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begrenzt offener, einstufiger Realisierungswettbewerb mit vorgeschaltetem qualifizierten Auswahlverfahren | 06/2005

Realisierungswettbewerb "Stauferklinik"

Lageplan

Lageplan

3. Preis

heinlewischer

Architektur

Erläuterungstext




Die Komplexität der Aufgabe verlangt zuallererst eine detaillierte Untersuchung. Als Ergebnis dieser Untersuchung kristallisieren sich sinnvolle Varianten heraus. Eine Bewertung dieser Varianten führt zur vorgeschlagenen Lösung:
Ein Neubau an der Wetzgauer Straße ergänzt in idealer funktionaler Konfiguration den Bestand, definiert die neue gemeinsame Eingangssituation, erzeugt eine neue Magistrale für die gesamte Klinik und definiert die Identität der Stauferklinik im Ort.

Kriterien:
- Funktionalität des Endzustandes und der Zwischenstände
- Gesamtkosten („unterm Strich“)
- Gesamtterminablauf
- Entstehende Störungen für Patienten, Personal und betriebliche Abläufe
- Architektonische Qualität des Endzustandes aber auch der Zwischenschritte
- Herausstellen der Identität der Stauferklinik im Ort

Die Funktionalität des Endzustandes, wie auch der Zwischenstände ist von größter Bedeutung für die Qualität des Versorgungsangebotes wie auch für die langfristige Wirtschaftlichkeit des Vorhabens. Die Betriebskosten, insbesondere Personal- und Energiekosten, erreichen bereits nach wenigen Jahren die Investitionskosten und sind grundsätzlich bestimmend für die Gesamtwirtschaftlichkeit.

Für die Beurteilung der Kostensituation sind die Gesamtkosten nach abgeschlossener Maßnahme zu betrachten. Umbauten bei laufendem Betrieb sind teuer und erzeugen durch Störungen zusätzliche mittelbare Kosten durch Leistungsminderung. Die Kosten für eine OP-Sanierung bei laufendem Betrieb liegen in der Regel mindestens 50 % über den Neubaukosten eines solchen Bereiches.

Der Gesamtterminplan ist relevant hinsichtlich des Zeitpunktes, ab dem optimale betriebliche Strukturen und damit Kostenoptimierungen möglich sind. Die Beeinträchtigung der Versorgungsqualität ist ebenfalls vom Gesamtterminplan abhängig.

Störungen verursachen Kosten und Einnahmeausfälle. Sie beeinträchtigen die Qualität der Versorgung.

Die Bewertung der Zwischenstände muss die notwendige Durchgängigkeit der Funktionalität im Gesamtbauablauf beurteilen.

Aufgrund der Sanierungsnotwendigkeit und der funktionalen Verknüpfung mit anderen Bereichen wird ein Neubau der OP-Abteilung positiv bewertet. Hier sind hohe Potenziale hinsichtlich Qualität des Angebotes und der Wirtschaftlichkeit zu berücksichtigen.

Architektur steht für die erlebbare Qualität der Klinik für Patienten und Personal. Architektur beeinflusst Wohlbefinden und Genesung, Arbeitsqualität und Leistungsfähigkeit. Architektur steht für die Identifikation der Klinik in der Stadt.

Unter Anerkenntnis dieser Kriterien wird einem Neubau an der Wetzgauer Straße der Vorzug gegeben. Dieses Konzept bietet folgende Vorteile:

Funktionalität
Im Endzustand wird hier eine optimale Funktionsverteilung und –verbindung erreicht. Jeder Zwischenstand im Bauablauf funktioniert ohne Einschränkungen.

Gesamtkosten
Die Gesamtkosten sind unterm Strich günstig. Der Baukörper mit einfacher und klarer Konstruktion, technischer und verkehrlicher Erschließung sowie Flexibilität hinsichtlich der Nutzungsfähigkeit, lässt sich kostengünstig errichten. In einer ersten Stufe werden Rohbau und Hülle gebaut. Einbau und Inbetriebnahme der Abteilungen können stufenweise erfolgen. Auf einen Umbau bei laufendem Betrieb wird verzichtet. Der OP wird neu errichtet, Zusatzkosten für den Umbau wie auch Ausfallzeiten werden vermieden. Die Kostenvorteile sind voraussichtlich so hoch, dass selbst eine Zwischenfinanzierung (wegen der schnellen Realisierung des Vorhabens) durch die rasch erzielbaren Betriebskosteneinsparungen amortisiert wird.

