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beschränkt offener, einstufiger, hochbaulicher Realisierungswettbewerb mit städtebaulichem Ideenteil in Form eines Einladungswettbewerbes | 06/2005

Werk- und Handelshof Jaffestraße 12 in Hamburg-Wilhelmsburg

3. Preis

A-QUADRAT Architekten+Ingenieure GmbH, René Schneiders + Thomas Hölter

Architektur

Erläuterungstext




1. Lokaler städtebaulicher Rahmen
Wegen der Belegenheit des Grundstückes in einer kaum befahrenen Straße kommt der Thematik der visuellen Außenwirkung (Werbung) und dem damit verbundenen Zielverkehr des Planungsgebietes eine sehr hohe Bedeutung zu.
Aufgrund der Lage an der stark befahrenen Wilhelmsburger Reichsstraße besteht hier die Möglichkeit, mit einem erhöhten Baukörper eine Fernwirkung zu erzielen.
Weitere visuelle Erschließungsprioritäten sind der Blick entlang des Kanals von der Rotenhäuser Strasse und dem Vogelhüttendeich sowie der Blick in die Jaffestraße.
Die Struktur des Gebietes charakterisiert sich durch quer zum Kanal verlaufende Baukörper, die eine optische Verbindung zwischen Straßenraum und Kanal ermöglichen.
Die Erschließung des Grundstückes erfolgt mit dem Fahrverkehr über die Jaffestraße. Eine fußläufige Erschließung entlang des Kanals ist nicht nur im Zusammenhang mit der IGS sondern auch zur Qualitätssteigerung wünschenswert und damit langfristig erstrebenswert.

2. Städtebauliche Entwurfsstruktur
Für das gesamte Gebiet sind entsprechend der vorhandenen Struktur unregelmäßige Riegel quer zum Kanal vorgesehen, die partiell in den Kanal bzw. in den Straßenraum ragen und hierdurch den Charakter jedes Hofes kanal- und straßenseitig ablesbar machen.
Um den Straßenraum sowie die Höfe stärker zu fassen wird vorgeschlagen, in einem beschränktem Maße 2-3 geschossige Baukörper in offener Bauweise straßenbegleitend vorzusehen.
Die Erschließung der Grundstücke wird in der Regel in zwei Qualitäten durchgeführt. Es sind immer zentrale Innenhöfe mit Aufenthaltsqualität vorgesehen. Diese Höfe werden durch Riegel begrenzt, die rückwärtig Ladeplätze für den Lieferverkehr erhalten. Durch diese Anlieferungssituation sollen die zentralen Innenhöfe weitestgehend von Lieferverkehr freigehalten werden, was die Qualität der Innenhöfe deutlich verbessert. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass solche Lieferzonen beidseitig auch vom Nachbarn genutzt werden können. (Dies entspricht z.B. auch den Anforderungen der rückwärtigen Belieferung des nördlichen Gebäudes Jaffestr. 10).
Die Innenhöfe sind voll zum Kanal orientiert. Für eine mögliche fußläufige Erschließung entlang des Kanals erschließen sich die tiefen Höfe Plätze voll und ermöglichen hierdurch je nach Hof weite spannende, wechselnde Sichtbeziehungen.
Diese sehr einfach Struktur soll es ermöglichen, trotz unterschiedlicher Grundeigentümer ein Art flexible lokale Identifikation zu schaffen.

