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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2011

EU-Leuchtturmprojekt Innovationszentrum Stadt Aalen

1. Preis

scholl architekten partnerschaft mbB scholl.balbach.walker

Architektur

Erläuterungstext

S T A D T R Ä U M L I C H E I D E E

Das Hochschulgelände am Burren bestimmt die nördliche Zufahrt nach Aalen. Das künftige Innovationszentrum definiert hierbei den west-lichen Abschluss der Anlage zur Bundesstraße 29.

Einem Präsentierteller gleich schiebt sich ein massives Hanggeschoss in sanftem Schwung aus der parallel zur Straße verlaufenden Böschung. Dieser Sockel bildet nach Norden einen großzügigen Vor-bereich als stadträumlicher Auftakt und landschafts-architektonische Bühne zur Selbstdarstellung der Hochschule Aalen.

Die zweigeschossigen Riegel des ersten Bau-abschnitts und einer möglichen Erweiterung nach Süden besetzen die langgestreckte Geländekante in deren Zentrum. Vor der Kulisse der dreigeschos-sigen, versetzt angeordneten Hochschulbauten führen sie konsequent das Prinzip der städte-baulichen Schichtung und Staffelung fort, welches bereits in Form des vorgelagerten Flachbaus der bestehenden Mensa im Osten der Campusanlage in Erscheinung tritt. Ebenso greift die asymmetrisch angeordnete Zäsur zwischen dem Neubau und dessen Erweiterung bereits vorhandene Motive auf.


A N B I N D U N G A N D A S U M F E L D

Die Positionierung des Innovationszentrums auf dem Wettbewerbsgrundstücks erfolgt unter Reak-tion auf die gegebenen Erschließungselemente in-nerhalb der Hochschulanlage.

Eine tief eingeschnittene, erdgeschossige Nische unterbricht die gleichmäßige Außenhaut des kom-pakten Riegels und stellt einen witterungs- und schallgeschützten Vorbereich her. Eine fächerförmig aufgeweitete Treppe sowie eine bewusst vor die Gebäudeflucht tretende Rampe erschließen diese >>Campusloggia<<, welche sich in Form eines Land-schaftsstegs über die nördliche Kante des Neubaus hinausschiebt und den Blick in die reizvolle Landschaft im Norden und Westen freigibt. Es entsteht ein Eingangsbereich, welcher sich gezielt auf die von Osten ankommende Fußgasse und die Zäsur zwischen den benachbarten Hochschulbauten bezieht und gleichzeitig eine einladende Geste für die Ankunft aus Richtung der Stellplatzanlage im Norden des Grundstücks formuliert.

Eine Baumreihe aus Säulenkirschen flankiert die über das Fahrgassenniveau angehobene Terrasse und versorgt diese mit natürlichem Schatten. Es wird ein kommunikativer Außenraum hergestellt, welcher über die Nutzung des Innovationszentrums hinaus als weiterer Treffpunkt innerhalb der Cam-pusanlage betrachtet werden kann. Die räumliche Fassung dieses Orts wird über einen abschließen-den Bügel im Norden definiert. Dieser dient als Landschaftsauge und spielt mit der Fernwirkung aus Richtung der nördlich ansteigenden Bundesstraße.

In Verlängerung der campusinternen Hauptfahrer-schließung im Nordosten führt eine Rampe in einen anlieferbaren Tiefhof, welcher über die geschwung-ene Umfassungswand in die Topografie eingebun-den wird. Vor der gegenüberliegenden Stirnseite des Neubaus ergänzt ein gleichsam auf abge-senktem Niveau befindlicher Hof das Angebot an Außenräumen und stellt den Übergang zu einer möglichen Erweiterung im Süden dar.


E R S C H L I E S S U N G S K O N Z E P T

Der kommunikative Mittelpunkt des Innovations-zentrums ist das zweigeschossige Foyer im Herzen der Anlage. Es dient sowohl als lebendiger Ver-mittler zwischen der Campusloggia im Osten und dem Landschaftsbezug im Westen wie auch als Knotenpunkt zwischen den auf drei Geschossen organisierten großräumlichen Nutzungen im Norden und der kleinteiligeren Struktur im Süden.

Über die Zuschaltbarkeit des Multifunktionsraums lässt sich der wirtschaftlich dimensionierte Ein-gangsbereich als großzügige, vielfältig bespielbare Veranstaltungszone mit unmittelbarem Anschluss an die Seminarräume nutzen.

