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Nichtoffener Wettbewerb im kooperativen Verfahren | 08/2011

Altstadt Celle − Leben in der Mitte Förderung der Celler Altstadt als attraktiver Lebensraum

Anerkennung

Preisgeld: 12.500 EUR

ksw | kellner schleich wunderling

Stadtplanung / Städtebau

Dr.-Ing. Sid Auffarth

sonstige Fachplanung

Erläuterungstext

i d e e
vergegenwärtigt man sich einmal die größe der alten stadtmitte von celle - 500 m x 550 m - und legt die signatur vergleichend auf strukturen - bzw. karten historischer stadtkerne wie lindau, rothenburg o.d. tauber, carcassonne oder hannover - die bekannt, vielleicht besser noch vertraut sind, stellt man dabei vor allem fest, dass jetzige strukturen einer stadt vergangenen gegenübergestellt, oft "völlig" neue dimensionen beschreiben. seit der entfestigung der stadt führt dies allzu häufig zu einem beklagenswerten verlust an
komplexität der mitteilsamkeit des gesamtgefüges - im großen wie im kleinen. auf den verschiedenen maßstabsebenen ist nicht mehr annähernd das zu finden, was mit unverwechselbarkeit , mit charakter zu tun hat.
besonders anschaulich und eindrucksvoll wird dies in perspektiven und stadtsilhouetten von karl gruber - die deutsche stadt - deutlich, die eine befestigte und damit gleichsam gefestigte stadt in der zeit von 1250 - bis 1750, also über einen zeitraum von 500 jahren! aufzeigen. zum thema stadtbefestigung sei angemerkt, dass die befestigung von ihrem bauvolumen her gesehen die größte kollektiv durchgeführte einzelbauaufgabe der mittelalterlichen stadt überhaupt war.
die mitte celles bietet - heute wie morgen - eine für den bewohner und besucher leicht erkennbare möglichkeit zur identifikation mit dem ort, wenn gewährleistet werden kann, dass sich die kleinteiligkeit der inneren und äußeren struktur entsprechen.
eine identifikation, sprich eine emotionale besetzung mit den neuen stadtbausteinen kann sich dort einstellen, wo ein städtischer raum wohnungen und häuser klar zueinander in beziehung setzt und den bewohnern ausdrucksraum gibt. damit entsteht jener "bewußtseinsmäßige verbindungsraum, in dem sich die lockeren, signifikativen beziehungsformen, die heute lokale identität tragen, am ehesten ergeben und baulich symbolisch gefaßt werden". das bedeutet, dass diese räume im zusammenhang optisch begreifbar, im begehen - nahwirkung - und befahren - fernwirkung - erfassbar und die möglichkeit bieten sollten, im gedächtnis als ein baulich - räumlicher zusammenhang mit relativ klarer form haften zu bleiben. das heißt, die verinnerlichten uralten strukturen des städtebaus - "..... das älteste an celle sind die grundstücksgrenzen " - weniger die solitär - architekturen sind hier gefragt. ausschlaggebend ist also die städtebaulich - räumliche qualität in erlebbarer bewegungs- und blickdimension, das "zurückschrauben" der architekturelemente auf ein menschliches maß unter zuhilfenahme einer räumlich wie baulich hochwertigen verdichtung innerhalb der bestehenden substanz unter berücksichtigung vorhandener wie zu schaffender querbezüge in angrenzende quartiere und freiräume. denn eine gute vorstellung von der umgebung verleiht den menschen ein ausgeprägtes bewußtsein gefühlsmäßiger sicherheit. sie sind in der lage, eine harmonische verbindung zwischen sich und der außenwelt herzustellen.
die gegenteilige empfindung ist die angst, die einen überfällt wenn man sich verirrt. allein das wort "verirren" bedeutet in unserer sprache mehr als nur geografische unsicherheit - "in ihm schwingen obertöne, die absolutes entsetzen ausdrücken. daraus geht hervor, dass das wohlige heimat-gefühl dann am stärksten ist, wenn heimat nicht nur vertrautes, sondern auch etwas charakteristisches ist. in der tat bietet ein charakteristisches und leicht ablesbares milieu nicht nur sicherheit, es vertieft und intensiviert darüber hinaus das menschliche erleben." die suche nach sinnvollen stadtbautypen muß sich orientieren an der entsprechung von gebautem, materiellem raum einerseits und verhaltensraum andererseits. "ein haus wie eine stadt - eine stadt wie ein haus" , aldo van eyck, das heißt, es gilt straßen und plätze als öffentliche innenräume zu gestalten.
