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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2011

Neugestaltung (Innenausbau) der U-Bahn Haltestelle Dortmund Hauptbahnhof

Teilnahme

atelier4d Planungs GmbH

Architektur

Speirs + Major

Lichtplanung

Atelier Lemberg

Kunst

Erläuterungstext

RAUM – BEWEGUNG - GESCHWINDIGKEIT

1. Gestaltungskonzept

Der U-Bahnhof Dortmund Hauptbahnhof besteht aus zwei Ebenen mit unterschiedlichen Anforderungen, die es gilt einerseits gestalterisch zusammenzufassen und andererseits ihren unterschiedlichen Funktionen entsprechend auszustatten.

Die Bahnsteigebene ist definiert durch die Spannung zwischen Ruhe (Warten) und Geschwindigkeit (Züge), die Verteilerebene definiert sich als Transitionsraum im wörtlichen Sinn.
Diese Grundkomponenten geben dem Entwurfskonzept sein Thema: RAUM – BEWEGUNG – GESCHWINDIGKEIT.

Die Verteilerebene bietet den Zugang für die U-Bahn und ist Übergangsort zu Hauptbahnhof und Fernverkehr, ermöglicht Stadtteilverbindung und dient als temporärer Versammlungsraum bei Großveranstaltungen. Sie ist sowohl Außenraum
als auch Innenraum, öffentlicher als auch privater Raum – eine Passage - ein Zwischenraum.

Dieser Zwischenraum wird hier im positiven Sinn zum Raumkonzept, bezieht seine Bedeutung aus der Verknüpfung der ihn umgebenden öffentlichen Räume und macht diese sinnlich erfahrbar. Als zentrales Erlebnis thematisiert ein Kunstwerk entlang den Seitenschiffen die Entwurfskomponenten: Raum - Bewegung - Geschwindigkeit. Es ändert sich in Ausdruck und Intensität während die Passanten vorübergehen.

Der besondere Reiz des Raumes besteht in seiner leichten Krümmung, welcher in Zukunft mittels zwei durch Stützen-reihen getrennte Seitenschiffe betont wird und dem Gesamtgefüge Rhythmus verleiht. Durch diese neugefundene strukturelle Disposition ist er in sich definiert und Bedarf keiner weiteren architektonischen Eingriffe, vielmehr ist ein Herausarbeiten dieser Qualitäten das Leitbild des Entwurfes. Die Oberflächen sind zurückhaltend und großflächig gestaltet. Sichtbeton, Glasfaserbeton und geschlifffene Estrichböden in unterschiedlichen warmen Grautönen gehalten, bilden den Hintergrund vor dem sich Kunstobjekt und Menschen abbilden. Detaillierung und Materialwahl vermitteln ein Gefühl von Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit.

Funktional wird der Raum duch die Deckengestaltung gegliedert. Große Kassetten an beiden Enden, definieren die Eingänge zur U-Bahn, bieten besondere Möglichkeiten der Lichtgestalten als auch zur akustischen Kontrolle. Diese Zone definiert Anfang und Ende der Anlage, leitet über in die angrenzenden Räume. Im Mittelteil nehmen kleinere, sich nach oben öffnende Kassetten den Rhythmus der Stützenreihen im Mittelteil auf und transponieren ihn in die dritte Dimension. Die Eingänge zur U-Bahn als auch die Verkleidung des Aufzuges werden mittels abgehängter von innen beleuchteter blauer Kuben deutlich sichtbar gemacht und erlauben eine intuitive Orientierung auf allen Ebenen.

2. Lichtkonzept

Durch die Beleuchtung werden die wesentlichen Aspekte des Entwurfes betont und zur Geltung gebracht, ohne dass sich das Licht selbst in den Vordergrund drängt. Sie folgt den Anforderungen :
Qualitäten des Raumes hervorheben - Orientierung erleichtern - Sicherheit garantieren
Darüber hinaus wird zu angrenzenden Räumen übergeleitet und funktionale Zonen besonders beleuchtet (Kunstwerk, Treppen, Aufzüge, Bahnsteigkanten, Versammlungsplätze vor den Treppenabgängen).