Ein auf allen Ebenen in den Erschließungskern integriertes Teeküchenmöbel bedient die Kom-munikations- und Pausenzonen. Der dem Eingangs-bereich vorgelagerte Terrassenbereich wird im Obergeschoss ergänzt um einen geschützten, der Teeküche zugeordneten Sonnenhof mit Blickbe-ziehungen in die Landschaft.

Beide Außenräume werden über eine offene Treppe an der nördlichen Außenwand miteinander ver-bunden. Ein geschlossenes Fluchttreppenhaus am südlichen Ende des Bauwerks komplettiert das Fluchtwegkonzept.

Die in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Erschlies-sungsachsen werden als Kommunikationsbereiche betrachtet, welche durch den Lichteinfall und die Rhytmisierung dreier Klimahöfe eine starke Eigenidentität erfahren.


I N N E R E O R G A N I S A T I O N

Die wesentlichen Prinzipien bei der architek-tonischen Organisation des Innovationszentrums sind Zonierung und Stapelung.

Im zur Hälfte eingegrabenen Sockelgeschoss sind sämtliche Großlaborräume untergebracht. Dies er-möglicht eine störungsfreie Andienung über den nördlichen Tiefhof und trägt den Anforderungen nach unterschiedlichen Raumhöhen, einer Nach-rüstbarkeit von Einzelfundamenten bzw. einer schwingungsfreien Positionierung Rechnung. Die unmittelbare Zuordnung zur Technikzentrale ent-spricht ebenso dem Raumtypus des Labors wie die Unterbringung in einem massiven Geschoss mit hoher Speichermasse und somit stabilem Raum-klima. Natürlich belichtete Eingangsnischen sowie eine zentrale Kommunikationszone mit Blick in den imposanten Großraum des Maschinenlabors be-stimmen den Charakter der Erschließungsflächen im Hanggeschoss.

Räume, welche mit größerem Publikumsverkehr verbunden sind, befinden sich im direkten Umfeld des Eingangs und den damit verbundenen Aufenthaltsbereichen im Außenraum. Eine zentrale Toilettenanlage steht Besuchern auf kurzem Wege im Geschoss darunter zur Verfügung.

Im Erd- und Obergeschoss sind die mietbaren Büro-räume konsequent entlang der am wenigsten lärm-belasteten Südostfassade übereinandergeschichtet. Das unmittelbare Gegenüber der gleichsam gesta-pelten kleineren Laboratorien erzeugt kurze Wege-verbindungen und begünstigt Arbeitsgruppen, welche durch die Abfolge der drei Klimahöfe eine räumliche Zonierung erfahren.

Der nördlich ins Obergeschoss integrierte Aufent-haltshof könnte ein attraktives Gegenüber zu einer größeren, abschließbaren Mieteinheit darstellen. Die Außentreppe zur erdgeschossigen Eingangs-loggia kann hier auch als Angebot einer separaten Erschließung genutzt werden. Ein Sanitärkern für die Mieter befindet sich auf beiden Bürogeschossen am südlichen Ende des Innovationszentrums.


S C H I C H T U N G & S T A F F E L U N G

Ö F F N U N G & A N B I N D U N G

E R S C H L I E S S U N G & V E R M I T T L U N G

Z O N I E R U N G & S T A P E L U N G


Ö K O N O M I E, Ö K O L O G I E, B E H A G L I C H K E I T ..
Zentrales Thema ist das Gleichgewicht zwischen Ökonomie, Ökologie und den vier Säulen der Behag-lichkeit, gute Luft, angenehme Umgebungstem-peraturen, geringe Nachhallzeiten und Vermeidung von Lärmimmissionen. Während die wirtschaft-lichen und umwelterhaltenden Kriterien in ihrer übergeordneten Bedeutung nicht unmittelbar spür-bar sind, haben die Behaglichkeitskriterien direkt wahrnehmbaren Einfluss auf das Arbeitsklima.

Das integrierte Gebäude- und Haustechnikkonzept ermöglicht hohen Komfort ohne Belastung der Umwelt und mit geringem Aufwand für Errichtung, Betrieb, Instandsetzung und Erneuerung. Aus Grün-den der Wirtschaftlichkeit baut das Energiekonzept primär auf Verlustminimierung anstelle Gewinn-maximierung auf. Das Ausschöpfen regenerativer Energieressourcen erfolgt überwiegend passiv nach dem Prinzip der Solarthermienutzung über Drei-fach-Verglasungen mit hochselektiver Wärme-schutzbeschichtung. Aktive Systeme wie die Strom-erzeugung aus Photovoltaikzellen werden additiv eingesetzt, um dem technologischen Fortschritt über größere Zeiträume Rechnung tragen und die Überschüsse bedarfsbezogen einsetzen zu können. Sie sind jedoch nicht baulicher Bestandteil, da die unmittelbar für die Behaglichkeit verantwortlichen Komponenten über die gesamte Nutzungsdauer des Gebäudes ohne substanzielle Eingriffe funktionieren müssen. Das Energiekonzept basiert auf einfach regelbaren Techniken und bewährten Bauweisen.