"architektur ist und bleibt ein produktionsversuch menschlicher heimat - vom gesetzten wohnzweck bis zur erscheinung einer schöneren welt in proportion und ornament." ernst bloch
die räumliche wirkung von plätzen und straßen wird durch das verhältnis der raumdimensionen, breite, höhe und tiefe bestimmt. beträgt der abstand des betrachters vor einer platzwand das doppelte der höhe, kann die begrenzung vollständig erfasst werden - der platz wirkt introvertiert und intim, gleicht im charakter also eher einem hof. verdreifacht sich der abstand, reicht der blick über die raumbegrenzung hinaus in den luftraum des himmels bzw. auf höhere dahinterliegende gebäude. die perspektive, die ein platzraum bietet verschiebt sich mit jeder bewegung des betrachters im raum. von besonderer bedeutung ist jeweils der erste eindruck, den der den platz betretende empfängt. die räumlichplastische wirkung über eck ist dabei wesentlich stärker als bei frontalansicht - der zugang zu den meisten mittelalterlichen plätzen erfolgte über eck. "menschliche bedeutung haben wege nicht dadurch, dass stadien nacheinander absolviert werden, sondern dadurch, dass diese durch zonen unterschiedlichen wertes führen, durch räume unterschiedlicher eigenart, durch zonen verschiedener distanz oder nähe, durch bereiche unterschiedlichen interesses und sie ihre geltung aus jeweils anderen systemen beziehen, was in der kommunikation ihren jeweiligen wert ausmacht". die rückführung der architektonischen gestaltung auf das "primäre wahrnehmungsfeld der sinne" führt meist zu den einfachen, schon symbolfähigen bildern : stein, mauern, dach und tor ; sie führt aber auch dazu, die ganze bauliche gestaltung an dem archetypischen muster haus zu orientieren. " jeder grundriss einer stadt zeichnet sich noch ein zweites mal in den linien der dächer ab. wird hier beruhigung und klarheit gewünscht, so muß der grundriß solche bereits vorbereiten". bezüge zur umgebung - landschaft und freiraum als wesentliche eigenschaften sowohl für ein lebenswertes wohnumfeld als auch für einen prosperierenden, atmosphärisch unverwechselbaren einkaufsstandort ist es wesentlich und vorrangig von interesse, die altstadt celles mit den hochwertigen touristischen zielorten, schloss, bomannmuseum und französischem garten, und der einmaligen flusslandschaft entlang der aller zu vernetzen. an den ehemaligen toren zur mittelalterlichen stadt bietet sich die möglichkeit, entsprechend derortstypischen, vorgefundenen strukturen, die anbindung an das wasser attraktiv und offensiv für die altstadt voranzutreiben und mit einem neu zu entwickelnden brücken- und wegenetz einen attraktiven und abwechslungsreichen "grünen ring" auszuformulieren.
verbliebene, innerstädtische fragmente des wasserlaufs entlang des festungsgrabens werden wieder miteinander vernetzt und bilden den "sprungstein" zur aller. eine neue brücke über die aller ermöglicht auch für ortsunkundige besucher den visuell sofort erfassbaren rückweg vom gegenüberliegenden allerufer über die ziegeninsel zurück zur altstadt - und damit den blick auf das weichbild der historischen stadt. der stadtgraben bleibt in seinem verlauf unangetastet und wird durch die vegetativen ergänzungen in seinem landschaftlichen erscheinungsbild gestärkt. frei zugängliche, im wechsel landschaftlich und steinern gestaltete uferräume lassen im urbanen kontext spannende, landschaftliche freiräume mit hoher aufenthaltsqualität entstehen.
eine würdige fortführung der herzogin-eleonore-allee "unter neuen vorzeichen" bietet zudem die möglichkeit der ausformulierung eines höchst plausiblen, korrespondierenden point de vue zur ludwigskirche : das blumläger barock palais - auf dem augenblicklich monofunktional als parkhaus unternutztem grundstück mit hoher städtebaulicher lagegunst im schnittpunkt und visierbruch zur blumlage, der historischen vorstadt celles im osten. dieser ort ist ebenfalls prädestiniert für einen regionalen nahversorger. neben der stärkung des landschaftlichen potentials werden neue urbane freiräume entwickelt, die die stadtteile untereinander vernetzen und in kontakt treten lassen. Individuell im rahmen eines einheitlichen farb- und materialkanons gestaltet, entstehen freiräume mit vielfältigen nutzungsangeboten.

