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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2011

Stadtraum Bayerischer Bahnhof

2. Preis

Preisgeld: 12.000 EUR

Machleidt GmbH

Architektur

SINAI Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH

Landschaftsarchitektur

Mola + Winkelmüller Architekten GmbH BDA

Architektur

Erläuterungstext

Mitarbeit:
Dipl. Ing. Carsten Maerz, Dipl. Ing. Kristin Noack, Dipl. Ing. Benjamin Wille

Visualisierung:
Jens Gehrcken, Berlin

NEUE STADTPASSAGE

STÄDTEBAU
Der neue Stadtteilpark bildet das freiräumliche Rückgrat des Ortes und tritt somit an die Stelle des vergessenen Stadtraumes des Bahngeländes zwischen den Stadtteilen. Er wird zum Verbindungsraum, negiert aber nicht die stadträumliche Fuge die diese innerstädtische Landschaft darstellt. Insofern stellt sich die Frage wie sich die Stadt zu dieser Fuge verhält.
Stadträumlich betrachtet wird nicht die Vereinheitlichung der gründerzeitliche Südvorstadt und der sozialistischen Wohnbebauung an der Straße des 18. Oktober angestrebt, sondern diese als eigenständige, sehr unterschiedliche Stadtteile mit eigenem, stark ausgeprägten Charakteren anerkannt und jeweils morphologisch fortgeschrieben und typologisch neu interpretiert. Somit werden differenzierte Stadtkanten geschaffen, welche es ermöglichen in Zukunft die alten und neuen Quartiere zum gemeinsamen Stadtteilpark zu orientieren.

BAYERISCHER BAHNHOF - BAHNFLÄCHEN
Das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude wird im östlichen Flügel rekonstruiert und mit einem kompakten Gebäudekomplex ergänzt. Dieser vermittelt zwischen dem solitären Baukörper des Bayerischen Bahnhofs und der Hauptrichtung der Wohnbebauung an der Straße am 18. Oktober. Auf der Westseite erhält der Bahnhofsvorplatz durch die vorgeschlagene Quartiersarrondierung eine neue bauliche Kante im Westen und somit seine klare Fassung als Entree zum Stadtteilpark.
Die schmalen Randbereiche des ehemaligen Bahngeländes werden aus der Symmetrie und Ausrichtung des Bahnhofsgebäudes und der Gleise zu linearen, teils offenen, teils geschlossenen Raumsequenzen entwickelt und eng mit den bestehenden Stadtquartieren vernetzt. Beiderseits der Bahn gelegen bilden diese Strukturen gemeinsam mit den Bahnrelikten eine halbdurchlässige Stadtkulisse, welche die räumliche Klammer zwischen den beiden eigenständigen Stadtteilen bildet. Den südlichen Endpunkt dieser baulichen Spange markiert der ehemalige Lokschuppen.

