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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2011

Neugestaltung des Ortskerns in Verl

Rathaus

Rathaus

Engere Wahl

pbr Architekten Ingenieure

Architektur

wbp Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Neugestaltung des Ortskerns in Verl
Erläuterungsbericht

I Konzeptebenen

Alte und neue Plätze
Der historische Ortskern der Stadt Verl wird durch markante Platz- und Straßenräume ergänzt:
 Stadtplatz als Orientierung gebender Platz zwischen Verl Süd, Verl Nord und Flaniermeile
 Marktplatz als multifunktionaler Stadtplatz für Märkte und Feste
 Kleiner Entreeplatz zur Verknüpfung von Flaniermeile, Wilhelmstraße und Hauptstraße und
 die linearen öffentlichen Stadträume Hauptstraße, Gütersloher Straße und Paderborner Straße

Gärten in der Stadt
Die Bürmsche Wiese wird zur zweiten identitätsstiftenden und vielseitig nutzbaren Grünfläche im Ortskern. Durch die neue Promenade mit Ausblick auf St. Anna verknüpft die Bürmsche Wiese den historischen Ortskern mit der neuen Stadtmitte und dem Rathaus.

Netze
Schulen, Sportanlagen, Versorgung, kulturelle Einrichtungen, Wohnen und Erholungsflächen werden über ein Netz von Wegen miteinander verbunden. Hauptstraße, Wilhelmstraße, Stadtplatz, Bürmsche Wiese und Marktplatz werden durch weitere Wege in Nord-Süd-Ausrichtung ergänzt.

Reißverschluss
Die umgestalteten Gütersloher Straße und Paderborner Straße verbinden zukünftig durch die einheitliche Gestaltung und die reißverschlussartig wirkenden Teppiche die nördlichen mit den südlichen Ortsteilen. Ergänzte Wege optimieren die Vernetzung

Wasser verbindet
Die Stadt Verl umgebende Landschaft wird durch Wasser geprägt. Die wichtigen Stadträume greifen daher das Thema Wasser als wichtiges und verbindendes Gestaltungselement auf.

Corporate Design
Es wird ein Corporate Design mit wenigen, der Stadtgröße angemessenen Elementen vorgeschlagen:

Möblierung und Beleuchtung
 Für Fahrbahn und Marktplatz der Ost-West-Achse sind Mastleuchten mit zwei verschiedenen Lichtpunkthöhen (5m und 6m) vorgesehen. Derselbe Leuchtentypus in kleinerer Form soll bei Fuß- und Radwegen eingesetzt werden.
 Sitzmöbel aus Stahl und Holz, als Bank oder Hocker, mit oder ohne Lehne. Sockel und Stufen bieten weitere Sitzmöglichkeiten.
 Dazu passend Radständer, Papierkörbe und Infosäulen (Stahl, DB 703)

Beläge, Sockel und Stufen
 Für die „Grundfläche“ der öffentlichen Stadträume wird gebändertes Beton- bzw. Natursteinpflaster in hellen Farbtönen (grau-beige) vorgeschlagen
 Platz und Schmuckelemente werden besonders betont: der Stadtplatz mit großformatigeren Pflasterplatten, der Marktplatz mit flächigem Belag (z.B. Splittmastix mit Grauwackesplitt) und die Schmuckbänder aus Naturstein(Grauwacke)
 Sockel-, Stufen und Stege aus Grauwacke

II Einzelbereiche:

1 Der Straßenraum Gütersloher- und Paderborner Straße
erhält eine einheitliche Zonierung und Gestaltung (vgl. Schnitte, Lagepläne, Materialkonzept):
 eine Allee z.B. aus der rotblühenden Rosskastanie (keine Fruchtbildung! Kastanie als typischer Straßenbaum auf historischen Fotos)
 Fahrbahnreduzierung durch Kreisverkehre (ersparen Abbiegespuren und Ampeln), Fahrbahn aus Asphalt mit Splitteinstreu, farblich passend zum Gehwegmaterial
 Breite, flache Borde (b=30cm, Grauwacke) zwischen Fahrbahn und Stellplätzen
 Einheitlich gestaltete Gehwegbereiche und Ausstattungselemente
 „Schmuckbänder“ mit Alleebäumen, Hecken und Sitzelementen gliedern die seitlichen Straßenräume
 Beleuchtung: Mastleuchte mit 7m-Lichtpunkthöhe zur Fahrbahn und 5m-Lichtpunkt zu den Gehwegbereichen.
Die Stellplätze werden aufgrund der Verkehrsfrequenz einheitlich als Längsstellplätze angeordnet. Sie werden mit dem gleichen Material der Gehwege erstellt und ergänzend markiert. Am Abend und am Wochenende werden auf diese Weise die nicht genutzten Stellplätze gestalterisch den Gehwegen zugeordnet.
Die großzügigen südlichen Gehwegbereiche entlang der Gütersloher Straße erhalten breitere „Schmuckbänder“ mit einem Wasserband.