Sie erfĂĽllt alle funktionalen und sicherheitstechnischen Anforderungen, die an Beleuchtung gestellt werden. Die Rettungsnotbeleuchtung ist an den StĂĽtzen auf Bahnsteigebene vorgesehen. Notfallbelleuchtung kann sichergestellt werden.

Wo möglich wurde indirekte Beleuchtung verwendet. Alle Beleuchtungskörper sind Standardelemente. Verwendet werden gemäß beiliegender Angaben, Lichtdeckenmodule mit Leuchtstofflampen, LED Einbau- und Akkzentbeleuchtung und Halogen Metalldampflampen ( Planstrahler, Einbauleuchten als Downlights, Uplights im Boden).

Besondere Lichtsteuerung ist durch die quadratischen Beleuchtungskörper in den Kassetten möglich. Diese sind so ausgelegt, dass Lichtqualität und Farbe sich ändern und insbesonders an die Außenkonditionen anpassen, d.h. die Lichtqualität des Außenraumes wird in den Innenraum getragen. Die großen Kassetten können so farblich illuminiert werden, dass sie u.a. zur Separierung der Fanblöcke: z.B. eine Kassette in gelb – die andere in blau – herangezogen werden können.

3. Kunstkonzept

Als zentrales Erlebnis des oben beschriebenen „erfahrbar machens“ werden sämtliche Stützenzwischenräume zu den „Seitenschiffen“ in einen kaleidoskopischen Bildgenerator verwandelt. Sie werden mit einem sich selbst überlagernden Farbdruck auf drei hintereinanderliegenden Glaswänden ausgestattet.Über die gesamte Länge des Mittelteils erzeugen Sie ein zusammenhängendes Bild. Es ist nur zu erkennen, wenn man sich daran entlang bewegt, ähnlich dem Moiré Effekt. Das Gesamtbild erschließt sich, wenn man den ganzen Mittelteil entlang geht, während dem, der stehen bleibt, sich nur Ausschnitte offenbaren.

Die Absicht ist es, eine Arbeit zu schaffen, die den langen Weg zwischen Stadt, U-Bahn und Fernzügen zu einer „eindrucksvollen“ Passage macht. Die Arbeit drängt sich nicht auf: man kann sie als Farbspiel sehen, oder als visuelle Auseinandersetzung mit der Funktion des Ortes oder als Bildgenerator, der zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit oszilliert.

Sie verändert die Passage in einen Bewegungsraum, spielt mit Perspektive und Bewegung; Farbe und Form. Immer wieder entstehen Bewegungsunschärfen. Die Eindrücke, die so entstehen sind bei keinem Betrachter gleich: sie variieren nach Körpergröße, Entfernung zu den Glaswänden, Blickwinkel und Schrittgeschwindigkeit. Auf diese Weise bietet die Arbeit überraschende Kommunikationsanlässe auf dem Weg zum Bahnsteig oder in die Stadt.

Des Weiteren wird ein Blick in die Zukunft geöffnet. Wenn die zusätzlichen Bahnsteige gebaut sein werden, wird man durch die Bilder auf die Züge auf den neuen Gleisen schauen können. Die Bilder der Züge und die tatsächlichen Verkehrsmittel werden in einer spannenden „Doppelbelichtung“ miteinander verschmelzen.

4. Materialien - Konstruktionen

Sämtlich verwendten Materialien unterliegen den Prinzipien:
Dauerhaftigkeit - Wartbarkeit - NachrĂĽstbarkeit

Alle anzuwendenden Materialien und Konstruktionstechniken sind in vergleichbaren Einsatzbereichen erprobt und allgemein verfügbar.Sie sind erprobt und langfristig auf dem markt verfügbar, erlauben Reparatur und Austasch während des laufenden Betriebs, sind vandalen sicher, kratz-und abriebfest, korrosions- und feuchtigkeitsbeständig. Anfällige Konstruktionen sind gegen Sog und Druck gesichert als auch standhaft gegen Punktbelastung.

