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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2011

Gemeinschaftsschule Tesla-Schule, Berlin Pankow

1. Preis

Ingrid Hentschel - Prof. Axel Oestreich Architekten BDA

Architektur

KIRK+SPECHTlandschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext


Mitarbeiter:
Raisa von Ristok, Saskia Worlitzer


1.1. Entwurfskonzept Sporthalle und Mehrzweckbereich
1.1.1.Städtebau und Baukörper

Für das Bauprogramm wird ein kompakter, monolithischer Baukörper entworfen. Als kraftvoller Solitär ist der Neubau Bindeglied zwischen SK - Schulbau und Denkmalensemble. Maßstäblichkeit und Materialität verorten den Neubau im Wohngebiet, die Baukörpergliederung betont die Eigenständigkeit des Solitärs.

Der zwischen Einbindung und Eigenständigkeit changierene Neubau wird an der Bauflucht der Paul-Heyse-Straße platziert. Er bindet im Nordwesten an die mit einer Ziegelmauer ergänzte Einfriedung der Blankenstein - Schule an und stärkt so den zentralen Hauptzugang zum Schulgelände.
Platzierung und Baukörpergliederung des Neubaus geben unprätentiös die Zonierung des Schulgrundstücks in Bereiche für Öffentlichkeit, Sport und Spiel vor. Baukörpereinschnitte stärken die intensive Beziehung zwischen Gebäude und Außenraum. Der Zugewandtheit des Erdgeschosses zu den Außenräumen entspricht die flexible „Bespielbarkeit“ der Innenräume.

1.1.2. Erschließung und innere Organisation

Mit Zweifeldhalle, Einfeldhalle, Mehrzweckbereich und Lehrküche bietet das Haus vielfältige, differenzierte Nutzungsmöglichkeiten sowohl für den Schulunterricht als auch für Vereine, Freizeit und Feste.
Dem Nutzungsangebot entsprechend besitzt das Gebäude neben dezentralen Eingängen vom Schulgelände einen zentralen, vom Schulbetrieb unabhängigen Eingang an der Paul-Heyse-Straße. Die Eingangsbereiche sind gut auffindbar und großzügig dimensioniert.
Mehrzweckraum, Lehrküche und Turnhalle können als Raumverbund „bespielt“ werden. Der Mehrzweckraum ist teilbar, die Raumteile sind separat zugänglich.
Umkleiden und Waschräume werden im Erdgeschoss und im 2. Obergeschoss angeordnet. Die Zuordnung zu den Hallen / Hallenteilen und den Außensportflächen ist flexibel. Die geräumigen Erschließungsflure sind als Zuschauergalerie nutzbar.
Der Außengeräteraum ist den Außensportflächen zugeordnet und wird im Hofgebäude nachgewiesen.

1.2. Fassadenentwurf Schulbau SK Berlin

Die dem Schulcampus zugewandte Westfassade der SK-Schule wird, der städtebaulichen Intention eines Dialogs eigenständiger Solitäre folgend, in ihrer Präsenz gestärkt. Für den „Auftritt“ der Schule wird das Parterre frei gestellt und mit einer geschossübergreifenden Systemfassade bekleidet, die teils transparent, teils transluzent verglast wird.
Es wird vorgeschlagen, den Aufzug in das Gebäude zu integrieren und über einen Hauseingangsbereich auf Hofniveau barrierefrei zu erschliessen. Dem Eingangsbereich wird die Schulverwaltung direkt zugeordnet,
Davon ausgehend, dass Raumreserven für einen Erschließungsbereich innerhalb des Schulbaus nicht bestehen wird der südliche Erschließungsvorbau in die Fassadenneugestaltung einbezogen.

An der Ostfassade wird das charakteristische Erscheinungsbild der Schule mit vorgelagertem grünen Lichtgraben und lockeren Baumgruppen nur geringfügig modifiziert. Der Verwaltungsbereich wird als Zäsur mit einer Fensterzarge abgesetzt.
Die zu erneuernden Brüstungsplatten sollen in Holz – Elementbauweise vorgefertigt und an den Stahlbetondeckenplatten verankert werden. Als Bekleidung der Brüstungsbänder sollen langrechteckige Fassadentafeln in lebendig changierender Farbgebung eingesetzt werden, die mit Hinterlüftung montiert werden (z.B. „Rockpaneel“, Farbton in abgestuften Helligkeitswerten).
Fensterbänder werden als Holz-Aluminium-Blockrahmenfenster erneuert, die strenge, dem Konstruktionsmodul folgende Fensterteilung bleibt gewahrt. Fensterbänder der Westfassade erhalten außen liegende Sonnenschutzrollos.

