modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Einladungswettbewerb | 08/2011

Neue Mitte Garching

1. Preis

Auer Weber

Architektur

Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten und Stadtplaner GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebau und Architektur

Ziel der Konzeption ist es, die Neue Mitte als prägnantes, eigenständiges bauliches Ensemble zu entwickeln, das in einen spannungsvollen Dialog mit den umgebenden Bebauungen und insbesondere mit dem Freiraum des Parks tritt. Auf die Ausbildung mehrerer Einzelgebäude wird zu Gunsten der angestrebten Vernetzung der einzelnen Funktionsbereiche und der gewünschten städtebaulichen Prägnanz des zentralen Gebäudes des Campus verzichtet.


Stattdessen schlagen wir ein zusammenhängendes, ruhiges, aber in Höhe und Tiefe gegliedertes Bebauungsband vor. Die Durchlässigkeit dieses Bandes in Ost-West-Richtung wird durch die Aufnahme der dominanten
Wegeachsen des Parks und deren Übernahme und Fortführung in die Gebäudegeometrie in Form von keilförmigen Einschnitten gestärkt, die dem Ensemble insbesondere zum Park im Westen eine entsprechende Maßstäblichkeit verleihen und gleichzeitig die drei Hauptfunktionsbereiche der Neuen Mitte – Hotel, Kongress, Büro – ablesbar machen.
Die Neue Mitte wird nicht als „Gebäude am Park“ sondern als „Gebäude im Park“ konzipiert, indem der Erschließungs- und Freiraum östlich des Bebauungsbandes als Fortführung des Campusparks und nicht als rückwärtiger Straßenraum interpretiert wird, wodurch er an Bedeutung und Qualität als Teil der Neuen Mitte gewinnt.

Maßnahmen in Stichworten:

- Gliederung der Baumasse durch Zäsuren in drei ablesbare Einheiten (Büro, Kongress, Hotel/ Gästehaus) als Teile der Gesamtfigur
- Einbettung der Neuen Mitte in den Campus durch die Ausbildung von nur vier (Büro), bzw. maximal fünf Vollgeschossen (Hotel/ Gästehaus) bei einer durchgehenden Traufhöhe von 16 Metern
- Punktuelle Erhöhung des Gebäudes in Bereich des Kongresszentrums auf 20 Meter
- Ausrichtung der Neubauten an den bestehenden dominanten Achsen und Ordnungssystemen der Umgebung
- Rhythmisierung und öffnende Geste des Gebäudes zum Campuspark mit U- Bahn- Ausgängen als Hauptzugangsseite



Planungs- und Bauordnungsrecht

Abweichend von den Höhenvorgaben der Zielplanung (Wandhöhen 12 Meter, Gebäudehöhe incl. Staffelgeschosse bis 18 Meter) verzichten wir im Sinne einer beruhigten Gesamtkubatur auf die Ausbildung von Staffelgeschossen. Stattdessen schlagen wir eine vermittelnde Gebäudehöhe von durchgehend 16 Metern vor, lediglich im Bereich des Kongresszentrums erfolgt eine punktuelle Erhöhung auf 20 Meter.
Alle notwendigen Abstandsflächen zu Nachbargrundstücken werden dabei eingehalten.



Organisation und Nutzungsverteilung

Das Gebäude der Neuen Mitte ist in seinem funktionalen Aufbau sowohl horizontal als auch vertikal klar gegliedert. Von Nord nach Süd reihen sich die übergeordneten Funktionsbereiche Bürogebäude, Kongresszentrum und Hotel/ Gästehaus aneinander und sind baulich und in Teilen auch funktional direkt miteinander verbunden

Vertikale Organisation im Überblick:

3. UG / 2. UG
- Tiefgarage

1. UG
- überwiegend großflächiger Einzelhandel (Vollsortimenter, Drogeriemarkt, Food- Court, etc.)
- Garderobe Kongress
- Lager und Technikflächen Büro, Kongresszentrum, Hotel/ Gästehaus

EG
- Einzelhandel/ Gastronomie
- Eingangsfoyer und Ausstellungsfläche Kongresszentrum, Hörsäle, Seminarräume
- Hotellobby und Hotelgastronomie

1. OG
- Büros
- Foyer Kongresszentrum, Seminarräume, Bühne Audimax
- Galerie Hotellobby, Bibliothek, Hotelbar/„faculty club“, Executive- Konferenzräume, Hotelzimmer