Die Querungen werden durch Belagsteppiche aus Grauwacke (gebundene Bauweise) und säulenförmige Bäume (z.B. Säuleneichen) betont.

Die Straßenraumfassung wird durch Neu- und Ergänzungsbauten gestärkt.

Haupt- und Wilhelmstraße, Stadtplatz, Bürmsche Wiese und Marktplatz werden durch ergänzende Nord-Süd-Wege weiter vernetzt.


2 Der Stadtplatz
Der Knotenpunkt Hauptstraße / Gütersloher Straße und Paderborner Straße wird zum zentralen Stadtplatz umgebaut und so zum neuen Ortsmittelpunkt, der durch Baumdach, Wasserfontänen und Außengastronomie neue Aufenthaltsqualitäten bietet und auch den Durchfahrenden auf den Ortskern hinweist. Darüber hinaus ermöglicht der Stadtplatz die Anbindung an die Bürmsche Wiese.
Das städtische Gebäude wird hierzu abgebrochen und der Anlieferhof zum Rathaus überbaut.


3 Marktplatz
Die für einen Markplatz typischen Stadtfunktionen werden gestärkt. Zum einen wird er Entree für (künftige) Bus- und Bahnhofsnutzer. Zum anderen bietet er vielfältigen Raum für alltägliche Nutzungen wie Markttage, Feste, aber auch Spiel, gastronomischen Aufenthalt, Sehen und Gesehen werden.

Der Platz erhält daher drei Funktionsbereiche:
 das zentrale nutzungsoffene Platzband für Märkte, Spiel, Feste etc.
 die umgebenden Platzrandbereiche mit Stellplätzen, großzügiger Gehfläche, Warenausstellungsbereichen, Sitz- und Gastronomieflächen und den Erschließungsflächen und
 die Bushaltestelle mit Dach und Wartebereichen.

Das mittig liegende Platzband wird durch Stufen, Sockel und Busdach räumlich begrenzt und so deutlich und nahezu ohne Poller (nur für die Zufahrtszone für Märkte, etc.) autofrei gehalten.
Der Platz wird zur Bühne. Die umliegenden Stufen, Sockel und Platzbereiche zur Tribüne.
Der Platz erhält einen flächigen Belag (z.B. Splittmastix) und wird durch (Entwässerungs-) Bänder gegliedert, die zugleich die Marktaufstellung markieren. Die Sockelelemente (Grauwackematerial) fungieren im Norden als Sitzsockel und im Süden als Stützmauer. Sie werden durch Lücken und Treppchen durchlässig gestaltet. Wasserfontänen in den flachen Stufen am östlichen Platzrand beleben den Platz ohne seine Nutzungen einzuschränken.

Die seitlichen Platzbereiche werden aus dem stadttypischen grau-beigen Pflastermaterial erstellt, die Fahrspuren und Stellplätze nur durch Mulden und Änderungen in der Verlegerichtung markiert. Die den Platz im Norden und Süden begleitenden Baumdächer bilden ruhige und homogene Platzränder und beherbergen die Stellplätze. Es bleiben großzügige Platzbereiche für Aussengastronomie, Warenausstellungen und Aufenthaltsbereiche.

Das Post- und Raiffeisengebäude wird durch ein, den neuen Platzfunktionen angemessenes, Wohn- und Geschäftshaus ersetzt.

Der Bushaltebereich wird durch Dach und Beläge mit dem Platz verbunden. Unter dem Dach werden Sitzplätze, sowie Bus-, und Stadtinformationen angeordnet.


4 Bürmsche Wiese
Die Bürmsche Wiese wird zur zweiten Identitätsstiftenden und vielseitig nutzbaren Grünfläche im Ortskern. Durch die neue Promenade mit Ausblick auf St. Anna verknüpft die Bürmsche Wiese den historischen Ortskern mit der neuen Stadtmitte und dem Rathaus.

Die Bürmsche Wiese wird durch drei Bereiche charakterisiert:
 die Bürmsche Promenade mit Rathausvorplatz und Café
 den verschobenen Parkplatzbereich im westlichen Bereich und
 der große Wiesenbereich mit Wegeverbindungen und Erholungsangeboten.

Die Zugänge von der Hauptstraße, dem Rathaus und der Poststraße erfolgen gut auffindbar über die Promenade. Die Zugänge von der Bürmannstraße und Poststraße werden ergänzend mit Heckenbändern und Kirschbäumen begleitet.