Als Anwendungsprinzipien gelten:
Neubauteile in Sichtbeton - Bestandsoberflächen mit Verkleidung

Die in der nächsten Phase zu erwartende Erweiterung um zwei weitere Bahnsteigkanten erfolgt unter der Berücksichtigung der oben genannten Prinzipien. Sämtliche auf der Bahnsteigeben befindlichen Materialien werden in den Neubauteil weitergeführt. Die Tunnelröhre kann aus Sichtbeton sein, welche dann mit Licht ausgestaltet wird.

Der Bestand in Wand und Decke sowohl in der Verteilerebene wie auch auf der Bahnsteigebene werden mit Glasfaserbetontafeln in Sichtbetonoptik in hellen aufeinander abgestimmten Grautönen verkleidet (Fuge bis 9mm). Zur Anwendung kommen drei Modulgrößen, was eine flexible und rhythmisierende Verkleidung ermöglicht.
Die Kassetten sind als Akustikdecken ausgebildet. Die lichten Minimalabstände (50cm respektive 30 cm) werden eingehalten. Sämtliche Platten, auch im Deckenbereich, sind rechteckig geschnitten. Die Anpassung an die Rundung erfolgt im vertikalen Bereich durch die Fugen, im Deckenbereich durch die Kassettierung (welche als Konsequenz – aber im Gesamteindruck nicht wahrnehmbar – trapezförmig ausgebildet sind)
Auf Grund ihrer Kratzfestigkeit und Oberflächenbeständigkeit weist die Verkleidung an hochfrequentierten Stellen durch Personenverkehr keinerlei Abrieb auf. Die Fuge zwischen Wand und Decke lässt Letztere schwebend erscheinen.

Der Fußboden erhält auf der Verteiler- und Bahnsteigebene eine 5-10 mm Estrichglättmasse, geschliffen und seidenmatt versiegelt auf Estrichunterboden. Alle Schichten sind kraftschlüssig untereinander und mit dem Rohboden verbunden, um der erhöhten Vibration bedingt durch ober- und unterseitigen Bahnbetrieb nachhaltig Stand zu halten.
Der Belag ist bei hoher mechanischer Beanspruchung dauerhaft rutschsicher und erfüllt alle Erfordernisse der Rutschhemmklasse R10. Bei langer Nutzungsdauer garantiert er eine sehr hohe Oberflächen- und Verschleißfestigkeit sowie einfache Reinigung. Im Bereich der Treppenanlagen werden die Setz- und Trittstufen durch einen Betonwerkstein ersetzt. Die Zulieferung der Geschäfte in der Stadtpassage wird durch die Rampe am Nordeingang gewährleistet.

Alle vertikalen Verbindungswege, Treppen und Aufzüge, werden durch eine blaue hinterleuchtete VSG – Glaseinhausung betont. Diese ragt bis auf eine Höhe von 2,50 m über OKFF herab. Die Brüstungen werden bis auf eine Höhe von 1,10m über OKFF geführt und werden baugleich ausgeführt. Der Handlauf besteht aus doppelläufigen Edelstahlprofilen.

Der Aufzug ist den relevanten Anforderungen entsprechend als seilgetriebener Personenaufzug für 13 Pers. ohne Triebwerksraum konzipiert. Die Kabine wird in Glas, durchsichtig, ausgeführt. Das Schachtgerüst mit Glaspaneelen rauchdicht verkleidet. Der Aufzug ist bereits jetzt als Durchlader vorgesehen, welcher bei einer späteren Bahnsteigerweiterung freigeschaltet bzw. nachgerüstet wird.

Der Nordeingang wird um zwei Achsen erweitert und mit einer Glasfassade (Pfosten-Riegelkonstruktion) versehen. Eine 3,70m auskragende Stahl/Glas-Vordachkonstruktion mit einem Kastenprofil als StĂĽtze und einem Kragarm bietet den Regenschutz fĂĽr den Zugang zur Passage.

