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Offener Wettbewerb | 03/2011

19. DGGL-Förderpreis Ulrich Wolf "Gartenhöfe für Bauherrengemeinschaften" - Neue Hamburger Terrassen

Perspektive Gartenhof

Perspektive Gartenhof

Engere Wahl

Manuel Bubenheim

Student*in Landschaftsarchitektur

Alexander Siebert

Student*in Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Erläuterungstext
Quartiersplatz

Durch den Quartiersplatz soll ein Freiraum bereitgestellt werden, der es allen
Siedlungsbewohnern ermöglicht, in der Gemeinschaft zusammenkommen zu
können. Ein gemeinschaftliches Engagement um Stadtteilfeste, Flohmärkte
oder gar Markttage, an denen auch Produkte aus dem eigenen Garten angeboten
werden können, kann die soziale Bindung zwischen den Bewohnern
der `Neuen Hamburger Terrassen´ stärken. Ein gemeinsames Handeln fördert
das Gefühl der Zusammengehörigkeit und die Identifikation mit dem Quartier.
Darüber hinaus bedingen Veranstaltungen dieser Art eine kulturelle Öffnung
des Quartieres und somit auch die Bindung an das unmittelbare Wohnumfeld,
den Stadtteil Wilhelmsburg.
Der Entwurf sieht daher vor, den zentral im Viertel gelegenen Quartiersplatz in
seiner räumlichen Struktur als Platz klar zu definieren und dessen Identität als
`Siedlungsmittelpunkt´ zu stärken. Dabei kann gerade durch die Materialität
des Bodenbelages der Platzraum von der Umgebung, insbesondere zur östlich
gelegenen Straße `Schlöperstieg´, optisch hervorgehoben werden. Dies
gelingt, indem durchgängig eine wassergebundene Wegedecke mit einer beige-
gelben Deckschicht verwendet wird. Die Oberflächenstruktur dieses Bodenbelages
und der einladend wirkende, helle Farbton läßt den Quartiersplatz
optisch als einheitlichen, zusammenhängenden Raum erkennbar werden. Zudem
garantiert die wassergebundene Wegedecke eine weitestgehende Resistenz
gegen Verschmutzungen bei hoher Nutzungintensität.
Schmale Heckenstreifen (Fagus sylvatica) im östlichen Platzbereich ermöglichen
bei einer Höhe von 1m sowohl die Überschaubarkeit des Platzareales als
auch die klare Stellung dieses Bereiches als Haupteingang, die dem Platznutzer
das Betreten des Quartiersplatzes deutlich werden lässt. Dabei greifen die
Hecken durch ihre lineare Anordnung das in den Vorgärten der angrenzenden
Gebäude geplante Pflanzmuster der „Barcodes“ auf.
Eine Platzmarke, die `Siedlungssäule´, ebenfalls im östlichen Haupteingangsbereich
prägt den Namen `Quartiersplatz´ und bietet gleichzeitig die Möglichkeit
durch das Anbringen von Offerten zu unterschiedlichsten Themen, wie
beispielweise „Nachbarschaftshilfen“, „-treffen“, „Gesuchen“, „Fundgegenständen“
etc., in Form einer „indirekten Kommunikation“ an die anderen Siedlungsbewohner
heranzutreten. Die zum einem im nördlichen und südlichen Bereich
in die wassergebundene Wegedecke eingelassenen, mehrzeiligen Streifen aus
grauem Klinker erlauben das Befahren durch Kraftfahrzeuge und somit das
Erreichen der Kornweidenwettern, etwa durch Pflegefahrzeuge. Im westlichen
Bereich hingegen ermöglichen zwei Sichtbetonstufen für Besucher des Quartiersplatzes
ein Herantreten an die Kornweidenwettern. So bildet dieses Gewässer
die eigentliche Platzgrenze im Westen. Dies ist insbesondere für Kinder
als Spielort interessant, bietet jedoch zugleich die Möglichkeit diesen Zugang
auch für Wartungsarbeiten an der Wettern zu nutzten. Während der östliche
Platzbereich als frei nutzbare Fläche fungiert, wird lediglich für den westlichen
Bereich an der Kornweidenwettern ein direkter funktionaler Vorschlag formuliert.
Hier stehen die drei Bäume Nr. 101 - 103, die im Entwurf zu erhalten sind.
Auch dieser Bereich wird durch die wassergebundene Wegedecke belegt,
dabei aber, wie die Zufahrten, ebenfalls durch eine mehrzeilige, in den Bodenbelag
eingelassene Läuferreihe aus rechteckigem Klinker räumlich gefasst.
Dies ermöglicht die Nutzung dieses Bereiches als Boule-Bahn, zumal gerade
in diesem Bereich durch die drei Bestandsbäume eine entsprechende Beschattung
gewährleistet ist und somit auch ein längerer Aufenthalt bei starkem
Sonnenschein ermöglicht wird. Ein längsseits gelegenes Sitzelement auf der
Klinkerläuferreihe, parallel zu jenen im östlichen Haupteingangsbereich, ermöglicht
zu beiden Seiten das Treiben auf dem Quartiersplatz zu verfolgen.

