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Internationaler, landschaftsplanerischer Wettbewerb als einstufiger, zweiphasiger, anonymer Realisierungswettbewerb in Form eines offenen Verfahrens in der 1. Phase und mindestens 6 bis ca. 10 Teilnehmern in der 2. Phase | 11/2005

Internationale Gartenschau 2013 - Hamburg-Wilhelmsburg

Gesamtlageplan

Gesamtlageplan

1. Preis

Preisgeld: 40.000 EUR

RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Landschafts- / Umweltplanung

fischer_Z architekten

Architektur

Erläuterungstext



In 80 Gärten um die Welt

Inselpassagen Der Besucher als Passagier Der Garten als Reise

Passage
- Ein Seeweg
- Eine Landenge, z.B. Philadelphi-Passage
- Eine Fahrt vor allem auf einem Schiff, Passagier
- Zusammenhängender Ausschnitt eines Musikstücks, eines Romans oder eines sonstigen sequenziellen Kunstwerkes
- Eine überdachte Ladenstraße, die häufig zwei Straßen miteinander verbindet

Das Leitthema der Passage, räumlich ausgestaltet als langgestreckte Landenge, als zusam¬menhängender Ausschnitt, begründet sich aus dem Flächengefüge des Ortes, der Integration der Kleingärten, dem Erhalt der Biotope und verweist auf die Historie Wilhelmsburgs als Aus¬gangspunkt der Amerikapassagen.

Die Passagen beinhalten zur IGS die intensiven Ausstellungsflächen. Ein von beiden Haupteingängen beginnender Rundweg, dem Kurs einer Schiffsroute angelehnt, verbindet, reiht auf und fügt die einzelnen Passagen innerhalb eines Tagespensums zu einem intensiven Park zusammen.
Dieses Gefüge füllt die nutzbaren Räume auf, "umschifft", öffnet und integriert die Flächen der Kleingartenanlagen. Er verbindet Nord mit Süd, West mit Ost, bezieht das Bezirksrathaus, das Bürgerhaus, das BBZ, das Krankenhaus und den S-Bahnhof ein und folgt in weiten Teilen den Kanälen und Gräben; Aussichtstürme und Gebäude setzen den Kurs.

Im Hinblick auf die sozial-kulturelle Struktur Wilhelmsburgs, die internationalen Beziehungen Hamburgs und den Anlass einer Internationalen Gartenschau unterzieht sich die inhaltliche Ausgestaltung der Ausstellungspassagen der Thematik frei nach Jules Verne „in 80 Gärten um die Welt", "Der Garten als Reise" - der Besucher wird zum Passagier, zum Stranger in Paradise . Die Anzahl der Gärten entspricht der Anzahl der Länderkonsulate in Hamburg. Der Kurs des Besuchers vollzieht sich in zusammenhängenden Sequenzen zwischen Intensität und Kontemplation. Jede einzelne Passage thematisiert eine legendäre Reisepassage, ob von Paris nach Peking mit dem Orient Express, ob mit einer Schiffspassage von Hamburg nach Togo, oder auf den Spuren berühmter Reisender wie James Cook, Marco Polo, Odysseus oder Goethes Italienreise.

Die Gestaltung der Passagen geht in ihrer landschaftsarchitektonischen Ausprägung auf das einzelne Reisethema ein und integriert so die internationalen Gärten in ein Passagenmotiv ein.


Funktionalität des Konzepts

Der Eingangsbereich West integriert den Wasserturm als Merkzeichen; ihm angegliedert sind Kasse, Info, WC und Café. Der Platz und die Kanalterrassen bilden den Auftakt und übernehmen Verweil- und Treffpunktfunktion. Der Besucher betritt über "Landungsbrücken" das Gelände.
Der Eingangsbereich Ost wird akzentuiert durch die Verortung des Hallenschaugebäudes und der parallelen Fußgängerrampe. Der Gebäudekomplex, ob als temporäres Bauwerk oder als Neubau, dient neben der Unterbringung der Hallenschauen als Kasse, Info, WC, Gastro- und Vortragsbereich. Bezugnehmend auf das landschaftsplanerische Konzept der Passagen wird das Ensemble der Hallen entlang der Erschließungsrampe Ost angeordnet wie Schiffe an Landungs¬stegen. Das Bild von anlegenden Schiffen wird durch hinter der Fassade sichtbare Stützen und durch die segelartige Dachstruktur transportiert.
Die paarweise zueinander geneigten dreiecksförmigen Dachflächen, die sich gegeneinander abstützen, sind rahmen- bzw. fachwerkartig konstruiert und können in Einzelstäben gefertigt und vor Ort zusammengefügt werden. Diese Scheibenpaare überspannen die Hallenfläche stützenfrei. Die Deckung der Scheiben besteht aus textilen, transluzenten Elementen, die Zwischenbereiche und die stehenden Fassaden sind transparent (und opak) verlegt.
Das zentrale Cafe am Teich bildet einen erhöhten Aussichtspunkt über der Uferlinie im Schnittbereich der durch die Passagen und Brücken gezogenen Spuren des Landschaftskonzepts. Die an eine segelförmige Wandscheibe angebundene Plattform schwebt über dem Wasser und lädt zum Verweilen ein.

