modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Offener Wettbewerb | 05/2011

Landmarke Halde Duhamel – Ensdorf

3. Preis

Preisgeld: 3.000 EUR

Hackl Hofmann Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext


Planungsaufgabe

Am 30.06.2012 wird der Bergbau an der Saar endgültig eingestellt. Die Landmarke auf der Halde Duhamel soll als Symbol zur Würdigung der Leistungen des Saarbergbaus errichtet werden. Sie dient der Erinnerung und als Identifikationspunkt, soll aber gleichzeitig auf die Zukunft verweisen.

Grundidee/ Zwei Scheiben - zwei Seiten eines Buches

Als Grundidee wird vorgeschlagen, auf der Halde Duhamel zwei große, vertikale Scheiben aufzustellen. Diese Scheiben werden als zwei Seiten eines Buches verstanden, die eine (schwarze) Scheibe schon beschrieben in der Vergangenheit durch die Geschichte des Bergbaus, die andere (weiße) Scheibe als unbeschriebenes Blatt, das für die noch ungeschriebene Geschichte der Zukunft der Region steht.

Schwarze Scheibe

Die Schwarze Scheibe als Reminiszenz des Steinkohlebergbaus mit Ihren wuchtigen Maßen von 20x30m hat eine große Fernwirkung und wird zu einem einmaligen, mit der Halde Duhamel verbundenen Objekt. Bei näherer Betrachtung kann man jedoch die feineren Details erkennen: Einerseits die über die ganze Höhe laufenden vertikalen Schlitze, die an die Schächte erinnern, die zum Abbau der Kohle viele hundert Meter in die Tiefe getrieben wurden, andererseits in leuchtenden Lettern wichtige Daten und Fakten zur Geschichte des Steinkohleabbaus.

Weiße Scheibe

Die Weiße Scheibe wird als große Projektionsfläche für die Zukunft verstanden. Sie symbolisiert eindringlich, dass nun ein neues Kapitel an der Saar aufgeschlagen wird. Die senkrechten Schlitze sind an Barcodes angelehnt und symbolisieren die Entwicklung zur Wissens- und Informationsgesellschaft.

Platzierung, Fernwirkung

Beide Scheiben werden in einem Spannungsfeld zueinander platziert, auf den Spuren des Pipe Conveyor. Beim Umrunden entdeckt man, dass sich die Scheiben optisch zueinander verschieben und perspektivisch unterschiedlich verkürzen, so dass die Landmarke aus jeder Richtung ein anderes Bild ergibt. Von Nah und Fern kann die Landmarke so der Orientierung dienen und den Menschen helfen, eine mentale Karte der räumlichen Zusammenhänge der Umgebung zu erhalten.

Nutzungskonzept/ Aufstieg - Blickbeziehungen

Es wird vorgeschlagen, im Winkel der beiden Scheiben eine Aufstiegsmöglichkeit zu schaffen. Auf diese Weise kann einerseits die Höhe des Objektes erlebt werden, anderseits eine beeindruckende Aussicht über die Landschaft genossen werden. Beim Aufstieg werden die Blicke in die umgebende Landschaft durch die beiden Scheiben stark begrenzt, auf diese Weise können einzelne Orte durch die schlitzförmigen Öffnungen (die in unterschiedlichen Winkeln ausgeführt sind) inszeniert werden. Erreicht man schließlich das oberste Plateau, wird der Blick auf die gesamte Szenerie als spektakuläres Erlebnis freigegeben.

Nutzungskonzept/ Geschichte „erklimmen“

Auf jeder Ebene des Aufstiegs bieten Informationstafeln detaillierte geschichtliche Erläuterungen zu den Begriffen und Zahlen der großen Lettern an der schwarzen Wand. Somit kann die Geschichte des Ortes „erklommen“ werden.

Nutzungskonzept/ Eventfläche

Vor der großen weißen Scheibe wird eine freie Fläche als Eventfläche die Möglichkeit bieten, großflächige Projektionen auf der weißen Scheibe zu erleben. Die Möglichkeiten reichen hier von Filmvorführungen, Diashows hin zu künstlerischen Lichtinstallationen.