3. Städtebauliche Entwurfskonzeption
Der vorliegende Entwurf soll mit seinem Turm Fernwirkung vor allem im Hinblick auf die Wilhelmsburger Reichsstraße erzielen.
Durch die Ausbildung von „Bügeln“ entsteht eine Art Klammer vom Kanal über den Altbau hinweg. Durch das Übergreifen und durch die Wahl eines prägnanten Materials sind die Gebäude von allen oben genannten visuellen Erschließungspunkten in ihrer Einheit wieder erkennbar.
Die Bügel sollen in der für den Ort charakteristischen Weise quer zum Kanal verlaufenden Baukörpern Rechnung tragen. Um die Ablesbarkeit wasserseitig zu verstärken, wird die Uferkante mit Ihrem Urbewuchs partiell baulich durchbrochen, um hier durch das Hinunterziehen des Bügels in das Wasser verstärkt. Diese „bauliche Markierung“ wird zur Anordnung eines wasserseitigen Pontons genutzt.
Der Innenhof orientiert sich entsprechend zum Kanal und soll durch das kanalseitige Hereinziehen des „Grünes“ eine besondere Verzahnung von Gebautem und Grün erreichen. Der wilde Bewuchs der Uferkante wird im Innenhof durch hochstämmige Bäume (Robinien) in einer gefassten wassergebunden Sandecke aufgelöst. Diese Sandfläche soll entsprechend französischer Stadtplätze eine völlig flexible Nutzungsqualität erhalten. Entsprechend jeweiliger Bedürfnisse können die Bäume unterparkt werden und im Bereich des Kanals können hier z.B. Boule, Grillflächen etc. geschaffen werden, die zusammen mit dem Uferweg und dem Ponton eine entsprechend hohe Aufenthaltsqualität schaffen.
Um die städtebaulichen Räume zu fassen, sind Gebäude in 3-geschossiger Bauweise in entsprechender Länge erforderlich. Weiterhin ist das Bestandsgebäude aus gestalterischen Gründen aufgestockt und verlängert worden. Diese Entwurfskonzeption hat zu einer Überschreitung der geforderten Flächen geführt, die wir jedoch für städtebaulich für erforderlich halten. Sollte diese Überschreitung aus anderen Gründen nicht gewünscht sein, ist es denkbar auf die Erweiterung des Bestandes und den „Turm“ zu verzichten. Diese könnten dann gegebenenfalls in einem 2´ten Bauabschnitt realisiert werden.

4. Erschließung
Das Grundstück wird von der Jaffestraße in unterschiedlichen Qualitäten erschlossen. In den zu den Nachbarn angrenzenden Flächen sind Stellplätze sowie die primäre Anlieferung vorgesehen. Der zentrale Hof ist für PKW hier tendenziell eher Besucher vorgesehen. Durch die guten Anliefermöglichkeiten erwarten wir das sich diese Art der unterschiedlichen Nutzung von selber ergibt.
Von dem zentralen Innenhof erfolgt die vertikale Erschließung der Riegel über außenliegende Treppen und Laubengänge. Diese offenen Laubengänge sollen neben Fahrverkehr und der Aufenthaltsqualität des Hofes mit seinem Wasserbezug für Leben sorgen.

Beurteilung durch das Preisgericht




Die Qualität der Arbeit liegt in ihrer klaren Struktur. Das unprätentiöse Ensemble ist städtebaulich und funktional robust, ohne auf besondere Akzente zu verzichten. Der an der Straße platzierte „Turmbau“ markiert die „Adresse“ des Hofes an der Jaffestraße als weithin sichtbares Zeichen.
Die Gebäude selbst gruppieren sich um einen zentralen Innenhof, der sich zum Wasser hin öffnet und für alle Bewohner ein qualitätvolles Freiraumangebot bieten kann – die Ausarbeitung in freiraumplanerischer Hinsicht lässt hier Wünsche offen.
Die Erschließung für den Lieferverkehr erfolgt von den Außenseiten der Gebäude und ist gut auffindbar. Die beiden lang gestreckten Gebäuderiegel haben ein gemeinsames Fassadenthema und zeigen durch die Geste eines bandartig alles verbindenden Daches ihre Zusammengehörigkeit. Auch der Altbau wird symbolisch „eingebunden“. Die Gebäude sind gut belichtet, zweiseitig orientiert und mit wenig Aufwand in unterschiedlich große und unterschiedlich strukturierte Einheiten zu gliedern. Fragwürdig ist die offene Erschließung durch Treppen und Laubengänge in Bezug auf die Sicherheit.
Ergebnis des Entwurfs ist eine funktional sinnvolle und robuste Lösung, die kaum Realisierungsrisiken bietet, für die man sich aber etwas mehr Mut in Konzeptionalität und Ausdruckskraft gewünscht hätte.