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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2011

Universität Hamburg: Neuordnung, Erweiterung, Neubau und Sanierung am Campus Bundesstraße

Lageplan

Lageplan

2. Preis / Städtebau und 2. Preis Hochbau + TGA

Preisgeld: 48.000 EUR

AS+P Albert Speer + Partner GmbH

Stadtplanung / Städtebau

SAA SCHWEGER ARCHITEKTEN

Architektur

Ingenieurgesellschaft Ridder und Meyn mbH

TGA-Fachplanung

Dr. Heinekamp Labor- und Institutsplanung

sonstige Fachplanung

Erläuterungstext

Leitbild ‚Campus Quartier‘
Das im Juni 2010 vom Hamburger Senat beschlossene Votum für die Beibehaltung und Sanierung des Universitätsstandortes im innerstädtischen Kontext von Elmsbüttel erfordert die Konsolidierung und Aufwertung der drei Hochschul-Campi (geisteswissenschaftlicher Von-Melle Park, Sportpark und dem naturwissenschaftlichen Campus Bundesstraße), um der Universität eine Entwicklungsperspektive für die nächsten 20 bis 25 Jahre aufzuzeigen. Das formulierte Ziel einer, in den Stadtteil integrierten Hochschule, welche sich in ihre Umgebung öffnet und eine eigene Identität als Universität ausstrahlt, legt ein ‚Campus Quartier‘ mit hoher Aufenthaltsqualität und teils öffentlichen Nutzungen nahe.

Stadtreparatur
Die heutigen Universitätsbauten am Standort Bundesstraße brechen offenkundig mit der umgebenen, gründerzeitlich geprägten Blockrandstruktur. Die Neuentwicklung des Campus Bundesstraße ‚heilt‘ diese, städtebaulich unbefriedigende Entwicklung vergangener Dekaden, indem sukzessive die bestehende additive und solitäre Baustruktur ersetzt, Baublöcke repariert und historische Wegebeziehungen wiederhergestellt werden. Eine unzumutbare Beeinträchtigung der Nachbarn wird hierbei, z.B. durch Wahrung der Abstandsflächen, vermieden. Neben der Baustruktur orientieren sich auch die neuen Gebäudehöhen an der Nachbarbebauung im Stadtteil (Einbindung in Umfeld und Maßstäblichkeit). Der höhere ‚Labor-Rücken‘ befindet sich daher im Inneren des Quartiers entlang einer rückseitigen Anlieferungsspange.

Diagonale, Plätze & Blickbeziehungen
Der Campus Bundesstraße und der Campus Von-Melle Park stellen das Kernstück der Universität dar und werden durch eine übergeordnete, diagonale Wegeverbindung miteinander verbunden. Dieses Entwurfsziel wörtlich nehmend, wird die geplante Blockstruktur durch eine diagonale Wegeachse für Fußgänger und Radfahrer durchschnitten, wodurch interessante öffentliche Räume entstehen. Die Diagonale wird zudem durch das Brechen bzw. Versetzen untergeordneter Freiraumkorridore betont. Die Diagonale spannt sich zwischen zwei neuen Hochpunkten, welche als Landmarken beiderseits der Bundesstraße den Campus über diese hinweg zusammenhalten. Die beiden repräsentativen Hochhäuser werden entsprechend vom Max Planck Institut und externen Wirtschaftsunternehmen (Technologietransfer / Drittmittel) genutzt. Die Diagonale verknüpft zudem den, als Universitäts-Entree aufgewerteten, Martin-Luther-King-Platz, über den neuen zentralen Campus Platz führend, mit dem Vorplatz des KlimaCampus am Geomatikum.
Der Martin-Luther-King-Platz fungiert hier als Bindeglied zwischen den Campi Bundesstraße und Von-Melle-Park, da er die geschlossene Stadtkante zur Grindelallee durchbricht. Der Platz wird von einer neuen Gebäudefront nach Westen begrenzt, welche sich als neues ‚Gesicht‘ der Universität zur Grindelallee darstellt. Der knapp 3 Meter betragene Niveausprung zwischen Bundesstraße und Grindelallee wird durch Rampen, bzw. Treppenanlagen im Platzbereich aufgefangen und im Chemie 1 Neubaublock für die Belichtung eines Werkstätten-Souterrain genutzt. Das neue Campus Quartier richtet sich auf den zentralen Campus Platz aus, welcher von, die Universität repräsentierenden, zentralen Nutzungen der Lehre, des ‚Wissens‘ und der Gastronomie gesäumt wird. Der Platz wird durch enge, gassenartige Zugänge und eine hohe Raumhaltigkeit geprägt, wodurch seine Bedeutung, als zentrales Herzstück der Universität noch unterstützt wird. Der Eingangs-Vorplatz des KlimaCampus am Geomatikum wird vom neuen MPI Hochhaus, dem Geomatikum und der zweigeschossigen großzügigen Eingangshalle des KlimaCampus umfasst. Der MPI Neubau bildet einen repräsentativen und weithin sichtbaren Endpunkt der diagonalen Achse durch den Campus Bundesstraße, ohne als neues Hochhaus die Stadtsilhouette der Hamburger Innenstadt zu verändern – es stellt sich, aufgrund der räumlichen Nähe und seiner schmalen Proportion, vielmehr im Ensemble mit dem bestehenden Geomatikum dar.
Weitere Sonderbauten sind als prägende Gebäude zur Unterstützung weiterer wichtiger Sichtbezüge platziert, wie das zentrale Hörsaal-Eckgebäude an der Kreuzung Bundesstraße / Sedanstraße und der als Museum ablesbare Baukörper für die Schausammlung der Universität an der Bundesstraße. Der zeitlich nachgezogene zweite Durchbruch zur Grindelallee nördlich des MLKP wird durch neue Eckgebäude mit erdgeschossigen Gewerbeeinheiten belegt, welche diese ‚Torsituation‘ in den Campus betonen.