Die Promenade dockt an die Bestandshöhensituation am Rathaus an (ca. 92,00m NN) und liegt daher etwas erhöht über dem Wiesengelände und ermöglicht schöne Ausblicke auf Wiese, St. Anna und die umliegenden Gärten und Gebäude. Sitzbänke unter Bäumen, Café und Sockel laden zum Verweilen und Treffen ein.

Die Verlagerung der Stellplätze an den westlichen Wiesenrand ermöglicht einen direkten und ungehinderten Zugang zum Rathaus über die Bürmsche Wiese. Das angeschüttete Höhenniveau wird beibehalten (Bereich heutiger Parkplatz und Geothermieschächte, die bisherigen Stellplätze von 52 auf 61 erhöht.
Der Sockel zwischen Promenade und Bürmscher soll aus Grauwacke, der Wegebelag wie die übrigen Gehwege sein.

Der offene Wiesenbereich erstreckt sich zwischen Promenade und dem neuen Dorfteich an der nördlichen Grenze der Grünfläche. An die Hauptwegeachse in Nord-Süd-Richtung werden Spiel- und Aufenthaltsangebote (Sand-und Wasserspiel, Kletter-und Sitzlandschaft) angeordnet.
Sitzlandschaften in der Wiesenfläche laden zum Sonnen und Ausruhen ein, während Rasenstufen am Teich auch Gelegenheit zum Verweilen am Wasser bieten. Der übrige Wiesenbereich bleibt offen und multifunktional nutzbar.
Die Abgrenzung zu den Gartengrundstücken erfolgt über Blühhecken und Bäume.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf zeichnet sich durch eine gelungene Umgestaltung an der Gütersloher Straße/Paderborner Straße aus. In diesem Bereich erfährt der Straßenraum eine markante Gliederung durch Baumgruppen und es wird eine Reduzierung des Straßenquerschnitts mit Stärkung der Aufenthaltsqualität für Fußgänger und Radfahrer auf beiden Seiten.
Auch die Verkehrsanbindung über den vorgeschlagenen Kreisverkehr an der Hauptkreuzung sowie die Wegeführung über den Querungsteppich zum Stadtpark am Rathaus weisen eine hohe funktionale und städtebauliche Qualität auf. Dieses setzt sich konsequent in der von den Verfassern vorgeschlagenen Promenade über die Bürmsche Wiese fort. Auch das Café ist uneingeschränkt richtig verortet. Demgegenüber wird der neu konzipierte Parkplatz diesem Anspruch nicht gerecht. Auch die vorgeschlagene Gestaltung für die Bürmsche Wiese – mit den vier Elementen mit der geraden, linearen und schmalen Wegeerschließung und untergeordneten Anbindung weist hier deutliche Mängel auf.
Die Anbindung des Rathauses an den Marktplatz erfolgt über zwei Wegeverbindungen, die strategisch richtig platziert sind. Der Marktplatz wird durch ein abgesenktes Rechteck zwar gegliedert, allerdings kann die abgesenkte innere Fläche sowohl gestalterisch als auch nutzungstechnisch nur eingeschränkt überzeugen; sie trägt nicht zu einer räumlichen Fassung des Platzes bei und folgt auch nicht der vorgegebenen Geometrie.
Der Busbahnhof ist parallel zur Bahnhofstraße vorgesehen, eine direkte Verknüpfung zur Bahn ist nicht gegeben.
Insgesamt handelt es sich um eine Arbeit, die eine hohe Qualität in der verkehrlichen Gestaltung der Hauptstraßen und auch der Anbindung über den Rathausplatz und die vorgeschlagene Promenade aufweist. Der Bereich der Bürmschen Wiese mit dem neuen Parkplatz bleibt gestalterisch deutlich dahinter zurück. Entsprechendes gilt für die rechteckig abgesenkte innere Marktplatzfläche.
Einschätzung der verkehrlichen Belange:
Aus verkehrlicher Sicht ist für die Gütersloher Straße/Paderborner Straße eine gute, flexible Lösung vorgeschlagen worden. Die Fahrbahnfläche wird reduziert, die Querbarkeit wird erleichtert, der Radverkehr wird beidseitig auf eigenständigen Radwegen geführt. Die Befahrbarkeit des zentralen Kreisverkehrs gilt es zu prüfen, ebenso ist die Notwendigkeit der weiteren Kreisverkehre im Westen und Osten zu hinterfragen. Der Bereich der Bushaltestelle ist zu gering dimensioniert, welches eine Anfahrbarkeit für Busse deutlich erschwert. Eine Optimierung wäre unausweichlich.
Lageplan

Lageplan

Stadtplatz am Rathaus

Stadtplatz am Rathaus

Blick von der Promenade

Blick von der Promenade

Marktplatz

Marktplatz

Promenade mit Café

Promenade mit Café