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Mehrfachbeauftragung | 06/2011

Mehrfachbeauftragung Boulevard Kaisering

1. Rang

SHP Ingenieure GbR

Verkehrsplanung

TOPOTEK 1

Landschaftsarchitektur

ErlÀuterungstext

Das Landschaftsarchitektonische Konzept entwickelt zwei stÀdtische Typologien. Der Boulevard als Promenier- meile wird dynamisch in auf einander folgenden Sequenzen aus Lindenreihen heraus gearbeitet: Baumreihen und Leerstellen wechseln sich ab. Damit wird die Bewegungs- und AufenthaltsqualitÀt dieses besonderen Raumes unterstrichen.
Der Tattersall – als hochfrequentierter Stadtplatz – wird mit der Platane als Baumwahl deutlich von der Typologie des Boulevards abgesetzt. Er wird wie ein Hain konzentriert entwickelt, der vor allem das Warten und den Aufenthalt in diesem besonderen Raum rahmt und strukturiert. Entsprechend seiner Typologie als ‚Gute StubeÊŒ im stĂ€dtischen Kontext entsteht hier im Vergleich zur LinearitĂ€t des Boulevards ein gefasster Raum.

Das Verkehrliche Konzept entwickelt eine rĂ€umlich ausgewogene, zugleich attraktive und leistungsfĂ€hige Infrastruktur fĂŒr alle Verkehrsarten am Boulevard und auf dem Tattersall. Der Kraftfahrzeugverkehr wird auf den notwendigen Verkehrsraum, mit zwei durchgĂ€ngigen Fahrstreifen je Fahrtrichtung am Kaiserring, zurĂŒckgenommen. Der Radverkehr wird mit Radfahrstreifen in den Straßenraum integriert. FĂŒr den FußgĂ€ngern werden großzĂŒgige RĂ€ume zum Flanieren und zum Aufenthalt gewonnen. Die Überquerbarkeit im FußgĂ€nger- und Radverkehr wird verbessert. Der ÖPNV behĂ€lt seine tragende Funktion im Raum. Die Erreichbarkeit aller Ziele wird gewĂ€hrleistet.

BaumgerĂŒst
Kaiserring und Tattersall erhalten ein starkes und flexibles BaumgerĂŒst, das die durch heterogene Fassaden geprĂ€gten verwirrenden EindrĂŒcke beruhigt und wieder die Wahrnehmung klarer und zusammenhĂ€ngender RĂ€ume ermöglicht. Die Neupflanzungen auf dem Kaiserring verdichten den Lindenbestand an der Haltestelle Kunsthalle und transformieren deren AbstĂ€nde in einen Rhythmus, dessen einzelne `Takte` den linearen Raum des Kaiserringes sequenzieren. Aufgrund der FlexibilitĂ€t kann diese Strategie auf dem gesamten Ring weitergefĂŒhrt werden, bis wieder eine rĂ€umlich zusammenhĂ€ngende und ablesbare Gesamtstruktur um die Kernstadt herum entsteht.
Auf dem Tattersall unterstreicht das Platanendach die Gesamtform des Platzes und bildet gleichzeitig durch das Spiel unterschiedlicher Baumpakete und -linien verschiedene offene oder geschĂŒtzte Bereiche. Auf Boulevard und Platz erlaubt die systematische Baumsetzung situativ auf gegebene Erfordernisse durch z.B. vorhandene Leitungen oder Beleuchtungserfordernisse zu reagieren. In den Bereichen, in denen Leitungsrohre in geringerem Abstand als 2,5m liegen, wird ein Wurzelschutzsystem angewandt, dass es erlaubt, die Distanz auf bis zu 2m Durchmesser zu verringern, ohne den Baum oder die Leitungen zu schĂ€digen. Baumscheiben aus Stahlrosten (ca. 1,80m x 1,80m groß) passen sich optisch in die befestigte FlĂ€che ein und Anfahrschwellen aus Metall schĂŒtzen die StĂ€mme der Linden am Kaiserring vor SchĂ€den durch einparkende Autos. Im Vorderen, dem Bahnhof zugewandten Abschnitt des Kaiserringes - zwischen Friedrichsplatz und Tattersall - wird von der Regel der Baumsetzungen leicht abgewichen um die östliche Lindenreihe fortzusetzen und den Raum aufzuwerten: Hier verjĂŒngt sich verkehrsbedingt der Pufferstreifen zwischen BĂŒrgersteig und Fahrbahn, so dass die Linie der BĂ€ume auf der dem Tattersall zugewandten Seite leicht in Richtung der GebĂ€ude verspringt.

