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Sonstiges Vergabeverfahren | 02/2011

Freianlagen Europäisches Energieforum (EUREF)

2. Rang

SINAI Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH

Landschaftsarchitektur

Jens Gehrcken - visualisierung+architekturfotografie

Visualisierung

Erläuterungstext

Mitarbeit:
Sebastian Exner, Frederike Müller, Maja Neumann, Christoph Schimetzky,
Maja van der Laan

Visualisierung:
Jens Gehrcken, Berlin

less aesthetics more ethics?
ethics & aesthetics.

Die Auseinandersetzung mit den Fragen unserer künftigen Energieversorgung hat bei allen Wirtschaftsinteressen eine deutlich ethische Komponente. Rohstoffknappheit und Klimawandel sind regionen- und generationenübergreifende Herausforderungen, die nicht zuerst für uns selbst sondern für die Zukunft angegangen werden. Dasselbe gilt für die Prinzipien des nachhaltigen Städtebaus, wie sie in besonderem Maß für das neue Quartier am Gasometer gelten sollen.

Behindern sich Ethik und Schönheit? Der Slogan der ArchitekturBiennale ist 10 Jahre alt, aber gewisse Animositäten sind auf planerischen Feldern immer noch spürbar. Wir sind immer noch dabei, für die Ethik der Nachhaltigkeit einen ästhetischen Ausdruck zu finden.
Als nachhaltig wird dabei verstanden, was umweltgerecht, dauerhaft, zukunftsfähig und wirtschaftlich tragfähig ist. Die ästhetische Herausforderung besteht auch darin, einen glaubwürdigen Ausdruck für das Großstädtische zu finden. Die spezifische Aufgabe ist es, das Themenfeld „Energie“ auch mit seinem Bezug zum historischen Standort des Gaswerks aufzugreifen.

Nachhaltigkeit

Die gerade in Berlin gut etablierte Gleichung Urbaner Raum = Steinerner Raum wird auf den Prüfstand gestellt. Wieviel Grün verträgt ein städtischer Raum?
Die Auseinandersetzung mit dem Grün hat in der nachhaltigen Stadt einen neu definierten Stellenwert:
Im Hinblick auf die ökologischen Funktionen des Wasserhaushaltes und im Hinblick auf das Stadtklima, die Verdunstungskälte durch pflanzliche Transpiration.
Das Verhältnis zwischen befestigten und offenen Flächen wird in einem ersten Schritt definiert: es erfolgt eine bewusste Konzentration des steinern-urbanen.

EUREF – Wissens-campus

Der Freiraum spiegelt das wider, was auf diesem Gelände unter dem Namen EUREF stattfindet: ein Energie-Dialog zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik.
Das Gelände wird entwickelt nach den Prinzipien des Neuen Europäischen Campus, nach denen Stadt und Campus interagieren.
Der Wissenscampus ist gemeinsame Oberfläche verschiedener Nutzer und Nutzungen mit unterschiedlichen Ansprüchen an den Freiraum. So entsteht ein vielfältiges Freiraumsystem auf komprimiertem Raum.

Urbane Kernzone
- städtische, belebte Kernzone des EUREF
- aktive Nutzungen, Begegnungen, Dialog,
Freisetzung von Synergie-Effekten
- hohe Nutzungsdichte, hoher Versiegelungsgrad
Firmengärten
- funktionale Fugen
- personalisierte Nutzungen und e-mobility
- e-Tankstelle, Segway-Ausleihe, Fahrradständer
- dichte, dienende Nutzungen

Gräserfeld
- extensiver Rückzugsraum
- passive Nutzungen, Ruhe, Kontemplation
- optischer Rahmen für den Speicher
- geringe Nutzungsdichte

Gemeinsame Oberfläche

Der Wissenscampus bietet den angesiedelten Nutzern eine gemeinsame Oberfläche, die auch im Freiraum wahrnehmbar ist. Der Standort wird als Marke stark gemacht.
Neben einer einheitlichen Formen- und Materialsprache dient die Leitfarbe ROT als Identitätsstifter. Diese wird sparsam, aber prägnant eingesetzt und ist sowohl tagsüber als auch nachts wahrnehmbar.

Das Element Wasser – vernetzte Systeme

Im Hinblick auf den Klimawandel werden extreme Niederschlagsereignisse wahrscheinlicher. Flexibilität und hohe Rückstaureserven sind die Erfordernisse an die Regenwasserbewirtschaftung.
Das Regenwasser wird genutzt für den Betrieb eines flachen Wasserbeckens zwischen öffentlichem und nichtöffentlichem Bereich. Es dient umgekehrt als Wasserspeicher und als Verdunster. Ein integriertes Schilffeld dient als Reinigungseinheit.
Versickert werden die Niederschlagswasser flächenhaft in den Gräserfeldern am Gasometer.

Das Element Licht – autarke Systeme


Die Lichtinszenierungen erfolgen über sich selbst versorgende Systeme. Die Leitfarbe ROT verwandelt das EUREF-Gelände nachts in ein „glühendes Meer“.
Das Wasserbecken glüht tiefrot und der zentrale Platz erhält durch rotscheinende Linien im Boden leuchtende Akzente. Das Licht wird in Solarzellen erzeugt, die in den Bändern integriert sind und kleine LED-Leuchten speisen.

Das Element Stein

Ein einheitlicher, richtungsloser Flächenbelag fasst die Raumfigur unaufdringlich zusammen. Der zentrale Platz am Forum wird als Band herausgearbeitet, der die historischen Bauten zusammenfasst und als Gehfläche definiert. Das gesamte Forum wird als verkehrsberuhigter Bereich / Mischverkehrsfläche aufgefasst. Eine gewisse Verkehrsführung wird durch den Belagswechsel und die Anordnung der Entwässerungsrinnen angestrebt.
Für die Gestaltung der Bodenflächen werden unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten positiv bewertete Beläge vorgeschlagen:

- Asphalt für den Flächenbelag. Im Hinblick auf den Reflektionsgrad mit hellen
Zuschlagstoffen, die nochmals durch Schleifen aufgehellt werden;
- Pflasterbeläge auf dem zentralen Band unter Wiederverwendung des vorhandenen Materials (Kombination mit Neumaterial Platte);
- Rasenschotter für die wenig beanspruchten Garten- und Randwege sowie Feuerwehrflächen

Das Element Pflanze

Die Flächenkonturen der Grünflächen folgen dem städtebaulichen Gerüst, unterstützen es und schaffen atmosphärische Qualitäten.
Bestimmendes Motiv des Quartiers sind die Gräsergärten. Als breiter Saum im Osten und als großzügige Pflanzschollen werden sie Teil der stadträumlichen Komposition. Die hüfthohen Pflanzungen sind durch Rasenwege gegliedert und erschlossen. Miscanthus ist eine hocheffiziente Energiepflanze, gleichzeitig gibt es eine Vielzzahl gärtnerischer Sorten. Sie steht als Symbolpflanze für vegetative regenerative Energien.
Im Hinblick auf die Nachhaltigkeit ist die Pflanzung den üblichen Rasenflächen bei weitem überlegen.
Die Mitte des Quartiers ist geprägt von einem Band mit Amelanchier-Hochstämmen, ein Kleinbaum mit leuchtend roter Herbstfärbung.
Die grünen Zwischenräume der Firmenblöcke erhalten eine übergreifende Erschließungsstruktur.
Die Vegetationsflächen selbst werden von den Firmen als Corporate Gardens entwickelt.
Zur S-Bahn verbirgt eine Hecke den notwendigen Zaun. Die geschützten Pappeln und Linden werden erhalten.