Überbrückung Bundesstraße
Der Campus wird heute durch die Bundesstraße stadtstrukturell und freiräumlich geteilt. Diese Trennungswirkung mindernd, werden Wegebeziehungen über entsprechend gestaltete Nebenflächen und Querungen über die Bundesstraße geführt, wobei das ZMAW als ‚Scharnier‘ aufgegriffen wird. Zudem wird, ein durchgehendes Gestaltungsthema des Freiraums vorgeschlagen, sowie räumliche Bezüge von Gebäudeblöcken als ‚kommunizierende‘ Baustruktur betont.

Wegebeziehungen & Erschließung
Die Vernetzung, sowohl der drei Campus-Standorte, als auch der einzelnen Funktionen über attraktive Wege und Plätze schließt die Wiederherstellung der historischer Wegeverbindungen zwischen Papendamm / Grindelalle und Sedanstraße / Schröderstiftsweg ein. Außerdem ist die funktionale Trennung von öffentlich nutzbaren Flächen und universitätsinternen Wegen aus Sicherheitsgründen gewährleistet. Öffentliche Vorderseiten und interne, rückseitige Zufahrten und Anlieferungshöfe bieten einen kraftfahrzeugfreien, hochwertigen Innenbereich für Fußgänger und Radfahrer, wobei die Erreichbarkeit für Rettungsfahrzeuge gewährleistet bleibt. Unter den neuen MIN Zentralbauten ist eine zentrale Tiefgarage für 200 PKW-Stellplätze vorgesehen, um auf PKW-Stellplätze im öffentlichen Straßenraum nahezu gänzlich verzichten zu können. Die beiden unabhängigen Institute / Unternehmen und die Universitätserweiterung an der Grindelallee erhalten zusätzlich eigene kleinere Tiefgaragen.
Die wichtigen Wegeverbindungen nach Westen zum U-Bahnhof Schlump durch den Campuspark und nach Osten zur Grindelallee (Läden, Bushaltestellen) und weiter zum Campus ‚Von-Melle-Park‘ berücksichtigen Barrierefreiheit (z.B. über Rampen am Martin-Luther-King-Platz) und maximieren Aufenthaltsqualität. Als zweite Wegeverbindung zur Grindelalle wird der Diagonalen noch eine Route beiseite gestellt, welche durch eine ‚Torbebauung‘ im Bereich des heutigen Verfügungsgebäudes II eine unmittelbare Präsenz des Campus Bundesstraße entlang der Grindelallee erzielt. Sie bindet zudem den Sportpark im Nord-Osten besser an.

Programm & Phasierung
Das Ziel, einem städtebaulich verträglichem Maß an Dichte und dem stark steigenden Flächenbedarf der Universität und außeruniversitären Wissenschaftseinrichtungen und Wirtschaftsunternehmen mit insgesamt 230.000 qm BGF Neubauten gleichermaßen gerecht zu werden, wurde durch eine kompakte, innerstädtische Lösung erreicht. Die durchaus hohe Dichte resultiert nicht zuletzt aus dem, vom Auslober vorgegebenen, vereinfachten Faktor NF (1-6) / BGF von 2,0. Hier erscheint Spielraum für eine Optimierung dieses Faktors in der weiteren Planung möglich zu sein, um zusätzliche Flächen zu generieren bzw. Dichte zu reduzieren.
Die Baublöcke spiegeln ablesbar die Realisierungsabschnitte wider, z.B. Chemie 1-3. Während der erwarteten Umsetzungsdauer von min. einem Jahrzehnt, orientiert sich die Planung trotzdem weitestgehend an der vorgegebenen Abbruch / Neubau Phasierung und gewährleistet eine hohe stadträumliche Qualität während aller Realisierungsphasen. Die Informatik wird, als funktional eigenständiger und zurzeit extern angesiedelter Baustein, erst im 5.BA komplett realisiert werden können, oder abschnittsweise früher. Bereits im 1. Realisierungsabschnitt des 1. Bauabschnitts wird die neue Zentrale Haus- / Betriebstechnik der Chemie als Untergeschosslösung in einer bestehenden Freifläche zwischen Zoologie und Chemie Hörsäle / Chemie Bibliothek & Verwaltung bereitgestellt, um die heutige Technikzentrale vor Errichtung der MIN Zentralbauten rückbauen zu können. Der bestehende Medientunnel bleibt zunächst weiter genutzt.

