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Sonstiges Vergabeverfahren | 08/2011

Tarpenbek Greens – Wohnen an der Tarpenbek in Groß Borstel

2. Preis

Preisgeld: 7.000 EUR

KIRSCH BREMER ARTANDARCHITECTURE

Architektur

lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner gmbh

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

TARPENBEK GREENS – CONNECTED
Das vorgefundene Gelände gleicht einer abgeschotteten Insel – mit einer abweisenden „Küste“ im Süden und einem einladenden „Strand“ im Norden. Dies aufzuheben, das neue Quartier mit Gross Borstel eng zu verweben und dabei die Trapenbek als prägende Adresse in die Mitte zu nehmen ist Kern der Gesamtkonzeption.

IDENTITÄT
Die neue Bebauung wird in drei Quartiere gegliedert. Jedes Quartier hat aus seiner Lage im Gesamt-gebiet heraus, aus seiner Erschließung, aus seinem Gegenüber (Groß Borstel) und aus seiner inneren Gliederung eine eigene Identität. Durch die unterschiedliche Skalierung von Räumen entstehen eigene Nachbarschaften, weite und enge Räume, halböffentliche Räume, private Räume. Die Gebäudestruktur und -Typologie wird aus der stadt-räumlichen Situation heraus entwickelt - von langengestreckten Gebäuden im Süden hin zu einer feiner gegliederten, offeneren und niedrigeren Bauweise im Norden.

ANBINDUNG
Ein unsichtbarer ‚Roter Faden‘ vernäht die neue Bebauung von Tarpenbek Greens mit Groß Borstel. Zwischen Nord- und Südufer der Tarpenbek entstehen neue, spannungsvolle Raum-Zusammenhänge; Öffnungen, Übergänge und Raumkanten werden formuliert. Das Gelände kann über zwei Brücken mit Groß Borstel verknüpft werden: die Ost-Brücke an der Landschaftstreppe zwischen Quartier 3 und Sportplatz ist optional auch als Rampenbrücke möglich; die West-Brücke am Platz zwischen Quartier 1 und 2 wird zusätzlich vorgeschlagen und unterstützt die Anbindung.

EINGANG UND KOPFBAU
Ein objekthaftes Gebäudeensemble bildet den Auftakt zu Tarpenbek Greens. Läden und Gastronomie im Erdgeschoss sowie Büros sind die vorgeschlagenen Nutzungen (8.000 qm BGF). Der Zwi-schenraum kann als geschützter Bereich mit Außenbestuhlung genutzt werden. Im akustisch abgeschotteten Baukörper Richtung Allee können optional auch Wohnungen vorgesehen werden.

ERSCHLIESSUNG
Der Entwurf wählt klare Elemente zur Gliederung des öffentlichen Raumes und der Erschließungsstraße. Es entstehen spannungsvolle Raumfolgen, die dem Bewohner und Besucher ein differenziertes und abwechslungsreiches Bild geben. Der Straßenraum ist integrativer Teil dieses Konzeptes. Kein klassischer Straßenraum bildet das Rückgrat der Erschließung. Vielmehr ist es eine wechselnde Abfolge von baumüberstandenen Promenaden mit verkehrsberuhigten Platzbereichen. Vor dem Hintergrund eines verkehrsberuhigten Bereiches entsteht ein barrierefreier Raum mit klar ausgewiesenen Stellplätzen (Besucherstellplätze), bodenbündig eingelassenen Rinnenplatten zur Verkehrslenkung und wechselnden Profilbreiten. Regelbreite ist 5,50 zusätzlich ergänzt durch Plattensteifen. Wendebereiche finden sich auf den Plätzen und im Osten des Grundstücks. Die fußläufige und Fahrradverbindung nach Groß Borstel führt auf den Platz in Quartier 3. Hier bilden die Kita, Läden und ein Café die öffentliche Mitte des neuen Quartiers.