das relief
die altstadt celles lässt sich im aufriss als signifikante dreidimensional erlebbare architektur und in der flächeals lebendiger öffentlicher raum wahrnehmen. die überformung der öffentlichen räume als transitorischeräume, dem diktat des motorisierten individualverkehrs unterworfen, gilt es zu beenden und zugunsten derschaffung von lebensräumen in ein neues stadtverträgliches gleichgewicht zu bringen. dies gilt
ebenso für die straßenzüge am nord- und südwall, sowie für den neumarkt, der attraktive auftakt der altstadt zu dem an dieser stelle üppigen wasserlauf der aller hin.
der schlossplatz, als basisplatz zu den im rechten winkel angehängten, parallel geführten hauptstraßen celles, hat an der schnittstelle unterschiedlicher nutzungen und attraktivitätspotentiale das zeug dazu, als "ort des ankommens" eine adäquate, gestalterische aufwertung im sinne eines multifunktional zu nutzenden stadtplatzes mit busvorfahrten zu erfahren, um vor allem öffentliche, aber auch private verkehre
stadtvertäglich miteinander abzuwickeln.
stadtstrukturrelevante gebäude das innere wegekreuz der altstadt celles erstreckt sich über die wesentlichen stadtstrukturrelevanten gebäude im westen, schloss, stadtkirche, gerichtsgebäude und aok-gebäude, bis zum c&a-markt am heiligen kreuz. die
struktur der stadt lässt an dieser städtebaulich hervorgehobenen lage des ehemaligen klosters ein wertigeres gebäude vermuten. sollte sich mit der zeit eine nutzungsverlagerung einstellen, ist über einen neubau bzw. eine entkernung des komplexes mit einer adäquaten öffentlichen nutzung - schule, ausbildungsstätte oder aber auch ein von den bürgern der stadt genossenschaftlich organisiertes, regionales kaufhaus zur deckung des täglichen bedarfs im innerstädtischen kontext - nachzudenken. eine geordnete und spannungsreiche durchwegung eines gut zu nutzenden blockinnenbereiches sollte dabei bedacht werden.

