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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2011

„Marktplatz“ in Schönebeck (Elbe)

2. Preis

lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner gmbh

Landschaftsarchitektur

DAY & LIGHT LICHTPLANUNG

Lichtplanung

Erläuterungstext

Konzept | Der Markt wird als räumlicher Höhepunkt der „Schönebecker Magistrale“ verstanden, die vom Elbufer über die Friedrichstrasse bis nach Salzelmen führt. Der Markt nimmt in dieser Raumfolge eine Sonderstellung ein. Als „Primus inter Pares“ greift er die bereits vorgefundenen Gestaltungselemente der Salzgasse auf, interpretiert sie seiner Größe und seiner Verkehrsbelastung entsprechend neu und in einer zeitgemäßen Formensprache.

Leitgedanken sind dabei:
• Gleichberechtigung der Verkehrsteilnehmer – Der Markt wird als verkehrsberuhigter Bereich ausgewiesen, dessen Erscheinungsbild durch das Fehlen der klassischen Straßengestaltung die gewünschte Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer und die Pflicht zur gegenseitigen Rücksichtnahme verdeutlicht.
• Schlichtheit der Intervention – Der städtebauliche Raum dominiert, Langlebiges steht im Vordergrund. Der Stadtboden soll sich als einheitliche, angemessen hochwertige, sowie als dezent ruhige Fläche unaufgeregt verbindend von Fassade zu Fassade erstrecken.
• Barrierefreiheit und Flexibilität – der Platz ist die städtische Bühne mit einer Vielzahl von bekannten und noch unbekannten Nutzungen. Daher soll nichts verbaut oder abgegrenzt werden. Der durchgängig belastbare Stadtboden erstreckt sich durchgehend barrierefrei und frei bespielbar von Fassade zu Fassade.
• Richtungslosigkeit – der vorgefundene Raum ist vielfältig, jedoch ohne vordergründig erkennbare Zentralität. Der Belag soll sich in seiner optischen Wirkung neutral und gefühlt richtungslos zwischen den divergierenden Raumkanten entwickeln.
• Strapazierfähigkeit und Wirtschaftlichkeit – Verband und Steingrößen gewährleisten langfristig die für den Busverkehr erforderliche Belastbarkeit. Durch Struktur, Materialwahl und Durchdetaillierung besitzt der Platz so eine hohe Lebensdauer, ist ausreichend strapazierfähig für die Unbilden des Alltags und wirtschaftlich vertretbar hinsichtlich der zu erwartenden Unterhaltskosten.

Stadtboden | Aus den vorgennten Gedanken sowie den Forderungen nach Belastbarkeit, Flexibilität und besondere Gehfreundlichkeit heraus entwickeln sich die vorgefundenen Motive von Plattenbändern und Pflaster zum vorgeschlagenen Flechtverband. Der Flechtverband verbindet einheitlich sowie optisch richtungslos und zeigt sich über die große Fläche angemessen feinkörnig.

Die Materialität der Salzgasse wird aufgegriffen. Das vorgeschlagene Material – ein heller, warm-beiger mittelkörniger Granit – harmoniert mit dem umgebenden Bestand und vermittelt im Platz eine angemessene dezente Freundlichkeit.
Der Belag ist gesägt, an der Oberfläche lebendig gestockt und engfugig verlegt. Die ebenen und relativ großen Oberflächen erlauben ein angenehmes Begehen. Der Belag lässt sich kostenoptimiert aus lediglich zwei verschiedenen Steingrößen (15x15 und 15x22,5) entwickelt. Die angemessene Materialstärke (18 cm) erlaubt die für die Langlebigkeit sinnvollere dynamische Verlegung und gewährleistet trotzdem über den gesamten Bereich hinweg die erforderliche Belastbarkeit (Busverkehr!).
Die teilgebundene Verfugung erlaubt nachhaltig die maschinelle Reinigung des Belags.
Kraftvolle Rinnenplatten gliedern diesen ansonsten einheitlichen Belag, sichern subtil lesbar die Verkehrslenkung und gewährleisten die erforderliche Platzentwässerung.
Ein schmaler Plattenstreifen entlang der Hausfassaden fasst den Verband und bildet den harmonischen Übergang zu den angrenzenden Fassaden.

Verkehrsprinzip | Der Markt wird als verkehrsberuhigter Geschäftsbereich ausgewiesen. Die Durchfahrt ist so in Schrittgeschwindigkeit erlaubt. Parkplätze sind nicht ausgewiesen, wohl aber Raum zum kurzen Halt für die Anlieferung der angrenzenden Häuser.

Großgrün | Aus dem Gesamtentwurf der „Schönebecker Magistrale“ entwickelt sich auch das Bild des Großgrüns. Die von Salzelmen kommende Allee unterbricht in der Enge der Salzgasse, schwingt dann dem besonderen Raum des Marktes folgend auf und führt ab da als engstehende, kleinkronige Allee weiter zur Elbe, wo sie in dem bestehenden, kräftigen Kastanienblock endet.
Die Bäume am Markt sind Platanen in breitem Schirmschnitt. Durch den leichten Versatz der Baumreihen vor Rathaus zum Brückenaufgang hin wird der historischen Wegebeziehung über den Platz Referenz erwiesen. Die kleinkronigen Bäume werden aus der Fußgängerperspektive vor den Häusern zu „grünen Arkaden“, die die doch sehr heterogenen Fassaden zu einer markanten Einheit zusammenfassen, den Lichteinfall oder den Fernblick auf die Fassaden jedoch gewährleisten.