QUARTIER 1
Das westliche Quartier gleicht einem offenen Kamm. Die Erschließung erfolgt durch ‚Fugen‘ von West, Süd und Ost. Im Inneren entsteht eine ruhige, wohnliche Zone. Auch alle außen liegenden Wohnungen haben eine ruhige Seite zum Innenbereich. Zwei Quartierplätze gliedern Struktur, Erschließung und die Spielbereiche. Im ‚Kamm‘ sind in Baukörpern unterschiedlicher Höhe verschiedene Typologien vom Geschosswohnungsbau bis zur gestapelten Maisonette-Wohnung angeordnet, im äußeren Bereich ist es Geschosswohnungsbau (IV-V Geschosse) mit 2- und 3-Spännern. Die Spitzen des Kamms formulieren ein lebhaftes, offenes Gegenüber für die zeilenartige Bebauung nördlich der Tarpenbek.

QUARTIER 2
Die Bebauung des mittleren Quartiers umschließt wie ein Ring einen großzügigen Innenraum, der durch erhöhte Spiel- und Wasserflächen und zwei Baukörper gegliedert wird. Der ‘Ring’ (III-V Geschosse) bildet die schallschützende Bebauung im Süden, formuliert die Platzkanten in West und Ost und eine durchbrochenere Kante im Norden - gegenüber einer eher heterogenen Bebauung am Südufer von Groß Borstel. Die fußläufige Erschließung erfolgt auch hier durch Gebäudefugen unterschiedlicher Breite.

QUARTIER 3
An der neuen Brücke zu Groß-Borstel liegt das Quartier 3. Es liegt an einem Platz mit öffentlichen Nutzungen im Erdgeschoss: Kita, Läden und ein Café geben dem Platz einen einladenden Charakter. Diese Nutzungen finden sich im Baukörper zwischen Park und Platz, der in seiner Gestalt Richtung Groß Borstel weist. Im Osten des Platzes schließt das Wohngebiet an, dass durch unterschiedliche Baukörper (IV-IV Geschosse) und Freiräume, Quartiersplätze und Spielbereiche, Fugen und Öffnungen wieder einen eigenen Charakter entwickelt. Der Platz bildet mit seiner Anbindung an Große Borstel die neue Mitte des Quartier-Ensembles.

FREIRAUMKONZEPT
Für den Freiraum wird ein Gewebe aus schützend in Ost-West wie verbindend nach Norden verlaufenden Freiraumelementen entwickelt. Wie Zwiebelschalen schichten sich die bandartig entwickelten Elemente parallel dem Verlauf der Bahn - zuerst die geschützt introvertierten Kleingärten, dann die funktional überlagerten Baumhallen und schließlich die halbtransparenten Gärten. Mit einer gliedernden wie ortsprägenden Geste verknüpfen durchgesteckte Plätze diese unterschiedlichen Elemente mit dem Grünzug Tarpenbek umschreiben die Baufelder und verweisen kraftvoll in Richtung Groß Borstel.

REGENWASSERMANAGEMENT
Der erforderliche Retentionsraum wird sofern möglich gestalterisch in Form von Dachbegrünung, trennenden Mulden, spiegelnden Becken, inszenierten Wassergärten oder teileinstaubaren Quartiersplätzen Teil des Freiraumgeflechtes. Das gesamte Gelände neigt sich optisch kaum merklich nach Norden und erlaubt so ein kaskadenartiges Zusammenspiel der einzelnen Einstaubecken. Dies wird durch ein versenktes Rigolensystem ergänzt, sodass der vorgegebene geringe Abfluss aus dem Areal heraus eingehalten werden kann.
Spiel und Gemeinschaftsflächen | Innerhalb des vorgeschlagenen Freiraumnetzes werden altersgemäß ausgestattete und miteinander vernetzte Spielbereiche verortet – Kleinkinderspielplätze gem. HBauO direkt auf dem Grundstück, Kinderspielplätze und Gemeinschaftsflächen auf den inneren Höfen, flexibler wie strapazierfähiger Raum auf den Quartiersplätzen, verbindend eingestreute Trittsteine unter den Baumhallen, naturnaher, wilder Bereich im Trapenbek-Grünzug.

QUARTIERSPARK Freiräumliches Zentrum des Areals bildet der neue Quartiersplatz. Seitlich gerahmt von intensiven Feldern (Retentionsgärten, KITA-Freibereiche, Café und Läden) führen drei Stufen auf eine freie große Wiese, die lediglich von einem Clump von Paulownien gegliedert wird. Über die ausgelichteten Baumkronen hinweg öffnet sich der Blick in Richtung Trapenbek und Groß Borstel.

