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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2011

Justus-Liebig-Universität Gießen, Städtebaulich-freiraumplanerische Entwicklung der Campusbereiche Philosophikum I und II

4. Preis

HINRICHS WILKENING ARCHITEKTEN

Architektur

A24 Landschaft

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebauliches Konzept

Der Entwurf schlägt eine Zusammenführung der heute vollständig voneinander getrennten Campusbereiche des Philosophikum I und II vor.

Unter Berücksichtigung aller bestehenden Bauten und funktionalen Abhängigkeiten wird eine Strategie entwickelt, die in vier Etappen umgesetzt werden kann.
Die Identität des Philosophikum II als Campus im Wald wird dabei aufgenommen und neu interpretiert. So werden drei Bausteine in diesem Bereich erhalten und bilden zusammen mit den Neubauten ein Ensemble, das sich um einen gemeinsamen zentralen langgestreckten Freiraum gruppiert. Dieser Campus mit seinem zentralen Freiraum erstreckt sich über das gesamte Wettbewerbsareal und konzentriert sich an einem Campusplatz. Dieser Platz, umgeben von der Bibliothek, der Mensa und den Seminargebäuden stellt die neue Adresse des Philosophikum Giessen dar. Er liegt auf dem ehemaligen Areal des Philosophikum I an der Rathenaustrasse und bildet den Auftakt für den Campusfreiraum, der sich nach Südosten über das Areal des ehemaligen Philosophikum II erstreckt. In zwei- bis dreigeschossiger Bauweise gruppieren sich entlang dieses Freiraums die Bestands- und Neubauten. Erdgeschossig orientieren sie sich zum Campus mit entsprechenden Nutzungen. Rückwärtig liegen diese Bauten eingebettet in die vorhandene Waldstruktur und orientieren sich im Süden entlang der Klingelbachaue. Weitere Bausteine ergänzen die zentrale Campusanlage und stellen entlang der Klingelbachaue die Verbindung zum Zentrum der Stadt Giessen her. Die geplante Gebäudekonfiguration nimmt vorhandene Qualitäten der Umgebung auf und vermittelt zwischen den Landschaftsräumen der bestehenden Klingelbachaue und der geplanten Campusfreifläche.


Freiraum Konzept

Die zentrale Freifläche wird das neue Herz des Universitätscampus Philosophikum. Als räumliche Spange verbindet sie die beiden Hälften des Campus über die Rathenaustraße hinweg.

Das steinerne Forum an der Rathenaustraße ist das Entree des Hochschulstandorts. Hier sind die stark frequentierten Nutzungen wie Bibliothek und Mensa angeordnet. Der belebte Platz wird zum neuen kommunikativen Zentrum des Campus. Ein Gleditschienhain bietet hier schattige Aufenthaltsmöglichkeiten und ein Café bespielt die Platzfläche.

Die zentrale Freifläche jenseits der Rathenaustraße ist im Gegensatz zum steinernen Forum ruhiger und grüner. Hier steht die Erholung im Grünen im Vordergrund. Eine großzügige Rasenfläche mit Bestandsbäumen verleiht ihr einen parkartigen Charakter. Sitzgruppen aus Betonelementen laden zum Verweilen ein.

Den Abschluss zur Rathenaustraße bildet ein Wasserbecken. Das Wasserbecken wird durch die Oberflächenentwässerung der Dachflächen gespeist. Ein Bodenfilter mit Schilfbestand reinigt das Wasser. Das Wasserbecken ist Teil des Entwässerungsmanagements des gesamten Campus. Ein großer Teil der Dachentwässerung dient zur Regulierung des Wasserbeckens und verdunstet. Überschüssiges Wasser wird auf dem Gelände in Mulden und Rigolen versickert.

Außerhalb der zentralen Freifläche teilt sich der Campus in zwei konträre Hälften: Einen Wald Campus mit dichtem Baumbestand und einen Wiesencampus.
Der unterschiedliche Charakter des Philosophikums 1 und 2 wird auch in den neuen Campus transportiert. Mit dem Altbaumbestand des Philosophikums 2 wird schonend umgegangen und die neuen Baukörper werden in den Baumbestand integriert. Der offene Charakter des Philosophikums 1 wird durch den Wiesencampus mit einzelnen Baumgruppen und Solitärbäumen unterstrichen. Auch die Freiraumnutzungen stärken den unterschiedlichen Charakter der beiden Campushälften: Im Waldcampus ist der Waldspielplatz der KITA angesiedelt, die Lehrgärten und Sportfelder im Wiesencampus.

