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Mehrfachbeauftragung | 09/2011

Umplanung der Epiphaniaskirche der Evangelischen Kirchengemeinde Bickendorf

2. Preis

KASTNER PICHLER SCHORN ARCHITEKTEN

Architektur

Erläuterungstext

Vorgefundene Situation

Die Lage der Epiphaniaskirche am Park wie etwas zurück gelegen an der Straße ist für einen Ort, an dem man sich trifft und der ein Zentrum für die Gemeinde bildet, ideal.

Durch die Situierung der Nebenräume am Eingangsbereich zeigt sich die Epiphaniaskirche jedoch wenig einladend, auch wenn durch den kleinen Vorplatz genügend Raum zur Kommunikation besteht. Die Fassade wirkt vor allem im unteren Bereich verschlossen und fast abweisend. Ein Nadelöhr weist den Weg in den Kirchraum.
Seit der Erbauung musste auf eines der wichtigsten und eindeutigsten Signale für eine Kirche verzichtet werden: auf den Glockenturm, der optisch und akustisch die Gemeindemitglieder aufruft, den Einladungen und den Angeboten der Kirche zu folgen.
Die Epiphaniaskirche ist bis heute ein Rudiment.

Das Gebäude wurde in Hanglage konzipiert, die Gemeinderäume liegen am Fuß des Gebäudes unterhalb der Kirche und sind nur über eine Außentreppe erschließbar.
Damit ist das Gemeindezentrum von der Kirche räumlich getrennt, obwohl es in einem Gebäude untergebracht ist.

Der ursprüngliche Entwurf des Architekten zur Zeit der Erbauung der Epiphaniaskirche aus den 60er Jahren wurde nicht vollständig ausgeführt. Die Pläne zeigen ein zur Straße hin vorgestelltes, bis heute nicht existierendes Dach und einen – allerdings sehr hohen – Kirchturm.
Das Dach bildet einen schützenden Raum, unter dem Gemeindemitglieder vor den Veranstaltungen zusammenkommen, sich treffen, verweilen und sich austauschen können. Der Kirchturm wird als weithin sichtbares Signal dem Gesamtensemble im Kontext mit den im Norden sich befindenden Gemeindehäusern zugeordnet.
Zwischen Kirchgebäude und Kirchturm entsteht ein Durchgang zu den Gemeindehäusern und zu den Gemeinderäumen unter der Kirche im Gartengeschoß.

Der so entstehende signalhafte Kommunikationsraum wurde bis heute dem Gesamtensemble vorenthalten.

Erweiterungskonzept

Der Verfasser schlägt vor, die Bestandskirche mit einer der heutigen Zeit entsprechenden Interpretation des ursprünglichen Entwurfes – dem Vordach und dem Kirchturm – zu komplettieren und dieses als zur Straße hin transparente und einladende Raumergänzung und -Erweiterung vor der Kirche mit beweglicher Verglasung auszubauen.

Die Synergien sind vielfältig.

Es entsteht durch dieses neu geschaffene kleine Foyer – neben der Signalhaftigkeit des Glockenturmes – vor allem ein breites Signal der Öffnung und der Einladung.
Das neue Kirchencafé, Kirchenraum und Gemeinderäume werden zu einer lebendigen Einheit verbunden und über einen gemeinsamen Zugang – dem neuen Foyer – erreicht.
Die ehemaligen trennenden Nebenräume im Erdgeschoss zur Straße hin werden weitestgehend entfernt und neben Sakristei und WC durch eine Treppe und einen Aufzug ersetzt.
Das Foyer als verbindendes Element ermöglicht jetzt neue Zuordnungen innerhalb des Gebäudes.
Café, Foyer und Kirche können synergetisch durch verschiebbare Trennwände zueinander geschaltet werden. Durch diese Raumergänzung des Kirchenraumes kann auf die Empore als Besucherplatz verzichtet werden, so dass diese zur Lagernutzung fast vollständig frei wird.
Die durch die Schließung der Empore entstehende Wandscheibe ist ein ruhiges, großzügiges Element, das den Kirchenraum in sich geschlossener wirken lässt und gleichzeitig offene Blickbezüge und fließende Übergänge zum Foyer erlaubt.

