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Internationaler, landschaftsplanerischer Wettbewerb als einstufiger, zweiphasiger, anonymer Realisierungswettbewerb in Form eines offenen Verfahrens in der 1. Phase und mindestens 6 bis ca. 10 Teilnehmern in der 2. Phase | 11/2005

Internationale Gartenschau 2013 - Hamburg-Wilhelmsburg

Ankauf

Preisgeld: 5.000 EUR

Atelier Loidl

Landschaftsarchitektur

Florian Fischötter Architekt GmbH

Architektur

CollignonArchitektur

Architektur

Erläuterungstext



Die Neue Marschenlandschaft

Annäherung
Während in der Architektur bestimmte Formen weltweit austauschbar geworden sind, sind dem in der Landschaftsarchitektur natürliche Grenzen gesetzt.
Allein Boden und Klima verhindern den beliebigen Austausch von Konzepten von einem Ort zum anderen.

Somit wird der Ort zum Ausgangspunkt der Überlegungen:
Die wasserumspülten Elbinseln wurden durch anthropogene Urbarmachung zur Marschenlandschaft.
Deiche dienten der Landgewinnung und dem Hochwasserschutz.
Ansiedlungen und Gehöfte wurden auf mehrere Meter hohen Warften gebaut.
Nur ein ausgefeiltes System aus Gräben (hamburgisch Grüpen), Wettern und Pumpstationen hielten die Marschen trocken - ohne dies ein unbewohnbarer Sumpf.

Topographische Erhöhungen und nutzbare Nähe zum Wasser in den Niederungen, als Abstraktion anthropogener Urbarmachung einerseits und Schaffung neuer Lebensqualitäten andererseits sind Ziel des Entwurfes.

Entwurf
DEICHE und WARFTEN , als leichte Wiesenerhebungen, gliedern
die Weite des Parks und bilden das räumliche Gerüst.

DEICHE fassen die bestehenden Kleingartenanlagen.
Sie reduzieren die Lärmimmissionen, stärken die Gärten in ihrer Privatheit
und dienen als Silhouetten der einheitlichen Parkgestalt.
Als Bewegungslinien ermöglichen sie den entdeckenden Spaziergang.

Bäume findet man in der Marschenlandschaft nur in direkter Nachbarschaft der Gehöfte auf den WARFTEN.

Auch im neuen Park sind die WARFTEN teils verwunschene Orte unter Bäumen oder Kulisse für das bunte Treiben auf den Wiesen.

Als lebhafte Aussichtsplateaus bieten sie einen Blick über das Gelände und dienen als Treffpunkte für Spiel und Sport.

Zur Gartenschau sind die Warften mit einer starken floralen Charakteristik überlagert. Frühjahrsblüher, Stauden und Wechselpflanzungen lassen die leichten Erhebungen inselgleich im Parkraum leuchten.
Ein ergänzendes Geflecht temporärer schmaler Pfade erlaubt das Eintauchen in das Blumenmeer, die Feinverteilung und Vereinzelung der Parkbesucher.

Das aus GRÄBEN, WETTERN, BRACKS und TEICHEN bestehende Gewässersystem wird integriert und ergänzt.

Den neuen See nördlich der Neuenfelder Strasse verlängern wir als Entreé am Osteingang in den Park hinein.

Der zentrale Kuckucksteich erwacht aus seinem Seerosenschlaf.
Dabei wird das nördlichen Ufer erweitert und bietet die Möglichkeit zum Baden und Sonnen, den Gehölzsaum und die naturnahe Gestaltung am Südufer als Kulisse nutzend.

Die Wettern am westlichen Parkrand werden von einer Promenade begleitet, teils sonnig, teils im kühlen Schatten der Auengehölze.
Leicht erhöhte Stege führen durch die wertvollen Auenbereiche und über das Wasser.

Naturerhaltung und gleichzeitige Nutzbarkeit für Erholung und Landschaftserleben ist das Ziel. Die bewusste Lenkung der Parkbesucher schützt die naturräumliche Wertigkeit und sensibilisiert für diese.

Auf den fruchtbaren 'Stücken', zwischen den Grüpen(=Gräben), eroberten die KLEINGÄRTEN ihr Terrain. Ihre Ausdehnung orientierte sich hierbei an der zur Verfügung stehenden Gesamtfläche.

Wir begrenzen die bestehenden KLEINGÄRTEN in ihrer Ausdehnung, verdichten diese innerhalb des Landschaftsmusters und ergänzen sie mit Gartenthemen zur Schau.
In der Vielfalt der Kleingärten, auch als sogenannte Lebensabschnittsgärten, verdeutlicht sich die singulare Erfahrung und schöpferische Kraft gärtnerischen Handelns.
Die Begrenzung und Verdichtung der Kleingartenkolonien, integriert in das räumliche Konzept des Parks, ermöglicht die Erfahrung der Weite als gegensätzliche Gestalt im sonstigen Parkraum.

Das RAUMGERÜST des Parks, bestehend aus Deichen, Warften, Gräben, Wettern und Teichen ermöglicht eine dispositive Offenheit der Parkgestalt mit wandelbaren kleinräumigen Strukturen, die auf veränderte Nutzungsansprüche massvoll reagieren können, ohne die Gesamtgestaltung in Frage zu stellen.

Das interne WEGEKONZEPT bietet eine Vielzahl von Rundwegen mit unterschiedlichen Distanzen und Atmosphären an und wird über die Haupt- und Nebeneingänge mit den angrenzenden Stadtteilen verknüpft.
Neben den Verbindungen in Richtung Kirchdorf und zum S-Bahnhof ist auch die Anbindung der stadtteilrelevanten Einrichtungen am neuen Wilhelmsburger See, Ortsamt, Bürgerhaus, BBZ berücksichtigt.
Optional sind zudem zwei Verbindungen zum Reiherstieg angedacht. Hier laden eine kleine Marina und eine Promenade dazu ein, das einmalige Flair der grossräumigen Hafenlandschaft zu geniessen.

Fazit
Typische regionale Landschaftsformen werden abstrahiert und so in eine zeitgemässe Formensprache übersetzt.

Der neue Volkspark will nicht nur stadtstrukturell 'angepasst' Freiraumbedürfnisse erfüllen und zurückhaltend 'dazugehören'.

Er will vielmehr verzaubern und ein starkes Innen haben, ein eigenständiger Freizeit- und Naturraum sein.

Nur so wird er, auch im Hinblick auf die städtebaulichen Ergänzungen des Konzeptes 'Sprung über die Elbe' , eine neue Mitte für Wilhelmsburg werden.

Als neue Marschenlandschaft hat er das Potential zu einem möglicherweise wegweisenden Volkspark für das 21. Jahrhundert zu werden.