TIEFGARAGEN
Unter den drei Quartieren sowie unter der Kopfbebauung sind Tiefgaragen angeordnet. Die Zufahrt zu den Quartiersgaragen (Großgaragen) erfolgt frühzeitig bereits auf den Plätzen, so dass die Wohnquar-tiere selber von Autoverkehr freigehalten sind (Ausnahme Feuerwehr, Umzug). Alle Gebäude erhalten einen direkten Zugang zur Garage (Aufzug). Die Müllräume sind in den Garagen nahe der Ein- und Ausfahrt angeordnet.

SCHALLSCHUTZ
Die drei Quartiere halten einen möglichst großen Abstand zur Bahn und wirken durch ihre städtebauliche Anordnung schallschützend. Alle Wohngebäude liegen im unkritischen Bereich. Die Wohnräume, die nach Süden Richtung Bahn oder entlang der Plätze nach Osten und Westen liegen, erhalten zusätzlich verglaste Loggien. Hier schlagen wir auch eine fensterunabängige Lüftung vor. Die Schlafräume und Kinderzimmer sind zum ruhigen Hof hin orientiert. Im Kopfbau mit Büronutzung ist eine Fensterlüftung zulässig, eine fensterunabhängige Lüftung ist aber vorzuziehen.

LE MARRAKECH
Die bestehende Hallenstruktur, die auf die frühere Nutzung des Geländes verweist, stellt eine Qualität für den Ort dar und wirkt identitätsstiftend. Sollte das Le Marrakech in weiterer Zukunft die Hallen nicht mehr nutzen, schlagen wir vor, die Gebäudesubstanz zu erhalten und eine neue Nutzung für die Hallen zu finden, z.B. Ateliers oder Theater-Proberäume.

KLEINGÄRTEN
Entlang der Bahn und westlich und östlich des Le Marrakech werden bis zu 52 Kleingärten mit Vereinsheim vorgesehen.

NACHHALTIGE STADTENTWICKLUNG – CO2 NEUTRALE SIEDLUNG
1 Solare Ausrichtung der Baukörper, Minimierung der Selbstverschattung
2 Geothermische Wärmpumpe als Wärmequelle über Grundwasserbrunnen
3 Dachfläche mit Photovoltaiksystem für Co2 neutralen Betrieb / alternativ Kombination Gründach und PV

Beurteilung durch das Preisgericht

Bei dieser Arbeit fällt die Kleinteiligkeit und Dreiteilung der städtebaulichen Figur positiv auf, die die bestehende Struktur Groß Borstels aufnimmt und neu interpretiert. Jedoch geht die gewählte Typologie von 5-geschossigen Zeilen und dichten Punkthäusern keine Beziehung zur Umgebung ein.

Das landschaftsplanerische Grundkonzept verwendet klare Themen, die jedoch teilweise für widersprüchliche Nutzungen verwendet werden. Als wenig nachvollziehbar wird die Ausrichtung der Quartiersplätze beurteilt, die keine Anziehung ins Zentrum des Plangebiets ausüben.

Die Ausbildung dreier Quartiere scheint sinnvoll, wobei das östliche Quartier etwas aus dem Zusammenhang fällt. Grundsätzlich wird die Kleinteiligkeit und die dadurch mögliche vielfältige Architektur gelobt, durch die Massivität der Gebäuderiegel wird dieser Ansatz jedoch nicht konsequent umgesetzt. Die Riegelbebauung im Süden gewährleistet zwar einen ausreichenden Lärmschutz, bildet jedoch gleichzeitig eine massive und hohe Kante, die die Besonnung und Belichtung des dichten Kerns erschwert. Besonders gelobt wird die Straßenführung, die an geeigneter Stelle verschwenkt und keine Monotonie aufkommen lässt.

Die Parkanlage bleibt aufgrund ihrer Lage und Gestaltung mit dem dominierenden Gebäude diskussionswürdig und kann nur bedingt eine Verbindungsfunktion übernehmen. Die Fläche wird zwar zentral angeordnet, die Freifläche und die Brückenverbindung nach Groß Borstel werden jedoch durch einen 6-geschossigen Baukörper räumlich voneinander getrennt. Die Idee einer zweiten Verbindung nach Groß Borstel insbesondere durch eine großzügige und einladende Treppenanlage wird positiv gesehen.