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beschränkt offener, einstufiger, hochbaulicher Realisierungswettbewerb mit städtebaulichem Ideenteil in Form eines Einladungswettbewerbes | 06/2005

Werk- und Handelshof Jaffestraße 12 in Hamburg-Wilhelmsburg

2. Preis

Kramer Biwer Mau Architekten

Architektur

Michael Nagler Landschaftsarchitekt

Landschaftsarchitektur

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Visualisierung

Erläuterungstext




Mikrostandort
In der Abstraktion weist die derzeitige Bebauungstruktur, neben Turm- und langgestreckten Hallenbauten, ein charakteristisches Bild alternierender Außenräume auf.
Die sowohl zum Jaffe-Davids-Kanal wie zur Jaffestraße zugewandten Freiräume bilden eine rhythmische Abfolge von Höfen, die von den umgebenden Baukörpern dreiseitig gefasst werden. Die dadurch freigestellten Turmbauten verleihen den funktional bestimm-ten Werkhöfen eine platzartige Charakteristik mit eindeutiger Adressierung.
Die klare Zuordnung von Freiraum zu Baukörper erscheint im Hinblick auf die weitere Entwicklung des Planungsgebietes als wichti-ges milieuprägendes Gestaltungskriterium.

Baukörperensemble und Freiflächen
Das geplante Ensemble aus zwei sich überschneidenden Baukörpern unterschiedlicher Größe und Höhenentwicklung, bildet im Zusammenspiel mit der angrenzenden Bebauung einen der Straßen und Wasserseite zugewandten Werkhof aus.
Von der Jaffe Straße aus führt der in Kubatur des bestehenden Verwaltungsbaus baumüberstellte Eingangshof zu den Hauseingän-gen und Anlieferzonen.
Der rückwärtige, dem Kanal zugewandte Hof, bietet über seine funktionale Bestimmung hinaus eine zum Wasser geneigte „Grüne Ebene“ als gemeinschaftlich zu nutzendes Idyll am Wasser. Ein vorgelagerter, schwimmender Steg verbindet auf dem Jaffe-Davids-Kanal die einzelnen Anrainer und kann zukünftig, im Zuge der Konkretisierung des Rahmenkonzeptes, in eine weiterführende Wegeplanung eingebunden werden.

Gebäudekonzept und Nutzungsstruktur
Mit dem Wunsch ein neues, kreatives Klientel wie z.B. die Medienbranche samt Zuliefergewerbe für diesen Standort zu gewinnen geht die Idee eines robusten, einfachen Gebäudekonzeptes einher. Die flexible Nutzung und Teilbarkeit der Einzelflächen entspricht dem Arbeitsstil der einzelnen Produktionszweige, die in Netzwerken unter wechselnden Synergien arbeiten. Zentraler Kern der Konzeption sind die gemeinschaftliche genutzten Kommunikations- und Arbeitsräume die den Austausch fördern und somit ein unverzichtbarer Bestandteil kreativer Zusammenarbeit sind. Dazu zählen das Entrée mit Erschließung, Gemeinschaftsbespre-chungsraum mit Pantry sowie freie Präsentations- und Arbeitsbereiche im Innen- und Außenraum. Über die Geschosse hinweg sieht die Konzeption eine horizontale Schichtung der Nutzungseinheiten vor die sich vertikal über den zentralen Luftraum räumlich verzahnen.

Gestalt
Die Atmosphäre des nahen Hafens, robust und zugleich fragil, versinnbildlicht die gedachte Anmutung der Gebäude. Die Gestaltung der Hülle aus Corten Stahl in Kombination mit transluzenter und transparenter Verglasung stellt in Material und Farbe abstrakte Beziehungen zur Hafen und Wasser her. Die unterschiedliche Oberflächenbeschaffenheit und Reflexionsgrade der gewählten Mate-rialien erzeugen in wechselndem Licht ein sich stetig wandelndes Erscheinungsbild der Fassade.

Im Inneren prägen sichtbar belassene Betonoberflächen und Industrieböden den rohen Charakter der Räume. Die konsequente formale Reduktion der Innenräume auf Raum und Konstruktion schafft eine kreative Arbeitsatmosphäre.
Kontrastierend gestalten graphische Farb- und Schriftflächen die gemeinsam genutzten Kommunikationszonen und Arbeitsberei-chen. Alternierend transluzent und transparent verglaste Trennwände bilden den Raumabschluss zu den angrenzenden Einheiten.

Der stete Außenraumbezug über großzügige Verglasungen, sowie die Möglichkeit aus den Nutzungseinheiten direkt ins Freie zu treten, stellen eine hohe Qualität dar, die das individuelle Ambiente der Gebäude prägt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf zeigt eine städtebauliche Grundstruktur, die die Proportionen und Rhythmen der Umgebung aufnimmt und neu interpretiert. Zwei versetzte neue Baukörper lassen zum einen am Wasser, zum anderen zur Jaffestraße großzügige Freiräume entstehen, wobei insbesondere die Qualität des Eingangsplatzes erst entstehen kann, wenn das Bestandsgebäude aufgegeben wird.
Eine besondere Qualität wird gesehen in der Bündelung und räumlichen Einbindung der Parkplätze unter einem signethaften Baumhain. Dadurch werden die sonstigen Freiflächen – besonders der Platz zum Wasser – freigehalten und können eine eigenständige Qualität am richtigen Ort entwickeln. Die Baukörper bieten flexible Nutzungsmöglichkeiten in einer robusten, qualitätsvollen Erscheinung. Die Frage, inwieweit an dieser Stelle durch den Entwurf ein unverwechselbarer Ort, ein Anziehungspunkt geschaffen werden kann, wird im Preisgericht kontrovers diskutiert.
Insgesamt handelt es sich um eine Arbeit, die hoch- und freiraumplanerisch überzeugend, die prinzipiell die richtigen Antworten gibt, deren Überzeugungskraft aber an diesem speziellen Ort letztendlich nicht ausreicht den notwendigen Abriss des Bestandsgebäudes tragbar erscheinen zu lassen.