einzelhandel
die überlagerung von innerem und äußerem wegekreuz mit dem bestand der einzelhandelslagen veranschaulichtsehr genau die relevanz der stadtstruktur für die wirtschaftliche prosperität der altstadt - ein kostbareslicht sehr genau die relevanz der stadtstruktur für die wirtschaftliche prosperität der altstadt - ein kostbares
gut, das man auch so weiterführen und nicht überlasten möge:
sackgassenartige erweiterungen der einzelhandelsflächen in die blockinnenbereiche hinein sind in celle offensichtlich nicht notwendig und ggfs. zugunsten besserer belichtung und besonnung für gesunde lebensbedingungen im denkmalgeschützten bestand rückzubauen. die einzelhandelslagen können parzellengetreu auf der basis der bestehenden stadtstruktur mit hochwertigem einzelhandel weiterentwickelt werden. eine differenzierung ist nicht erforderlich. ziel ist es, das spezifische potential celles aus altstadtflair und zeitgemäßem, attraktivem fachhandel zu verschneiden, um celle als einzigartigen einkaufsstandort und ausflugsziel gleichermaßen für viele potentielle konsumenten zu attraktivieren.
die verweildauer von touristen und tagesausflüglern in celle kann durch die vernetzung mit den touristischen zielorten schloss und bomann-museum und einer anbindung der attraktiven freibereiche entlang der wasserläufe und parkanlagen wesentlich verlängert werden - zugunsten des einkaufsstandortes und zugleich aber auch für die innerstädtische lebensqualität. eine umnutzung von einzelhandelsflächen zu wohnflächen in b - und c - lagen, auch im erdgeschoss, ist zu begrüßen, um leerstände und drohende funktionsverluste an den rändern der haupteinkaufslagen mit einer lebendigen und lebenswerten wohnutzung für "trendsetter", die auch schon mal im schaufenster frühstücken, mehr als aufzufangen: die unverzichtbare basis des städtischen, das wohnen, kann gerade im denkmalgeschützten bestand eine aufregende mischung aus loftwohnen, altstadtflair und originellem wohnungszuschnitt, gerade auch im erdgeschoss
bieten.großflächiger einzelhandel ist im karstadt-altbau in der bergstraße und an der stirnseite des neumarktes im ersten "zwiebelring" gut vorstellbar. eine potentielle anfahrbarkeit ist über kurzparkerstellplätze auf dem neumarkt gegeben. eine tiefgarage ist dort möglich, aus kostengründen aber wenig wahrscheinlich.
auf dem feuerwachengrundstück ist ebenfalls großflächiger einzelhandel vorstellbar. ebenerdige stellplätze können hier jenseits des stadtgrabens direkt angrenzend nachgewiesen werden. dagegen spricht allerdings, dass die sichtbare nähe der feuerwache zu der verletzlichen fachwerkstadt ein verläßlicher garant für eine sichere wohnumgebung in der innenstadt ist. zentral und hervorragend geeignet ist aber auch das augenblicklich als parkhaus genutzte gebäude an der blumlage.
im rahmen der nationalen stadtentwicklungspolitik könnte bis 2.9.2011 ein antrag auf förderung eines von bürgern genossenschaftlich organisierten, regionalen kaufhauses zur deckung des täglichen bedarfs eingereicht werden.

verkehr
das hauptziel bei der anlage von funktionstüchtigen stadtstraßen und öffentlichen räumen ist die herstellung der verträglichkeit aller nutzungsansprüche mit dem vorrangigen ziel, orte der begegnung und des zwanglosen aufenthaltes zu schaffen, die der kommunikation im besten sinne dienen. mit der ausweisung der celler innenstadt als begegnungszone nach schweizer vorbild lässt sich der paradigmenwechsel von der autogerechten zur bürgergerechten stadt unter beibehalt der vorhandenen und ergänzten netzfunktionen auf dem innenstadtring realisieren. denn nur dort, wo menschen aufeinander treffen, wo der verkehr zur ruhe kommt, entwickelt sich urbanes treiben jenseits des kommerzes, das entscheidend zur identität des ortes beiträgt. Dabei werden die verkehrlichen und nichtverkehrlichen nutzungsansprüche im straßenraum so harmonisiert,dass sich eine neue gestaltqualität unter beachtung der vorhandenen netzfunktionen einstellt. für den
innenstadtring gilt, dass er sowohl dem verbindungsbedarf als verkehrliche achse als auch den städtebaulichen
anforderungen hinsichtlich der ortsbezogenen umfeldnutzungen gerecht wird.
die flächendispositionen im straßenraum werden durch die raumkanten, die vorhandene breite, den geometrischen straßenverlauf und die vielfalt der straßennutzung geprägt, ohne von einem verkehrsträger dominiert zu werden und und stützen sich in ihrer gestaltung demzufolge gleichrangig auf die drei indikatoren:
- ansprüche der angrenzenden baulichen nutzung,
- flächenansprüche des nichtmotorisierten verkehrs
- und der verkehrsabläufe des motorisierten verkehrs.
damit einhergehen muss eine materielle und sich zurücknehmende aufwertung der straßen- und platzräume nach einheitlichen gestaltungskriterien. der öffentliche raum sollte von ortsungebundenen und damit austauschbaren sekundärarchitekturen, wie schildern, fahnen, leuchten, schaukästen etc. entrümpelt werden, um den blick auf das wesentliche nicht zu verstellen.

