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Nicht offener einstufiger landschaftsarchitektonischer Realisierungswettbewerb für den Oberschwellenbereich | 04/2011

Wettbewerb aspern Seepark

2. Anerkennung

TOPOTEK 1

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Künstliche Landschaften bieten die Möglichkeit, deren Entstehensprozesse als Zusammenspiel aus natürlichen Abläufen und menschlichen Eingriffen lesbar zu machen.
Der neue Seepark in Aspern ist in dieser Hinsicht durch die zwei Parameter Wind und Wasser definiert: So bestimmen im großäumigen Umfeld der Kulturlandschaft Donauaue Nordwestwinde die Ausrichtung der landwirtschaftlichen Felder, am Ort selbst ergab sich hieraus die Anordnung der Landebahnen des vormaligen Flughafens.
Der geographische Ursprung des Seeparks als Teil der mäandrierenden Donauaue verdeutlicht sich in der Dynamik seiner neuen Strukturen, gleichzeitig geben die fluktuierenden Wasserstände dem Park ein ständig wechselndes Gesicht.
Die Gestalt des Seeparks ist demnach weniger ein formales, starres Bild, sondern vielmehr eine wandelbare Landschaft, die sich aus den Regeln des Windes und des Wassers generiert. Darüber hinaus bestimmen die Nutzerbedürfnisse sein endgültiges Layout. Diese Herangehensweise erlaubt es, die Entstehungsbedingungen des neuen Parks nachzuvollziehen, kanalisiert die Nutzungen und gibt dem Seepark eine aus dem spezifischen Ort abgeleitete, eigenständige Identität.
In der Umsetzung betonen die charakteristischen Entwurfselemente (Betonelemente = Vektoren, Vegetation, Wege) die Dynamik der vorbeschriebenen Parameter: Langgezogene Stäbe (Vektoren) werden als eine Art Sedimentfalle in die Ebene gestreut und zeigen die Strömungsrichtung von Wind und Wasser an. Sie bieten Angriffspunkte für Sedimentation und Erosion, interagieren mit dem See und ändern, ähnlich wie am Uferbereich von Flüssen hängengebliebene Baumstämme, die Topographie am Ort. Entlang der Vektoren entwickeln sich Bodenwellen und Vegetationscluster aus hohen Gräsern und Bäumen, die verschiedenste Raumeindrücke erlauben. Zugleich dienen die in der Regel 45 cm hohen und 1.25 m breiten Betonstäbe als große Bänke oder als Podeste für jede Art der improvisierten Nutzung. Durch die Anordnung der Vektoren entstehen verschiedene Orte: von höher gelegenen Bereichen mit Überblick über den Park, bis hin zu Stegen, die bis über die Uferkante hinausreichen und einen direkten Kontakt zum Wasser ermöglichen.
Ausgewählte Baumarten im niederen Bereich des Seeparks (Trauerweide, Hänge-Birke, Zitterpappel und Grauerle) werden zum Indikator der angreifenden Naturkräfte, raschelnde Blätter und sanfte Bewegungen machen die Dynamik des Windes unmittelbar für den Besucher erfahrbar. Im etwas höher gelegenen Bereich bilden Eschen, Weiden, Birken und Hainbuchen Versatzstücke der ehemaligen Auenlandschaft. Entlang des Ufers sind Röhricht- und Schilfbereiche angelegt, die die langsame Oberflächenbewegung der unterschiedlichen Wasserstände in sich aufnehmen und diese sichtbar machen. Je nach Wasserstand entstehen so verschiedene Situationen im Uferbereich, die dichten Pflanzenteppiche wandern mit der Wasserkante auf- und abwärts und tragen dazu bei, dass die Gestalt des Parks einem ständigen Wandel unterliegt. Die Wegeverbindungen durch den Seepark entstehen durch die Interaktion zwischen den weitergeführten Vektoren des Parkes und den verlängerten Strassen der umgebenden Stadt. Als wassergebundene Linien queren sie die unteschiedlichen räumlichen Sequenzen des Seeparks und lassen den Besucher zum Teil seiner Dynamik werden.
Ostpark: Im Anschluß an die Aperner Terassen im Osten des Seeparkes, bietet der Parkabschnitt des Ostparks Raum für geräuschintensivere Sportarten und Bürgerbeteiligungsprojekte. In dessen Süden sind modellierte und linierte Betonflächen an die Straße angelagert, die in ihrer Ausgestaltung die Dynamik des Parkes aufnehmen und zur Stadt hin vermitteln.
Zentralpark: Der Zentralpark erstreckt sich über den eher funktionalen Bereich mit Schotterrasen östlich der U-Bahn-Brücke, verjüngt sich sich unter der Brücke bis er sich zur weitläufigen Liegewiese im Westen öffnet. Punktuell erweitern sich die Kreuzungs-punkte des Wegenetzes zu kleinen Plätzen, die durch Nutzer aller Altersstufen bespielt werden können. Auf dem westlichen Platz, in der Nähe des Kiesstrandes, befindet sich der Open-Air-Pavillon. Der öffentliche Platz an und unter der Bahnbrücke gliedert sich in seiner Topografie und Ausformung in die durch Überlagerungen und Wölbungen gekennzeichnete Gestalt des Seeparkes ein und nimmt unter der Brücke eine Skateanlage und weitere Spielmöglichkeiten wie z.B. Tischtennis auf.
Westpark: Der Westpark verbindet sich in Verlängerung der Promenade mit dem Zentralpark und erscheint als ein trockenes Flußbett. Zum Wohngebiet liegen Bereiche mit Spielplätzen und Bürgergärten, und bilden, zusammen mit gräserbepflanzten Sicker-mulden einen Abdruck der ehemaligen Flusslandschaft.
Promenade: Der Uferverlauf der Promenade ist zur vorgeschlagenen Form leicht vereinfacht um die klaren Linien in Kontrast zur gegenüberliegenden, dynamischen Parkseite zu setzen. Es sind Sequenzen unterschiedlicher Orte ausgebildet, die ebenfalls in verschiedenen Zugangssituationen zum Wasser resultieren: Auf den Sonnenseiten im Nordosten und Norden werden baumbestandene Plätze über Treppenanlagen bis an das Wasser herangeführt, dazwischenliegend finden sich höhere `Quaimauern` als Art Balkone zum See. Parallel zum Ufer kann man sich auf zwei Ebenen entlang der Wasserkante bewegen: auf der städtischen, abschnittsweise baumgesäumten Promenade entlang der Häuser oder auf hölzernen Stegen auf Wasserebene.