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Offener Wettbewerb | 07/2011

„POSTQUARTIER“ in Ravensburg

Preisgruppe / , Qualifizierung für Realisierungswettbewerb

ama_architekturbüro michael auerbacher

Architektur

lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner gmbh

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Der Neubau markiert mit seiner prägnanten Form den Ort, schafft somit Identität für die besondere Lage des Bahnhofsquartiers im Stadtgrundriss und definiert einen Stadtteil mit eigener
Ausprägung. Es entsteht eine lebendige Verbindung zwischen Bahnhofsareal und Innenstadt. Das Volumen des Neubaus wird in zwei Baukörper gegliedert, die den Masstab des alten Postgebäudes
aufnehmen und diesen so in die Gesamtfigur des Baublocks integrieren. Der Altbau wird dabei freigestellt und bleibt folglich originär erlebbar und lesbar. Der Neubau nimmt die L-förmige
Grundrissform des Altbaus auf und bildet in seiner Zuordnung zum Postgebäude – der historischen Baustruktur des Altstadtgrundrisses folgend – einen kompakten Baublock. Die moderate
Höhenentwicklung des Neubaus mit vier Geschossen respektiert einerseits den Altbau und ordnet sich andererseits dem Ductus des historischen Stadtbilds Ravensburgs, der Stadt der (historischen)
Türme, unter.

Der Baublock aus Alt und Neu stabilisiert nach Außen durch seine klaren Raumkanten den öffentlichen Raum zum Bahnhofsplatz, zum ZOB, zum Transferium und zur Innenstadt. Nach Innen wird gleichzeitig ein großzügiger Hofbereich ausgeformt, der über Passagen und Durchgänge mit dem öffentlichen Raum verbunden wird und so selbst zum (halb)öffentlichen Raum wird. Das System der
Durchgänge unterstützt die räumliche und funktionale Vernetzung des Quartiers mit der Innenstadt und lässt so einen über Fußwegbeziehungen und Durchwegungen erlebbaren, lebendigen
Stadtraum entstehen. Der historische Altbau und der Neubau mit zeitgemäßer Formensprache schaffen eine Adresse an prominenter Stelle als Entree für Ravensburg und Tor zur Stadt.

Die Neubebauung gliedert sich in zwei Gebäudeteile, einen L-förmigen im Norden und Westen, der die Flächen der AOK beinhaltet und einen weiteren längsgestreckten Baukörper im Osten, in dem
die Ladenflächen, die Archivflächen der AOK, das Gesundheitszentrum sowie weitere Nutzungsflächen untergebracht sind. Im 1. OG sind die beiden Gebäudeteile verbunden, so dass sich eine überdeckte Passage von der Georgstrasse ergibt. Die Zugänge zu den einzelnen Nutzungseinheiten in den OG´s erfolgen über den Innenhof, wobei die AOK über einen eigenen separaten Zugang verfügt, der ausschließlich durch die AOK genutzt wird. Die ergeschossige Ladeneinheit kann bedarfsorientiert angeordnet werden. Die Grundstruktur der Raumzonierung wird als 2-Bund-Anlage konzipiert. Dies ermöglicht eine Minimierung des Flurflächenanteils in sehr wirtschaftlicher Weise. Die Geschosshöhe beträgt 3,50 m, so dass bei 3,00 m Raumlichte ausreichend Installationsraum gegeben ist. Die Führung der Lüftungsleitungen erfolgt im Flurbereich, der mit niedrigerer Raumlichte auskommt. Zu- und Abluft werden raumweise aus dem Deckenhohlraum des Flurs eingespeist.

Die Tiefgarage weist 70 Stellplätze aus, beide Gebäudeteile sind über Treppen und Aufzüge an die Parkierung barrierefrei angebunden. Im Falle einer öffentlichen (Teil)Nutzung der TG besteht ein
unabhängiger zentraler Aufgang im Bereich der östlichen Passage. Die Aus- und Einfahrt der Parkierung erfolgt an der Georgstrasse, so dass die verkehrsberuhigten öffentlichen Räume nicht von
zusätzlichem Fahrverkehr belastet werden.
Das Gestaltungskonzept der Fassaden sieht eine Lochfassade mit abwechselnd geschlossenen und verglasten Flächen vor. Die raumhohen Glaselemente ermöglichen eine gute Belichtung in die
Tiefe der Räume und akzentuieren Innenraum wie Außenwirkung gleichermaßen in einem lockeren Spiel der Flächen. Die Materialwahl der geschlossenen Flächen (Metall) unterstreicht die
Wertigkeit der Lage des Objektes und gewährleistet Langlebigkeit und geringe Unterhaltskosten. Die Flächen im EG werden raumhoch verglast. So entsteht Transparenz und Offenheit (Laden,
Eingangsbereich AOK) und es ergeben sich Sichtbeziehungen und Durchblicke von Innen und Außen. Die zeitgemäße Formensprache des Neubaus kontrastiert mit dem historischen Bestand und
schafft so einen spannungsvollen Dialog zwischen Alt und Neu. Die abgerundeten Ecken des Neubaus unterstützen das Fließen des Raums und somit die Verbindung zwischen Stadtraum und
Örtlichkeit.

Eine gastronomische Nutzung des Altbaus im EG steigert die Attraktivität und den urbanen Charakter des Innenhofs. Der Innenhofbereich ist für Wartungs- und Liefertätigkeiten
befahrbar. Der Sollwert der BGF (6000 qm) wird geringfügig unterschritten (ca. 2 %), könnte jedoch durch eine 3-Geschossigkeit (2 OG´s) im Bereich der östlichen Passage zum Nachteil der
städtebaulichen Disposition nachverdichtet werden.

Der neue Eingangsplatz wird räumlich als großzügige Einheit am Endpunkt von Schussen- und Eisenbahnstrasse verstanden. Die Einheit wird durch einen alles überspannenden Teppich aus
Ortbeton unterstrichen – ein Material, das sowohl die technischen Anforderung erfüllt, aus dem aber auch flach-reliefartig die erforderlichen topographischen Nuancen entwickelt werden können.
Die zeilenartig in West-Ostrichtung stehenden Baumreihen wirken als osmotischer Schleier, lenken den Blick entlang der Hauptverbindungsrichtung und erlauben blockartig zusammengefasst die
technischen Anforderungen des vorgegebenen Verkehrsregims.