Die direkte Anknüpfung an den S-Bahnhof, die unmittelbare Infrastruktur mit Erschließung, Stellplätzen und Veranstaltungsfläche prädestiniert diesen Standort für eine städtebauliche Nachnutzung. Erweitert um Jugendherberge und Freizeitgewerbebauten bildet dieser Standort unter der Thematik "Die Bewegung findet Stadt", In- und Outdoorsport als Nachnutzung, mit dem Nordteil die Neue Mitte von Wilhelmsburg. Der „Boulevard der Tausend Häfen“, während der IGS Freilandbereich der Leistungsschau des Gartenbaus in unmittelbarer Nähe zur Hallenschau, symbolisiert die \\\"1000 destinations of hamburg harbour\\\" und verbindet dauerhaft als lineares Parkband die Neue Mitte Wilhelmsburg mit dem zentralen Punkt der Parkanlage.
Der zentrale Gastronomiebereich befindet sich am Wendepunkt beider Rundwege am Teich \\\"Mahlbusen\\\". Er dient auch in der Dauernutzung als Café und Stadtteiltreffpunkt.

Die Kleingartenanlagen bleiben in ihrer Hauptsubstanz zu mehr als 90% erhalten. Sie übernehmen räumlich wie inhaltlich eine wichtige Funktion. Der zu ergänzende Anteil der Kleingärten beträgt weniger als 10 % und ist außerhalb des Geländes zu kompensieren.
Die nördliche Kleingartenanlage wird aktiv in die Programmatik der IGS integriert und dient als Modellprojekt Kleingarten des 21. Jahrhunderts "Der Urlaub vor der Haustür".
Der Appendix der südlichen Kleingartenanlage dient als buchbares "Laubenhotel" - Kurzurlaub im Park.
Die jungen Besucher, Passagiere, begeben sich bei ihrem Besuch der IGS auf die Spuren Gullivers und erleben bei den einzelnen Spielschwerpunkten neben dessen Reiseabenteuern auch verschiedenste Spiele aus aller Welt.

Zwei weitere wichtige Gestaltungsbausteine des Entwurfes sind die Brückenbildung und die Minderung der Lärmimmission. Bis auf die temporäre Brücke an der Kreuzung Mengestraße/ Georg-Wilhelm-Straße/ Bei der Wollkämmerei wird die Verbindungsdichte in alle Himmelsrichtungen durch Dauerbrückenanlagen gestärkt. Sie bilden ein weiteres Gestaltungsmerkmal der Passagensequenzen.
Die Lärmminderung an der Wilhelmsburger Deichstraße wird durch die Ausbildung der "Inselpassage" erreicht, bestehend aus einem doppelreihigen ganzjährig gelben, 6 m hohen Heckenkörper (gelbe Chamaecyparis) mit integrierter Lärmschutzwand einfachster Version. Eingelagerte "Schaufensteröffnungen", einer Einkaufspassage gleich, ermöglichen Ein- und Ausblicke, bilden Zielpunkt verschiedener Sichtachsen und kommunizieren den Park nach außen.
Den Lärmschutz an der Bahntrasse bildet ein geformter Erdkörper. Er dient bei der Veranstaltungsfläche als Sitztribüne und bildet dauerhaft im Spiel mit innenliegenden Mauerscheiben das Rückgrat und Gestaltungselement der beiden auch nachgenutzten Passagen.
Beiden Lärmschutzelementen dient ihre vegetative Außenseite als aktiver Graffitischutz.


Wilhelmsburg 2014

Nach dem Ausstellungsjahr behält Wilhelmsburg eine zentrale Parkanlage, die 90% ihrer Kleingartenanlage in ihrer Substanz gefestigt hat, die ihre identitätsstiftenden Wasserflächen integriert und erhalten hat und ihre wertvollen Biotopräume nicht geopfert hat, sondern sie weiter mit dem Außenraum vernetzen konnte.
Die neue Infrastruktur des Parks verknüpft verstärkt die angrenzenden Siedlungsräume mit dem Freiraum und hat die Vernetzung der Bedeutungsträger Wilhelmsburgs untereinander erreicht. Der Rundweg ist durch seine Unterteilung in schnelle und langsame Wegeseite sowohl für den Spaziergänger als auch für Skater und Biker gleichzeitig nutzbar. Das Gestaltungskonzept berücksichtigt die zu erwartende hohe Nutzerdiversität und ordnet sich nicht einer zur Zeit trendsettenden singulären Nutzergruppe unter. Die verschiedenen Passagenteilräume erfüllen verschiedene Passagierträume auch in der Dauernutzung. Nachhaltig wurden neue Adressen geschaffen und bestehende Lagen aufgewertet.

Neue städtebauliche Impulse erhält Wilhelmsburg durch :
"Die Bewegung findet Stadt" - Indoor/Outdoor-Center Wilhelmsburg Park Ost
Wohnen am Wilhelmsburg Park Mitte
Städtebauliche Arrondierung Wilhelmsburg Park Süd
Neue Parkmitte
Neuer Stadtteilpark West

Das Konzept der Passagen ermöglicht in seiner Nachnutzung einerseits die Reduzierung der aktivierten Passagenräume, ihre Reaktivierung zu einem späteren Zeitpunkt für zukünftige Nutzer, ihre dezentrale Positionierung und relative Kleinräumigkeit intendiert eine nachhaltige Nutzungs- und Pflegeübernahme durch angrenzende Interessengruppen, wie möglicherweise dem Sportcenter als Outdoorfläche, den Kleingartenvereinen als Soziale Mitte und öffentlich¬keitswirksame Darstellungsfläche, den vorhandenen oder neuen Wohnsiedlungen als Stadtteil¬park oder Spielbereich.
Perspektive Eingangspassage

Perspektive Eingangspassage

Segelpassage

Segelpassage

Perspektive Segelpassage

Perspektive Segelpassage

Cafe am See

Cafe am See

Perspektive Cafe am See

Perspektive Cafe am See