wirkung der verkehrlichen maßnahmen
die gesamtheit der straßenraumspezifischen ziele und das städtebauliche leitbild werden durch das entwickelte konzept umgesetzt: die celler altstadt erfährt eine klare aufwertung durch die rücknahme der verkehrlichen überbeanspruchung an stadtrelevanten orten mit neuen nutzungszuweisungen für fußgänger und radfahrer, als grünflächen oder als bebauungsfelder. die straßennetzkonfiguration erlaubt dennoch eine kapazitätserfüllende
abwicklung aller relevanten verkehre ( bewohner-, wirtschafts-, besucher- und katastrophenverkehre).
Das mittelalterliche stadtgefüge und die direkte abhängigkeit von schloss und stadt werden durch dieklärung des innenstadtringes und eindeutiger anschlüsse am neumarkt und im kreise / an der blumlage wieder ganzheitlich wahrnehmbar - die auf dem innenstadtring erlebbare raumfolge von plätzen wird als ortstypisches strukturelement in celle eingepflegt und konsequent entwickelt. die verkehrssicherheit für alle verkehrsträger und insbesondere für das zu fußgehen ist durch die umsetzung auch der barrierefreiheit gegeben. die umfeldverträglichkeit ist durch die nahezu symbiotische vernetzung von städtebaulichen und verkehrlichen anspruchserfüllungen gegeben.
der intermodale verkehrsablauf betont die wiederentdeckung des straßenraums.

