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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2011

Neubau des Materialwissenschaftlichen Zentrums für Energiesysteme (MZE) und Neubau des MikroTribologie Centrums (μTC) auf dem Campus Süd des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT)

Perspektive Eingang

Perspektive Eingang

1. Preis

Preisgeld: 55.000 EUR

VALENTYNARCHITEKTEN

Architektur

Erläuterungstext

STÄDTEBAU UND ARCHITEKTUR

Der Gesamtbereich des Planungsgebietes wird mit seinen Bestands- und nun geplanten Neubauten als ganzheitlicher CAMPUS aufgefasst. Aufbauend auf dem städtebaulichen Kontext und gegebenen Achsbezügen der historischen Wegeführung zum Schloss wird der Idee des Campus folgend die neue Baumasse so platziert, dass sich selbstverständlich klare Räume und Fluchten mit angenehmen Höhenmodulationen definieren.

Die Höhe des nur zweigeschossigen Sockels bestimmt die Raumwirkung und Maßstäblichkeit des Ensembles zu der Allee und zu den hochwertigen Aufenthaltszonen des neuen Hofes.
Die von diesen raumprägenden Sockelkanten abgerückten Baukörper der Obergeschosse nehmen durch Ihre individuelle Position optimale Bezüge zu der Umgebung und zu den benachbarten Bestandsgebäuden auf; Verschattungen und Einschränkungen der Blickbezüge oder Belichtungen sind minimiert.

Der Winkel des Sockelkörpers schafft eine zentrale Grünfläche mit hoher Aufenthaltsqualität, die gleichzeitig eine optimale Orientierung auf dem Gelände ermöglicht. Die heterogene vorhandene Gebäudestruktur des KIT wird beruhigt und mittels des neuen Ensembles besser gegliedert.
Campus_Parterre: Der räumlich neu formulierte Freiraum zwischen MZE, µTC und Audimax wird als ein die Einrichtungen verbindendes Rasenparterre aufgefasst. Dieses bietet die Chance zwischen Neubau und bestehenden Einrichtungen einen zentralen Ort zu schaffen, der dem KIT eine signifikante Adresse verleiht und für Mitarbeiter, Studierende und Besucher eine kommunikative Plattform zum Treffen, Verweilen und zur Erholung bietet.
Das Rasenparterre wird durch einen Baumhain aus Blütenkirschen im Raster räumlich akzentuiert und schafft lichte sowie schattige Plätze, die zum Aufenthalt und zur individuellen Aneignung einladen.
Landschaftsfuge, Sprung über die Allee: Der Sprung der universitären Einrichtungen über die Richard Willstätter Allee wird unter Respektierung der historischen Achse durch einfache landschaftsgestalterische Maßnahmen kenntlich gemacht. Bandartige, sich versetzende Gliederungsbänder akzentuieren in Gestalt von Heckenstreifen, Banklinien und linearen Pflanzungen den Zusammenhang der Universität in der Breite des nördlich angrenzenden Quartiers. Querende Wegeverbindungen werden unprätentiös zwischen der in vollem Umfang erhaltenen Allee hindurchgeführt.
Platz_Parterre: Eine gemeinsame überdachte Platzfläche bildet die Basis und das Entreé der beiden Neubauten MTZ und µTC. Der Platz präsentiert sich als großzügige homogene Fläche, deren Oberfläche als ‘steinerner Teppich‘ konzipiert ist. Intarsien in Gestalt von linearen Steinbändern gliedern die Oberfläche und korrespondieren in ihrer Ausrichtung mit den Lineamenten im Verlauf der Landschaftsfuge entlang der Richard Willstätter Allee. Der linearen Anordnung folgende Bänke bieten sich als Treffpunkt und zum Aufenthalt an.
Ein Lichtkonzept, dass die Eigenheiten der Architekturen unterstreicht, bildet die Grundbeleuchtung des Außenraumes. Sie wird durch dezente Wege- und Sicherheitsbeleuchtung funktional ergänzt.
Der Übergang zu dem noch zu entwickelnden Areal des Engler-Bunte-Areals wird über die klare Fortführung der Raumachse Nord-Süd und die Tor-Situationen der vis a vis gelegenen Baukörper eindeutig bestimmt, ohne in Konkurrenz zu der historischen Ost-West Achse der Allee zu treten. Die städtebauliche Konzeption des Engler-Bunte-Areals basiert auf der Weiterführung der Nord-Süd Achse sowie der konsequenten Anbindung an das KIT Areal und die Sportanlage. Die vorgeschlagene Baustruktur ermöglicht flexible zusammenhängende oder kleinteilige Nutzungen von total ca. 43.000 m2 BGF. Alle Gebäudeteile öffnen sich zu attraktiven Innenhöfen bzw. zum Fasanengarten. Die Maßstäblichkeit der Gebäudestrukturen fügt sich über die nur zweigeschossigen, mit Dachbegrünungen versehenen Sockelbauwerke mit den aufgesetzten 3. und 4. Obergeschossen sehr gut in den Campus ein. Die Erschließung erfolgt über eine Zufahrtsmöglichkeit von Norden; die inneren Zonen sind von Individualverkehr frei.

