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Offener Wettbewerb | 10/2011

Bundesgartenschau Heilbronn 2019

2. Phase

faktorgruen

Landschafts- / Umweltplanung

Erläuterungstext

Mitarbeiter:

Miriam Fay
Markus Rötzer
Sara Rosenstiel
Johannes Schittenhelm
Angela Soler
Marius Weisshaupt


Berater, Fachplaner, Sachverständige:

Vogt & Partner, Lichtgestaltung, Winterthur
Fichtner, Water & Transportation, Wasserbau, Freiburg
Schlaich, Bergermann + Partner, Brückenbau, Stuttgart
d/lux visuals, Claude Wantz, Düsseldorf


„NATURAL FLOW“ - LANDSCHAFT IM FLUSS

WASSERLANDSCHAFT
Am Anfang war das Wasser – Heilbronn, ein heiliger Quell. In natürlichen Mäandern suchte sich der Neckar seinen Weg durch das Tal. Es entstand eine üppige Wasserlandschaft mit einem reich verzweigten Netz von fließenden Formen.

VERKEHRSBÄNDER
Durch die menschliche Siedlungstätigkeit entstehen Strassen, Wege und Schienenstränge, ein dichtes Netz von Bändern und Linien, die Verbindungen herstellen und Warenströme ermöglichen, aber auch zu Trennung und Separierung führen.

VERNETZTES DENKEN
Die Entwicklung im Bereich der intelligenten Technologien schafft moderne Datennetze, das Denken erfolgt zunehmend in vernetzten Strukturen. Betrachten wir das Nervensystem im menschlichen Körper, so finden wir ebenfalls ein dicht verzweigtes Geflecht aus Nervenbah-nen und Zellen, die eine vernetzte Struktur abbilden. Die wissenschaftlichen Disziplinen der Bionik und Kybernetik orientieren sich an den Vorbildern der Natur und setzen diese in ge-baute technische Strukturen um.

„NATURAL FLOW“ – LANDSCHAFT IM FLUSS
Die Bundesgartenschau Heilbronn greift im Sinne einer „lernenden Stadt“ diese Erkennt-nisse auf und setzt sie in ein innovatives und zeitgemäßes Parkkonzept um. Ein dicht ver-zweigtes Wegenetz schafft in Verbindung mit den fließenden Formen des Neckars und den Verkehrsbändern von Straßen und Schienen eine vernetzte Struktur, die sich organisch in-einander fügt und so in der Lage ist, sämtliche Bereiche miteinander zu verknüpfen. Die neuen Wege und Stege bilden die Nervenbahnen, die Knotenpunkte der Synapsen werden zu Plätzen im Park, die Menschen, die sich auf den Wegen fortbewegen, sind die Gedanken und Ideen, die auf den Nervenbahnen kommunizieren.

DER NEUE NECKARPARK
Der Neckar wird zur Neuen Mitte des zukünftigen Neckarparks, es entsteht eine einmalige Wasserlandschaft im Zusammenspiel von Wasser, Inseln und Land. Eine Netzstruktur aus Wegen und Stegen durchzieht den Park und verleiht ihm seinen eigenen und unverwechsel-baren Charakter. Die ursprüngliche Auenlandschaft des Neckars wird durch neue Wasser-läufe wieder erlebbar gemacht. Die Inseln werden durch Wegnahme von störenden Straßen und Brückenbauwerken herausgearbeitet, die Ufer werden naturnah gestaltet. Das Wege-netz endet in freien „Synapsen“ in Form von Stegen und Plattformen am Wasser, hier kön-nen Boote anlegen, die zur Zeit der Ausstellung als Shuttle-Verkehr für die Besucher dienen und zur dauerhaften Attraktion des Neckarparks werden.
Die bestehende Uferpromenade bildet den Auftakt und bindet den Park an die Innenstadt an, eine Platzsituation an der Friedrich-Ebert-Brücke schafft ein neues Entree und verknüpft die Neckarvorstadt über einen Promenadenweg mit der Innenstadt.

NECKARVORSTADT UND MARINA
Um eine Durchströmung und somit eine dauerhafte Sicherung der Wasserqualität zu ge-währleisten, wird vorgeschlagen, einen Verbindungskanal zwischen dem Hafenkanal und dem Altarm des Neckars unter Einbeziehung der Marina herzustellen. Die ursprüngliche Ne-ckaraue mit ihren weit verzweigten Seitenarmen kann als Leitbild dienen. Die Neckarvorstadt wird im Kontrast von städtebaulicher Figur und umgebender naturnaher Auenlandschaft in ihrer Wirkung gestärkt und kann sich so zu einem einzigartigen Standort für innovatives Wohnen und attraktive Büro- und Dienstleistungsangebote entwickeln.