Eine hochwärmegedämmte Gebäudehülle und ein ausgewogenes Verhältnis zwischen geschlossenen und transparenten Flächen tragen zu geringen Wärmeverlusten im Winter und niedrigen Wärme-einträge im Sommer bei. Neben den manuellen Eingriffsmöglichkeiten für Lüftung und Sonnen-schutz sorgt ein kontrolliertes Lüftungssystem für gute Luftqualität. Zur Vermeidung von Lärmim-missionen strömt die Zuluft über einen zentralen Kanal, der Teil der Gründung ist, mit Verteilung über vertikale Sammelschächte bzw. über Klimahöfe und in die Decke integrierte Rohre vorkonditioniert, das heißt im Winter durch Erdwärme vorgewärmt und im Sommer gekühlt, in die einzelnen Raumabschnit-te. Die Antriebsenergie für den Luftaustausch über-nehmen in der Fassade integrierte, schall- und wär-megedämmte Gleichstrom-Abluftventilatoren mit stufenloser Drehzahlregelung und hoher Effizienz.
Drei an den zentralen Erdkanal angeschlossene Klimahöfe gleichen im Winter die durch kontroll-ierte Lüftung bereits reduzierten Lüftungswärme-verluste ohne den installationstechnischen Auf-wand einer zentralen Wärmerückgewinnung aus. Über transparente Fassaden- und Dachflächen wir-ken die Volumen als Kollektoren, die während der Heizperiode zur Nutzung der solaren Gewinne in den Zuluftstrang eingebunden sind. Im Sommer verhindern Klimaschirme und großzügig dimensio-nierte Abluftquerschnitte in der Dachaufkantung eine Überhitzung, Bypassklappen in den Vertikalver-teilerschächten stellen die direkte Verbindung vom kühlen Erdkanal in die Raumzonen her. Über die natürliche Thermik dienen die Klimahöfe für die nach Westen orientierten Räume gleichzeitig als lärmberuhigte Ablufthöfe.
Durch Taktbetrieb der lokalen Abluftventilatoren und Reduktion der Steuerung auf Klappenantriebe in den Zuluftsträngen kann der Hilfsstromverbrauch niedrig gehalten werden, ein zentraler Außenluft-filter im Erdkanal verursacht geringen Unterhalts-aufwand der Luftaufbereitung.
Räume mit kontinuierlichem Lüftungsbedarf wie die Labore sind an eine Ersatzluftanlage mit hochef-fizienter Wärmerückgewinnung und Außenluftauf-bereitung angeschlossen.
Akzeptanz entsteht durch Berücksichtigung indivi-dueller Bedürfnisse. Öffnungsklappen in den Fas-saden ermöglichen unverändert den Kontakt mit der Außenwelt, sind jedoch nicht Voraussetzung für eine ermüdungsfreie Luftqualität.

Dreibandenleuchten in Verbindung mit einer bedarfsbezogenen Steuerung und eine hohe Tages-lichtautonomie verringern den Strombedarf.

In den Sanitäranlagen wird der Wasserbedarf durch Selbstschlussarmaturen und Grauwassernutzung für die Toilettenspülung gering gehalten. Wegen des geringen Warmwasserbedarfs ist die Erwärmung auf lokale Durchlauferhitzer beschränkt.

Natürliche, alterungsfähige Materialien, das inte-grierte Ausbaukonzept mit einem hohen Anteil an fest installierten Möbeln und Sanitärobjekte mit Oberflächenvergütung tragen zu einem geringen Reinigungsaufwand ohne aggressive Stoffe und damit ebenfalls zur Ressourcenschonung ohne Einschränkung der Funktionalität bei.

Mit dem hohen Anteil an dem nachwachsenden Rohstoff Holz für Konstruktion und Ausbau ist das Gebäude dauerhafter CO2-Speicher ohne Belastung für nachfolgende Generationen am Ende der Lebensdauer.