Gartenhöfe

Prägend für die Gestaltung der Gartenhöfe ist eine klare und geometrische
Strukturierung der zur Verfügung stehenden Freiflächen nach privatem und
öffentlichem Bereich. Die für ein gemeinschaftliches Wohnen unabdingbaren,
persönlichen Rückzugsräume werden demnach als unmittelbar am Wohnraum
gelegende Terassenbereiche vorgeschlagen. Dabei orientiert sich deren
Grundriss an dem des jeweiligen Gebäudes, der so bis an die mittig gelegene
Gemeinschaftsflächen fortgeführt wird. Diese machen mit einer Größe von
126qm für den Gartenhof A, 125qm für den Gartenhof B und 75qm für den
Gartenhof C stets den größten Anteil des nutzbaren Raumes aus und liegen
dabei zentral als der Mittelpunkt eines Gartenhofes.
Alle Teilbereiche, also sowohl öffentlicher als auch privater Raum, sind so anglegt,
dass eine gleichberechtigte Begehbarkeit durch alle Nutzer gewährleistet
ist. Dies reduziert von vornherein mögliches Konfliktpotential, das auf einer
architektonisch bedingten, hierarchisierenden Nutzungsstruktur basieren würde.
Jede Terrassenfläche entspricht dabei bei einer Größe zwischen 9qm und
25qm dem Verhältnis zur Wohnfläche des entsprechenden Stadthauses. Allen
Terrassenbereichen sind gleichermaßen Hochbeete aus Corten-Stahl vorgelagert.
Diese rahmen die Gemeinschaftsflächen und fungieren mit dem Weg, der
diese umläuft, als Abstandshalter zwischen Gemeinschaftsfläche und Privatbereich.
Zwischen den einzelnen Terrassen dienen Heckenelemente (Fagus
sylvatica) als natürlicher Sichtschutz zum Nachbarn. Aufgrund der nicht genau
abzuschätzenden gewünschten Ausprägung der räumlichen Distanzierung
zum Nachbarn, können diese Heckenelemente nach Absprache untereinander
auf die entsprechende Höhe geschnitten werden. Dabei behält die Rotbuche
als Hecke auch im Winter ihr Laub und funktioniert so ganzjährig als facettenreicher
Sichtschutz.
Der Entwurf greift sowohl Elemente des Ziergartens, des Nutzgartens als auch
des Wohn- und Freizeitgartens auf und gewährleistet so die optimale Funktionalität
der Gartenfläche. Als Pflanzflächen für zierende Stauden, die ganzjährig
ein optisch ästhetisches Vegetationsbild sichern sollen, um so dem Anspruch an
einen Ziergarten gerecht zu werden, dienen die Corten-Stahl-Beete an den Terrassen.
Die Gemeinschaftsfläche ist als Rasenfläche konzipiert und erlaubt die
Nutzung durch alle Mitglieder einer Hausgemeinschaft. Die minimalistische Ausstattung
bietet trotz der äußerst geringen Grundfläche das Maximum an Nutzfläche,
deren Funktion je nach Bedarf durch die Bewohner gewählt werden kann.
Jeweils längseits, an der östlichen Grenze der Gartenhöfe, ist ein Hochbeet
mit zwei integrierten Holzauflagen als Sitzflächen vorgesehen. Funktional stellt
dieses Beet zum einen durch die entsprechende Bepflanzung mit Stauden
ebenfalls ein zierendes Element dar, das auch als Sichschutz zwischen Gartenhof
und dem angrenzenden Parkgelände fungiert. Zum anderen sind jedoch
