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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2012

Neubau des DZNE - Forschungszentrums

Städtebauliche Perspektive © wulf architekten

Städtebauliche Perspektive © wulf architekten

1. Preis / Zuschlag

wulf architekten

Architektur

IWP Ingenieurbüro für Systemplanung GmbH

TGA-Fachplanung

Mayr | Ludescher | Partner Beratende Ingenieure

Tragwerksplanung

AO Landschaftsarchitekten Stadtplaner + Ingenieure Mainz GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Leitidee, Konzept

In der Auslobung ist von „internationaler Sichtbarkeit der deutschen Forschung“ und „Image bildendem Auftritt“ die Rede. Das bedeutet für uns, dass hier kein normales Gebäude entstehen soll, das im Allgemeinen UKB-Campus-Einerlei untergeht, sondern ein Bau, der über die perfekte Funktionalität hinausgehend ein gewisses bauliches „surplus“ bietet. Baukörper und Fassade sollen einen Gesamteindruck bei Nutzern und Besuchern erzeugen, der „die Identität des DZNE und dessen Eigenständigkeit innerhalb des Gesamtensembles UKB Campus“ unterstreicht.

Städtebauliche und landschaftliche Einbindung

Das Bauvolumen ist in drei markante Einzelkörper aufgeteilt, die ein kohärentes Ensemble mit großzügigen dazwischengreifenden Freibereichen bilden. Nach Norden hin zum UKB Campus entsteht durch den Kopfbau eine klare Präsenz des DZNE mit eindeutiger Adressbildung. Richtung Süden und Osten öffnet sich die Anlage großzügig zum Wald. Zur großen Baumasse des NPP verbleibt ein großer Abstand, sodass der Wald in das Ensemble hineinfließen kann. Die fließenden Konturen der Neubauten unterstützen diesen Eindruck und betonen andererseits die Sonderstellung des DZNE als Abschluss des Campusgebietes. Prägendes Element des Ortes ist der Wald, - insbesondere die hochstämmigen Kieferngruppen. Diese werden erhalten und durch die Bebauung inszeniert. Der Kopfbau stellt eine transparente Verbindung her zwischen der nördlich auf dem Vorplatz stehenden Kieferngruppe und der südlich im Hof befindlichen. Jeder, der sich dem Gebäude nähert und es betritt, hat dieses einprägsame Erlebnis der Verbindung von Bauwerk und Natur. Trotz des großen Bauvolumens gehen die Gebäude im Wald auf – eine Folge der Ausformung der Baukörper und deren Fassadengestaltung.

Erschließung

Die Wegeverbindungen von der neuen Fußgängerallee des Campus und vom Parkhaus zum Haupteingang sind kurz und eindeutig geführt. Der Eingang ist von der neu trassierten Ringstraße aus klar erkennbar. Im Kopfbau sind alle Eingangsfunktionen zentralisiert. Von hier aus erreicht man alle Gebäudeteile und Funktionseinheiten. Eine öffentliche Wegeverbindung zum Kottenforst ist ohne Rückseitenmilieu gegeben. Sämtliche Feuerwehrdurch- und Umfahrten sind auf dem Geländeniveau und ohne Engstellen möglich. Die Anlieferung aller Gebäudeteile erfolgt von der Karl-Landsteiner-Straße aus ebenerdig und harmlos auf dem Grundstück.

Gebäude und Funktion

Die Aufteilung in drei Baukörper entspricht exakt den Funktionen: der Kopfbau beinhaltet alle allgemeinen Einrichtungen und den Klinikbereich. Er ist im UG und bei Bedarf auch im OG mit dem NPP kurzwegig verbunden. Das zentrale Forschungsgebäude umfasst sämtliche Laboreinrichtungen mit den zugehörigen Büros. Das Tierhaus im östlichen Bereich sucht den Anschluss an ähnliche bestehende Einrichtungen. Die drei Gebäude sind über Gelenke miteinander verbunden. Das 3-Häuser-Konzept ermöglicht maximale Flexibilität bezüglich möglicher Bauabschnitte. Jedes Haus kann durch Aufstockung um ein Geschoss problemlos und mit geringem technischem Aufwand (Steigschächte) für sich erweitert werden. Das Ensemble hat von Beginn an seine komplette Wirkung.

