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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2011

Neubau der Grundschule Nord in Bremervörde

2. Preis

Preisgeld: 5.000 EUR

Wacker Zeiger Architekten

Architektur

Erläuterungstext


Spannung zwischen pädagogischen Vorgaben, ökologischen Ansprüchen und wirtschaftlichem Rahmen

Dem Auslober ist bewusst, so hat es sich zumindest während des Rückfragenkolloquiums dargestellt, dass die vorgenannten Aspekte der Auslobung in einer gewissen Spannung - um nicht zu sagen: in einem Widerspruch - zueinander stehen. Auch wenn an dieser Stelle - rhetorisch - die Kreativität des Architekten angesprochen worden ist, wird kein Realist daran glauben, dass sich ein solcher Widerspruch durch Kreativität auflösen lässt. Der Architekt ist vielmehr in der unangenehmen Lage, sich für und gleichzeitig gegen etwas entscheiden zu müssen. Wir haben uns für den "holländischen" Weg entschieden: alle Träume finden in der Bezahlbarkeit ihre Grenzen. Insofern bleiben wichtige Anforderungen unbefriedigt. Die Programmflächen sind unterschritten. Die Nebenflächen sind minimiert. Die gewünschte Vieleckigkeit ist einer kompakteren Recktwinkligkeit gewichen. Auch wenn sich - geometrisch - Herford nicht in Bremervörde wiederholt, sind wir der Überzeugung, dass die pädagogischen Ansätze vom Lernen in einer gemeinsamen Mitte und einer individuellen Peripherie im vorliegenden Entwurf umsetztbar sind.


Ökologische Aspekte

Wenn im ersten Abschnitt im Hinblick auf die pädagogischen Vorstellungen ein Kompromiss zugemutet worden ist, dann gilt das bezüglich des ökologischen Anforderungsprofils gleichermaßen. Die Anlage ist konzeptbedingt semikompakt. Die gewünschten vielseitigen Bezüge vergrößern die Hüllfläche. Dieses Malus ist nicht abzuschütteln - auch wenn die Fassaden und Dächer hervorragend gedämmt, Wärmebrücken minimiert, ökologisch vertretbare Materialien und regenerative Energieträger zum Einsatz gebracht werden - siehe auch gesonderte Ausführungen zum Energiekonzept.


Wirtschaftlicher Rahmen

Der gesetzte wirtschaftliche Rahmen ist sportlich. Pro Quadratmeter Nutzfläche stehen (bezogen auf den vorliegenden Wettbewerbsentwurf) netto ca. 1.250 € Baukosten zur Verfügung. Das kann schief gehen. Es zeigt sich, dass selbst bei schlanker Herangehensweise nicht gewährleistet werden kann, dass das Budget auskömmlich ist.


Baukörperliches Konzept

Der Wettbewerbsbeitrag entwickelt die Anlage aus vier Häusern und sieht deren Zwischenraum (Eingang, Forum, Mensa) als einen überdachten Dorfplatz. Die nördlichen Häuser sind in ihrer Höhenlage einen halben Meter gegenüber den südlichen versetzt. Das bringt eine feine Differenzierung in den Grundriss des zentralen Bereiches, ohne dass Barrieren aufgebaut würden (die "Rampe" hat ein Gefälle wie ein Bürgersteig zur Straße).
Im Unterschied zu den drei eingeschossigen Lernhäusern hat das nordwestliche Haus zwei Ebenen. Die Turnhalle liegt im Obergeschoss; zusätzlich gibt es zwei rucksackartige Umkleideebenen.
Bemerkung am Rande: gerne hätten wir die Turnhalle in die Erde versenkt - wegen der Gundwasserverhältnisse haben wir diese Idee jedoch nicht weiter verfolgt.


Funktionale Aspekte

Erschlossen wird die Schule von Süden. Landschaftsräumlich bildet der alte Feldweg die "Dorfplatz-Achse". Ein zweiter Zugang von der Straße "Am Seniorenheim" schafft eine separate Turnhallenerschließung.
In der Gesamtanlage bilden Foyer, Forum, Mensa und Mehrzweckraum die Mitte. Die Lernhäuser sind nach dem gleichen Prinzip aufgebaut. Hier zentriert sich der Grundriss über den Selbstlernraum, der über ein Sheddach belichtet ist. In den Klassen wiederum entwickeln sich Mitte und Peripherie über die Möblierung - hier werden verfahrbare Regalunterschränke zonierend zum Einsatz gebracht.


Architektonisches Konzept, Konstruktion, Material und Farbe

Die Baukörper stellen sich als weiße, scharfkantige Kuben mit einer differenzierten Fassadengliederung dar. Die Lernhäuser sind als Holzelementkonstruktionen mit einer wdvs-ähnlichen Fassade konzipiert. Anstelle des Verbundsystems kommt eine hinterlüftete Putzträgerplatte ( recyceltes Glas) zum Einsatz. Das vierte Haus (Turnhalle, Sonderräume) hat die gleiche Fassade. Die Tragschicht besteht hier aus gedämmten Porenziegel bzw. -betonsteinen.
Die Rahmen der dreifach verglasten Fenster sind anthrazitfarben lackiert. Die Dächer sind als Flachdächer (mit Gefälledämmung 3%) konzipiert.
Im Inneren werden die Häuser durch weiße Wände dominiert. In den Lernhäusern bilden die Wände der Flur- und Selbstlernzonen farbliche Akzente. Deckenhohe Raumöffnungen schaffen den Übergang zu den einzelnen Klassenräumen. Hier sind die Brettschichtholzdecken mit Akustikelementen abgehängt. Der Zwischenraum kann für Installationen (auch Lüftungskanäle) genutzt werden. Die Fußböden präsentieren sich in dunklem Linoleum.
Im nordwestlichen Haus besteht die statische Geschossdecke aus Stahlbeton. Der Musikraum erhält eine hölzerne Auskleidung, während der Werkraum eine absorbierende Innenschale ("Sauerkrautplatten") bekommt.


Außenraum

Der Außenraum wird weiterhin durch den vorhandenen Baumbestand geprägt. Der Baukörper ist so positioniert, dass weitgehend alle Bäume erhalten werden können.
Den Zuweg von Süden flankiert eine hölzerne Balustrade. Dahinter schafft eine neue Baumreihe die Abschirmung zum benachbarten Wohngrundstück.
Im Nordwesten ergibt sich zwischen Bauwerk und anschließendem Gelände ein Versatz, der als Wirtschafts- und Werkhof genutzt werden kann. In den 1,5 m hohen Versatz werden Müll- und Gerätegelasse integriert.
Um die Lernhäuser herum ist ein Gartenbereich vom übrigen Schulgelände durch Heckenkörper differenziert. Das übrige Schulgelände wird mehr als Landschaftsfläche, denn als versiegelter Schulhof verstanden.
Lageplan

Lageplan

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Ansicht West

Ansicht West

Schnitt

Schnitt