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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2011

Sanierung und Aufstockung der Zentrale Berliner Volksbank

3. Preis

KSP ENGEL

Architektur

Architekturmodellbau Shortcut - Modellbau, Frässervice, Laserservice

Modellbau

Erläuterungstext

Entwurfsziele
Die Neugestaltung des Bestandsgebäudes der Berliner Volksbank verfolgt verschiedene Ziele:
− der prägnante Standort der Berliner Volksbank am Schnittpunkt von Kurfürstenstraße und Budapester
Straße soll durch die Neugestaltung gestärkt werden. Durch die Aufstockung um zwei weitere Geschosse wird an diesem Ort ein neuer Hochpunkt geschaffen, welcher der Berliner Volksbank an diesem Standort mehr Präsenz verleiht und somit den Auftakt am Olof-Palme-Platz bildet.
− Öffentliche Nutzungen wie das Kunstforum, welches sich über zwei Ebenen erstreckt (EG und 1. Obergeschoss), sowie ein Café öffnen das Gebäude nach außen hin und werten die städtebauliche Situation auf.
− auf allen Bürogeschossen (2. bis 10. Obergeschoss) sollen flexible und wirtschaftliche Büroflächen geschaffen werden. Zu diesem Zweck werden das zweite und dritte Obergeschoss an die Regelgeschoss-Bundtiefen angepasst.
− Nicht zuletzt soll die Neugestaltung auch das Image der Zentrale der Berliner Volksbank stärken und durch eine moderne, zeitlose Architektur von hoher Wertbeständigkeit und Eleganz nach außen hin ablesbar machen.

Städtebauliche, architektonische und funktionale Konzeption
Die homogene Struktur der Natursteinfassade betont die Besonderheit der Baukörperform: die Zentrale der Berliner Volksbank verbindet als runder Baukörper wie ein Gelenk die beiden Häuserzeilen entlang der Kurfürstenstraße und Budapester Straße miteinander. Als Auftaktgebäude am Schnittpunkt der beiden
Straßen überragt die Zentrale der Berliner Volksbank die übrige Bebauung um drei Geschosse, die jedoch als Staffelgeschosse zurück gesetzt sind. Die Fassadengestaltung nimmt die Höhen der angrenzenden Nachbarbebauung auf und integriert die Zentrale der Berliner Volksbank somit in den stadträumlichen Kontext. Die runde Gebäudeform wird an dieser Ecksituation durch die Fassadenneugestaltung hervorgehoben und verleiht dem Berliner Volksbank mehr Präsenz, Dynamik und Eleganz. Zum Hof hin entsteht ein grüner Innenhof, welcher für die öffentlich zugänglichen Erdgeschossnutzungen wie beispielsweise für das Kunstforum eine weitere Aufenthaltsqualität schafft. Der begrünte Innenhof
versorgt das Erdgeschoss zusätzlich mit Tageslicht. Darüber hinaus schaffen eine Terrasse, (Sitz-)Stufen und die gestalteten Außenbereiche eine hohe Aufenthaltsqualität für Besucher, Kunden und Mitarbeiter der Berliner Volksbank.
Konstruktion, Tragwerk und die Kernbereiche des Bestandsgebäudes werden weitgehend erhalten, da sie (nach eingehender Analyse) eine zeitgemäße Büronutzung als Großraum-, Kombi- und Zellenbürogrundriss zulassen. Dies verringert den Aufwand der Eingriffe erheblich (ohne spürbaren Qualitätsverlust in Flexibilität und Nutzbarkeit der Büroflächen). Der zentrale Haupteingang im Erdgeschoss befindet sich in der Gebäudemitte. Die Eingangshalle, die sich
über zwei Geschosse erstreckt, wirkt sehr großzügig und schafft eine repräsentative Eingangssituation für die Berliner Volksbank. Der Empfang im Foyer kontrolliert internen und externen Besucherverkehr. Der SB-Kundenbereich ist unmittelbar an das Foyer angegliedert. Vom Haupteingang aus sind das Kunstforum, das Café sowie der Außenbereich im Hof zu erreichen. Zwei Zugänge rechts und links vom Hauptfoyer leiten den Besucher zum Kunstforum, das von den übrigen
Bereichen der Bank abtrennbar ist. Das Kunstforum wird - wie bei Kunst- und Ausstellungsräumen üblich - durch Oberlichter mit Tageslicht versorgt. Die Ausstellungsflächen des Kunstforums lassen sich zudem durch die Flächen des angrenzenden Cafés und der Mitarbeiterkantine erweitern. Die Dachterrasse im
ersten Obergeschoss sowie der Außenbereich im Erdgeschoss können ebenfalls bei Veranstaltungen als Erweiterungsflächen einbezogen werden.