5. Schallschutz

Der geforderte Schallschutz wird durch die Kassettierung der Decke erreicht. Sämtliche Innenflächen der Kassetten (Decke und Schmalseiten) sind mit geeigneten Absorbern vollflächig belegt.
Auf der Verteilerebene sind dies:
• Glasvlieskaschierte Mineralwolldämmplatten bündig auf Edelstahlgewebe in den Deckenbereichen der großen Kassetten und
• geschlitzte (14/2) Gipsfaserakustikplatten mit Mineralwollabsorber an den Seitenflächen und den Decken der kleinen Kassetten.
Auf der Bahnsteigebene sind alle Kassettenflächen mit den vorbeschriebenen Gipsfaserakustikplatten ausgekleidet.
Die abgehängten Leuchtelemente in den Kassettendecken wurden mit 75% in Abzug gebracht. Die Seiten- und Deckenflächen werden als akustisch wirksame Flächen in die Berechnung der Gesamtfläche mit einbezogen. Damit wird eine Schallabsorption von αw ≥ 0.8 in der Verteilerebene und αw ≥ 0.7 auf der Bahnsteigebene erreicht.

6. Brandschutz

Alle ausgewählten Materialien sind in der Brandschutzklasse A1 erhältlich. Zwischen den Stützen im Mittelteil der Verteilerebene (inkl. Zugänge zum Aufzug) ist eine rauchdichte Verglasung vorgesehen. Der offene Bereich der Glaseinhausung der Treppenanlagen wird mit Brandschürzen versehen, die im Brandfall auf 2,00 m über OKFF herabgelassen werden. Sie sind in die Konstruktion der Treppeneinhausung integriert.

7. Sicherheit

Sicherheit wird hier im Wesentlichen als bauliche Sicherheit verstanden. Folgenden Prinzipien wurde Rechnung getragen:
Übersichtliche Gestaltung - einsehbare Räume - helle Ausleuchtung
Dunkle Ecken werden baulich vermieden, Versteckmöglichkeiten wurden beseitigt. Einfache Überwachbarkeit ( CCTV / gerichtete Überwachungskameras) als auch eine intuitive Orientierung ist damit gewährleistet. Gut auffindbare „Notrufe“ und „Notschalter“ sind auf allen Ebenen angeordnet. Sämtliche Zugänge zu den Treppen auf Verteilerebene sind mit Rolltoren verschliessbar.

8. Barrierefreiheit

Der barrierefreie Zugang zu allen Ebenen ist gewährleistet. Die Rampen entsprechen den Anforderungen (max. 6 %), ebenso der Aufzug mit den Kabineninnenabmessung 1100 x 2100mm.
Bodenindikatoren und Aufmerksamkeitsstreifen sind in alle Ebenen eingearbeitet. In der Verteilerebene ist bereits der Anschluss an die weiterführenden Passagen vorgesehen. Die untere und obere Treppenstufenkante wird kontrastreich ausgeführt. Die Geländer und Aufzug werden mit taktilen Orientierungshilfen vorgesehen.

9. Beschilderung

Die Beschilderung des Wegeleitsystems als auch die informative Beschilderung ist in die baulichen Elemente integriert (Kassettenschmalseiten, abgehängte blauen Kuben über den Treppen).
Die Notfallbeschilderung wird an dem entsprechenden Stellen angebracht und ist wo erforderlich, von der Decke abgehängt.

10. Werbung – Informationstafeln - Einzelhandel

Werbung, falls doch später gewünscht, und Informationstafeln sollen, nur an den dafür vorgesehenen Stellen angebracht werden. Einzelhandel ist nicht vorgesehen.

11. Ausstattungselemente - Möbel

Die Fahrscheinautomaten werden im Bereich der Zugänge zur U-Bahn zwischen den Stützen aufgestellt.
Die Fahrkartenentwerter befinden sich beidseits der Treppenanlagen, die Sitzgelegenheiten (2 x 4 Stck pro Bahnsteig) sind auf Bahnsteigebene beidseits des Aufzuges vorgesehen. Müllbehälter mit Mülltrennung sind in ausreichender Anzahl auf beiden Ebenen vorgesehen.