FlÀchen und Nutzung
Der Verkehr wird optimiert, um FußgĂ€ngern und Radfahrern wieder mehr Raum zur VerfĂŒ- gung zu stellen und den anliegenden GebĂ€uden eine großzĂŒgige Vorzone zu bieten. Auf dem Kaiserring werden die Fahrspuren soweit fĂŒr die momentanen VerkehrsansprĂŒche möglich reduziert, was es erlaubt die Gehwegbereiche zu erweitern, eine einheitliche Bordsteinkante (sowie klare Baumreihen) auszurichten und die FlĂ€chen neu zu organisieren. Auf dem Tattersall entfallen ParkplĂ€tze sowie die nördliche Ausfahrt zum Kaiserring (der Verkehr wird teilweise umgeleitet), die verbleibenden Fahrspuren werden in den Platzbelag einbezogen und ordnen sich rĂ€umlich unter. Durch Verringern des Schienenradius auf 25m kann die Stra- ßenbahnhaltestelle um etwa 7m aus der Mitte des Platzes in Richtung Kaiserring verschoben werden und stellt kein Hindernis fĂŒr querende Radfahrer dar. Der gesamte Platzbereich wird fĂŒr die Anlieferung (LKW) befahrbar ausgebildet.
Die BelĂ€ge werden in beiden Bereichen als warm-graue Betonwerksteinplatten in den entsprechend notwendigen StĂ€rken hergestellt. Unterschiedliche Formate weisen auf die unterschiedlichen Belegungen der entsprechenden Teilbereiche hin: Betonpflastersteine (24x10cm) im LĂ€ngsverband definieren auf dem Boulevard zum Einen die Vorzonen der Ge- bĂ€ude und zum Anderen einen Puffer zur Straße. Auf diesen FlĂ€chen sind die Nutzungen wie Auslagen und Außengastronomie (Vorzonen) beziehungsweise BĂ€ume, ParkplĂ€tze und infrastrukturelle Einbauten (z.B. RadstĂ€n- der, Leuchten, AbfallbehĂ€lter) neu angeordnet. Die flexibel nutzbaren Randzonen des Tattersall sind im gleichen Belagsmuster gestaltet und integrieren die verbleibende Kfz-Fahrspur optisch in den Platzbelag. Diese ist zur besseren Orientierung leicht (3cm) abgesenkt und von Flachbordsteinen begrenzt. Betonplatten unterschiedlicher Breite (60x40cm, 60x30cm, 60x20cm) bilden die changierende OberflĂ€che des Bewegungsbereiches am Kaiserdamm (die eigentliche Promenade) ebenso wie den zentralen Aufenthaltsbereich am Tattersall. In diesen wird auch die Straßenbahnhaltestelle integriert, deren Bahnsteigkante gemĂ€ĂŸ den Richtli- nien der Mannheimer Verkehrsbetriebe 30 cm erhöht erstellt wird. Im Bereich der Schienen wird auf dem Tattersall Großpflaster (15x15cm) eingesetzt, das zum Einen den Aufmerksamkeitsbereich fĂŒr Radfahrer und FußgĂ€n- ger definiert und zum Anderen die technischen Erfordernisse der Straßenbahn berĂŒcksichtigt. Querende Radfahrer aus der Tattersallstraße werden bewusst ĂŒber wechselnde BelĂ€ge gefĂŒhrt um die Fahrge- schwindigkeit im Bereich des Platzes zu verringern.

Mobiliar
Schlichte Formen, das BeschrĂ€nken auf Stahl und Holz wie auch eine einheitliche Farbgebung lassen die Stadtmöbel nicht als Einzelobjekte in Erscheinung treten, sondern als Möbelfamilie, die den einheitlichen und hochwertigen Charakter des Boulevards und des Platzes mitprĂ€gen. Aufgrund der unterschiedlichen Typologien der beiden RĂ€ume werden auf dem Boulevard keine öffentlichen BĂ€nke angeboten – hier ĂŒbernehmen die Aussengastronomien die Bestuhlung der Vorzonen. Am Tattersall werden jedoch zur VerstĂ€rkung des Platzcharakters und dessen AufenthaltsqualitĂ€ten DoppelbĂ€nke aus Eichenholz angeordnet, die bequeme SitzplĂ€tze unter den
Platanen bieten. Die am Kaiserring bestehenden Abspannmasten können zunĂ€chst bestehen bleiben, sollten jedoch unbedingt in einem zweiten Bauabschnitt auf die Mittelinsel versetzt werden (Durch die geringere Spannweite sind deutlich schlankere Masten möglich). Schlichte, zweiseitige Mastleuchten die auch fĂŒr Ausleuchtung des Tattersall sorgen, ersetzen dann die bestehende Beleuchtung.