WESTSEITE - SÜDVORSTADT
Die charakteristische Gründerzeitbebauung der Südvorstadt wird in ihrer Morphologie aufgenommen und bis zum Stadtteilpark fortgeführt. Dieser weitet sich im Bereich der Arndtstraße und verjüngt sich zur Semmelweisbrücke. Die Stadtkante macht somit die in der Südvorstadt immer wieder in Nord-Süd-Richtung auftretenden Abweichungen vom überwiegend orthogonalen Stadtgrundriss zum Thema und formuliert zum Stadtpark hin einen klaren aber spannungsvollen räumlichen Abschluss der Südvorstadt.
Durch die Aufnahme und Weiterführung aller in Ost-West-Richtung verlaufenden Straßen wird die Stadterweiterung eng mit dem bestehenden Quartier vernetzt und dieses aus der Tiefe des Raumes bis an den Stadtteilpark herangeführt. Die aus südlicher Richtung ankommenden Straßen werden ebenfalls aufgenommen und in das neue Stadtquartier hineingeführt, wodurch auch eine direkte Verbindung zur Media-City entsteht.
Der dreieckige Platz zwischen der Schenkendorfstraße, Lößniger Straße und Kohlenstraße wird nach Osten baulich komplettiert und als neuer Quartiersplatz angelegt.
Die vorgeschlagenen Baustrukturen schaffen nach außen eine klare Kante zum öffentlichen Raum und formulieren im Inneren geschützte, halböffentliche Wohnhöfe. Durch das gezielte Aufbrechen und Abwickeln der Typologien entstehen zum einen, insbesondere zum Park, reizvolle Blickbeziehungen, zum anderen werden im Inneren halböffentliche Räume geschaffen, welche den Maßstab der Nachbarschaft wählen und die Entwicklung neuer, besonderer städtischen Wohnformen ermöglichen.
Diese bestehen aus Stadthäusern mit kleinem Freiraumanteil, Stadthäusern ohne Freiraumanteil, gestapelten Reihenhäusern, Reihenhäusern und höherwertigen Geschosswohnungen. Die Gebäude nehmen dabei die Traufhöhe der Bestandsgebäude auf und liegen als lagernder Stadtkörper davor.
Die Nutzung der Gebäude besteht überwiegend aus Wohnen, an besonderen Orten, wie dem neuen Quartiersplatz, im Bereich der Körner-/Kohlenstraße und an der Kurt-Eisner-Straße sind in den Erdgeschosszonen publikumsfrequentierte Nutzungen wie beispielsweise Läden oder Gastronomie vorgesehen.
Die Schule befindet sich direkt an der Kurt-Eisner-Straße, in der Nähe des S-Bahnhaltepunkts und orientiert sich mit ihrem Haupteingang nach Westen zur Südvorstadt. Die erste Kita befindet sich im unmittelbar westlich angrenzenden Baufeld.
Im nördlichen Teil, zwischen Bayerischem Bahnhof und Körnerstraße, wird die bestehende Baustruktur nachverdichtet und durch eine vorgelagerte Reihe aus solitären Punkthäusern ergänzt, die die Firsthöhe des Bestandes aufnehmen. Diese können gemischt, mit vorzugsweise Wohnen in den oberen Etagen, genutzt werden.

WESTSEITE - MEDIA-CITY
Die solitären Großstrukturen der Media-City werden durch die neuen Baufelder in die gründerzeitliche Morphologie der Südvorstadt eingebunden. Die Höhe der Gebäude orientiert sich dabei an den Bestandsgebäuden der gründerzeitlichen Südvorstadt, und wird durch den bestehenden Hochpunkt überlagert.
Die ergänzten Bauten formulieren einerseits gemeinsam mit dem Bestand im Zentrum ein gemeinsames, offenes Forum, andererseits definieren sie nach Außen einen klaren räumlichen Abschluss zur Kurt-Eisner-Straße und zum Bahndamm.
Die entwickelten Typologien gehen von einer mittelfristigen Erweiterung der Media-City mit Studios etc. oder der Anlagerung von nutzungsaffinem Gewerbe aus.

OSTSEITE - WOHNBEBAUUNG AN DER STRAßE DES 18. OKTOBER
Die aus der Ära der sozialistisch geprägten 60er- und 70er-Jahren stammende Stadtlandschaft, bestehend aus solitären Punkt- und Zeilenhochäusern sowie flachen Sonderbauten, im Umfeld der Straße am 18. Oktober, wird entlang des Bahnkörpers in Form von Hochpunkten und im Bereich der ehemaligen Gurkenfabrik von Wohnriegeln thematisch aufgegriffen. Als Teil der baulichen Spange Bayerischer Bahnhof - Lokschuppen treten diese Gebäude durch ihre orthogonale Ausrichtung in Korrespondenz zu den neuen Punkthäusern vor der Südstadt. Die Hochpunkte haben die gleiche Höhe wie die Punkthäuser vor der Südvorstadt, die Wohnriegel an der Gurkenfabrik orientieren sich an den bestehenden Hochhäusern der Wohnbebauung der Straße am 18. Oktober und haben somit zwischen sieben und zwölf Geschossen.
Die vorgesehene Nutzung der Hochpunkte ist überwiegend Wohnen, sowie die Ergänzung durch die zweite Kita.
Da die Bebauung der Ostseite relativ nah an den Trog heranreicht, liegt die besondere Qualität des Wohnens hier im Wesentlichen im weiten Blick über die Freiräume etwa bis zum Völkerschlachtdenkmal.