Bürokonzeption und Flächenwirtschaftlichkeit
Ziel der Neugestaltung war es, einen einheitlichen Regelgeschossgrundriss auf allen Büroebenen zu schaffen, der sich durch eine wirtschaftliche Bundtiefe von 15,64 Metern auszeichnet. Diese Bundtiefe ermöglicht eine flexible Büroflächennutzung und ein breites Spektrum an unterschiedlichen Bürogrundrissen.
Das Ausbauraster entlang der Straßenfassade basiert auf einem 90cm-Modul und
ermöglicht eine flexible Büroorganisation und verschiedene Raumgrößen (Einzel- und Doppelbüros). Das hofseitige Ausbauraster basiert hingegen auf dem gängigen 130cm Modul. Erschließung und Organisation der Büroflächen sind mit einem Verhältnis von 10.167 qm Nutzfläche (NF) gegenüber 15.069 qm Bruttogeschossfläche (BGF) sehr effizient gestaltet. Kurze Wege, effiziente Erschließungsflächen und Flurbereiche, an die sich Tageslicht unabhängige Nutzungen (Lager-, Anstell-, Kopierräume) unmittelbar angliedern, erhöhen die Produktivität, Effizienz und den (Nutzungs-)Komfort der neuen Arbeitsplätze.
Die Vorstandsebene im 10. Obergeschoss (Staffelgeschoss) bildet gestalterisch einen Abschluß des Gebäudes. Eine witterungsgeschützte Dachterrasse (Loggia) trennt den Bereich für Vorstände von den Veranstaltungs- und Konferenzräumen. Vom 10. Obergeschoss aus genießen die Nutzer zudem einen Panoramablick über Berlin. Die zwei vorhandenen Erschließungskerne an den Stirnseiten des Bestandsgebäudes werden erhalten und durch einen weiteren, dritten Erschließungskern mit Aufzügen und Treppenaufgang ergänzt. Diese
Ergänzung gewährleistet die Einhaltung der erforderlichen Fluchtwegslängen. Darüber hinaus ermöglicht der neue Erschließungskern kurze Wege und die flexible Teilbarkeit der Büroflächen in jeweils zwei 400qm große Büroeinheiten, welche auch als autark funktionierende Einheiten vermietet werden können.

Fassadengestaltung und Materialität
Die Rhythmisierung der Fassade durch den Wechsel von Fensteröffnungen und geschlossenen Fassadenflächen sorgt für ein homogenes Erscheinungsbild und betont die Rundung des Baukörpers. Die Fensteröffnungen fassen gestalterisch jeweils zwei Geschosse zusammen und betonen die Vertikalität und Eleganz der gebogenen Gebäudeform. Die leichte Neigung der vertikalen, mit Naturstein verkleideten Fassadenflächen zwischen den Fensteröffnungen verleihen der Zentrale der Berliner Volksbank ein lebendiges Erscheinungsbild. Große Fensterflächen im zweigeschossigen Sockelbereich signalisieren Transparenz und Offenheit,
wirken einladend und öffnen das Haus zur Stadt hin. Eine zeitlos elegante, helle Natursteinfassade prägt das neue Erscheinungsbild der Berliner Volksbank.
Materialität und Höhenstaffelung der Neugestaltung gliedern die Bank in den Kontext der umliegenden Bestandsgebäude harmonisch ein. Bronzefarbene Fensterprofile verleihen ihr ein repräsentatives, vornehmes Erscheinungsbild. Foyer und die Zugänge zum Kunstforum greifen in ihrer Materialität den Naturstein der Fassade auf.
Die Höhenstaffelung wird mit einem Materialwechsel in der Fassade betont. Das Staffelgeschoss setzt sich durch seine metallische Fassadenverkleidung vom Rest des Baukörpers ab.