MARINAPLATZ
Der Marinaplatz wird als großzügige, flach geneigte Fläche mit einzelnen Sitzstufen ausge-bildet und macht das Wasser auf breiter Fläche zugänglich und erlebbar. Zwischen den Stu-fen werden Rampen als barrierefreier Zugang zu den Bootsanlegern eingefügt.
Attraktion und Mittelpunkt bildet ein großzügiges Holzdeck, das sich aufgrund seiner zentra-len Lage als Seebühne für kleinere, nicht störende Veranstaltungen, wie Jazz-Konzerte oder Sonntagsmatinee anbietet. Wie selbstverständlich entwickelt sich daraus die Steganlage.
Zur Verbesserung der Durchströmung wird über die Stufenanlage Wasser in das Marinabe-cken eingeleitet, gleichzeitig stellt dies ein zusätzliches spielerisches Element dar.

INSELSPITZE REEDEREI SCHWABEN
Durch das Öffnen und Umströmen des Neckarkanals beidseitig der Reederei Schwaben ent-steht eine neue Situation mit Inselspitze, diese wird durch eine großzügige Treppenanlage inszeniert. Die Reederei Schwaben wird zur zentralen Erlebnisgasstätte mit Beach-Bereich und Bootsanleger.

WOHLGELEGEN
Die Konzeption des Neckarparks mit seiner vernetzten Wegestruktur bezieht sämtliche Frei-bereiche entlang des Neckars ein und setzt sich nach Norden bis in das Areal Wohlgelegen und weiter bis an die Spitze der Neckarinsel fort. Die neuen Standorte für Gewerbe und Dienstleistung werden in das Gesamtkonzept integriert und mit der Neckarvorstadt sowie der Innenstadt vernetzt.

EINE NEUE MITTE FÜR BÖCKINGEN
Auf den ehemaligen Bahnflächen entsteht eine neue Mitte für Böckingen, im Schnittpunkt der beiden derzeit bestehenden Siedlungsschwerpunkte. Eine Platzfläche schafft unter Einbe-ziehung der hier geplanten Einrichtungen Zentralität, eine neue Bebauung bildet den Rücken des neuen Quartiersplatzes. Der verdolte Wolfsgraben kann wieder offen gelegt werden und speist eine Wasserfläche, die ein attraktives Umfeld für das neue Quartier bildet und gleich-zeitig das Regenwasser aufnimmt. Der Grünzug aus Richtung Neckarvorstadt wird bis nach Böckingen fortgesetzt. Eine neue Brückenverbindung in Verlängerung des Neckarsteges schafft die nötigen Verknüpfungen über die Bahnanlagen hinweg.

THERESIENWIESE
Die Theresienwiese wird mit dem Netz des Neckarparks verwoben, sie stellt die Verbindung zum südlich gelegenen Wertwiesenpark her. Eine Durchmischung von Sporteinrichtungen mit zusätzlichen spielerischen Elementen und Angeboten lässt einen Spiel- und Sportpark moderner Prägung entstehen. Die vorhandenen Sporteinrichtungen werden arrondiert, so dass zum Ufer hin offene und freie Parkbereiche verbleiben. Der Hochwasserschutz wird in Form einer Erhöhung der Dammkrone berücksichtigt, neue Wege schaffen einen barriere-freien Zugang von den freien Synapsen.

LANDSCHAFTSBRÜCKEN
Die Brücken entwickeln sich aus der Landschaft und übersetzen das neuronale Wegenetz in dreidimensionale Strukturen. Unter Anwendung einfacher, aus der Natur entlehnter Kon-struktionsprinzipien entstehen organische Formen in der tragenden Konstruktion, während sich der Belag des Weges als schlichtes Band durchzieht. Die Landschaftsbrücken tragen die Idee des grünen Netzes über die Bahnanlagen bis in die Stadt hinein sowie über den Neckar nach Böckingen. Es entsteht eine Durchgängigkeit des Konzepts auf allen Ebenen ohne dass der Gestaltungsfaden abreißt.

