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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2011

Mut zur Lücke 2010.2011, Blankenburg

Geplante Lückenbebauung aus Richtung Rathaus

Geplante Lückenbebauung aus Richtung Rathaus

1. Preis / Marktstraße 4/5

arc architekturconzept GmbH | Lauterbach - Oheim - Schaper

Architektur

Erläuterungstext

Lage und Städtebauliche Idee
In der Innenstadt von Blankenburg, entlang der Marktstraße klafft eine Lücke.
Mit der Wettbewerbsaufgabe besteht nun die Chance, diesen stadträumlich gestörten Bereich aufzuwerten.
Die ursprünglich auf den Grundstücken Marktstraße 4 und 5 befindlichen Gebäude sind im Zuge eines Brandes bis auf die Kellergewölbe zerstört worden.
Das Grundstück befindet sich in zentraler innerstädtischer Lage innerhalb der Altstadt Blankenburgs und ist nur wenige Minuten vom Marktplatz sowie der Einkaufsstraße entfernt. Die Straßenseite orientiert sich nach Süden Richtung Schloss, der rückwärtige eher schattige Gartenbereich ist nach Nord/Westen ausgerichtet.
Durch die neue Bebauung soll der Straßenraum städtebaulich wieder geschlossen werden. Straßenseitig wird hier die historische Linie wieder geschlossen und die Höhenbezüge der beiden Vorgängerbauten aufgenommen.
Die eigentliche Wohnbebauung wird zurückgesetzt von der historischen Straßenlinie eingeordnet. Die vorgelagerte Lamellenfassade wird auf die historische Gebäudekante gesetzt. Dadurch entsteht ein Zwischenraum zwischen dem massiven Baukörper und der Lamellenfassade, der es ermöglicht, Licht und Sonne in die Wohngeschosse zu holen und trotz der Ausrichtung zur Straße einen privaten, lichtdurchfluteten Bereich mit Aufenthaltsqualität zu schaffen.
Die historischen Traufhöhen werden wieder aufgenommen, was in der Höhenstaffelung der Gebäude abzulesen ist. Beim Baukörper Marktstraße 5 wird die Lamellenfassade im oberen Drittel in Form eines Satteldaches ausgebildet, welche an den dreigeschossigen Baukörper anschließt.
Die Bebauung des Grundstücks ist als Einfamilienwohnhaus oder als Doppelwohnhaus denkbar.
Die Badegasse wird durch die Platzierung der Baukörper städtebaulich wieder gefasst. Der Neubau wird gegenüberliegend der Fenster als Brandwand ausgebildet. Der Grundriss des Doppelhauses wird auf den ehemaligen Grundmauern entwickelt.

Hauskonzept/Grundrisse
Eine Weiterführung von Läden wird hier nicht favorisiert. Vielmehr steckt hier der Reiz in der zentralen innerstädtischen Wohnlage innerhalb der Altstadt Blankenburgs.
Konzipiert sind zwei Häuser als Doppelwohnhaus für junge Familien mit 2 Kindern, denen man attraktives Wohnen in der Stadt und zusätzlich die Qualität eines angeschlossenen Gartenbereiches auf dem eigenen Grundstück bieten kann.
Auch eine Errichtung als Einfamilienwohnhaus mit Einliegerwohnung, Ferienwohnung oder die Nutzung als eigenes Büro sind durchaus denkbare Modelle.
Die Erdgeschosszone ist ebenerdig angebunden. Dort erreicht man über einen Vorgartenbereich an der Straßenseite die Eingänge hinter der Lamellenfassade. Jede Wohneinheit erhält einen PKW-Stellplatz im Erdgeschoss der über eine offene Raumstruktur in den Garten übergeht. Des Weiteren sind in Erdgeschoss Nebenfunktionen wie Hausanschlußraum/Hauswirtschaftsraum, Garderobe und ein WC sinnvoll angedient.
Die vorhandenen Grundmauern der Kellergewölbe werden in das Konzept mit einbezogen.
Der Konzeption der Wohnräume liegt die optimale Nutzung mit Ausrichtung zur Südseite zu Grunde und der Anspruch eine großzügige und offene Wohnform in der Innenstadt zu etablieren.
In den beiden Obergeschossen findet jeweils das Wohnen statt. Hier sind unterschiedliche Grundrissorganisationen möglich.
Im vorgeschlagenen Doppelhauskonzept sind die Wohn-, Ess- und Schlafbereiche sind als Angebot wechselseitig organisiert, d.h. während im Gebäude Marktstraße 5 das Wohnen im 1. Obergeschoss stattfindet, befinden sich im Gebäude Marktstraße 4 die Wohnräume im 2. Obergeschoss.
Dadurch werden Privatheit und die Besonnung der Wohn- und Terrassenbereiche unterstützt.
Die Terrassenbereiche sind direkt an den jeweiligen Wohn- und Essbereich angegliedert, liegen sichtgeschützt hinter der Lamellenfassade und ermöglichen dennoch einen sonnigen Sitzplatz mit Freiraum und schönem Blick.
Die Wohnbereiche sind offen und großzügig angelegt. Das “Druchwohnen“ schafft reizvolle Blickbeziehungen über große Fenster in den Garten und durch die Hanglage über die Dächer.