Energiebilanz
Energetisch gesehen beträgt der opake Flächenanteil ca. 50%, was sich im Sinne der Nachhaltigkeit positiv auswirkt. Die vorgelagerten Natursteinlisenen in ihrer Massenwirkung und die zweischalige Verbundfensterbauweise gewährleisten einen hohen Schallkomfort (Klassifizierung Schallschutzklasse 4) und weisen eine gute Energiebilanz aus. Es wird ein U-Wert <1,0 (m²K) erreicht, der resultierende g-Wert
liegt bei ca.0,13. Die Hoffassade hat durch die Minimierung der Lisenengröße einen höheren Glasanteil, welcher durch die Ausrichtung gegen Nord und Ost gerechtfertigt wird.

Tragwerk
Die Eingriffe in die bestehende Tragstruktur werden an nur drei Stellen konzentriert:
1. Abbau von bestehendem Technikgeschoss und 8. OG und Neuerrichtung von 8., 9. und 10. OG.
2. Neuerrichtung eines Treppenhauskernes von der Gründung bis ins 10.OG im Mittelbereich des Gebäudes.
3. Abbruch der Gebäudeteile EG bis 3. OG im Zentrum des Gebäudes und Neuerrichtung von EG und 1.OG im Zentrum des Gebäudes.

Die Regelgeschosse sind damit von Eingriffen in die Tragstruktur frei. Die Ausbau- und Fassadengewerke können unbehindert von Rohbauarbeiten durchgeführt werden. Die neu zu errichtenden Decken über 8. bis 10. OG werden im gleichen Tragraster ausformuliert wie der Bestand. Aus Gewichtsgründen werden die Decken als Spannbetonhohldielen in 20 cm Dicke vorgesehen. Die Hohldielen lagern auf den Fassadenträgern und dem in Gebäudemitte verlaufenden Unterzug auf. Durch Abriss des alten Technikgeschosse und der Decke über 8. OG gewinnt man in den
Bestandsstützen Lastreserven. Eine Lastbilanz zeigt, dass vom 6. OG abwärts keine Ertüchtigung der Stützen erforderlich ist. Lediglich im 7. OG wird eine genauere Untersuchung der Tragfähigkeit der Bestandsstützen notwendig.
Durch die Aufstockung des Gebäudes erhöht sich die Windbeanspruchung. Diese erhöhte Beanspruchung wird durch Einführung eines neuen Treppenhauskernes mit entsprechender Einbindung in den bestehenden Kellerkasten aufgenommen. Der neue Treppenhauskern wird im Mittelbereich des Grundrisses lokalisiert.
Die Gebäudeteile von EG bis zum 3. OG im Zentrum des Gebäudes werden abgebrochen. Der Grundriss in diesem Bereich wird im EG und 1. OG neu strukturiert. Die Stützenstellung der neu zu errichtenden Bauteile wird auf die Stützen im UG abgestimmt. Die Struktur wird mit Stahlbetonstützen, -wänden und -
flachdecken (d = 20 cm) errichtet.