Funktionsbereiche und Innere Erschließung

Die Zuordnung der Funktionsbereiche sowie die innere Erschließungslogik bilden die gewünschte Vernetzung der Funktionsbereiche einerseits und die Unterteilung in Sicherheitsbereiche in idealer Weise ab. So befinden sich alle Publikumsbereiche wie Casino, Konferenz, und Bibliothek im Erdgeschoss des Eingangsgebäudes.
Der Übergang zu anderen sensibleren Bereichen wird durch ein Vertikalerschließungselement bzw. durch Übergang in ein anderes Gebäude gesteuert. So befindet sich der MRT-Bereich im Untergeschoss, direkt unter dem Foyer, so dass für Besucher und Patienten keine langen Wege durch das Gebäude entstehen. Gleiches gilt für die klinische Forschung, die per Aufzug oder Treppe direkt aus dem Eingangsfoyer erreicht werden kann.
Im 1.Obergeschoss des Eingangsgebäudes liegen die Wissenschaftlichen Arbeitsgruppen ohne Labor sowie die Computerbasierten Wissenschaften mit direkter ebenerdiger Anbindung zu den Lab-Units im Laborgebäude.

Bürobereiche

Alle Büroflächen, die nicht in direktem Zusammenhang mit den Laborbereichen stehen, befinden sich im Eingangsgebäude. Das Erschließungskonzept lässt verschieden unterschiedliche Belegungen der Ebenen zu.
In den Forschungsbereichen wird ein Mix aus unterschiedlichen Bürotypen vorgeschlagen. So wird ein Teil der Gruppenbüros als Dokumentationszonen in die Laborflächen integriert. Ebenso gibt es Gruppenbüros, die so angeordnet sind, dass man sie unabhängig von den Labors erreichen kann.
Die Leitungsbüros der Laborgebäude befinden sich immer stirnseitig.

Laborkonzept

Das Laborgebäude ist so konzipiert, das die Laborbereiche mit den zugehörigen Auxiliarräumen zu zwei großen kombinierbaren Laboreinheiten pro Geschoss zusammengefasst sind. Teilweise sind die Büroflächen integriert , teilweise liegen sie außerhalb. In Kombination mit dem Erschließungskonzept ist es aber auch möglich, die ganze Ebene als zusammenhängenden S2-Bereich zusammenzufassen.
Im Erdgeschoss befinden sich, genauso flexibel nutzbar, die Core-Facilities als hochflexibler multifunktioneller Spezialbereich, offen für zukünftige Nutzungen bzw. Ausstattungen.
Die Laboratorien sind als tiefe und weite Fläche konzipiert, die eine möglichst große Flexibilität für verschiedenste Raumlayout bietet. Die derzeit dargestellt Raumaufteilung ist problemlos in andere Raumaufteilung überzuführen. Im modernen Laborbau ist die direkte Verbindung von Schreibbereichen und Laborflächen inzwischen üblich, es wurde deshalb eine Anordnung gewählt, an der Schreibbereiche an der Fassade und in der Tiefe des Raumes dahinter – zum Beispiel über eine transparente Abtrennung – die Laboratorien angeordnet werden. So werden integrative Arbeitsplätze geschaffen, die den zukünftigen Mitarbeitern ein Höchstmaß an Komfort für die Verbindung von Laboratorium und Schreibbereich bietet. Noch tiefer im Gebäude sind Nebenräume vorgesehen, die als Dunkelräume einen direkt Bezug zum Labor haben. Sofern dieser direkte Bezug nicht gewünscht werden, so können diese Raumstrukturen durch zwischengeschaltete Gänge ohne weitere davon abgetrennt werden.
Die Versorgung der Laboratorien erfolgt von dazwischen geschalteten Schächten, dieses Konzept ermöglicht eine einfache und Flexible Versorgung der Flächen mit den für ein Laboratorium notwendigen Zu- und Abluft, Medien und elektrischer Stark- und Schwachstromversorgung.