AUSSTELLUNGSKONZEPT „NATURAL SHOW“ – GÄRTEN DES WISSENS
Die Ausstellungsflächen stellen Verdichtungen im neuronalen Wegenetz dar und sind die Gehirnzellen, in denen das Wissen der Natur abgerufen und erlebt werden kann, sozusagen „Wissenszellen“. Die zentralen Themen werden auf den zukünftigen Bauflächen verortet, daneben finden wir über das gesamte Gelände in das neuronale Netz eingewobene Wis-sensbereiche aus der Begegnung von Mensch und Natur. Themenfelder könnten zum Bei-spiel sein:

- Natur und Technik – „science gardens“, Bionik, Kybernetik
- Natur und Energie - Wasserkraft, Solarenergie, Wind, nachwachsende Rohstoffe
- Natur und Gestaltung - Gartenkunst gestern und heute
- Natur und Bildung - Lernen von und mit der Natur
- Natur und Ernährung - Landwirtschaft, Gemüsebau, Obst, Imker
- Natur und Genießen - Weinbau
- Natur und Ökologie - Naturschutz
- Natur und Bewegung - Fitness, Sport, Naturerlebnis
- Wasserwelten - schwimmende Inseln, „iles flottantes“, Reinigungsbiotope
- Pflanzenwelten - Hallenschauen, Botanik

An den strategisch wichtigen Punkten werden jeweils Eingänge angeboten. Als einzigartiges Transportsystem der Buga Heilbronn wird ein System von Shuttle-Booten auf dem Neckar vorgeschlagen, diese können jeweils an den freien Enden der Synapsen in Form von Stegen und Plattformen anlegen. Der Besucher kann so auf seinem Rundweg zwischen den ver-schiedenen Ausstellungsbereichen pendeln, die Ideen und Gedanken werden in Form der Menschen, die sich im neuronalen Wegenetz fortbewegen, weiter getragen.

WISSENSZELLEN - ZELLSTRUKTUREN
Die Wissensbereiche setzen sich aus einzelnen Gehirnzellen zusammen, in denen die ent-sprechenden Aussteller flexibel ihre Inhalte präsentieren können. Zusammen bilden sie je-weils einen Themenbereich in der Begegnung von Natur und Mensch. Sie werden an den entsprechenden Orten im Gelände angeordnet. So werden in den „science gardens“ im Be-reich HIP zukunftsweisende, innovative und experimentelle Lösungsansätze zu den Themen Energie und nachwachsende Rohstoffe, sowie aus den Themenfeldern der Bionik und Ky-bernetik präsentiert, die geeignet sind, die Zukunftsfragen von morgen zu lösen. Die Experi-menta gliedert sich wie selbstverständlich in die Ausstellungsprogrammatik ein und wird zum Leuchtturmprojekt der Buga. Auf dem Gelände der Neckarvorstadt wird unter dem Motto „Natur und Gestaltung“ alte und neue Gartenkunst gezeigt, im Bereich Natur und Ernährung finden die klassischen Disziplinen des Gartenbaus ihren Platz. Als besonderes Ausstel-lungshighlight machen schwimmende Inseln die Wasserlandschaft des Neckars erlebbar und vernetzen das Land mit dem Wasser. Als Reinigungsbiotope tragen sie gleichzeitig zur Ver-besserung der Wasserqualität bei.



WASSERKONZEPT - WASSERWELTEN

WASSERZULEITUNG IN DAS MARINABECKEN
Es wird vorgeschlagen, zur Sicherung der Wasserqualität im Marinabecken einen Verbin-dungskanal zwischen Hafenkanal und Marinabecken herzustellen. Aus den Wasserspiegel-höhen wird ersichtlich, dass es zwar nur eine geringe Wasserspiegeldifferenz zwischen der Schleuse Heilbronn und der Wilhelmsschleuse bei Normalwasserstand (Mittelwasserabfluss) gibt. Es wird zwar keine dauerhafte Durchströmung sichergestellt, jedoch ist bei größeren Abflüssen eine Teilableitung aus dem Neckarkanal und somit eine Durchströmung der Mari-na möglich. Hierfür ist ein regulierbares Einlaufbauwerk erforderlich, welches immer geöffnet ist (gut, da auch ökologisch durchgängig) und nur bei überschreiten eines max. zulässigen Wasserstandes im Neckarkanal die Zuleitung zum Hafenbecken reguliert (drosselt) oder ganz verschließt. Bei Hochwasser ist das Einlaufbauwerk vollständig geschlossen, um einen Eintrag von Geschwemmsel und Geschiebe in das Hafenbecken zu vermeiden. Die genauen Mengen können im Rahmen weiterer Planungen gut quantifiziert werden.
Gleichzeitig ist die Zuleitung von Oberflächenwasser aus dem Oberwasser der Wil-helmsschleuse denkbar. Der Gefälleunterschied bis zum Hafenbecken beträgt ca. 3 m, so dass mit dieser Lösung eine ausreichende Wasserzuleitung auch bei Mittelwasserabfluss möglich ist. Das Wasser wird über einen gestalteten Wasserlauf an zwei Stellen in die Mari-na eingeleitet. Zu klären wäre die Entnahmewassermenge, da diese Wassermenge dem Kraftwerksbetreiber nicht mehr zur Verfügung steht (Leistungsreduzierung usw.)
Durch die Kombination dieser Maßnahmen kann eine durchgängige Wasserqualität in der Marina sichergestellt werden.