1.3. Entwurfskonzept Außensportanlagen und Pausenflächen

Die Tesla-Schule präsentiert sich zum angrenzenden Stadtraum mit einem offenen - freundlichen Bild:
Als ein mit Bäumen überstandener Wiesenrahmen, in den die SK-Schule, die neue Sporthalle und der städtisch gefasste Eingangsbereich an der Paul-Heyse-Straße eingebunden sind.
Eine offene Abfolge unterschiedlicher, klar definierter Außenräume bietet ein vielfältiges Angebot für Aktion und Kontemplation. Nutzungskonzept und Anmutung der Außenräume korrespondieren mit den Gebäuden, lineare Durchwegungen verknüpfen die Gebäude zum Schulcampus.

Eingangsbereich und Forum
Der Eingangsbereich an der Paul-Heyse-Straße wird gestalterisch und funktional deutlich als Haupteingang herausgearbeitet. Schüler und Lehrer werden vom imposanten Bild des hallenartigen Baumbestandes freundlich empfangen. Zentrale Erschließungselemente wie Fahrradstellplätze und ein KFZ-Stellplatz sind im Eingangsbereich angeordnet.
Als neue, zentrale Einrichtung wird der Mehrzweckbereich dem Haupteingang zugeordnet. Der Hauptfassade der Mensa wird vis-à-vis der Blankensteinschule eine großzügige, sich aus dem Innenraum entwickelnde Platzfläche vorgelagert, die mit Tischen und Bänken möbliert aber auch für Veranstaltungen und als Forum intensiv genutzt werden kann.
Der historische Eingang an der Rudi-Arndt-Straße wird als Nebeneingang bzw. Bedarfseingang genutzt. Ihm zugeordnet ist der baulich gefasste Müllstandort, der in die Gesamtgestaltung eingebunden wird.

Sportflächen
Die Sportflächen sind funktional zusammengefasst und gruppieren sich um das alte Hofgebäude, das als Außengeräteraum vorgesehen ist.
Den Kern bildet das Kleinspielfeld, das als Multifunktionsfläche sowohl für den Sportunterricht, als auch zur Pausengestaltung genutzt werden kann. Alle geforderten Sportflächen werden nachgewiesen. Die Anordnung der Sportflächen minimiert die Lärmbelästigung für die Nachbarschaft und für den Unterrichtsverlauf in den Klassenräumen.

Spiel- und Pausenflächen und „Aktivband“
Die Erschließungsbereiche vor den Häusern sind zugleich die Pausenfläche für die jeweiligen Altersgruppen, teilweise von Bäumen überstanden. Ein geschützter, gut einsehbarer Pausenbereich für die 1. Klasse wird im Bereich der SK-Schule in das Gesamtkonzept integriert.
Ein West-Ost ausgerichtetes, auch kreuzbares Aktivband, verbindet die Schulgebäude und Schulhofräume. Durch seine zentrale Lage sowie das Angebot an Turn- und Spielgeräten und Aufenthaltsbereichen wird das Band zum Kommunikationsort der Schule. Große Sitzpodien akzentuieren und fassen die Endpunkte des Bandes.

Wiesen / Experimentierfelder / Grünes Klassenzimmer
Der durchgängige Wiesenrahmen ermöglicht den SchülerInnen bisher ungewohnte Arten der Kontemplation.
Mit den in die Wiesen integrierten Klassengärten östlich der SK-Schule kann der Außenraum in das Unterrichtskonzept der Schule einbezogen werden. In Weiterführung der bisherigen Aktivitäten der Schule bieten die unterschiedlich großen Gärten Raum für Entwicklungs- und Experimentierprozesse und damit zusätzliche Möglichkeiten der Unterrichts- und Freizeitgestaltung.
Als Pendant zu den Klassengärten der Grundschule formuliert der von Blankensteinschule und Lehrerwohnhaus gefasste Gartenhof eine neue Aufenthaltsqualität für „die Großen“. Vorhandene Skulpturen und Teile der vorhandenen Freianlagen werden in die Gestaltung einbezogen.

Bäume
Der vorhandene, teilweise wertvolle Baumbestand wird weitestgehend in das Konzept integriert. Neupflanzungen entlang der Rudi-Arndt- und Conrad-Blenkle-Straße ergänzen den Bestand und geben dem Schulgrundstück die charakteristisch lockere Fassung.

