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Sonstiges Vergabeverfahren | 09/2011

Neubau Geschäftshaus Auf dem Baggersand 5

2. Rundgang

Meyer Steffens Architekten und Stadtplaner BDA, Lübeck

Architektur

Erläuterungstext

Dreiklang: Altstadt, Kurgebiet und Hafen

Die Besonderheit Travemündes liegt in dem Dreiklang von kleinteiliger, giebelständiger Altstadt an der Trave, dem Kurgebiet mit den mondänen Hotels und Villen entlang der begrünten Kaiserallee und dem Ostseestrand sowie dem traveaufwärts gelegenen Hafen.

Der Fischereihafen

Der Fischereihafen auf dem um 1900 aufgeschütteten Baggersand stellt das Bindeglied zwischen der kleinteiligen Altstadt und dem großmaßstäblichen Fährhafen am Skandinavienkai dar.

Die vorhandene Bebauung auf dem Baggersand besteht aus liegenden Baukörpern, das vorherrschende Material ist roter Ziegel. Ganz offensichtlich hat sich das robuste Ziegelmauerwerk an dieser exponierten Stelle sehr bewährt. Die Bootshallen und die Wohnbebauung aus den dreißiger Jahren bilden jeweils kleine Nachbarschaften mit eigenem Charakter. Die Volumina werden in Richtung Skandinavienkai immer größer.

Klare Kante

Die Gebäude zwischen Straße und Trave stehen orthogonal zur Kaikante, die entstehenden Versprünge an der Straße können für kleinteilige Vorplätze genutzt werden. Von der Straße aus ist die Hafenkante dadurch spürbar, durch eine Vielzahl an Wegen und Gassen sind die Schiffe auf der Trave auch immer wieder zu sehen.

genius loci

Das neue Gebäude ist ein Solitär und nimmt die Regeln des Umfelds auf:
Es stellt sich orthogonal zur Kaikante und nicht zur Straße. An der Straße entsteht dadurch der Freiraum für einen Vorplatz. Durch die Einbeziehung der Netzewiese in die Promenade bildet der Neubau mit den beiden Nachbarn “Edgar´s Bar” und “Pier 3” ein gut wahrnehmbares bauliches Ensemble. Die Materialien und Kubaturen der Nachbarn sind Ausgangspunkt für die Entwicklung einer Architektur für diesen Ort.

Der Freiraum

Die Netzewiese soll langfristig eine Attraktion der Promenade werden. Hier soll sich die Promenade aufweiten, Blickachsen auf den Kirchturm von St. Lorenz und neue Wegebeziehungen freigeben.
Um die Rasenfläche zu schützen, wird sie von hell gepflasterten Wegen eingefaßt und gegenüber der Promenade und den Wegen leicht erhöht. Dadurch entstehen Sitzstufen, die zum Aufenthalt einladen.
Auch der Neubau soll von den Wegen eingefaßt werden, die dann den Fischereihafen mit der Straße “Auf dem Baggersand” verbinden. Breite Sitzstufen und überdeckte Terrassen vor den Läden verknüpfen den Neubau mit der Netzewiese und erweitern den öffentlichen Raum.
An der Straße entsteht durch den Gebäudevorsprung ein kleiner Vorplatz in Sichtbeziehung zum Vogteiplatz.
Die Anbindung des Neubaus an die Promenade erfolgt zunächst im Westen vor Edgar´s Bar, bis der Schwimmponton und die “fliegenden Bauten” weitergezogen sind. Hier wird der Baumbestand durch Neuanpflanzungen ergänzt. Einige Drehliegen unter den Bäumen bieten Ruheplätze mit Ausblick.

Material und Konstruktion

Die Fassaden leben von einem spannenden Spiel aus geschlossenen Flächen, Unterschnitten, kleinen und großen Öffnungen und dem Gebäudevorsprung an der Straße. Im Material gibt es den beim Nachbarn “Pier 3” verwendeten Dreiklang: dunkles, blaurotes Mauerwerk, Glas und Holz. Auf das zurückspringende Staffelgeschoß wird zugunsten eines ruhigeren Baukörpers verzichtet.
Auf einem leicht erhöhten Sockel ruht eine Stahlbetonkonstruktion mit weiten freitragenden Decken, die von Wandscheiben und Stützen getragen werden. Auch das Dachgeschoß erhält eine Stahlbetondecke.

Innere Organisation

Die Läden im Erdgeschoß öffnen sich mit großen leicht zurückgesetzten Glasflächen zur Straße, in Richtung Fährplatz und zur Netzewiese. Durchblicke von der Straße zur Trave werden möglich. Die Stahlbetonstützen hinter den Glasfassaden im Erdgeschoß verschwinden hinter farbig bedruckten Gläsern. Die Obergeschosse scheinen hier zu schweben. Nach Westen wird das Gebäude geerdet: hier befinden sich Garagen, Technikräume und Lagerflächen hinter geschlossenen Fassaden.

Ein gemeinsames Foyer verknüpft die Ladenflächen im Erdgeschoß und erschließt über ein lichtdurchflutetes Treppenhaus die Wohnungen, Büros oder Praxen in den Obergeschossen.
Die Lage des Foyers in der Hausmitte ermöglicht in Kombination mit dem Stahlbetontragwerk individuelle Aufteilungen in kleinere oder größere Einheiten. Der Innenausbau erfolgt in Leichtbauweise und kann den speziellen Bedürfnissen der Mieter oder Käufer angepaßt werden.

Im ersten Obergeschoß haben wir exemplarisch eine Arztpraxis und ein Büro geplant. Mitarbeiter und Besucher sollen Ausblicke sowohl auf die Trave als auch auf den Kirchturm und das Ortszentrum erhalten.

Die Wohnungen im Dachgeschoß sind in privatere Trakte nach Norden und großzügige, offene Raumfluchten nach Süden gegliedert. Die Eingangshalle wird zusätzlich über ein gläsernes Dach belichtet und aufgeweitet. Große Terrassen und Loggien bieten Sonnenplätze und geschützte Bereiche, die Wohnräume können sich mit großen raumhohen Glasschiebewänden auf die Terrassen erweitern. Dreifachverglasungen bieten Schutz vor Lärm und Wind, Schiebeläden aus Holz und Vorhänge schützen bei Bedarf vor Einblicken oder der flachstehenden Sonne.

Die lichten Höhen in allen Geschossen sind ausreichend hoch, um in den Nebenraumzonen dezentrale Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung in Unterdecken einbauen zu können. Dank der massiven Bauweise kann auf eine Kühlung des Gebäudes verzichtet werden, bei hohen internen Wärmelasten kann eine Kühlung durch Betonkernaktivierung in den Decken vorgesehen werden.

Das Dach bleibt frei von Haustechnikanlagen. Lediglich die zentralen Haustechnikschächte und die Schornsteine der Kamine werden über Dach geführt. Das Glasdach bestimmt die Dachaufsicht. Die Stahlbetondecke wird aus Schall- und Klimaschutzgründen gut gedämmt und extensiv begrünt.