HYDRAULIK WOLFSGRABEN
(Bereich Neue Mitte Böckingen)
Grundsätzlich ist eine offene Führung des Grabenverlaufes im Zuge der Umgestaltung die-ses Bereiches möglich und sollte aus ökologischen sowie betrieblichen Gründen bevorzugt werden. Die angegebenen Wassermengen (Mittelwasserabfluss 0,045 m³/s und HQ100 = 2,89 m³/s) können bei einem entsprechend dimensionierten Gewässerprofil ohne Probleme abgeführt werden. Da der Mittelwasserabfluss sehr gering ist, wird vorgeschlagen, die Dach-flächen der neuen Bebauung zusätzlich in den neu gestalteten Wolfsgraben abzuleiten.

HOCHWASSERSCHUTZ ENTLANG DES NECKARS UND DES ALTNECKARS
Die entlang des Neckars und des Altneckars vorgesehenen Hochwasserschutzmaßnahmen, i.d.R. Vorlanderhöhungen, kleinere Dämme und Spundwände, werden vollständig in das Park-Konzept integriert. In den vorgesehenen Bereichen muss berücksichtigt werden, dass die Dammbereiche nicht mit Bäumen bepflanzt werden dürfen.

SCHWIMMENDE EINBAUTEN
Im Altarm des Neckars sind für die Zeit der Buga schwimmende Inseln als temporäre Instal-lationen vorgesehen. Es wird darauf geachtet, dass diese sicher am Ufer festgemacht sind und den Hochwasserabfluss durch entsprechende Gestaltung des Abflussquerschnittes nicht stören. Da Hochwasserabfluss im Altneckar durch schließen des HW-Sperrtors vermutlich nicht stattfindet, sollte dies auch kein Problem sind. Die schwimmenden Inseln bilden ein spektakuläres Erlebnismoment zur Zeit der Gartenschau und tragen zur Verbesserung der Wasserqualität bei. Einzelne Inseln können auch über die Zeit der Ausstellung hinaus erhal-ten bleiben.


LICHTGESTALTUNG

BIOLUMINESZENZ
Das Konzept des organischen, an den Fliessformern der Natur angelehnten Wegenetzes wird durch ein innovatives Lichtkonzept unterstützt, das erstmalig das natürliche Lichtpoten-tial der Natur in Form von Bioluminiszenz einem breiten Publikum präsentiert. Bei Dämme-rung und in den ersten Nachtstunden sollen sichtbar werdendes Naturlicht, biologisch inter-aktives Leuchten und eine veränderte Raumwahrnehmung den Besuchern zusätzlichen Mehrwert bieten. Möglichkeiten der Darstellung von Biolumiszenz sind beispielsweise:

- Transparente Hohlkörper, welche durch Berührungen in Schwingung versetzt werden, und so Leuchtbakterien zum Glühen anregen.
- Nachleuchtende Materialien als Tageslichtspeicher und Informationssystem
-„Licht in Bewegung“, die Besucher erhalten in den Abendstunden mobile Laternen mit Leuchtbakterien, der Mensch als leuchtende Idee, die sich durch die Welt bewegt.

LICHT UND WASSERRAUM
Die Beleuchtung sorgt für gestaltete Spiegelungserlebnisse auf der Wasseroberfläche. Dabei werden die reflektierenden und Licht brechenden Eigenschaften des vorhandenen Wasser-raumes genutzt. Von den schwarzen Flussläufen weg, hin zu sanften und zurückhaltenden Schmuckbändern. Gleichsam soll damit der heutige Wert des Wassers für die Menschheit ins Bewusstsein gerückt werden.

UMWELTGERECHTES LICHT
Grundsätzlich steht ein sanftes Glimmen im Vordergrund, welches die Bedürfnisse nach Er-lebnis wie auch Sicherheit abdeckt. Ein wesentlicher Teil der Wegebeleuchtung im Park soll mittels autonomen Solarleuchten abgedeckt werden. Die Lichtgestaltung sorgt mittels ein-fachster Steuerung dafür, dass grundsätzlich Licht nur dort ist, wo der Mensch sich aufhält.