TGA und Energiekonzept
Das Energiekonzept berücksichtigt in besonderer Art und Weise die Reduzierung der laufenden Betriebskosten für Energieverbrauch und Wartung während des gesamten Lebenszyklus des Gebäudes. Die Optimierung der technischen Anlagen in Neubau der Zentrale der Berliner Volksbank auf das für technisch notwendige, die ressourcenschonende Energieerzeugung auf Liegenschaftsebene und die
Optimierung der Gebäudehülle hinsichtlich Transparenz und damit verbundener Lichtausbeute und thermischer Qualität stellt den nachhaltigen Betrieb sicher. Die integrale Betrachtung der für die Technische Gebäudeausrüstung bestimmenden Parameter und deren konkrete Abstimmung aufeinander wie z.B. die bauphysikalischen Eigenschaften der Gebäudehülle, der angestrebte Nutzerkomfort sowie die Lage der Zentralenanordnung sorgen für langfristig geringe Aufwendungen.
Der konsequente Verzicht auf primärenergetisch ungünstige Verbraucher kennzeichnet das Konzept des Entwurfes. Die Struktur der Gebäudekörper und deren Ausrichtung zum Sonnenverlauf ermöglichen größtmögliche Tagslichtausbeute während des gesamten Jahres ohne dabei die externen thermischen Lasten durch die solare Bestrahlung zu groß werden zu lassen. Eine Unterschreitung der ENEV 2009 auf dem Niveau der kommenden ENEV wird erreicht.

Energieversorgung
Das Gebäude wird aus dem öffentlichen Netz versorgt. Die Technikzentralen liegen versorgungsbereichnahe und reduzieren die Transportenergieverluste.
Neben dem Bezug von elektrischer Energie aus dem Netz ist der Bezug von Nahwärme geplant. Die elektrischen Verbraucher der TGA werden auf das notwendige minimiert, da Strom in Deutschland primärenergetisch sehr ungünstig hergestellt wird und somit die Umwelt und fossile Ressourcen überdurchschnittlich belastet. Die üblicherweise stromintensiven Verbraucher der mechanischen
Kälteerzeugung, Luftförderung und Beleuchtung werden minimiert da die zur Verfügung zu stellende Kälteenergie durch zentrale Kältemaschinen erzeugt wird und die Fassaden eine hohe Tageslichtausbeute ermöglichen. Die Reduzierung der erforderlichen Primärenergie verringert auch die durch das Gebäude emittierten CO²
Belastungen. Die angestrebte Effizienz der TGA und der bauphysikalisch hochwertigen Gebäudehülle erfüllt den Standard einer DGNB Zertifizierung. Insofern ist nicht nur eine deutliche Reduktion der Betriebskosten, sondern auch eine hohe Entlastung der Umweltbelastung gegenüber der Bestandsimmobilie zu erwarten.
Die Technikzentralen sind versorgungsbereichsnahe im Untergeschoss angeordnet und modular aufgebaut. Die einzelnen Anlagenteile sind somit individuell erweiterbar und können auf zukünftige Bedarfsänderungen reagieren. In der Grundausstattung ist der heute bekannte Grundbedarf gedeckt. Sollte aufgrund von Nutzungsänderungen oder Standarderhöhungen der Bedarf steigen sind Zentralenerweiterungen zulasten ausgewiesener Reserveflächen immer möglich Die Gebäudeinfrastruktur ist auf solche Änderungen vorbereitet (Reserveflächen für Schächte/ horizontale
Verteilung). Die Lüftung der Gebäude wird überwiegend auf mechanische Art und Weise sichergestellt. Die Nutzungen mit Fassadenkontakt können sich zusätzlich in den Übergangszeiten durch Fensterlüftung konditionieren. Alle Nutzungen, die der Versammlungsstättenrichtlinie unterliegen werden mechanisch be- und entlüftet
bzw. teilklimatisiert. Die Küche und das Restaurant werden gemäß den anzuwendenden Vorschriften mechanisch be- und entlüftet.