Tierhaus

Das Tierhaus ist 4-geschossig konzipiert. Im Erdgeschoss kann das Gebäude über den erdgeschossigen Verbindungsgang betreten werden. Dort trennen sich die Wege für Forscher und Tierpfleger. Beide Personengruppen betreten Ihren Hygienebereich über ein separates Treppenhaus mit nachgeschalteten Umkleidebereichen. Die Tierhaltungsbereiche können von den Forschern bzw. Tierpflegern beidseitig betreten werden, ohne sich zu treffen.
Im Erdgeschoss befinden sich darüber hinaus die Verwaltung, die Anlieferung und der Käfigreinigungsbereich mit zugeordneten Lagerflächen im Untergeschoss.
Die SPF-Kernzucht befindet sich mit zugeordnetem Technikbereich im Untergeschoss.
Im 1.Obergeschoss liegt der Experimentalbereich mit eingeschriebenen Tierhaltungsflächen.
Im 2. Obergeschoss legt sich der Verhaltensforschungsbereich ringförmig um die, dem darunter liegenden Tierhaltungsbereich zugeordneten Technikbereich.
Die Konzeption für das Tierhaus geht davon aus, dass es in den Tierhaltungsräumen keine Durchdringungen von Technikschächten bzw. kei offene Leitungsführung gibt.
Eine Erweiterung nach oben ist problemlos möglich. Eine direkte Anbindung an eine Technikzentrale ist gegeben.
Die geforderte Kapazität von 45.000 Mäusen wird eingehalten.

Äußeres und inneres Erscheinungsbild

Die leicht konvexe Fassadenführung und die gerundeten Ecken der Baukörper vermeiden Härte und sollen eher an biologische Strukturen erinnern als an technische Baustrukturen. Gläserne Transparenz und Farbe bestimmen den ersten Eindruck. Der Fassade vorgelagerte drehbare vertikale Sonnenschutzlamellen sind farbig bedruckt und nehmen den Farbverlauf der Blätterfärbung des Laubwaldes im Jahresverlauf auf. So entsteht nicht einfach ein „buntes Bild“, sondern ein alle Gebäudeteile umgreifendes kontinuierliches Farbkonzept, bei dem je nach Jahreszeit unterschiedliche Gebäudeteile farbig hervortreten bzw. im Wald durch Farbangleichung bzw. Teilspiegelung aufgehen.
Im Inneren von Kopfbau und Forschungsgebäude sind großzügige überglaste Atrien angeordnet, die die Bedeutung des DZNE unterstreichen und für eine angenehme Arbeitsatmosphäre sorgen, die durch Licht und Grün geprägt ist und damit attraktiv für internationale Spitzenforscher und Besucher sein soll. Dazu sollen auch gut nutzbare Kommunikationsflächen an verschiedenen Stellen in und zwischen den Gebäuden beitragen.

