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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2011

Neubau des Überdachungsbauwerkes des Zentralen Omnibusbahnhofes der Stadt Pforzheim

Vogelperspektive Atmosphäre bei Nacht

Vogelperspektive Atmosphäre bei Nacht

4. Preis

Preisgeld: 4.000 EUR

Kauffmann Theilig & Partner, Freie Architekten BDA, Partnerschaft GmbB

Architektur

Erläuterungstext

Ein großzügiges Dach überspannt filigran den neuen Busbahnhof in Pforzheim; Reisende gelangen trockenen Fußes vom Bahnhof zu allen Busspuren, der Taxistand ist ebenfalls mit einbezogen.

Eine Höhe von ca. 10 m erzeugt Offenheit und Weite und schließt baulich und formal selbstverständlich an das bestehende denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude an und überschiebt es geringfügig.

Die tragenden vertikalen Bauteile zur Lastabtragung und Aussteifung sind gebündelt und bilden so drei rhythmisierende Schwerpunkte in der Ansicht vom Bahnhofsplatz aus. Die gewählten Schwerpunkte reagieren auf die Gliederung der gegenüberliegenden Stadt-struktur. Die gewählten Stützweiten erlauben gute Bewegungsfreiheit für Passagiere und Fahrzeuge.

Die Dachfläche ist mit einem rautenförmig angeordneten, filigranen Rost überspannt und auf wenigen regulär angeordneten Punkten gestützt. Es entsteht so eine einheitliche Profilierung in der Rostebene. Gezielte gestalterisch integrierte Verstärkungen in den Querschnitten reagieren auf unterschiedliche, verkehrsbedingte Spannweiten im Rost.

Das Tragwerk besteht aus Hauptträgerprofilen (80 x 20) und einem Nebenträger-Grid mit einer Höhe von 35 x 20 cm. Die Hauptträgerprofile sind nicht bis zum Dachrand geführt und erlauben so eine dünne und filigrane Dachausbildung.
Die Anordnung der Hauptträger in Gebäudelängsrichtung über den zwei Stützenachsen bilden zusammen mit den diagonal verlaufenden Hauptträgern die Auflagerachsen für die untergestellten, schlanken Stützen. Diese werden in Gruppen in den jeweiligen Hauptträgerachsen geneigt. Die Anordnung unter den Längsachsen und den diagonalen Querachsen ergibt in der Summe eine räumlich ausgesteifte Tragstruktur. Die Stützenanordnung und die Stützenschrägstellung unterhalb der Tragachsen sind innerhalb dieses großzügigen Tragrasters so frei, dass die Stützenfußpunkte auf die komplexe Grundrisssituation reagieren können. Damit ist die Ausbildung einer weiteren, stützenfreien Durchfahrt durch die Stützen-Längsachsen mittels der trägerrostartigen Tragstruktur genau so realisierbar, wie die unterschiedlichen Auskragungen auf den Stirn- und Längsseiten.

Die Ausbildung der Raute erzeugt für die Dachhaut aus pneumatisch gespannten ETFE-Kissen max. Spannweiten von 7 m. Dadurch ist es möglich, die großflächigen Öffnungen mit einer relativ geringen Kissenhöhe von weniger als 100 cm zu erzeugen. Gleichzeitig wird der Materialeinsatz für die Stahlkonstruktion gegenüber einer orthogonalen Lösung deutlich minimiert. Die Entwässerung des Daches erfolgt in den beheizbaren, rinnenförmigen Kastenträgern zwischen den ETFE-Kissen zu den Stützen hin und dort innerhalb der Stütze nach unten.

Diese Kissen aus ETFE-Folie sind transparent, schützen vor Regen, lassen aber auch den Himmel sichtbar und unterstützt so die beabsichtigte Großzügigkeit.
Sie schaffen eine geordnete, reguläre Dachauf- und Untersicht. Die gewählte künstliche Beleuchtung unterstützt die Großformatigkeit des Dachs und die Gliederung der Stützenstruktur.

Die ETFE-Kissen sind oberseitig mit einer Fotovoltaikbeschichtung ausgerüstet (alternativ in die Kissen eingelegt). Diese nutzt wirkungsvoll die große Dachfläche zur Stromerzeugung, ermöglicht partiellen Sonnenschutz und integriert die temporäre Verschmutzung der Oberflächen. Das Dach ist begehbar und leicht reinigbar.

Die vorgegebene Verkehrsführung ist prinzipiell berücksichtigt:
Geringfügige Korrekturen, insbesondere an den südöstlichen Grünstreifen ermöglichen die reguläre Stützstruktur des Daches.
Die Baumreihe an der SO Ecke an der Zufahrt zur Nordstadt-Brücke vernetzt mit dem stadträumlichen Grünkonzept.

Die notwendige Infrastruktur des Busbahnhofs (Info, WC, Blindenleitsystem, Beschilderung, Fußgängerbelag und Möblierung) ist wie vorgesehen aber ausdrücklich ohne formal individualisierende Anstrengung unter dem Dach mit günstiger Erreichbarkeit integriert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit schlägt eine das gesamte Busbahnhofsgelände überspannende, vollständig
transparente, membranüberspannte Konstruktion vor. Durch die bewusst
große Höhe von ca. 11 m entsteht ein schöner, leicht und lichter, filigraner Schirm
höchster Transparenz, der die Spannung zwischen Schutz und Öffnung auslotet. In
diesem Zusammenhang wird allerdings die Qualität der städtebaulichen Raumbildung
diskutiert. Die große Höhe integriert den Bahnhof als gleichwertigen Baustein
im Verkehrsgefüge, sie wird aber in Bezug auf die überformende Dominanz und
den Maßstab kritisch hinterfragt.

Die gewählten Baumstützen sind konsequent aus der Vision des hohen transparenten
Daches entwickelt. Insgesamt lässt die eher skizzenhaft und schematisch
vorgetragene Konstruktion aber sowohl räumlich und konstruktiv eine abschließende
Wertung nur schwer zu.

Die vollständige Überdachung garantiert einen weitestgehenden Witterungsschutz,
der allerdings an den Rändern aufgrund der großen Höhe eingeschränkt ist. Die
vorgeschlagene Beleuchtung sichert eine hohe Signifikanz im Nachtbild.

Die Investitionskosten werden vermutlich über dem Durchschnitt liegen. Der maximale
Transparentanteil lässt in Zugänglichkeit, Wartung und den zu befürchtenden
hohen Verschmutzungsgrad hohe Kosten erwarten.
Perspektive

Perspektive

Lageplan

Lageplan

Grundriss

Grundriss

Schnitte

Schnitte

Details

Details