutral sein.
Dennoch spüren wir aber auch, dass es nicht damit getan ist, ein klassisches museales Vokabular aus quaderförmigen Sockeln, Podesten und Vitrinen zu entwickeln, da diese in der Wahrnehmung der Besucher bedeuten, dass er sich in einem klassischen Museum befindet, tatsächlich aber an einem authentischen Ort des Verbrechens ist.

DIMENSION
Da die Räume sehr klein sind und zugleich nicht zugestellt werden sollen, haben wir versucht, die Ausstellungsmodule in ihren Dimensionen möglichst kompakt zu halten.

MODULARITÄT
Um die oben genannten Kriterien Neutralität des Ausdrucks und geringe Dimension, aber auch Flexibilität in der Zusammenstellung von Ding, Bild, Text und Audiovision, zu erfüllen, schlagen wir für die Dauerausstellung drei Module vor, die einem Systembaukasten gleich immer wieder neu zusammengesetzt werden können.

Modul 1 ist ein horizontaler oder vertikaler Rahmen. Um möglichst wenig vom Boden der Räume zu verdecken, steht dieser auf einem vierbeinigen Gestell und nicht auf einem Sockel. Die Gestelle werden untereinander verbunden, um Standsicherheit zu gewährleisten.
Der Rahmen kann je nach Inhalt und technischen Erfordernissen mit folgenden „Bausteinen“ gefüllt werden:
1 Vitrinenbaustein in unterschiedlichen Größen je nach Dimension des Exponats.
2 Texttafel- und Bildbaustein in unterschiedlichen Dimensionen je nach Textkategorie (Objekttext, Thementext, Raumtext) und Größe der Abbildung.
3 Medienbaustein als Hör- oder Sehstation mit Stromzuführung.
4 Lichtbaustein mit Stromzuführung.
5 Klimabaustein mit Stromzuführung.

Modul 2 ist ein Hocker. Modul 3 eine Arbeitsleuchte.

Je nach Thema können diese Module dann individuell und platzsparend zusammengestellt werden.
Das Erscheinungsbild der Module wird so durch Ihren Ausstellungsgegenstand, z.B. die Biographien, geformt.
Die formale Ausprägung des Mobiliars betont den Werkstattcharakter der Dauerausstellung.

RUNDGANG
Der Besucherrundgang beginnt im Dachgeschoss. Es dient als große Aussichtsplattform. Durch zwei große Panoramafenster hat der Besucher zum Auftakt des Rundgangs die Möglichkeit, das gesamte Gelände der ehemaligen Gartenbauschule zu überblicken. Hier befindet sich in der Mitte des Raums ein großes Modell, das ihm im Zusammenhang mit den Ausblicken eine Orientierung über den Ort gibt. Auf den umliegenden Wandflächen und den benachbarten Räumen wird die Geschichte des Lebens, Lernens und Arbeitens von 1897-1933 erzählt.

Im zweiten Obergeschoss und im ersten Obergeschoss befinden sich die übrigen Kapitel der Dauerausstellung.

Die räumliche Struktur der Ausstellungsebenen folgt dem Vorschlag der Kuratoren nach Berücksichtigung von Besucherprofil und Rezeptionsgeschwindigkeit:
Im Mittelteil der Geschosse ist die Dauerausstellung, im Ostteil der Gruppenraum und der Kommunikationsraum, im Anbau der Reflexionsraum.
Die unterschiedlichen Atmosphären der Räume ermöglichen Schülergruppen aber auch Individualbesuchern einen multiperspektivischen Zugang zum Thema, der dem jeweiligen Kenntnisstand und der Interessenslage des Besuchers entgegenkommt. Während die Dauerausstellung einen schnellen Überblick ermöglicht, erlauben die anderen Räume die vertiefende Erarbeitung eines Themas unter Anleitung eines Lehrers oder das vertiefende Studium zur Verfügung gestellter Literatur (Gruppenräume), die Diskussion der Themen in einer entspannten Atmosphäre (Kommunikationsraum) oder das Nachsinnen über das Gesehene und Gehörte (Reflexionsraum).

Im Untergeschoss befindet sich die Sonderausstellung.

MATERIAL UND KONSTRUKTION
Die Module sollen möglichst robust sein, da die Gedenkstätte ohne Aufsichtspersonal funktionieren muss.
Deshalb können wir uns eine Ausführung in gekantetem und pulverbeschichtetem Stahlblech sehr gut vorstellen.
Aber auch eine einfachere Ausführung in einem Holzwerkstoff ist denkbar.
Die Farbgebung sollte auch möglichst neutral sein. Deshalb schlagen wir hier einen mittel- bis dunkelgrauen RAL-Ton vor.
Die Stromzuführung zu Leuchten-, Medien- und Klimabausteinen erfolgt je nach räumlicher Gegebenheit über den Boden in einem möglichst flachen Kabelkanal aus Stahl oder über die Decke als abgependeltes Kabel oder als Rohr.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der monolithische Anbau in Weißbeton bildet einen spannenden Kontrast zur Direktorenvilla und formuliert auf dem Gelände einen neuen Platz, der die Beziehung zu dem Gelände der ehem. israelitischen Gartenbauschule stärkt. Positiv wird die Kompaktheit der anliegenden Freifläche einschl. Gedenkort und Laubhütte bewertet. Die Zuwegung erfolgt über das historische Tor und den authentischen Eingang der Direktorenvilla. Die Besucher werden so vor dem Ausstellungsbesuch auf das Gelände geführt. Dieses wird im Grundsatz sehr positiv bewertet; es ist jedoch zu befürchten, dass einzelne Besucher glauben, der Haupteingang befände sich im Neubauteil. Der Bestand wird in seiner Struktur minimal verändert und auch im Ausbau sehr reduziert auf seine Ursprünge zurückgeführt. Das Ausstellungssystem basiert auf einem Modulsystem, welches in seiner Gestaltung und Einsetzbarkeit starken Möbelcharakter aufweist und vielfältig eingesetzt werden kann. Die Raumgestaltung und das Modulsystem lassen jedoch befürchten, dass in der Ausstellung eine Gleichförmigkeit entsteht, die auf die thematischen Schwerpunkte nicht ausreichend reagiert. Vermisst wird auch eine räumliche Hierarchie und damit die Orientierung in den Ausstellungsbereichen. Sehr positiv wird das Konzept mit seiner "Werkstattatmosphäre" gesehen. Dies drückt sich in der Gestaltung und Möblierung aus. Die Grundrisse vermitteln jedoch den Eindruck, dass die gewünschte Differenzierung zum Schulalltag auf Grund der Möblierung mit Tischen und Stühlen nicht stark genug ist. Der Kostenaufwand im Innern liegt im unteren Bereich, der Neubauanteil im oberen.
Dauerausstellungsbereich - Dachgeschoss

Dauerausstellungsbereich - Dachgeschoss

Dauerausstellungsbereich - Dachgeschoss

Dauerausstellungsbereich - Dachgeschoss

Dauerausstellungsbereich

Dauerausstellungsbereich

Kommunikationsraum

Kommunikationsraum

Reflexionsraum

Reflexionsraum

Gedenkort

Gedenkort