Freianlagen

Das Ziel mit dem Freiraum und dem neuen Gebäudeensemble eine ausgewogene Balance zwischen Integration und extrovertierter Selbstdarstellung zu schaffen, wird mit einfachen aber kraftvollen Mitteln erreicht. Dabei werden die Gebäudekubaturen durch parkartiges Grün und Baumhaine angenehm umspült, die sich zum Kottenforst waldartig verdichten.
Der Vorplatz wird als eine zweite Schicht interpretiert, die sich deutlich und extrovertiert über den ‚Waldboden‘ legt und somit dem Exzellenzstatus des neuen Instituts Rechnung trägt. Dadurch wird der Vorplatz mit dem Erhalt der Bäume in das prägnante landschaftliche Umfeld als ‚Genius Loci‘ mit einbezogen. Er öffnet sich mit einladender Geste zum Campusgelände. Dabei bildet der Baumbestand das integrative Gestaltungsmittel. Der Vorplatz, die Zufahrt zu den benachbarten Gebäuden und die Ringstraße bilden durch einen einheitliche Belagsoberfläche aus hell beschichtetem (Kalksplitt) Asphalt eine neue Adresse. Als eine Art Tableau verlinkt ein skulpturaler Steg den Vorplatz mit dem Inneren des Gebäudes. Optisch wird dieser Steg durch das Gebäude zum rückwärtigen Park als Terrasse für die Cafeteria geführt.
Die Eingänge sind barrierefrei erreichbar, für sehbehinderte Menschen wird ein taktiles Leitsystem erstellt.
Durch das geringe Gefälle des Stegs (ca. 2%) wird Gehbehinderten und Rollstuhlfahrern der direkte, ‚gleichberechtigte‘ Zugang zum Haupteingang ermöglicht.
Durch leichtes Auslichten und Aufasten der Bestandsbäume wird der Platzraum stärker geöffnet. Es entsteht ein angenehmer Wechsel aus Licht und Schatten und bietet angenehme Aufenthaltsqualität unter den lichten Baumdächern.
Der parkartige Charakter der Freianlagen wird durch ‚fließende‘, hainartige Baumgruppen und informelle Rasenflächen gebildet. Die Baumgruppen umspielen die Parkwege, die wie fein ondulierende Nervenfasern die Freianlagen durchziehen. Der Kontrast zwischen der fließenden Landschaft und den scharfen Konturen der Fassaden verstärken die Signifikanz des neuen Gebäudeensembles.
Auf selbstverständliche Weise wird ein angenehmer, im Wald eingebetteter, überschaubarer Park geschaffen, der die zahlreichen Funktionen für die unterschiedlichen Nutzergruppen des DZNE aufnimmt.
Der neue Freiraum des Haus des DZNE verbindet die besondere Atmosphäre des Ortes mit den zahlreichen Angeboten für die Mitarbeiter und Gäste als Ort der Ruhe, Kommunikation und kreativen Arbeitens.
Ein homogener, zurückhaltender Belag schafft Klarheit. Er wird durch homogene Oberflächentexturen aus Natursteinsplitt mit asphaltgebundener Bauweise in Fahrwegen und wassergebundener Bauweise in Parkwegen einheitlich gestaltet. Die unterschiedlichen Nutzungen und Bereiche definieren sich über Einfassungen aus breiten Steinbändern, die wahlweise bodengleich oder als Borde ausgebildet werden. Hier wird durch einheitliche Gestaltung Großzügigkeit und Offenheit generiert und damit der kraftvolle Ausdruck der Gebäudekörper verstärkt. Sämtliche versiegelte Belags- und Dachflächen werden entsprechend den Bodenverhältnissen der Versickerung über die belebte Bodenzone der großzügigen Vegetationsflächen zugeführt und/oder der Abfluss in Bereichen mit dichtem Untergrund über Unterflurspeicher gedrosselt.
Auf dem Vorplatz wird der skulpturale Steg optisch durch indirekte Beleuchtung in einer Schattenfuge aus dem Platz hervorgehoben und damit der Zugang zum Gebäude kraftvoll inszeniert. Flankiert wird der Steg durch die dezent illuminierten Baumkronen der Bestandsbäume.
Im Vorplatz sind Sitzmöbel und Holzdecks als gerichtete ‚Raummöbel‘ in die Gestaltung des Platzes integriert. Dadurch bleibt die klare und einfache Struktur des Vorplatzes gewahrt. In den Parkanlagen werden Sitzmöbel zum Verweilen an ‚strategischen Orten‘ wie Wegegabelungen, Blickachsen und im lichten Schatten der Baumhaine positioniert.

Mitarbeiter:

Steffen Vogt
Andreas Moll
Camilo Hernandez
Boris Weix
Violette Kratzke
Meike Zwerger
Lageplan

Lageplan

Städtebauliche Perspektive © wulf architekten

Städtebauliche Perspektive © wulf architekten

Lageplan © wulf architekten

Lageplan © wulf architekten

Erdgeschoss © wulf architekten

Erdgeschoss © wulf architekten

Ansicht Nord © wulf architekten

Ansicht Nord © wulf architekten

Ansicht Ost © wulf architekten

Ansicht Ost © wulf architekten

Schnittansicht © wulf architekten

Schnittansicht © wulf architekten

Perspektive Büro- und Laborbereich © wulf architekten

Perspektive Büro- und Laborbereich © wulf architekten

Perspektive Eingangsfoyer © wulf architekten

Perspektive Eingangsfoyer © wulf architekten