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nichtoffener zweistufiger Wettbewerb 1. Stufe als begrenzt-offener Ideenwettbewerb mit nachfolgender 2. Stufe als beschränkter interdisziplinärer (integrierter) Realisierungswettbewerb | 02/2004

Grundinstandsetzung und Erweiterung des Hessischen Landesmuseums

1. Preis

Preisgeld: 32.437 EUR

KPW Papay Warncke Vagt Architekten PartG mbB

Architektur

Erläuterungstext



Städtebauliches Konzept
Die Neustrukturierung des hessischen Landesmuseums wird geprägt von einer Stärkung der markanten Solitärgebäude in dem als Filter dienenden Zwischenraum zwischen Stadt und Herrngarten.
Ziel des Erweiterungsbaus ist es weniger ein Anbau des Messelbaus zu sein, denn eine städtebauliche Ergänzung in Form eines weiteren Solitärs, der jedoch durch seine Lage in der Spur des Altbaus und seiner Neuinterpretation der Kubatur- und Höhenentwicklung des Messelbaus die thematische Verbundenheit deutlich zeigt.
Kontrastierend zu dem Fassadenreichtum des Messelbaus erzeugt der Neubau in seiner reduktiven Einfachheit zwischen den beiden Gebäuden eine Spannung, welche die Erlebbarkeit des Messelbaus stärkt.
Die Positionierung des Neubaus klärt die städtebauliche Anbindung der Schleiermacherstrasse an den Friedensplatz, schließt den heterogen besetzten östlichen Teil der Straße nach Süden und bildet so im Zusammenhang mit dem Neubau eine städtebaulich geschlossene Figur.

Freiflächenkonzept und Erschließung
Die fussläufige Anbindung des Luisenplatzes an den Herrngarten bzw. die Hochschulgebäude wird durch einen steinern belegten und mit horizontalen Glasöffnungen versehenen Platz zwischen Neubau und Altbau großzügig ausgeweitet.
Der Platz ermöglicht die Interaktion zwischen Stadt, Park und Museum. Die schaufensterartige Ausgestaltung der Erdgeschosszone des Neubaus ermöglicht diffuse Einblicke in die Ausstellung.

Architektonisches Konzept
Das Gestaltungskonzept sieht vor, die jeweiligen Besonderheiten der unterschiedlichen architektonischen Gebäudesituationen im Altbau und Neubau herauszuarbeiten, um ein abwechslungsreiches, aber auch übergeordnetes zusammengehöriges Museumskonzept zu entwickeln.
Die Erweiterung versteht sich als Ergänzung der bestehenden Struktur. Durch großzügige, mehrgeschossige und helle Raumkontinuen wird eine Leichtigkeit und Großzügigkeit erreicht, die das bisherige Raumangebot athmosphärisch und räumlich deutlich ausweiten kann. Die einfachen und in ihrer Position präzise definierten Elemente und Lufträume erleichtern die Orientierung, schaffen Ruhe und Kraft.
Verschiedenste Belichtungsmöglichkeiten stehen zur Verfügung, um die Exponate entsprechend ihrer Eigenschaften präsentieren zu können. Der Neubau nutzt dabei durch ein differenziertes Lichtkonzept besonders das Element Tageslicht zur Belichtung der Ausstellungsräume.

Die Gebäudegestalt erhält zudem eine besondere Materialität. Das ruhige Erscheinungsbild wird insbesondere durch zwei konträre Materialien geprägt: Transparentes bzw. transluzentes Glas im Bereich des Sockels und der Oberlichteinhausungen steht im Kontrast zu dem mit bronzenen Schindeln verkleideten massiven Körper des Mittelteils.

Durch die schwebende Wirkung dieses Bauteils wird die Neuinterpretation des klassischen Fassadenaufbaus in Sockel, Mittelteil und Schaft nochmals gestärkt.

Beurteilung durch das Preisgericht



Der Entwurf stärkt das vorhandene städtebauliche Ensemble durch einen weiteren gut proportionierten und markanten Solitär. Dieser Solitär schafft in seiner Aufnahme der räumlichen Kanten des Messelbaus, sowie der Neuinterpretation der messelschen Höhenentwicklung zum Herrngarten einen angemessenen und spannungsvollen Bezug zum bestehenden Museum wie auch zur Bebauung am Mathildenplatz.

Gleichzeitig wird durch diese räumliche Fassung ein gut dimensionierter und nutzbarer öffentlicher Platz als Übergang zum Herrngarten, der ansonsten unberührt bleibt, gebildet.

Der neue Museumsbau verspricht durch seine klare räumliche Ausbildung sowie der Reduktion im Material (Kupfer und Glas) in Verbindung mit der geplanten Lichtkonzeption eine eigene Präsenz sowohl bei Tag als auch bei Nacht. Hierdurch wird auch die Erlebbarkeit des Messelbaus gestärkt.

Der funktionale innere Ablauf, mit dem bestehenden Haupteingang und einem weiteren, optionalen Zugang zum neuen Museumsbau mit anschließender Wechselausstellung, funktioniert gut, wenn auch die Verbindung beider Bauteile auf der unteren Platzebene noch ein ungenutztes Potenzial aufweist.

Dies gilt auch für den nach unten führenden Erschließungsraum, der unterdimensioniert wirkt. Auch die Lage der vertikalen Erschließung im Neubau sowie die Fluchtwegsituation im Gehwegbereich sind noch nicht optimal und schränken die Nutzungen ein. Gleiches gilt für die Anlieferung, deren Lage in Verbindung mit den nur schematisch dargestellten PKW-Stellplätzen sinnvoller erscheint.

Das dargestellte Technikkonzept überzeugt. Dies gilt nur eingeschränkt für das Tragwerkskonzept.

Die geschätzten Kosten liegen im mittleren Bereich.

Insgesamt überzeugt der Entwurf durch seine Angemessenheit im städtischen Kontext, seiner ruhigen Eigenständigkeit und insgesamt guten Funktionalität und stellt einen überzeugenden Beitrag zum Thema Erweiterung des Hessischen Landesmuseums Darmstadt dar.