Fassade
Die Baukörper werden traditionell als Massivbau errichtet. Als ortstypischer Bausstoff ist Holz als umhüllendes, verbindendes und vermittelndes Element in Form einer lamellenartigen Schalung gewählt. Es kontrastiert nicht mit der Umgebung und betont das ortsverbundene und bodenständige Erscheinungsbild des Gesamtensembles.
Mit der Wahl des Materials Holz wird der Bezug zur Nachbarbebauung (Fachwerkhäuser) hergestellt. Die Gliederung der Lamellenfassade in horizontaler und waagerechter Richtung interpretiert die Gliederung der Fachwerkfassade mit Stiel und Riegel und schafft eine angemessene Maßstäblichkeit.


Energiekonzept
Für jedes Hauskonzept wird die Verwendung eines rationellen und emissionsreduzierten Energieverbrauchs als umsetzbar angesehen. Es wird der Standart eines Energieeffizienzhauses 55 angestrebt. Die Baukörper sind kompakt und mit großflächigen Verglasungen auf der Südseite geplant. Eine Verschattung der Südseite ist durch die vorgelagerte Lamellenfassade gegeben.
Als Wärmeerzeuger ist eine Erdwärmepumpe denkbar. Die notwendigen Heizflächen dafür werden über Fußbodenheizungen realisiert.
Die Bauweise ermöglicht eine gute Ausnutzung der Lichtverhältnisse für die Wohnräume. Mit hochwärmegedämmten Außenwänden und der Verwendung von Dreifachverglasungen für die Fenster können Wärmeverluste minimiert werden.
Durch die Verwendung von naturnahen Baustoffen wird das Gesamtkonzept stimmig abgerundet. Die zum Einsatz kommenden Baustoffe sollen den Maßstäben für ökologisches Bauen gerecht werden. Hierfür können beispielsweise porosierte Ziegel für tragende Wandbauteile oder naturnahe Materialien für Ausbauteile zum Einsatz kommen. Für die Lamellefassade sind unbehandelte Holzlamellen denkbar.
Die Dächer sind als Gründach geplant.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mut im historischen Kontext.
2 moderne Stadtwohnungen in jeweils 3 Ebenen reflektieren die verlorene Bausubstanz an diesem Standort. Privatsphäre in städtischer Mitte. Die Verfasser der Arbeit haben mit diesem Entwurf einen gelungenen Brückenschlag zwischen Tradition und modernem Wohnen gewagt und erzielt. Das Gebäude gliedert sich bei Wahrung der historischen Bauflucht und Firsthöhe in 2 Stadthäuser mit Flachdächern. Gleichzeitig wird der Baukörper durch 2 unterschiedliche Gebäudeformen – Kubus und Gebäude mit steil geneigter Dachflächenadaption – gegliedert. Gestaltbestimmende Idee ist eine straßenseitig vorgesetzte transparente Holzpaneelwand, welche den Straßenraum von dem Privatbereich geschickt trennt. Die Wohnungen sind funktionell und für unterschiedliche Nutzergruppen gut geeignet.Dem Erfordernis nach Park- und Nebenfunktionsfläche wird im EG gut entsprochen. Den Wohnwert steigern straßenseitig vorgelagerte Balkonebenen; sie lassen überraschende Blickbeziehungen zu. Hofseitig zeigt der Verfasser im Gegensatz zu den feingliedrigen Baustrukturen historischer Nachbargebäuden gestalterisch sehr reduzierte Fassaden; ein Element welches zur Überarbeitung anregt. Eine begehbare Dachfläche ist ebenfalls vorstellbar und hätte den innerstädtischen Wohnwert deutlich gesteigert. Das vorhandene historische Gewölbesystem wird funktionell gut eingebunden Die ungegliederte Gartenfläche gibt Raum für einen individuellen innerstädtischen Grünraum. Konstruktionsart und Materialwahl lassen eine wirtschaftliche Lösung erwarten. Die kompakte Bauform und Südverglasungen ermöglichen gleichzeitig auch die Realisierung energieeffizienter Gebäude. Ein interessanter Nebeneffekt bei Dunkelheit: die gewählten Fassadenelemente der Straßenseite und die dadurch entstehenden Lichtspiele bei Hinterleuchtung machen neugierig auf ein modernes Haus in der historischen Altstadt von Blankenburg. Anmerkung aus denkmalpflegerischer Sicht Das Gebäude greift die historische Bauflucht auf und differenziert in seiner Gestaltung die beiden historischen Parzellen, auch wird die noch vorhandene Kelleranlage bewahrt. Die vorgehängte „Holzjalousie“ stellt in Gestaltung und Bauweise ein ortsuntypisches Element dar – wenn auch im Baumaterial selbst kein unhistorisches Element in der Altstadt von Blankenburg. Überdies wurde weitgehend auf ein Satteldach verzichtet. Die in der Straße übliche Zonierung ( Geschoßgliederung und Traufe) ist kaum ausgebildet.
Lageplan Marktstrasse, Blankenburg

Lageplan Marktstrasse, Blankenburg

Markstrasse 4/5

Markstrasse 4/5

Regelgrundriss

Regelgrundriss