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Offener Wettbewerb | 03/2011

19. DGGL-Förderpreis Ulrich Wolf "Gartenhöfe für Bauherrengemeinschaften" - Neue Hamburger Terrassen

Engere Wahl

Katharina Bentien

Student*in Landschaftsarchitektur

Heyden Freitag

Student*in Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Erläuterungstext – farbfernsehen

Das Konzept „farbfernsehen“ ist ein farbig blühendes Band, das alle drei Gartenhöfe miteinander verbindet. Die Pflanze als dynamisches Gestaltungsmittel steht im Mittelpunkt des Entwurfs, der Gemeinschaftlichkeit, Fernwirkung und Identität vermittelt. Pflanzstreifen mit unterschiedlichen Höhen wurden auf dem Band ähnlich wie bei dem Aufbau eines Bühnenbildes kulissenartig eingeschoben und bilden somit die Rauminstallation. Stein gefüllte Gabionen dienen als fest installierte Raumelemente, die verschiedene Sichtfenster in die Umgebung inszenieren und fokussieren. Die Gesamtgestaltung der Gartenhöfe verschmilzt in der Fernsicht mit der angrenzenden Umgebung, dem Landschaftspark der IGS Wasserwelten. Durch den Lauf der Jahreszeiten ergibt sich ein immer anderes Gartenbild – eine lebendige Kulisse für das gemeinschaftliche Leben.

Jeder Gartenhof besitzt eine gemeinschaftliche, 130qm große Rasenfläche, die den farbigen Pflanzstreifen vorgelagert ist. Sie wurde bewusst von Stauden und Gehölzen freigehalten, um flexible, individuelle Nutzungen der Anwohner räumlich nicht einzuschränken. Jede angrenzende Wohneinheit besitzt eine private, 30cm höher gelegene, eingefasste Buchenholzterrasse, mit Phyllostachys nigra (Bambus) als Sichtschutz zum Nachbarn abgegrenzt, die durch ihre Materialität mit der Wohnhausfassade harmoniert. Geplante Pflanzbeete, die in der Rahmenfassung der Terrasse integriert sind, bieten Platz für individuelle Blumen- oder Kräuterpflanzungen.

Der Quartiersplatz wurde als eine Art grüne Oase gestaltet. Ein Holzdeck dient als Rahmen für den 0,45m tieferen Senkgarten und bietet Platz für besipielsweise gemeinschaftliche Grillfeste. Der Senkgarten wird durch einen locker gepflanzten Birkenhain und einem grünen Teppich aus Festuca gautieri bestimmt. Durch die eingesenkte Lage dieses Platzes lädt er ein, seine Hängematte zwischen die weißen Stämme zu spannen und in aller Ruhe zu verweilen.


Raumwirkung

Die einzelnen Gartenhöfe bilden halbgschlossene Einheiten, die durch das Pflanzband im Betonsteinplattenbereich miteinander verbunden werden. Durch die dunkle Farbigkeit der Wohnhausfassade und Terrasse im Vordergrund und der hellen Platten zwischen der Staudenpflanzung im Hintergrund gewinnt der Gartenhof an räumlicher Tiefe. Durch die differenzierte Staffelung der Wuchshöhen der verschiedenen Stauden entsteht für den Betrachter perspektivisch das Bild eines prachtvollen Blütenmeers. Die frei wachsende Hecke als Rückwand hat die Aufgabe des Raumabschlusses. Feine Blatttexturen und nicht allzu auffällige Farben und Formen schaffen eine ruhige Leinwand für die aufwachsenden Farben.

Durch die geometrische Ordnung der Pflanzstreifen werden ablesbare Raum- und Flächenstrukturen geschaffen, in denen sich der Betrachter/Nutzer orientieren kann.

Vegetation

Die freiwachsende, blühende Hecke besteht überwiegend aus heimischen Sträuchern und punktuell eingestreuten Gehölzen (s. Pflanztabelle, Blatt 2). Diese bieten einen ökologischen Mehrwert für die Flora und Fauna. Die Obstgehölze dienen mit ihren Beeren, Früchten, Blüten und Blättern als Nahrungsquelle für Vögel, Insekten und Säugetiere, die die Gartenhöfe über das ganze Jahr natürlich beleben. Die verwendeten Pflanzen wurden nach Blühaspekten ausgewählt, die über das ganze Jahr verteilt sind (s. Pflanztabelle, Blatt 2). Geophyten, die aus den Bodendeckerstreifen emporwachsen, bilden den farbigen Auftakt im Frühling, die dann von kräftig blühenden Stauden bis in den Herbst hinein abgelöst werden. Der Winteraspekt besticht durch die schneebedeckten Strukturen der vertikalen, ausgedienten Blütenstände der Gräser und Stauden. Die mit Substrat gefüllten Steingabionen, mit den Maßen 4mx0,5mx3m, sind mit Pflanzen aus Steinlagen, die mit sehr wenig Substrat auskommen, vertikal und horizontal bepflanzt. Als Besonderheit ist zu erwähnen, dass sich alle Stauden ideal als Schnittblumen eignen.