2. OG
- Büros
- Foyer Audimax, Zugang Audimax, Regie, Küche, Businesscenter
- Hotelzimmer/ Gästeappartements

3. OG
- Büros
- Fitnesscenter
- Hotelzimmer/ Gästeappartements

4. OG
- Hotelzimmer/ Gästeappartements



Erscheinungsbild und Materialität

Die vorgeschlagene Ausbildung und Materialität der Gebäudehülle unterstreicht die Bedeutung und Eigenständigkeit des neuen Ensembles:
Vertikale, unterschiedlich gefaltete und in Teilen perforierte metallische „Lisenen“ vor geschlossenen Fassadenbereichen bilden im Wechselspiel mit schlanken raumhohen Fenstern eine Gebäudehülle im Sinne einer sich subtil plastisch verändernden und optisch changierenden Struktur, die die Länge des Gebäudes rhythmisiert und relativiert. Der aus energetischer Sicht optimale Öffnungsanteil von 50% gewährleistet durch die Anordnung der Fensterflächen höchstmögliche Tageslichtausbeute bei geringem Eintrag solarer thermischer Lasten.
Der Baukörper des Kongresszentrums wird durch die Verdichtung der vertikalen Lineatur in Verbindung mit großen „Schaufenstern“ im Bereich des Auditoriums und der Foyers als besonderer Baustein innerhalb des Ensembles und des Campus herausgestellt.
Im Inneren charakterisieren überwiegend „ehrliche“ unempfindliche und damit wartungsarme Materialien und Oberflächen das Erscheinungsbild. Je nach Nutzung schaffen sichtbare Betonoberflächen im Zusammenspiel mit weißen oder silbrig- grauen Ausbauelementen sowie Holz- und Glasflächen ein Ambiente im Sinne nobler Zurückhaltung
Deckenuntersichten bleiben bis auf notwendige Einbauten für Technik und Raumakustik weitgehend unverkleidet. Als Bodenbelag kommt in den allgemeinen Bereichen sowie den Erschließungs- und Kommunikationszonen Terrazzo oder Naturstein zum Einsatz. Die Böden der Büros, Läden und Gastronomieeinrichtungen erhalten ihren jeweiligen Anforderungen entsprechende Bodenbeläge,
bzw. Beschichtungen. Die Zimmerebenen des Hotels und des Gästehauses werden mit textilen Bodenbelägen ausgestattet.




Erschließung

Fußgänger:
- Erschließung Fußgänger überwiegend aus Richtung Westen aus dem Campuspark mit U-Bahn-Aufgängen
- Situierung aller relevanten Adressen und Nutzungen zur Parkseite oder an den Durchgängen in den Bereichen der Gebäudeeinschnitte
- Durchwegung in Ost- West- Richtung über großzügige Öffnungen im EG im Bereich der gebäudehohen Einschnitte
- Alle Zugänge und Ebenen des Gebäudes sind barrierefrei zu erreichen

PKW:
- Gedeckte Vorfahrt Hotel und Kongresszentrum, anfahrbar von Osten über Erschließungsfläche
- Zufahrt TG über die Lichtenbergstraße und separate Zufahrtsrampe an Nordostecke des Gebäudes
- 505 Stellplätze in zweigeschossiger Tiefgarage im 2. und 3. Untergeschoss
- Separate Ausfahrt Tiefgarage an Ostseite des Gebäudes

Ver- und Entsorgung:
- Handel/ Gastronomie
Laderampe für Vollsortimenter an Südseite des Gebäudes, anfahrbar über Erschließungsfläche entlang Ostseite des Gebäudes. Andienung Vollsortimenter, Getränkemarkt, Foodcourt und Lager-/ Müllräume über Lastenaufzug
Anlieferung Drogeriemarkt über separate Anlieferung an Nordostecke des Gebäudes, anfahrbar über Lichtenbergstraße. Andienung Drogeriemarkt mit Lager-/ Müllräumen über Lastenaufzug
- Hotel/ Gästehaus
Ver- und Entsorgung Hotel/ Gästehaus und Hotelküche über separaten Ladehof an der Ostseite des Gebäudes



Freiflächen

Das Planungsareal zeichnet sich durch eine stark gestaltete westliche Parksituation aus, die als dominierendes Element in der weiteren Gestaltung der Neuen Mitte Garching nicht ignoriert werden kann. Aus diesem Grunde haben wir eine Architektur und einen Freiraum gestaltet, der die angrenzende Planung einbezieht und darauf reagiert. Ziel ist es, die östliche Seite des Neubaus nicht als Rückseite auszubilden, sondern die neue Architektur in den Park zu stellen. Deshalb wurde die Erdgeschossfläche so transparent wie möglich gestaltet. Die Belagsfläche, bestehend aus trapezförmigen Betonwerksteinen unterschiedlicher Farbigkeit zieht sich teppichartig von der westlichen Seite des
Gebäudes, durch die Passagen bis hin zu den angrenzenden Forschungseinrichtungen im Osten des Planungsgebietes. Der östliche Parkraum dient der Anbindung des neuen Gebäudekomplexes und integriert die Zufahrt zum Hotel und Kongresszentrum sowie die Anlieferung der Ladengeschäfte. Großzügige Verkehrsflächen, die platzartig gestaltet sind und damit nicht den Eindruck einer Straßentrasse vermitteln sollen, werden durch ein starkes Grünband akzentuiert. Entgegen der Parkgestaltung im Westen werden hier die Bäume, Japanische Zierkirschen, im wilden Format gesetzt und bilden dadurch einen Kontrast zur linearen Gegenseite. Die nördlichen und südlichen Gebäudeeinschnitte werden durch sogenannte Hausbäume gegliedert. Grüne Wohnhöfe im Komplexinneren, gestaltet mittels Hochbeeten, in denen grazile Kupferfelsenbirnen als Heister empor wachsen, laden zum Verweilen und Entspannen ein. Das Dach des Neubaus wird fast vollständig mit
einer extensiven Dachflora gestaltet. Kleine Holzterrassenbereiche mit Bezug zum Konferenz- und Fitnesszentrum laden zu einem Ausblick über die Dächer Garchings bis zu den Alpen ein.