modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

begrenzt offener städtebaulicher Realisierungswettbewerb nach GRW | 12/2004

Realisierungswettbewerb „Ortsmitte mit Diepoldsturm"

Sonderpreis

Peter W. Schmidt Architekten

Architektur

Bauer.Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

ORTSMITTE MIT DIEPOLDSTURM MÖNSHEIM




Deutlich spüren wir als Architekten die große Selbstverständlichkeit mit der im Laufe der Geschichte die öffentlichen Gebäude Rathaus, Kirche, Kelterei sowie die privaten Wohnhäuser und Gehöfte \'gesetzt\' wurden. Können Architekten heute noch mit ihrer akademischen Herangehensweise die Qualitäten dieser guten Mischung aus feinem Raumempfinden und gesundem Pragmatismus erzeugen? Weder eine elitäre Abstraktion noch das gewollt Malerische scheinen mögliche Antworten zu sein.
Das lebendige Zentrum der Gemeinde Mönsheim zwischen der historischen Kelterei und dem Fachwerkrathaus ist in schlüssiger Weise mit dem Bereich um den Diepoldsturm und dem Fachwerkgebinde des Rathauses durch den Kraftfahrzeugverkehr stark abgetrennte Gebiet westlich der Pforzheimer Straße zu verbinden.


Konstellation von Häusern

Unser Projekt schlägt eine Konstellation von Häusern vor, in der sich die einzelnen Baukörper mit ihrer Körnung und Positionierung sowohl mit der vorgefundenen Raumstruktur verzahnen, als auch in ihrem Binnenverhältnis eine spannungsreiche Komposition bilden. Die stadträumliche Figur schwankt in ihren Lesarten zwischen behutsamer Ergänzung und selbstbewußter Setzung.


Geflecht von Plätzen

Durch die Anordnung von drei Neubauten entsteht vor dem Keltergebäude die neue Drehscheibe der Ortsmitte Mönsheim. Verschiedene Nebenplätze, die den Maßstab der dörflichen Bebauungsstruktur respektieren, überlagern diesen zentralen Bereich.
Im Norden entsteht zwischen dem bestehenden und neuen Rathaus sowie der evangelischen Kirche eine markante Platzfigur. Eine neu geschaffene Bastion bildet eine Trennung zur stark befahrenen Pforzheimer Straße. Im Süden wird um den wuchtigen Diepoldsturm ein weiterer Platz geschaffen. Ein gedeckter Gang in Verlängerung des Neubaus eines Verwaltungsgebäudes für die örtlichen Bereiche und zwei Platanenhaine geben diesem Bereich die notwendige Einfassung. Im Westen wird die vorhandene Bebauung zum Grenzbach und dem baumbestandenen Hang des Tobels geöffnet. Ein länglicher Baukörper bildet mit den Bestandsgebäuden eine U-förmige Platzsituation vis-à-vis der ehemaligen Kelterei. Mit dieser Baukörperstellung wird der gewünschte \'Sprung über die Straße\' räumlich gefaßt und zudem durch die Öffnung zum Tobel erweitert. Im Osten des Planungsgebietes fassen drei neu gesetzte Baukörper einen intimen Wohnhof.


Unverrückbare Häuser

Die allgemeinen Parameter Höhenentwicklung, Geschoßteilung und Dachformen orientieren sich an der Nachbarbebauung. Lediglich das neue Rathaus wird durch sein Flachdach als Gebäude mit besonderer Bedeutung herausgehoben und zu dem zeichenhaften Diepoldsturm in Beziehung gesetzt.
In Analogie zum Turm werden die Neubauten des Rathauses und der Sparkasse mit aufgemauerten Natursteinfassaden ausgeführt und erhalten somit das Gewicht und die Würde von öffentlichen Gebäuden. Der längliche Baukörper westlich der Pforzheimer Straße wird als Pendant zur historischen Kelter als Putzbau ausgebildet. Die solide und ortstypische Materialität gibt den Häusern den Ausdruck des Unverrückbaren.




Differenzierte Freiflächen

Die einzelnen Platz- und Straßenräume erfahren jeweils eine spezifische Gestaltung. Im Bereich der Pforzheimer Straße bindet ein von Hauskante zu Hauskante durchgehender Pflasterbelag die Neubauten zu einer Einheit zusammen. Beiläufig werden die beiden Straßenseiten in eine engere Beziehung zueinander gesetzt.
Ein steinerner Platz am neuen Rathaus, geometrisch geschnittene Platanenhaine am Diepoldsturm sowie ein naturnaher gestalteter Wohnhof im östlichen Planungsgebiet formulieren differenzierte Freiflächen.


Verkehr

Wir schlagen vor, den Bereich der Pforzheimer Straße als Tempo 30-Zone zu definieren, um die Verkehrsbelastung erträglicher zu gestalten.
Eine funktionalistische Trennung zwischen Pkw- und Fußgängerverkehr wird im Bereich der Ortsmitte vermieden. Analog zu italienischen Stadtplätzen ist die Ortsmitte für den Pkw-Verkehr frei. Einzelne Bereiche werden durch eine feine Differenzierung in der Pflasterung als Parkbereiche ausgewiesen. Die Gemeinde macht bereits heute mit dieser Handhabung wohltuende Erfahrung. Westlich der Pforzheimer Straße kann in einem größeren Bereich unter Bäumen geparkt werden. Im erhöhten Basement der Wohnbebauung an der Leonberger Straße können die erforderlichen Stellplätze der Wohnungen angeordnet werden.


Umnutzungen

Neben den geplanten Neubauten, sind auch bestehende Gebäude einer neuen Nutzung zuzuführen. Das \'alte\' Rathaus als historischer Stadtbaustein mit seiner Architektur von hohem Identifikationswert ließe sich als Heimatmuseum nutzen, wobei der Bau selbst schon ein Stück Heimat ist. Auch die Nutzung für die Vereine ist sehr gut vorstellbar.
Der Diepoldsturm wird von allen Seiten zugänglich gemacht. Als Artefakt einer anderen Zeit behauptet er seine besondere Bedeutung für die Ortsmitte auch ohne programmatisch aufgeladen zu werden. Er sollte jedoch als Aussichtsturm begehbar sein, um eine neue Sicht auf die reizvolle Topographie der Umgebung Mönsheims zu gewinnen.


Schrittweises Weiterbauen

Das Projekt versteht sich als eine Anleitung zum etappenweisen Weiterbauen. In einer ersten Phase kann das neue Bankgebäude errichtet werden. Das bestehende Bankgebäude weicht einer großzügigen Freifläche. Später können das \'neue\' Rathaus und das Dienstleistungsgebäude westlich der Pforzheimer Straße folgen. Zeitlich unabhängig hiervon läßt sich die Wohnbebauung an der Leonberger Straße realisieren.
Insgesamt zielt das Projekt nicht auf eine Utopie für Übermorgen, sondern auf die schrittweise Aufwertung der heutigen Situation.



PETER W. SCHMIDT ARCHITEKT BDA
Ausschnitt Lageplan

Ausschnitt Lageplan

Ausschnitt Lageplan

Ausschnitt Lageplan