die nördlichen und südlichen Endbereiche durch die Trennung mit Stahlkanten
als Pflanzflächen für Nutzpflanzen, wie etwa Kräuter, vorgesehen.
Nutzgartenflächen für Gemüse werden des Weiteren als räumlicher Vorschlag
an den äußeren östlichen Gebäudekanten vorgesehen. Da nicht absehbar ist,
wie intensiv die Bewohner solche Flächen bewirtschaften werden, vergleichbare
Wohnprojekte aber zeigten, dass generell ein Interesse von Bauherrengemeinschaften
am Nutzgarten besteht, können diese in Eigeninitiative und
unterschiedlicher Intensität angelegt werden. Zudem sind in diesen Bereichen
keine Fenster an den Gebäuden vorgesehen, wodurch keiner der Bewohner
durch diese Nutzung in seiner Privatsphäre beeinträchtigt wird. Auch ist es
möglich, die gewünschten Gartenunterstände bei guter Erreichbarkeit in diesen
sonst abseits gelegenen Bereichen aufzustellen.
Maßgeblich für die Artenauswahl der Pflanzplanung sind folgende Ansprüche
an die Pflanzen: Die Arten müssen möglichst robust und pflegeleicht sein und
das ganze Jahr, auch im Winter, ein optisch ansprechendes Erscheinungsbild
ergeben. Dabei sollen sich die Pflanzen möglichst in der Blüte aufeinanderfolgend
ablösen, um so einen nahezu die gesamte Vegetationsperiode hindurch
andauernden Blühaspekt zu erhalten. Um zu veranschaulichen, wie durch eine
entsprechende Artenauswahl den formulierten Kriterien entsprochen wird, wurde
für jedes Beet ein Ereigniskalender aufgestellt. Die Aufgabe dieses ist es,
möglichst viele Informationen in komprimierter Form darzustellen, um so einen
Eindruck der späteren Pflanzung zu vermitteln. Dabei werden neben Angaben
zur Blütezeit, -dauer und -farbe sowie Winterstruktur, bei relevanten Arten1
auch zur Laubfärbung, auch weitergehende Informationen aufgeführt. So wird
zum Beispiel auch erwähnt, inwiefern die Struktur einer Pflanze auf das gesamte
Jahr gesehen zu bewerten ist und ob sich eine Art etwa durch besonderen
Duft auszeichnet, als Schnittpflanze geeignet ist, lange und reichhaltig
blüht oder Insekten, wie zum Beispiel Schmetterlinge, anzieht. Der Ereigniskalender
ist dabei in tabellarischer Form so aufgebaut, dass er selbsterklärend
ist. Alle verwerteten Informationen werden in einer Legende aufgeschlüsselt.
Der Tabelle selbst sind die botanischen Pflanzennamen zugeordnet und auf
dem anschließenden Zeitstrahl, der die zwölf Monate des Jahres darstellt, sind
Informationen zu Laubaustrieb und Farbe sowie Blütezeit und Farbe in Textform
und entsprechender Farbigkeit abgebildet.
Das Konzept für die Pflanzplanung verfolgt zwei Ansätze nach denen die Staudenbeete
der Gartenhöfe in ihrem Blütebild variieren: So ist zum einen vorgesehen,
die längsseits am Hofzugang auf der Gemeinschaftsfläche gelegenen
Beete die Funktion eines „Türschildes“ einnehmen zu lassen. Dies meint, dass
die Pflanzung ganzjährig von einer markanten Farbe dominiert wird und so