Oberflächenwasser
Das anfallende Oberflächenwasser wird Vegetationsflächen und Entwässerungsmulden zugeleitet und verbleibt durch Versickerung auf dem Grundstück.

Sonstiges
Die Freianlagen sind barrierefrei gestaltet.
Das gesamte Schulgelände erhält unter Einbeziehung der erhaltenswerten denkmalgeschützten Mauerteile und Tore eine Zauneinfriedung.
Die Vorgaben für die technische Erschließung sind in der Gesamtkonzeption berücksichtigt.
Die vorgesehenen Oberflächenmaterialien korrespondieren mit den Materialien der Gebäude.
Zur Vermeidung von Pflegeaufwand sind standortgerechte Pflanzungen, dauerhaft belastbare Materialien und widerstandsfähige Ausstattungen vorgesehen.

2. Neubau Sporthalle und Mehrzweckbereich
Baukonstruktive Beschreibung
2.1. Konstruktion, Materialien, Wirtschaftlichkeit

Der kompakte Neubau wird als langlebiger, wartungsfreier Massivbau errichtet.
Das Untergeschoss und die Umfassungswände der Hallen werden überwiegend in Stahlbeton ausgeführt, unter Einbeziehung von Fertigteilen für Stützen und für die Hallenbinder der Einfeldhalle.
Haupt- und Nebenträger der Zweifeldhalle werden als Stahlkonstruktion (Walzprofile) hergestellt und mit einer Stahl – Trapezblechdecke versehen. Die Dachfläche wird extensiv begrünt.

Geschlossene Außenwandflächen werden mit kräftig-rotbuntem Verblendmauerwerk im Wildverband bekleidet, das vor Nebenraumfenstern der Umkleiden und Waschräume als Gittermauerwerk ausgeführt wird.

Die obere Halle wird über blendfrei verglaste, nach Norden orientierte Oberlichter komplett mit Tageslicht ausgeleuchtet. Hinter Gittermauerwerk angeordnete Lochfenster dienen als Zuluftöffnung und setzen einen spielerischen Akzent. Die Einfeldhalle erhält an der Hallen - Längsseite transparent verglaste Kastenfenster, manuell bedienbare Blendschutzvorhänge (Seilzug) werden integriert.
Die Hallen können außerhalb der Heizperiode natürlich be- und entlüftet werden.

2.2. Nachhaltigkeit – Energieeffizienz - Wirtschaftlichkeit

Die Anordnung der Funktionsbereiche ermöglicht eine Vielzahl von Nutzungs- und Umnutzungsmöglichkeiten.
Eine robuste Materialität, geräumige Erschließungsflächen so wie der Einsatz umwelt- und gesundheitsverträglicher Baustoffe und die Ausführung reparaturfähiger Konstruktionen sichern die Langlebigkeit und die Alterungsfähigkeit des Gebäudes.
Wesentliche Aspekte der Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit sind:
- Untergeschoss in Anlehnung an Passivhaus-Standard wärmebrückenfrei
gedämmt, Aktivierung des umgebenden Erdreichs als Klimapuffer.
- Dachkonstruktion der Zweifeldhalle als optimierter, 100% recyclebarer Stahlbau. Einsparung von Gewicht und damit günstige Dimensionierung der Tragwerks (Außenwände und Fundamente).
- Extensive Dachbegrünung zum Schutz der Dachhaut, zugleich Klimapuffer und temporäre Regenwasserrückhaltung.
- Dachkonstruktion ausgelegt für die Nachrüstung von Photovoltaikanlagen und / oder Solarthermie, einschließlich Vorhaltung von Leerrohren.
- In der Heizperiode: Kontrollierte Be- und Entlüftung des Gebäudes über Lüftungsanlagen mit maximiertem Wärmerückgewinnungsgrad (min. 80%) und geregeltem Volumenstrom.
- Fensterkonstruktionen als Holz-Aluminium-Fenster. Außenschalen Aluminium (wartungsfrei), Rahmenkonstruktionen Holz (Minimierung Graue Energie).
- Schutz vor sommerlicher Überhitzung durch optimierten Fensterflächenanteil und optimierte Orientierung der Fenster. Sonnenschutzanlagen können entfallen (Ausnahme: Einfeldhalle).
- Fensterflügel öffenbar für natürliche Be- und Entlüftung der Hallen und des Mehrzweckbereichs außerhalb der Heizperiode.
- OptimiertesVerhältnis Wärmeschutz / Tageslichteintrag durch den Einsatz von 2-fach-Isolierverglasungen.
- Deckenuntersichten der Mehrzweck- und der Erschließungsbereiche werden im erforderlichen Umfang mit Akustik-Unterdecken bekleidet.
- Optimierte Raumakustik der Sporthallen durch akustisch wirksame Holz-Prallwand (Absorption direkt an der Schallquelle) und Akustik – Unterdecken.
- Das Erdgeschoss wird komplett mit einfachen Steingutfliesen auf Verbundestrich ausgelegt. Der hoch strapazierfähige Boden entspricht den Nutzungsanforderungen und dient zugleich als Speichermasse.