Gesamtterminablauf
Die Realisierung kann schnellstmöglich erfolgen, Verlagerungsprozesse zwischen Umbauphasen entfallen. Andererseits kann, wenn gewünscht, eine Verzögerung durch stufenweise Inbetriebnahme erfolgen. Die schnelle Realisierbarkeit bringt deutliche Kostenvorteile durch Erzielen günstiger Baupreise bei der Umsetzung einer solchen Konzeption (im Vergleich zu Teilneubau und verschiedenen, zeitlich versetzten Umbaumaßnahmen).

Störungen
Störungen werden weitestgehend vermieden. Eine Einschränkung erfolgt lediglich durch die Nähe zur nördlichen Fassade Bettenhaus West. Entsprechende Schutzmaßnahmen können diese Beeinträchtigung jedoch minimieren. Für den Betrieb der Klinik entstehen keine relevanten Störungen.

OP-Konzept
Der OP-Bereich wird in zeitgemäßer Form in Ebene 0 neu errichtet. Neben dem Vorteil der Umsetzung einer modernen OP-Konzeption kann dieser Neubau kostengünstiger als eine Sanierung im Bestand erfolgen. Die Verbindung zu den Pflegeabteilungen über Ebene 0 und die entsprechenden Erschließungskerne ist einfach und direkt. Die Verbindung zur Notaufnahme erfolgt ebenfalls über Ebene 0 und den entsprechenden Aufzugskern. Intensivpflege und Sterilisation sind unmittelbar benachbart. Die OP-Säle bieten einen Ausblick ins Freie (was, unter anderem wegen der Möglichkeit des Fokussierens auf unterschiedliche Entfernungen und damit ein Vorbeugen gegen die Ermüdung der Augen, heutigem Stand der Technik entspricht). Der zentrale Einleitungsbereich kann wahlweise vergrößert werden, häufig erfolgt die Einleitung sinnvollerweise im OP. Das hier gezeigte OP-Konzept ist bereits realisiert und zur großen Zufriedenheit der beteiligten Mediziner erprobt. Anstelle des alten OP-Bereiches wird die Entbindung, die neonatale Intensivpflege und Kinderpflege neu aufgebaut, ideal in Nachbarschaft zur Pflege Entbindung gelegen.

Erweiterbarkeit
Eine Erweiterung um einen weiteren Finger ist an der Südseite des Neubaus möglich. Hiermit könnte in der Zukunft ein kontinuierliches Stufenmodell entwickelt werden (Aufbau neuer Funktionsstellen in Abhängigkeit der Lebensdauer). Eine der möglichen Optionen wäre ein Neuaufbau von Notaufnahme und Radiologie/Schnittbilder bei Erreichen der Lebensdauer dieser Abteilungen.

Architektur
Der Neubau erzeugt eine neue, attraktive Präsenz der Klinik im Stadtbild, am Stadteingang.

Eine neue Magistrale verbindet die Bauteile und Abteilungen der Klinik. Parallel zu dieser Magistrale verbindet ein, die Magistrale flankierendes, grünes Band Alt und Neu. Der neue Eingang ist erhöht und wird dadurch im Straßenbild präsent. Von dieser, in der mittleren Ebene situierten Magistrale, erreicht man mit nur einem Geschoss Differenz die darunter und die darüber liegende Ebene.

In unmittelbarer Nähe des Haupteinganges, orientierungs-freundlich gelegen, bilden die zentrale Information und die Leitstellen den Auftakt. Gegenüber sind Warte- und Aufenthaltsbereiche attraktiv an der Fassade neben dem grünen Band angeordnet. Die Übergänge zu den Funktionsstellen im Altbau sind kurz und übersichtlich. Gleiches gilt für die Übergänge zu den Pflegeabteilungen Süd/Süd-West. Den Abschluss der Magistrale bildet am Übergang der Pflegeabteilungen das neue Cafe mit Ausblick ins Freie über Obstwiesen, Wald und Felder. Hier sind die Spielplätze und die Aufenthaltsbereiche im Freien für Patienten und Besucher angeordnet. Ein schöner Ort mit Ausblick, fernab vom Straßenlärm.

Die sorgfältige, auf den Erfahrungen realisierter Projekte aufbauende Bewertung, empfiehlt die Umsetzung des hier gezeigten Konzeptes. Hierdurch wird eine attraktive, funktionsfähige und wirtschaftliche Lösung hergestellt, ohne Patienten und Personal, einer unterm Strich teureren Dauerbaustelle auszusetzen.

