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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2011

Wettbewerb zur Umgestaltung des Tzschirnerplatzes in Mittweida

1. Preis

geskes.hack Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Alte Abbildungen zeigen den Tzschirnerplatz um 1902 als einen repräsentativen, grünen Schmuckplatz im Stile des Historismus - eine offene, innenliegende, symmetrische Platzanlage mit einer räumlichen Fassung aus Bäumen.
Der Entwurf für die Neugestaltung des Tzschirner Platzes greift die historischen, stadtstrukturellen Vorgaben auf, überträgt diese jedoch behutsam in eine zeitgenössische Gestaltsprache und trägt hierbei insbesondere auch den geänderten funktionalen und sozialen Ansprüchen der Stadt Rechnung.
So entsteht ein attraktiver, vielseitiger Begegnungsraum für alle Bevölkerungs- und Altersgruppen. Der neue Tzschinerplatz wird zum lebendigen Mittelpunkt des historischen Gründerzeitquartiers.

Öffnung der Platzfläche
Die Platzfläche wird von ihren bisherigen Belegungen wie der Stellplatzanlage und der öffentlichen Toilettenanlage befreit. Neue Stellplätze entstehen stattdessen an den äußeren Platzrändern entlang der nördlichen und östlichen Gebäudekanten. Der innenliegende Platz öffnet sich dadurch, nach historischem Vorbild, visuell und funktional zum angrenzenden Stadtraum.

Räumliche Fassung
Ein Rahmen aus hoch aufgeasteten, lichtkronigen Schnurbäumen bildet die räumliche Fassung des offenen Platzes.
Im Westen und Süden, entlang der verkehrsreichen Hauptstraßen, schirmt zudem eine geschnittene Eibenhecke (Taxus baccata, Höhe: 80cm) das Platzinnere vom Straßenverkehr ab. Die skulpturalen Heckenelemente verleihen dem Platz einen repräsentativen Charakter und verweisen auf die gartenkünstlerische Historie des Ortes.

Rahmen
Während 1902 der Platz überwiegend repräsentative Aufgaben erfüllte, werden heute vielfältige Nutzungsansprüchen an den Platz gestellt. Um dennoch eine räumliche Großzügigkeit zu erreichen wird der Aufenthalts- und Aktivitätsbereich aus der Platzmitte an die Ränder verlagert.
Im Norden werden Spielangebote aus einem Sandspiel, Kletterobjekten und multifunktionalen Holzpodesten angeordnet.
Auf der ruhigen Ostseite befinden sich weitere Sitzbänke.
Eine große Sitzmauer im Westen und Süden betont die Orientierung zur ruhigen Platzmitte hin.

Ausstattung
Der Gestaltduktus der Ausstattungselemente ist modern und robust. Die verarbeiteten Materialien sind hochwertig. Die Sitzmauern und Bänke erhalten einen Sockel aus gesägtem und gestrahltem Granit mit Holzauflage. Sequenziell werden Banklehnen angeordnet. Die Sitzmauern erhalten unten eine umlaufende Schattenfuge in die Leuchtbänder integriert werden. Sie werden abends zu stimmungsvollen Lichtarchitekturen.

Rasen
Eine große, zusammenhängende Rasenfläche in der Platzmitte bietet sich als Spiel- und Liegewiese an. Die Rasenfläche erfährt durch einen umlaufenden Einfassungsstein aus gesägtem und gestrahltem Granit eine leichte, dramaturgische Überhöhung (15 cm). Das barrierefreie Betreten der Rasenfläche ist über das Wegekreuz möglich.

Wegematerialien
Bei den straßenbegleitenden Fußwegen wird der vorhandene Materialkanon der Stadt weitergeführt: breite Granitplattenbänder werden durch Granit-Kleinsteinpflaster im Passe-Verband gerahmt.
In den nördlichen und östlichen Anwohnerstraßen werden die notwendigen Fahrbahnmarkierungen durch materialgleiche Borde mit einem möglichst geringen Höhenversatz (ca. 2-4 cm) markiert. Ziel ist eine möglichst geringe optische Trennung zwischen Randbebauung und Platzmitte.
Die innenliegende Platzfläche erhält – in Anlehnung an den historischen Platzbelag – eine wassergebundene Wegedecke. Dieser „weiche“ Belag harmoniert mit dem vegetativen Charakter des grünen Schmuckplatzes.

Pflanzkonzept
Das Pflanzkonzept bietet das ganze Jahr über wechselnde vegetative Aspekte:
Im Frühjahr blühen auf der Rasenfläche Geophyten und Zierkirschen.
Im Sommer verbreiten die malerischen, gelblich-weiß blühenden Schnurbäume (Sophora japonica) einen heiteren Charakter.
Im Herbst verfärbt sich das Laub der Zierkirschen und der Schnurbäume spektakulär in gelb und rot.
Die immergrüne Eibenhecke tritt im Winter durch ihre skulpturale Form hervor.

Die Stellplatzfläche im Norden wird durch den kleinkronigen Rotdorn aufgewertet.
Alle Pflanzungen sind robust und bis auf das zweimalige schneiden der Eibenhecken pflegeextensiv.

Beleuchtung
Mastleuchten entlang der straßenbegleitenden Gehwege sorgen für die notwendige Sicherheit.
Die auf einer Lichtfuge schwebenden Sitzmauern und Steinbänke schaffen abends stimmungsvolle Aufenthaltsorte und betonen den inneren Platzrahmen.

Verkehr
Die untergeordneten, nördlichen und östlichen Anwohnerstraßen am Tzschirner Platz werden durch die Umwandlung zu Einbahnstraßen verkehrsberuhigt. In dem dadurch gewonnenen Straßenraum entstehen 41 neue Stellplätze. Die 27 Senkrechtparker entlang der nördlichen Platzkante sind frei verfügbar. Die 14 Längsparker entlang der Lutherstraße und der östlichen Platzkante können bei Bedarf als eingeschränkt nutzbar (Gebühren oder zeitliche Befristung) ausgewiesen werden.
Der Platz ist ein Knotenpunkt wichtiger Fußgängerströme. Neben der straßenparallelen Fußgängerschließung ist die direkte Querbarkeit der Platzfläche besonders wichtig. Ein Wegekreuz, ähnlich dem historischen Vorbild, ermöglicht eine schnelle Platzquerung und stärkt somit auch die Fußwegeverbindung zwischen der Hochschulstadt und dem nördlichen Neubaugebiet zum Stadtzentrum.
Von einer Verlegung der Bushaltestelle an den südlichen Platzrand wird aufgrund der beengten Platzverhältnisse abgesehen.