ERSCHLIESSUNG + NUTZUNG

Die Haupteingänge des MZE und des µTC liegen sich im Mittelpunkt des Winkels von dem Vordach geschützt gegenüber und sind sowohl zu dem neu geschaffenen Hof zum Auditorium als auch zu der Richard Willstätter Allee hin orientiert. Alle Teile der Gebäude sind barrierefrei erschlossen. Über eine separate, halböffentliche (es werden keine Institute oder Laborwege gekreuzt) Erschließung im EG des MZE bis zum µTC erfolgt eine sehr gute interne bauliche Anbindung an die Infrastruktur des KIT – sollte diese separate Erschließung nicht gewünscht werden, könnten die EG Flächen entsprechend reduziert werden.
Die Institute des MZE gliedern sich um ein zentrales, mittels eines durchlaufenden Luftraumes die Geschoss verbindendes natürlich belichtetes Atrium mit hoher Aufenthaltsqualität. Die dem Atrium angegliederten Aufenthaltsbereiche mit Teeküche und Lounge schaffen kommunikative meeting-points und steigern die Attraktivität der modernen Arbeitswelten der Gebäude. Die Innenbereiche des µTC gruppieren sich ebenfalls um eine attraktive Kommunikationszone mit spannungsvollen Raumbezügen, gut gegliederten Nutzflächen und attraktiven Aufenthaltsbereichen. Die innere Struktur der Gebäude ermöglicht eine günstige geschossweise Konfiguration der von den Instituten benötigten Flächen mit freien und flexiblen Raumzuschnitten innerhalb des Achsrasters (MZE : Labor und Büro 1.15m / µTC : Labor 1.15 und Büro 1.38m).

Die Erweiterung des µTC erfolgt über eine Weiterführung des Sockelbauwerkes mit der Möglichkeit weitere Laborbereiche, Bürobereiche und Lagerflächen im UG oder dem ersten und zweiten Obergeschoss zu errichten. Die Erschließung und Infrastruktur des Gebäudes wird ohne Umbau unverändert weitergenutzt; der Gebäudebetrieb des µTC kann in der Bauphase II nahezu ohne Störung aufrechterhalten werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Verfasser schließt mit dem 2-geschossigen Sockel den Raum hinter dem Hörsaalgebäude ohne die Durchwegung in das Engler-Bunte-Gebiet zu verhindern.
Die städtebaulich höchst differenzierte Struktur, die vom Hörsaal vorgegeben wird, findet mit der Lösung eine selbstverständliche Antwort.
Über dem Sockel stehen die beiden Institute als gläserne Körper, die scheinbar schwebend ihre Autonomie und Zugehörigkeit zum Thema machen.
Die Eingangssituationen sind klar ablesbar. Im Inneren wird die klare und sinnfällige Organisation der Grundrisse gelobt: Büros und Labore befinden sich auf dem gleichem Niveau. Dies verspricht eine effiziente Nutzbarkeit des Gebäudes.
In jedem Geschoss finden sich gut belichtete Kommunikationszonen, die diese Bezeichnung auch verdienen.
Einzig die Fassade wird ambivalent diskutiert. Die permanent vor den Fenstern befindlichen Horizontallamellen werden als störend empfunden und obwohl die Fassade aus energetischen Gesichtspunkten den Anforderungen entspricht, sollte der freie Blick in die Umgebung nicht künstlich gestört werden.
Während der große Glasanteil den Lichteintrag ins Gebäude positiv beeinflussen wird, stoßen die eng stehenden Horizontallamellen beim Preisgericht nicht auf Gegenliebe.
Insgesamt handelt es sich um eine sehr eigenständige Arbeit, die das Preisgericht sowohl auf städtebaulicher Ebene bis hin zum technischen Konzept überzeugt.
Perspektive Eingang

Perspektive Eingang

Lageplan Institute MZE, µTC

Lageplan Institute MZE, µTC

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss 3. Obergeschoss

Grundriss 3. Obergeschoss

Lageplan Weiterentwicklung Campus

Lageplan Weiterentwicklung Campus