Gebäude
Der Neubau wird als Skelettkonstruktion mit massiven Flachdecken ausgeführt. Abgehängte Decken werden nur da vorgesehen, wo aus technischen und akustischen Gründen unbedingt notwendig. Die verhältnismäßig geringe Geschosshöhe wird so optimal genutzt, gleichzeitig bleibt die Speichermasse der Massivdecken verfügbar. Die Konstruktion als Flachdecken ermöglicht eine, hinsichtlich der Bauhöhe, optimierte Verteilung der deckengebundenen Techniktrassen und -installationen. Aufbauend auf einem Ausbauraster von 1,25 m/1,25 m ergibt sich ein sinnvolles und wirtschaftliches Konstruktionsraster von
7,50 m / 7,50 m. Durch die Aussteifung über, an der Peripherie gelegenen, Wandscheiben ist die langfristige Flexibilität und Nutzungsfähigkeit dieser Konstruktion gewährleistet.

Die Fassade ist elementiert. Die Fassaden der Magistrale und der Warte- und Aufenthaltsbereiche werden als Glasfassaden in Pfosten-Riegel-Konstruktion erstellt. Die Fassaden der Funktionsstellen und der Pflege werden als Holz-Glas-Elemente geplant. In diese Elemente sind Öffnungsflügel zur natürlichen Belüftung integriert. Die sonnenbschienenen Seiten erhaltenen einen außen liegenden, motorisch betriebenen Sonnenschutz, alle Räume erhalten einen innen liegenden Blend- und Sichtschutz. Als Besonderheit wird an der Nordfassade, zur Wetzgauer Straße, ein Schirm aus Glas mit Abstand vor die Fassade montiert. Dieser Schirm hält Verkehrslärm ab und ermöglicht über den belüfteten Zwischenraum dennoch eine natürliche Belüftung der zur Straße orientierten Bettenzimmer. Der geringe Mehraufwand für diesen Schirm steht in einem gesunden Verhältnis zum ansonsten sehr wirtschaftlichen Konzept.

Die Dächer werden als wärmegedämmte Flachdachkonstruktion mit extensiver Begrünung vorgesehen.

Der Ausbau der Wände erfolgt mit elementierten Trennwänden in den Bereichen höherer Flexibilitätsanforderung (Untersuchung und Behandlung) und mit GK-Montagewänden in den Pflegeabteilungen. Die Pflegezimmer erhalten optional Eingänge in Elementkonstruktion mit Glasfeldern mit integriertem verstellbarem Sichtschutz.

Die Gebäudetechnik ist weitestgehend ins Untergeschoss integriert, insbesondere auch die lüftungstechnischen Anlagen für OP und ITS. Die Verbindung zu diesen Lastschwerpunkten ist direkt, so dass die bauliche Verbindung wie auch die Wartung problemlos erfolgen. Für die Pflegezimmer wird neben der Möglichkeit der natürlichen Belüftung lediglich eine Minimallüftung (hygienischer Luftwechsel) über die Raumlufttechnik vorgesehen. Eine Grundkonditionierung erfolgt über eine Bauteilaktivierung der massiven Flachdecken.

Freiflächenkonzeption
Entsprechend der Besonderheit der Situation ist das Freiflächenkonzept differenziert. Eine Natursteinmauer markiert den Übergang von der Wetzgauer Straße zum Klinikbereich. Diese Mauer bewältigt auch den Höhensprung zwischen Straßenniveau und Niveau der Ebene 0 (frühere Eingangsebene). Eine Brücke definiert den Haupteingang und den Auftakt der Magistrale. Ein grünes Band flankiert die Magistrale und verbindet den Bestand mit dem Neubau. Dieses grüne Band, definiert durch Rasen- und Vegetationsflächen im Wechsel mit Terrassenflächen, mit hochstämmigen Bäumen bepflanzt, erzeugt einen ruhigen Aufenthaltsraum, zugänglich für das Personal der Klinik.

Die Magistrale profitiert von dem benachbarten grünen Band wie auch von der Orientierung zum Innenhof des Neubaus.

Am Ende der Magistrale wird der bauliche Abschluss der Anlage durch die Cafeteria und eine niedrige Mauer, eine Sitzbank, formuliert. Dieser Abschluss definiert einen geschützten Bereich mit kleinem Patientengarten und Spielplätzen für die Kinder. Auf der anderen Seite entsteht ein kontemplativer Bereich für ruhebedürftige Patienten. Südlich dieser Sitzbank beginnen die Felder und Obstwiesen, welche in ihrer jetzigen Ausprägung unverändert bleiben. Lediglich kleine Spielplätze und Aufenthaltsbereich mit Sitzbänken für die Patienten werden in diese Fläche eingestreut. Dieses formal reduzierte Konzept bietet jedoch durch seine differenzierten Bezüge eine hohe Aufenthalts- und Erlebnisqualität.
Perspektive

Perspektive

Perspektive

Perspektive

Grundriss EG

Grundriss EG

Fassadenansicht

Fassadenansicht

Schnitt, Ansichten

Schnitt, Ansichten