Der direkte Zugang zu den Gemeinderäumen im Gartengeschoß über das Foyer erlaubt zudem bei Veranstaltung in den Gruppenräumen eine Foyernutzung mit Bewirtung.

Durch Öffnung aller beweglichen Trennwände und der Glaswände des Foyers wird ein maximal fließender Raum erzeugt, der den Vorplatz als zusätzlich zur Verfügung stehenden Raum einbezieht.
Alle Nutzungen können durch Schließung der Trennwände auch räumlich getrennt und gleichzeitig stattfinden.

So entsteht ein Gebäude, das ein maximales Maß an Flexibilität mit neuen Möglichkeiten anbietet, mit einer neu gestalteten Adresse die Eigenschaft der Offenheit durch seine einladende Geste signalisiert und gleichsam alt und neu zueinander führt und zu einer ganzheitlichen Gesamtheit aus Tradition und Zukunft vereint.

Lichtkonzept

Kirchenraum: Der Kirchenraum ist im Bestand bereits asymmetrisch angelegt und öffnet sich großzügig zum Tageslicht. Diese asymmetrische Lichtsituation, die durch die veränderte Raumproportion nun noch sehr viel deutlicher herausgearbeitet wird, stellt die Ausgangssituation für das neue Lichtkonzept dar.

Für die Grundbeleuchtung des Raumes wird vor jeden Wandpfeiler der Fensterordnung eine schmale, hohe Lichtlinie vorgesetzt. Grundlage für diesen Entwurf ist das Motiv der Kerze. Die Leuchten sind also im unteren Teil formal geschlossen, der Lichtaustritt beginnt erst in ca. 2.50 m Höhe und verläuft von hier aus über die volle Fensterhöhe. Der Lichtentwurf greift bewusst die Fensterebene als Lichtebene auf, und verbindet so Tageslicht- und Kunstlichtwirkung miteinander. Der transluzente Screen (Vorhang) filtert das Tageslicht (Blendschutz). Für das Kunstlicht ist er ein zusätzlicher Lichtdiffusor, mit dem sich die Lichtart wahlweise modellieren lässt.
Eine Lichtfuge zwischen eingestellter Wandscheibe und Bestandsdecke wird für eine indirekte Beleuchtung der Decke genutzt. Diese Lichtfuge stellt eine zweite Grundkomponente für die Raumbeleuchtung dar. Die vertikalen Lichtlinien der Fensterpfeiler (Kerzen) und die indirekte Beleuchtung der Decke sind getrennt voneinander schalt- und dimmbar.
Um im Altarbereich einen Lichtschwerpunkt zu gestalten und außerdem ausgewählte Elemente zu akzentuieren, werden im vorderen Bereich Strahler ergänzt, die – zum Betrachter hin – verdeckt hinter dem Dachbinder positioniert sind.

Eingangsbereich / Café: Das neue Foyer besteht aus verschiedenen Bereichen mit offenen Raumbezüge. Durch die Glasfassade des Neubaus öffnet sich die Kirche großzügig und lässt gleichzeitig Einblicke von außen zu. Um den verschiedenen Zonen im Eingangsbereich gerecht zu werden, werden drei Grundelemente zur Beleuchtung definiert: Der Rückwärtige Cafébereich bekommt flache, runde Lichtobjekte, die seine ruhige Atmosphäre unterstützen. Die Linearität des neuen Gebäudeteils wird mittels einer Reihe von Deckendownlights betont und der angrenzende Raumblock aus Küche, Treppenabgang und angrenzenden Räumen wird mit einem Lichtband gefasst. Die verschiedenen Elemente bedienen zum einen die atmosphärischen und funktionalen Anforderungen der verschiedenen Situationen und bilden zum anderen ruhige Motive und Strukturen im Deckenbild.