Nachhaltigkeit
Da eine Veränderung der Flächenbedarfe über den Entwicklungszeitraum zu erwarten ist, zielen, sowohl der Funktionsplan als auch robuste Gebäudetypologien auf Anpassungsfähigkeit und Flexibilität. Die Anzahl der Geschosse versucht eine Überschreitung der Hochausgrenze aus Wirtschaftlichkeitsgründen zu vermeiden. Eingehauste TGA-Dachaufbauten vermeiden unnötige Lärmbelästigungen – nicht zuletzt eines der, während der Bürgerbeteiligung formulierten, wichtigen Bedenken der Anwohner. Die Verteilung der Volumina auf der Campusfläche optimiert Flächenausnutzung und Besonnung der Gebäude und Freiflächen. Die vorgeschlagene Durchwegung schafft zudem Kaltluftachsen, welche Wärmeinseln vermeiden. Der Erhalt des Baumbestands wurde generell angestrebt. Insbesonders wertvoller Bestand entlang der Bundesstraße (Rücksprung Bebauung von C-1) und am Laufgraben bleiben unberührt.

Freiraumtypologie & -gestaltung
Das Freiraumkonzept basiert auf Straßen und Gassen als Grundgerüst, sowie Plätzen und Parks als besondere Orte im Stadtgewebe. Die Straßen fassen die einzelnen Teile des Quartiers und sind die Verbindungselemente in die Umgebung. Vorhandener Baumbestand wird in das neue Konzept integriert und im Bereich der Bundesstraße stellenweise ergänzt, um einen durchgehenden grünen Straßenraum zu schaffen. Durch den partiellen Rückbau von Stellplätzen und die Neuanlage von großzügigen Querungen wird die Barrierewirkung der Bundestraße gemindert. Die Gassen, ein ruhiger Grund aus einem durchgehenden Belag, bilden das Erschließungssystem innerhalb der Campusquartiere. Zusammen mit den Plätzen und dem neuen Campuspark am Schröderstift entsteht so ein städtisches Freiraumgefüge aus einem funktionalen steinernen Wegesystem, in das besondere grüne Räume eingebunden sind.
Die zentrale Freiraumverbindung ist die neue diagonale Wegeachse. Als autofreier Bewegungsraum erschließt sie den Campus ist aber auch wichtiges Verknüpfungselement nach außen. Ein besonderes Gestaltungselement, die Campuspunkte, definieren als Belagsintarsie diesen wichtigen Freiraum. Sie bieten Orientierung können aber gleichzeitig auch als Wegweiser oder als Informationsträger verwendet werden. Die wichtigen Plätze und Parks fädeln sich entlang der Diagonalen auf. Ausgehend vom Martin Luther King Platz, dem steinernen, repräsentativen Entree in das Univiertel folgt ein großzügiger grüner Campusplatz. Ein Baumrahmen fasst die neue Mitte des Campus und lädt Studierende und Anwohner zum verweilen ein. Nach Querung der Bundesstraße folgt mit dem Platz am Geomatikum ein weiterer urban geprägter Platz. Die Belagsstruktur, formale Pflanzflächen, lineare Baumreihen und Mastleuchten definieren einen eigenständigen Freiraum, der seiner Funktion als Adresse und Treffpunkt gerecht wird. Den Abschluss der Diagonalen oder auch das Entree von Westen bildet der neue Campuspark. Entwickelt aus der bestehenden Vegetation entsteht ein Rückzugsraum und ein Puffer zu Schröderstift. Ein weiteres wichtiges Element sind die Fahrradmodule. Sie sind den Eingangsbereichen zugeordnet und bilden mit den begleitenden Baumreihen und Heckenstreifen ein eigenes vegetatives Element in den Gassen.
Campus Bundesstrasse

Campus Bundesstrasse

Visualisierung Städtebau

Visualisierung Städtebau

Lageplan

Lageplan

Städtebauliches Konzept

Städtebauliches Konzept

Hofsituation

Hofsituation

Funktionsplan 1|1000

Funktionsplan 1|1000

Ansicht NO

Ansicht NO

Bestand und Stadtreparatur

Bestand und Stadtreparatur

Ansicht SO

Ansicht SO

Schwarzplan

Schwarzplan

Querschnitt

Querschnitt

Piktogramme

Piktogramme

Grundriss EG

Grundriss EG

Skizzen

Skizzen

Grundriss OG

Grundriss OG

Systemschnitt 1|500

Systemschnitt 1|500

Bauphasenplan

Bauphasenplan