Lichtkonzept

Im Normalbetrieb wird die weiße Scheibe nachts zu einer schillernden Farbfläche. Es wird vorgeschlagen, alle sichtbaren Farben des Farbspektrums in langsamer, kaum wahrnehmbarer Farbverschiebung auf die Scheibe zu strahlen. Dabei wird ein Wiederholungs-Rhythmus von 60 Minuten gewählt, sodass nachts jeweils zur gleichen Minute die gleiche Farbe erscheint. Die Farbverschiebung geht dabei so langsam von statten, dass eine direkte Beobachtung des Farbwechsels nicht möglich ist (ähnlich wie beim Wachstum von Pflanzen oder bei der Bewegung der Gestirne).

Materialisierung

Die Scheiben werden als weißer und schwarz durchgefärbter Sichtbeton (an den erreichbaren Stellen mit Anti-Graffiti-Beschichtung) vorgeschlagen. Der Aufstieg soll als zwischen den Scheiben eingehängte verzinkte Stahlkonstruktion ausgeführt werden. Für die Lettern wird Messing gewählt. Durch unsichtbare Wasserführung auf den Oberseiten der Scheiben und möglichst glatte Wände wird die Verschmutzung durch Umwelteinflüsse minimiert.

Wirtschaftlichkeit, Realisierbarkeit, Unterhaltskosten

Die schlichte Form und Materialsprache lässt eine rationelle und günstige Fertigung erwarten, die in dem knappen Zeitrahmen bis 30.06.2012 sicher und in hoher Qualität hergestellt werden kann. Laufende Unterhaltskosten sind minimal (Kontrollgänge zur Sicherheit des Aufstiegs, Reinigung der Informationstafeln, Entfernung von Graffiti und Verschmutzungen).

Mitarbeiter:

Regina Bauer

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Autor der Arbeit hat zwei Betonwände so zueinander platziert, dass sie die Form eines Buches ergeben. Die „Buchdeckel“ sind, um „Kontraste“ zu erzeugen, in schwarz und weiß gehalten. Hochrechteckige Schlitze akzentuieren die Flächen, zwischen denen der Treppenaufgang eingespannt ist. Ein schlüssiges Konzept, das ein Signal als weithin sicht- bare und erkennbare Landmarke aussendet und zudem Bezüge zum Bergbau und zum Strukturwandel in sich trägt.
Der Entwurf erfüllt die Vorgaben des Auslobungstextes, toleriert den vorgegebenen Kos- tenrahmen und ist im beschriebenen Zeitrahmen realisierbar. Die einfach gehaltene For- mensprache verstärkt die Landmarkenwirkung. Die hohe Symbolkraft der Form wird durch kleine, klar konturierte Ausschnitte, die Ein- und Ausblicke zulassen, sowie ein noch zu präzisierendes Textkonzept ergänzt.
Die Ausschnitte und Texte sind in besonderer Weise geeignet, das Landmarkenkonzept zu vervollständigen und inhaltlich zu füllen. Die Arbeit kann für sich die Qualität eines Allein- stellungsmerkmals beanspruchen.
Lichtkonzept, Beschriftung, Treppenführung und Aussichtsebene sollten Konkretisierungen bzw. Ergänzungen erfahren. Im Besonderen die Illumination sollte um eine „Beleuchtung“ von Innen nach Außen bereichert werden. Zudem erscheint die Aussichtsplattform als klein dimensioniert.
Die robust erscheinende Landmarke erzeugt sowohl aus der Distanz als auch beim Aufstieg wechselnde Bilder, Ein- und Ausblicke. Ein weiterer „Pluspunkt“ des Objektes sind die geringen Pflege- und Betriebskosten. Die Landmarke braucht keine zusätzlichen Ausbauten auf dem Haldenplateau – sie lebt von der Klar- und Einfachheit der Formensprache. Sie ergänzt den „Ayersrock“ im Saartal um ein gelungenes künstliches und künstlerisches Moment.