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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2011

Umbau des Deutschlandhauses - Ausstellungs-, Dokumentations- und Informationszentrum der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung

ein 1. Preis / Mit der Realisierung beauftragt

Marte.Marte Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Die Lösung dieser Aufgabe liegt im Ergänzen, im Weiterdenken, im Weiterbauen. Der zum Teil baulich sehr schlechte Bestand wird reduziert auf die historisch wertvolle Substanz im Bereich der Straßenfassaden Stresemannstraße und Anhalterstraße. Der Rest des Gebäudes weicht einem zeitgenössischen Museumsbau mit frei bespielbaren Ausstellungsflächen. Dieses sich Lösen von konstruktiven und funktionellen Zwängen ermöglicht eine optimale Umsetzung des Museumsbereiches, der Altbau kann ideal für die Verwaltung, das Dokumentationszentrum sowie die externen Büroflächen genutzt werden. Diese Aufteilung der Funktionen ermöglicht eine der Typologie der Fassade entsprechende Nutzung, völlig frei von Zwängen und räumlichen Konflikten.
Der Neubau des Museum entwickelt sich aus einem an das Deutschlandhaus angefügten Sockelgeschoß. Über einen zweigeschossigen, zentralen Raum entwickelt sich das Museum in die darüber liegenden Geschoße mit der Dauerausstellung. Zwischen Alt- und Neubau entsteht ein schmales, viergeschossiges Atrium, welches sowohl der Belichtung wie auch der räumlichen Durchgestaltung dient. Durch die skulpturale Durchbildung des Gebäudes wird das neue Museum zu einem neuen Markstein im Stadtbild von Berlin.
Wenn man sich dem Museum vom Hauptzugang nähert, sind es nur zwei Interventionen welche auf den neuen Inhalt des Gebäudes verweisen. Ein aus Beton gegossenes Portal markiert den Eingang des Museums, eine Quer zum Haupteingang situierte Plattform erweitert den Innenraum des Museums bis hin zur Anhalterstraße. Sie ist zum einen Zeichen für Ankommende und zum Anderen Bühne für verschiedenste Veranstaltungen.

Das auf den ersten Blick zurückhaltende Gebäude bietet den Besuchern ein spannendes räumliches Gefüge im Inneren. Verschiedenste Aus- und Durchblicke machen den Besuch des Museums zu einem abwechslungsreichen und sinnlichen Erlebnis. Im Zentrum der Eingangsebene befindet sich ein großzügiges Foyer um welches sich die Wechselausstellung, der Veranstaltungssaal, das Cafe und der Shop wie auch ein Mehrzweckraum für kleinere Veranstaltungen und Museumspädagogik gruppieren.
Über einen offenen, zweigeschossigen Innenraum öffnet sich der Blick in die Ebenen der Dauerausstellung. Der Weg durch die Dauerausstellung führt die Besucher über einen Personenaufzug in die obere Ausstellungsebene. Hier angekommen, führt der Weg durch die Ausstellung bis hin zu einer offenen Wendeltreppe. Über sie gelangt man auf die mittlere Museumsebene mit dem zweiten Teil der Dauerausstellung und dem Dokumentationszentrum. Ein breite, zentrale Treppe führt die Besucher scheinbar fließend zurück in die Eingangshalle.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit 1865 geht davon aus, dass die Struktur und Konstruktion des bestehenden, teilweise denkmalgeschützten Gebäudes nicht dem Ideal eines Museumbaus entspricht. Sie reduziert dementsprechend konsequent den Bestand ausschließlich auf die historisch wertvolle Substanz im Bereich der Straßenfassaden Stresemannstraße und Anhalterstraße. Der Rest des Gebäudes weicht einem zeitgenössischen Museumsbau mit frei bespielbaren Ausstellungsflächen. Dies wird unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten kritisch gesehen, entspricht aber den Vorgaben der Auslobung. Der Altbau wird in seiner Nutzung auf die Verwaltung, das Dokumentationszentrum und die externen Büroflächen reduziert. Der Neubau entwickelt sich auf einem Sockelgeschoss über einen folgerichtig 2-geschossigen zentralen Raum in die darüberliegenden Geschosse mit der bedeutenden Dauerausstellung. Das schmale viergeschossige Atrium zwischen Alt- und Neubau dient der Belichtung und der konsequenten räumlichen Zuordnung und Definition der Bereiche. Die funktionalen Anforderungen werden gut erfüllt. Der Eingang und Empfangsbereich lenkt den Besucher direkt in die Foyerhalle, von der er wesentliche Merkmale der Baustruktur und vor allem andere wichtige Orientierungshilfen erfährt, die eine gelenkte aber auch eine autonom gewählte Wegführung ermöglichen sollen- für die Museumsbesucher zur Dauerausstellung oder zum aktuellen Museumsgeschehen in der Wechselausstellung. [...] Die Gestalt des Baukörpers stellt sich unter diesen Vorgaben konsequent und idealtypisch dar. Die Konstruktion und Materialwahl ist dem Anspruch angemessen.
Die betriebliche Technik versucht den Anforderungen an ideale klimatische Bedingungen sowohl für die Exponate und Besucher gerecht zu werden. Das energetische Konzept macht die Erfüllung der EnEV-Anforderungen möglich.
Die Überprüfung der Kosten ergab eine geringfügige Überschreitung der geforderten Kostenobergrenze, Eine hohe Flächeneffizienz lässt eine eine Realisieung innerhalb des Kostenrahmens erwarten.
Das Raumprogramm ist gut erfüllt. Überschreitungen sind durch die Vorgaben des Bestandes begründet.
Die Arbeit 1865 ist ein sehr guter Beitrag zur Lösung der beschriebenen Aufgabe.