Wegeachsen verbinden den Campus mit der Klingelbachaue und beziehen sie in den Campus mit ein. Holzpodeste an den Achsenenden werden zu Aufenthaltsbereichen mit Blick über die weiten Wiesen der Aue.

Die Skulpturen des Skulpturenwegs werden sensibel in die neuen Freiräume integriert und erhalten entsprechend ihrer künstlerischen Aussage eine Neukontextuierung.


Erschließung

Die ÖPNV-Anbindung erfolgt über die Rathenaustraße. Im Bereich des Forums sind Bushaltestellen in beide Fahrtrichtungen vorgesehen. Die Einrichtung einer Buswendeschleife über die überfahrbare Platzfläche des Forums ist möglich.

Die Zufahrt für den IPNV zu den Stellplatzflächen Parken 1 im Nordwesten mit 1075 Stellplätzen und Parken 2 im Südosten mit 630 Stellplätzen erfolgt von der Straße Alter Steinbachweg. Parken 1 kann noch um 467 Stellplätze erweitert werden.

Nördlich der Bibliothek ist eine überdachte Fahrradstellplatzanlage mit 640 Stellplätzen vorgesehen. Eine Erweiterungsfläche für ca. 600 überdachte Stellplätze ist im Bereich von Parken 2 vorgehalten.

Weiter werden 760 Fahrradstellplätze ohne Überdachung dezentral den Instituten zugeordnet.


Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit

Die Neukonzeption des Campus Philosophikum sieht die Errichtung von kompakten einfachen Baustrukturen vor, die den Anforderungen einer modernen Universität gerecht werden.

Sämtliche Hauptgebäude, wie Bibliothek, Mensa, Audimax und Seminargebäude orientieren sich zum Campusfreiraum uns sind von dort erschlossen, eine eindeutige Adressbildung entsteht. Erdgeschossig sind dem Campus die hochfrequentierten Nutzungen, wie Läden, Cafes und Serviceeinrichtungen zugeordnet. Die Institutsbauten verteilen sich dazwischen und verknüpfen entlang der Klingelbachaue den Campus mit dem Stadtzentrum.

In Anlehnung an die zu erhaltenden Bestandsbauten des ehemaligen Philosophikum II sind sämtliche Bausteine als kompakte Blockfiguren mit einem grünen Innenhof konzipiert.


Etappierung

Der Ausbau des neuen Campus Philospohikum wird in vier Etappen geplant.

In der ersten Etappe werden die Bibliothek, zwei Seminargebäude und ein Baustein für Drittmittelprojekte realisiert. Der neue Campusplatz an der Rathenaustrasse entsteht, das Wasserbecken als Auftakt des grünen Campusbereichs wird angelegt. Die drei Bausteine Bibliothek und zwei Seminargebäude verschränken die beiden getrennten Areale miteinander und lassen einen neuen gestalteten Freiraum im Zentrum entstehen.

Im zweiten Schritt werden neue Institutsgebäude entlang der Klingelbachaue errichtet und stellen so die Verbindung zum Zentrum der Stadt Giessen her. Nach Ersatz und Abriss der alten Institutsgebäude ist im dritten Schritt die Komplettierung des gesamten inneren Freiraums des Campus möglich. Weitere Institute werden zwischen den Bestandsbauten platziert und eine offene Randbebauung des Campus wird so hergestellt.

Im nächsten Schritt wird die Bibliothek erweitert und das Gästehaus neu errichtet. Nun können sämtliche überflüssig gewordenen Bestandsbauten entfernt werden und dadurch zusätzliche potenzielle Baufelder geschaffen werden.

Die gesamte Etappierung ist so geplant, dass in jedem Zwischenschritt eine eigene Qualität geschaffen wird. Die Neubauten platzieren sich jeweils strategisch zwischen die Altbauten in vorhandenen Freiräumen oder auf Parkplätzen und lassen einen einfachen Umzugsrhythmus zu, ohne temporäre Zwischenlösungen entstehen zu lassen.