Die Kombination einer natürlichen Be- und Entlüftung mit einer bedarfsorientiert gesteuerten Lüftungs - Anlagentechnik gewährleistet eine hohe Kosteneffizienz und eine Minimierung der Betriebskosten.
Zur Minimierung der Investitionskosten werden Luftmengen und Außenluftanteil auf das unbedingt notwendige Maß beschränkt. Die Auslegung erfolgt nach durchschnittlicher Personenzahl. Zeitlich begrenzte „Spitzenbelegungen“ werden durch Fensterlüftung aufgefangen.

Beurteilung durch das Preisgericht


Die Arbeit formuliert eine sehr ansprechende und architektonisch signifikante Lösung: Der Blankenstein-Bau, die Sporthalle und das SK-Gebäude bilden drei Solitäre, die sich durch ihre Material- und Oberflächenbeschaffenheit und ihre Farbigkeit deutlich voneinander unterscheiden und ein hohes Maß an Identifikation zulassen. Die Sporthalle aus rotem Ziegelverblendmauerwerk ist städtebaulich geschickt auf der Grundstücksgrenze zur Paul-Heyse-Straße platziert, nimmt damit die Bauflucht auf und bildet eine klare Raumkante. Die Sport- und Pausenflächen sind kompakt und sinnfällig angeordnet und wirken im Raumgefüge „entspannt“. Die Ost-West-Ausrichtung des Spielfeldes ist als schlüssige räumliche Verbindung zum denkmalgeschützten Geräte- und Traforaum ausgeformt und ermöglicht in Nord- und Südrichtung einen großen Raumgewinn. Alle Fahrradstellplätze sind dem Haupteingang zugeordnet, von der Straße durch eine Ziegelmauer getrennt und für den Nutzer übersichtlich und einsehbar. Zur gesamten Einfriedung bzw. Einfassung des Grundstückes macht der Verfasser keine Aussage.

Der Neubau verfügt über eine durchgesteckte Erschließung von der Paul-Heyse-Straße zum Schulhof, die durch einen Gebäudeunterschnitt deutlich markiert wird und einen räumlich und funktional optimal gestalteten Eingangsbereich besitzt. Die sehr konsequent und axial angeordnete Raumabfolge von Mensa, Essensausgabe und Lehrküche kann somit problemlos sowohl intern als auch extern erschlossen werden, die Lehrküche besitzt darüber hinaus einen weiteren, separaten Zugang vom Schulhof. Weiterhin wird positiv vermerkt, dass die Mensa durch ihre Anordnung zur Hofseite flächenmäßig in den Außenraum erweitert werden kann. Eine Nutzung der Sporthalle durch den Vereinssport ist durch den straßenseitigen Eingang optimal und störungsfrei gewährleistet, ebenso kann die Anlieferung für die Mensa auf kurzem Weg von dort erfolgen.

Die funktionsgerecht angeordneten Umkleiden für die Einfeldsporthalle sind im Gebäudeinneren platziert, die für die Zweifeldsporthalle liegen sehr günstig an der Straßenfassade und bieten zusätzlich die Qualität einer natürlichen Belüftung und Belichtung. Beide Hallen verfügen über Zuschauergalerien, die kleinere Sporthalle ist darüber hinaus vom Pausenhof durch eine großformatige Verglasung einsehbar und schafft somit eine visuelle Verbindung zum Außenraum.

Die Fassade des SK-Gebäudes ist als Bandfassade ausgebildet und besitzt ein lebendiges, changierendes Erscheinungsbild. Zusätzliche Zäsuren durch die Schaffung eines neuen Eingangsvorbaus auf der Westseite und eine neu aufgesetzte Fassadenzarge für die Verwaltung auf der Ostseite werden als viel versprechende Entwurfselemente gesehen.