für den Bewohner auch außerhalb eines Gartenhofes direkt erkennbar ist, zu
welchem der drei Stadthausensembles dieser Hof gehört. Dementsprechend
wird Baufeld 2A ein rotes Beet zugeordnet, Baufeld 2B ein gelbes und Baufeld
2C ein blaues Beet. Die jeweilige dominierende Farbe ist dabei keineswegs nur
auf die Blüte reduziert, sondern wird sich auch in der Laubfärbung, entweder
eine gesamte Vegetationsperiode über oder auch nur temporär, zum Beispiel
als Herbstfärbung oder im zeitigen Frühjahr als Farbe des Laubaustriebes,
wiederspiegeln. Dies ist im Detail den einzelnen Ereigniskalendern jedes Beetes
zu entnehmen.
Darüber hinaus liegen an jedem dieser drei Beete jeweils zwei Sitzelemente in
Form von Betonkuben mit Holzauflage von denen aus die die Gemeinschaftfläche
überschaut werden kann. An den beiden Kopfseiten sind 0,5qm als
freiverfügbare Pflanzfläche, etwa für Kräuter, freigehalten. Die in der Pflanzplanung
für die Bereiche an den Sitzelementen vorgesehenen Arten, wurden so
gewählt, dass sie durch ihre Wuchshöhe den direkten Blick in das Areal eines
Gartenhofes verhindern, so einen „intimen“ Eingangsbereich unterstützen und
zudem dem dort Sitzenden das Gefühl des „geschützten Rückens“ geben.
Zum anderen verfolgt die Pflanzplanung für die Beete, die zwischen Privatbereich
und Gemeinschaftsfläche liegen, das Ziel, ein jahreszeitlich abgestimmtes
Erscheinungsbild zu erhalten. Zu jeder Jahreszeit sollen die Gartenhöfe
so durch die variierende Blütenpracht in einer wechselnden Farbe
erstrahlen – Vier Jahreszeiten in Farbe!
Dazu wurden zwei Varianten entwickelt, die stets abwechselnd diesen, den
Terrassen vorgelagerten, Beeten zugeordnet werden und so ein mannigfaltiges,
abwechslungsreiches Erscheinungsbild garantieren. Diese Pflanzungen
sollen im zeitigen Frühjahr (März bis Mai) von zunächst zarten, weißen bis
blassblauen Farben dominiert werden, wobei das Blau der Blüten mit fortschreitender
Jahreszeit kräftiger und in den Sommermonaten (Juni bis August)
von warmen, gelben bis roten Farben abgelöst wird. Im Herbst (September bis
November) wiederum zieren leuchtende, gelb-orange Farbtöne die Pflanzflächen,
während den Winter über durch die stehen gebliebenen Pflanzengerüste
und Samenstände einiger Arten für einen beige-pastellgrauen Winteraspekt
gesorgt wird.

Beurteilung durch das Preisgericht

Liegt nicht vor.
Plakat 1

Plakat 1

Plakat 2

Plakat 2

Detail Quartiersplatz

Detail Quartiersplatz

Schnitt Quartiersplatz

Schnitt Quartiersplatz

"Siedlungssäule" auf dem Quartiersplatz

"Siedlungssäule" auf dem Quartiersplatz

Gartenhof A im Zeitraum des Frühlings

Gartenhof A im Zeitraum des Frühlings

Gartenhof B im Zeitraum des Sommers

Gartenhof B im Zeitraum des Sommers

Gartenhof C im Zeitraum des Herbsts

Gartenhof C im Zeitraum des Herbsts

Detail Gartenhof

Detail Gartenhof

Schnitt 1 Gartenhof

Schnitt 1 Gartenhof

Schnitt 2 Gartenhof

Schnitt 2 Gartenhof