Farbauswahl

Das Pflanzband deckt mit seinen kräftigen Farben das gesamte Farbspektrum ab. Jedem Gartenhof wurde ein individueller Zweiklang aus vier, bzw. drei Leitstauden zugeordnet. Begleitend wurden vorwiegend grüne Blattschmucktauden und Bodendecker gesetzt, um die Farbwirkungen zu unterstützen und zu verstärken. Gartenhof A erblüht überwiegend in Blau und Weiß, Gartenhof B in Gelb und Magenta und schließlich Gartenhof C in Lila und Magenta. Die Geophyten ordnen sich in ihrer Farbigkeit den zugehörigen Gartenhöfen unter und leiten somit die Farben im Frühling ein. Die Heckenpflanzung besticht zu dieser Zeit durch ein dichtes, weißes Blütenmeer. Im Herbst entfaltet sich ein prächtiger orangeroter Hintergrund.

Pflegekonzept

Bei der Staudenverwendung wurde darauf wertgelegt, dass die Pflege der Flächen sehr extensiv ist. Jeder Gartenhofbewohner soll in der Lage sein, die Beete auf einfachste und schnellste Weise nachhaltig pflegen zu können. Dies wird durch das Pflanzkonzept einer Monopflanzung gewährleistet, bei der ein reduziertes Artenspektrum zum Einsatz kommt. Da die eingebrachten Arten nicht aufwendig und kompliziert innerhalb eines Streifen gemischt auftreten, ist der Pflegeaufwand für jeden einzelnen Streifen offensichtlich. Zusätzlich können durch den natürlichen Dichtstand dieser Pflanzungen Unkräuter sehr schlecht aufkommen, wodurch die Pflege seltener durchgeführt werden muss. Vertrocknete und verwelkte Blütenstände werden einmal jährlich, meist im Frühjahr, zurückgeschnitten.

Material

Die verwendeten Materialen des Entwurfs orientieren sich an denen der Umgebung. Holz, Stahlgitter, Beton- und Granitstein sind die hauptsächlich verwendeten Materialien. Durch diese reduzierte Auswahl wurde versucht den Herstellungspreis so gering wie möglich zu gestalten. Insgesamt haben alle Werkstoffe einen sehr natürlichen Charakter, der die Schönheit der Gartenhöfe unterstreicht.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Entwurfsidee für die Gartenhöfe basiert auf einer klaren Zuordnung und
Staffelung der an die Gebäude angrenzenden Freiflächen. Die Privatheit auf den
Terrassen wird durch gleichbreite Buchenhecken ermöglicht. Eine multifunktional
nutzbare Rasenfläche steht als gemeinsam nutzbare Fläche zu Verfügung.
Die nächste Stufe der weiteren Öffentlichkeit wird durch einen breiten Plattenweg
gebildet, unterbrochen durch Pergolen und längs gegliederte farblich gestaltete
Staudenbeete, die das Thema des Entwurfs ‚Farbfernsehen‘ umsetzen. Dieses
Element wird als besonders interessant bewertet, da es eine Verbindung zwischen
den Gartenhöfen ermöglicht und gleichzeitig den Titel witzig umsetzt. Die
Schlichtheit der privaten Bereiche erhält durch dieses Element einen
entsprechenden Gegenpunkt und das gärtnerische Thema ist in sinnvollen Einheiten
erfüllt.
Der Übergang zur vollständigen Öffentlichkeit im Park wird durch
Sichtschutzelemente dezent abgewickelt und zeigt die Sensibilität des Entwurfs für
die verschiedenen Öffentlichkeitsgrade.
Der Entwurf wird für seine stringente Abwicklung und Schlichtheit gewürdigt.
Geschätzt wird die Flexibilität, die den Bewohnern bleibt, Funktionen zuzuordnen
oder Verantwortung zu übernehmen.
Der Quartiersplatz mit dem Senkgarten hingegen wird kritisch in der Umsetzbarkeit
und Funktion für die Nachbarschaft gesehen.
Perspektive

Perspektive

Blatt 1 Entwurfsplan M100 Blühkalender

Blatt 1 Entwurfsplan M100 Blühkalender

Blatt 2 Entwurfsplan M500 Schnitte M200 Pflanztabelle

Blatt 2 Entwurfsplan M500 Schnitte M200 Pflanztabelle