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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2011

Meckmannweg/Schwarzer Kamp

1. Preis

Preisgeld: 8.000 EUR

Heiner Wortmann

Landschaftsarchitektur, Stadtplanung / Städtebau

Dipl.-Ing. Helmut Mohr Architekt

Architektur

KÖTTER Consulting Engineers GmbH & Co KG

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Idee
Die Stärkung und der Ausbau der bestehenden Siedlungsstruktur mit verbindenden Grünzügen unter Berücksichtigung des Schallschutzes zur Weseler Straße stehen im Mittelpunkt der städtebaulichen Entwicklungsstrategie. Die Grün- und Freiflächenstruktur unter Schonung des Altbaumbestands bildet das Grundgerüst der städtebaulichen Entwicklung mit einem großen innerörtlichen Freiraum, dem Stadtteilanger. Flächen für die Versickerung des Oberflächenwassers sind hier in den Randzonen und eine größere Regenrückhaltung im nordwestlichen Grünzug angeordnet. Die Wegeverbindungen folgen der Funktion der Fläche als Freiraumgelenk zwischen den Wohnquartieren. Durch eine Anordnung der Wohnlagen mit einer Mischung von Reihen-, Doppel- und Mehrfamilienhäusern werden die Ränder von Siedlung und Freiraum eindeutig geprägt und der Charakter von vernetzten Grünverbindungen erreicht.


Erschließungskonzept
Die Erschließungsstruktur nimmt das Netz der bestehenden Straßen und Wegeverbindungen auf. Ihre Vernetzung mit dem Planungsgebiet ist so gewählt, dass Konflikte zwischen der Aufenthaltsfunktion des öffentlichen und privaten Raums und der Verkehrsfunktion vermieden werden. Das engmaschige Wegenetz steht deshalb in erster Linie dem Fußgänger und Radfahrer zur Verfügung. Die Wohnbereiche sind autofrei. Stellplätze werden ausschließlich von außen erschlossen. Zur Schonung des Freiraumnetzes beschränkt sich der Fahrverkehr auf 2 Zufahrten vom Meckmannweg für Reihenhäuser und Tiefgarage. Vom Schwarzen Kamp werden ebenfalls eine Tiefgarage und vier Wohngruppen erschlossen. Die notwendigen öffentlichen Stellplätze werden am Schwarzen Kamp und in den Wohnstraßen angeboten.


Die Baustruktur
baut auf der Typologie einer Blockrandbebauung auf und folgt folgenden Prinzipien:
- Gewährleistung von Privatheit trotz hoher Baudichte durch Anordnung der Gebäude um einen privaten Innenbereich.
- Flexibilität im Wohnungsangebot durch Mischung von Geschosswohnungsbau – mit Anordnung des öffentlich geförderten Wohnungsbaus im südöstlichen Bereich – in 2 - 4-geschossiger und Reihen- bzw. Doppelhäusern in max. 2½-geschossiger Bauweise.
- Berücksichtigung der unterschiedlichen Besonnungs- und Umweltverhältnisse durch Besetzung der Blockränder mit Einzelbaukörpern, die aus Schallschutzgründen über Glaswände / Wintergärten miteinander verbunden sind und attraktive Höfe bilden.
Wohnungsbau – Passivhaus – Energiekonzept
Die Planung von kompakten Baukörpern, der Einsatz von umweltfreundlichen Materialien, energieeffiziente Fassaden mit Dreifachverglasung, optimale Tageslichtlenkung bei Glasflächen, Wohnraumlüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung, Photovoltaik-Module auf Dach und Wandflächen sowie BHKW mit Kraft-Wärme-Kopplung – alternativ Anschluss an das städtische Fernwärmenetz – sind Grundlagen für energiesparendes Bauen.
Die Umsetzung des Entwurfskonzeptes ist auch unter Beibehaltung des Standortes der Wäscherei möglich. Ebenso kann die im nördlichen Bereich am Schwarzen Kamp liegende Wohnbebauung für Wohnungslose beibehalten werden.


Schallschutz
Das vorliegende städtebauliche Konzept gewährleistet, dass die Lärmimmissionen der Weseler Straße auch ohne eine geschlossene Riegelbebauung soweit abgeschirmt werden können, dass im gesamten Plangebiet ausreichende Ruhezonen zur Verfügung stehen. Hierzu werden die Bereiche zwischen den Baukörpern auf der der Weseler Straße zugewandten Seite mit Balkonen / Wintergärten geschlossen, so dass eine Sichtverbindung zwischen Plangebiet und bestehender Grünfläche gegeben ist.


Die Freiflächen- und Grünstruktur
unterstützt die räumliche Verbindung der Wohngebiete und sichert die nutzungsoffene Freifläche - den Stadtteilanger - als große modellierte Wiese im Zentrum des Wohngebietes. Hierdurch bleiben die attraktiven Sichtbeziehungen nach außen auch weiterhin bestehen. Die Wege zwischen den Wohnquartieren werden durch frei gestellte Bäume und Baumgruppen begleitet.
Die gebietsbegrenzenden Straßen sind als Baumreihen geplant und stärken in Verbindung mit dem Altbaumbestand das Grundgerüst des öffentlichen Raumes.
Nördlich des Geschosswohnungsbaus mit Mietergärten, bietet sich eine Spielzone in Verbindung mit dem Spielplatz am Schwarzen Kamp für ein generationenübergreifendes Spielangebot an. Eine weitgehende Minimierung der Nutzungskonflikte mit der angrenzenden Wohnfunktion ist so möglich.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Städtebauliche Leitidee mit dem zentralen Anger und der klar gegliederten Schallschutzbebauung im Süden wird positiv bewertet. Das Wegenetz für Fußgänger und Radfahrer bindet überall sensibel an und berücksichtigt den alten Baumbestand. Leider wird die Qualität nicht für den Fahrverkehr durchgehalten; so ist die Erschließung der Südbebauung mit den Tiefgarageneinfahrten nicht praktikabel (Möbeltransport, Müll, Feuerwehr).
Der ruhende Verkehr in den Stichstraßen der Reihen- und Doppelhäuser ist gut gelöst. Die Notwendigkeit der Tiefgaragen für den südlichen Teil wird angezweifelt.
Typologisch ist das Gebiet nach seiner Orientierung aufgeteilt; die Reihenhäuser sind einhüftig und schlank nach Süden orientiert, die Ost-West-Typen stimmen ebenso.
Die eigentliche typologische Qualität sieht das Preisgericht in der differenzierten Bebauung der Schallschutzzone im Süden, die mit den Ost-West-Typen in ausreichendem Abstand sowie den Punkthäusern und deren verglaste Verbindungsgängen / Brücken zunächst eine schlüssige Antwort auf die Schallschutzanforderungen gibt.
Hier wäre eine Vertiefung in ökologischer Hinsicht hilfreich gewesen, in der das eigentliche energetische Potenzial dieser Verbindungsbauten im Gesamtkonzept aufgezeigt würde.
Aus energetischer Sicht ist diese Arbeit deshalb vorbildlich, weil alle typologischen Ansätze sich in den Gebäuden widerspiegeln und damit die eigentliche Voraussetzung für eine ökologische Mustersiedlung gegeben ist.