leben in der altstadt
oberste priorität hat die "auffrischung" des innerstädischen lebens mit familienfreundlichem wohnraum. die akzeptanz von stadtquartieren ist nach soziologischen erkenntnissen wesentlich von den vor ort deutlich in erscheinung tretenden kindern und jugendlichen abhängig. im südblock entstehen mit der anlage einer neuen straßen-, platz- und wegeführung in anbindung an den östlichen zugang zum französischen garten baugrundstücke für zweigeschossige ein- bis zweifamilienhäuser,
die sich mit ihren giebelseiten zum öffentlichen raum bekennen und mittels mauern die möglichkeit nicht einsehbarer, geschützter freiräume bieten. die neue straßenfront folgt der lockeren "haus-mauer-optik" auf der nördlichen westseite des südwalls.
die im "blockinneren" entstehenden öffentlichen flächen unterscheiden sich deutlich von der vorgefundenen abfolge der öffentlichen straßen und platzräume, bilden diese aber kleinmaßstäblich nach und garantieren der nutzung angemessene nachbarschaften und eine, gerade für kleinere kinder notwendige geschütztheit mit den vorteilen einer innerstädtischen lage, privaten, geschützten freiflächen und direkt angrenzende
öffentlichen grünflächen. punktuell sind hier auch drei- bis viergeschossige stadthäuser auf kleiner grundfläche mit dachterrassen im obersten geschoss vorstellbar.
aufgrund der vielfältigen anbindungen an das bestehende straßennetz lässt sich diese bebauung entsprechend der verfügbarkeit der grundstücke sukzessiv entwickeln.
gemäß der tradition in der innenstadt ist dem "klassischen bürgerhaus" der vorzug zu geben. die baugrundstücke können von privatbauherren oder besser noch baugruppen in einheitlichem und aufeinander abgestimmtem gestalt-, farb- und formenkanon bebaut werden - dies gilt gleichlautend für den nordblock:
die geschlossenen giebelhausreihen, die in ihrer ganzheit den reiz und die bedeutung der celler altstadt ausmachen, sollten hier nicht "künstlich" für eine verbesserte durchwegung geöffnet werden. der einprägsame wechsel "glatter straßenfronten" zu kleinteiligen und stark gegliederten blockinnenbereichen ist als schützenswertes gut zu erhalten.
mit der einzigen fuge, die sich im nordblock in der schuhstraße anbietet, kann diese kontrastierende qualität einer größeren öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, um noch dazu auf kurzem wege über den stadtgraben an die aller zu gelangen.
alle anderen toreingänge bergen die möglichkeit in sich, in geschützter, rückwärtiger lage individuellen lebensraum mit heutigen ansprüchen inmitten einer stadt der kurzen wege zu generieren - für junge wie für alte - im historischen genauso wie im modernen kleid:
die möglichkeit der direkten teilhabe am öffentlichen leben und die im umkreis von 300 metern gegebene, eigenständige deckung des täglichen bedarfs sind vermutlich die beste vorsorge für ein selbstbestimmtes wohnen im alter. gerade unter diesem aspekt wird barrierefreies wohnen allzu selten thematisiert. ein gedeihliches miteinander der grundstücks- und immobilienbesitzer ist bei der entwicklung der blockinnenbereiche unerlässlich. die dargestellte lösung für den nordblock zeigt unter wahrung derdenkmalgeschützten bausubstanz eine von vielen denkbaren möglichkeiten, die lebensqualität im bestand zu erhöhen und zugleich neuen lebensraum zu schaffen.
wesentlich ist dabei,
- den denkmalgeschützten bestand zu erhalten und zu qualifizieren,
- an den westlichen und südlichen rändern die blockinnenbereiche zu entdichten,
- in nachbarschaftlicher einigkeit grundstücke zusammenzulegen,
- sackgassen zu vermeiden,
- ein- bis zweiseitige grenzbebauungen zu ermöglichen, und
- der wechsel von halböffentlichen, großen höfen mit eingestreuten stellplätzen und privaten gärten.
historische giebel geben die tiefe der gärten und privaten höfe vor, damit eine blockinterne querverbindung und eine befahrbarkeit im einrichtungsverkehr nach wunsch möglich und nicht verbaut wird. mit diesen maßnahmen wird garantiert, dass die denkmalgeschützte blockrandbebauung und ihre im blockinneren weitergebauten giebelhäuser eine adäquate belichtung erhalten und mit terrassen und freisitzen in den gärten eine für heutige wohnnutzung unabdingbare qualifizierung erfahren. jenseits des nordwalls am stadtgraben wird eine kleinstrukturierte wohnbebauung vorgeschlagen, die in zentraler lage barrierrefreie wohnungen mit freisitzen in form von dachterrassen und loggien anbietet.
eine tiefgarage unter der bebauung am nordwall bietet stellplätze in großer zahl auch für diejenigen, die in der altstadt auf einen stellplatz in unmittelbarer nähe angewiesen sind.

rèsumè
bei allem gilt, dass die stadtgesellschaft selbst verantwortung für die gebaute geschichte ihrer stadtübernimmt. wenn die vorteile des städtischen lebens nicht allgegenwärtig in den köpfen ihrer bürger verankert sind, neue einfamilienhausgebiete und zukünftige gewerbebrachen ausgewiesen werden und der zuzug in monostrukturierte neubaugebiete unvermindert anhält, wird die altstadt von celle ihre über jahrhunderte hinweg erprobte lebendigkeit verlieren.
"wer an den dingen der stadt keinen anteil nimmt, ist nicht ein stiller bürger, sondern ein schlechter." perikles