Ausstattung | Die öffentliche Ausstattung ist zurückhaltend. Sie beschränkt sich auf Sitzbänken unter den Bäumen. Für die ergänzende randseitige Gastronomie wird ein einheitlicher Materialkanon von dunklen Holzmöbeln und hellen naturfarbenen Schirmen vorgeschlagen. Eine eingrenzende Umzäunung sollte nicht erlaubt werden.

„Salzstock“ | Zentraler Blickfang und gestalterisches Thema in der freigeräumten Mitte des Platzes ist der Dialog von historischen Brunnen und dem gegenüberliegendem „Stadtdiwan“.
Aus dem Bild des durchbrechenden „Salzstocks“ heraus entwickelt knüpft er an eines der originären Themen Schönebecks an. Überdimensionierte „Salzkristalle“ werden zum visuellen Trittstein in Richtung Elbe und zum einladenden besitzbaren Stadtmöbel. Seine opaken, blockglasähnlichen Elemente glimmen nachts leicht nach, verweisen in die Tiefe und können bei Bedarf durch eine leichte einhüllende Nebelwolke auf dem Platz auch im Sommer zu einem angenehmen Klima beitragen.

Lichtkonzept | Auch in den Abend und Nachtstunden soll der Platz komplett als Raum erfahrbar gemacht werden. Die Umgrenzung der Fläche wird hervorgehoben und gezielte Blickpunkte geschaffen. Die Beleuchtung ist komfortabel entblendet, ausgewogen und lässt trotzdem Akzentuierungen durch Kontraste zu. Es entsteht ein stimmungsvolle Ambiente, das zum Flanieren und Verweilen einlädt. Lichtstelen mit einer schlichten Bauform, positioniert zwischen den Bäumen, ordnen sich der Platzgestaltung unter. Sie sind mit Modulen für die Allgemeinbeleuchtung und Strahlern für Anstrahlungen ausgestattet.

Allgemeinbeleuchtung – Die gesamte Verkehrsfläche wird gut ausgeleuchtet. Trotzdem entsteht ein sanfter Rhythmus der Lichtstärke über die gesamte Fläche. Vor allem die Randbereiche werden hervorgehoben, wodurch ein Fokus für die Bewegungsbereiche der Fußgänger und Fahrradfahrer entsteht.

Raumdefinition – Strahlermodule in den Stelen hellen die Baumkronen auf und unterstreichen somit den Leitgedanken der Baumarkaden. Durch eine dezente Beleuchtung unterhalb der Bänke entsteht eine unterbrochene Linie – diese verbindet zusätzlich den Saum der Baumarkaden.

Akzentbeleuchtung – Einige gezielt akzentuierte Punkte prägen die Identität des Marktes:
• Der Salzturm und die Skulptur vor dem Elbufer an der Baderstraße als wichtige Sichtbeziehung bilden die Raumachse der „Schönbecker Magistrale“. Sie sollten als bedeutende Punkte hervorgehoben und somit angestrahlt werden.
• Die blaue Lichtstele bildet zusammen mit dem gegenüberliegenden Rathaus den Eingang des Marktes. Die Rathausvorderseite wird durch Bodeneinbaustrahler angestrahlt und das Portal gezielt durch Strahler aus den Lichtstelen hervorgehoben.
• Der Brunnen erhält eine klare Akzentuierung durch eine integrierte Beleuchtung im Wasserbecken.
• Durch eine integrierte LED-Beleuchtung bekommt der Salzstock ein dezent mystisches Glimmen.
• Die Stufen am Rathaus, Brunnen und Salzstock erhalten eine dezente Unterstreichung der Kanten durch Licht.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit bildet konsequent eine einheitliche Platzsituation aus, indem sie durch die fortlaufenden Plattenrinnen parallel zu den Raumkanten großzügige und einheitlich bemessene Vorbereiche vor den Gebäuden bildet.

Die Platzfläche spannt sich in Flechtpflaster von Hauskante zu Hauskante.

Das Thema von Rinne, Zonierung und Materialität wird vom Salztor aufgenommen und in einer, dem Platz angemessenen Proportion von wohltuender Großzügigkeit, interpretiert. Das Motiv des Plattenbandes wird im Platzbereich in etwas ungewöhnlicher Weise zur Plattentraufe direkt an der Fassade. Die Übergänge zu den Seitenstraßen sind gut gelöst, auch in der Verlängerung der Elbstraße. Die Plattentraufe erscheint in diesem Zusammenhang als fortführendes Element über den Platz hinaus nicht konsequent zu Ende gedacht.

Das Fehlen einer Fahrbahnzonierung unterstreicht sehr konsequent die Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer auf dem Platz und müsste auch dementsprechend umgesetzt werden.

Kompromisse, bedingt durch erhöhtes Verkehrsaufkommen mit den entsprechenden Maßnahmen zur Verkehrsleitung würden den Entwurf erheblich schwächen.

Ein interessanter Anziehungspunkt ist der Vorschlag, im nördlichen Platzbereich überdimensionierte Salzkristalle als visuellen Trittstein in Richtung Elbe zu verorten und als besitzbares Stadtobjekt anzubieten.

Die Platzränder werden, ausgenommen die Rathausfront, von kleinkronigen dachförmig geschnittenen Platanen zu lichten, grünen Arkaden. Hierbei sind jedoch ein kontinuierlicher Pflegeaufwand und die damit verbundenen Kosten zu berücksichtigen. Bei einer Nichtnutzung als Markt, bleibt die Frage nach der Wirkung einer leeren Fläche und die Gefahr der dauerhaften Nutzung als Parkplatz.
Nachtplan

Nachtplan

lageplan

lageplan

nachtplan

nachtplan

schnitt / pflasterdetail

schnitt / pflasterdetail

blick auf den marktplatz

blick auf den marktplatz