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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2012

Umgestaltung des öffentlichen Raumes »Stadthof«

3. Preis

foundation 5+ architekten landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Jochen Lochner Lichtdesign

Lichtplanung

Erläuterungstext

Der Stadthof Offenbach - „ die gute Stube Offenbachs…
Wir verstehen unseren Beitrag als eine angemessene Fortschreibung des bestehenden Raumes mit seinen Qualitäten die nicht nur aktuelle und zukünftige Nutzungen adäquat bedient, sondern darüber hinaus Motor für neue Nutzungen der angrenzenden Bebauung sein kann und den Raum nachhaltig belebt und weiterentwickelt.

Der Stadthof mit dem angrenzenden Rathausbau ist städtebaulich und architektonisch unbestreitbar ein Kind der späten 1960er Jahre. Das Ensemble besitzt eine eigene Qualität und ist ein unverwechselbares Merkzeichen in der Stadt. Durch seine prominente Lage im Stadtgefüge ist der Stadthof wichtiges Bindeglied zwischen Aliceplatz, Platz der deutschen Einheit und Hugenottenplatz. Die Randlage zur City wirkt sich leider deutlich auf die Qualität der Laden- und Bürostruktur aus. Spezialisierte, suboptimale Nutzungen und Leerstände im Umfeld des Rathauses führen zu einer geringen Belebung dieses städtischen Raums. Nachträglich implementierte Nutzungsangebote und Unterhaltungsrückstände im Freiraum verschärfen die vorhandenen Defizite. Im Ergebnis entsteht - die verschiedenen Stadtfeste ausgenommen - ein Distanzraum, der weder den repräsentativen Ansprüchen eines Rathausvorfeldes genügt, noch einen vielfältig genutzten und lebendigen öffentlichen Raum abgibt. Zurzeit sind die angrenzenden Nutzungen kaum in der Lage, öffentliches Leben am Stadthof zu ermöglichen. Die Gestaltung des öffentlichen Raums kann hier nur über ein hohes Maß an Flexibilität und Nutzungsoffenheit vielschichtige Aneignungsmöglichkeiten bereitstellen. Und sie kann über eine eindeutige und prägnante Gestaltung des öffentlichen Raums die kohärente Gestalt des städtebaulichen Ensembles stützten.


Städtebauliche Strategie
Die städtebauliche Strategie greift auf zwei unterschiedlichen Ebenen:
 den Stadthof zu einem eigenständigen und unverwechselbarem öffentlichen Raum im Kontext des Rathauses umzubauen
 den Stadthof in der Nachbarschaft repräsentativ gestalteter Plätze der Offenbacher Innenstadt mit neuen nutzbaren Strukturen zu ergänzen.

Patchwork- Square
Der Erhalt der Pavillons gibt die raumbildende Struktur des Platzes weitestgehend vor. Diese Struktur gliedert den Stadthof in kleinere, orthogonal ausgerichtete Bereiche. Diese wird im Patchwork-Square über einen Pflasterspiegel zusammengefasst, der aus sich gegenseitig durchdringenden, verschiedenfarbigen Pflasterflächen besteht. Die unterschiedlichen Flächen helfen den Nutzern, sich ihren Lieblingsplatz zu erobern. Durch die Farbgestaltung in warmen Beigetönen im Gegensatz zum eher kühl gehaltenen, linearen Pflasterbelag außerhalb des Patchworks verdichtet sich der Bereich zu einem zentralen Pflasterspiegel, ohne monoton zu wirken.
Das Spiel mit der Topografie, durch die Pavillons vorgegeben, wird im Platzbereich fortgeführt: Ein erhöhtes Holzdeck im lauschigen Schatten zweier Eisenholzbäume sichert einen angenehmen Aufenthalt auf der „Empore“ des Platzes. Von hier hat man VIP- Lounge-Reife Blicke auf die Besucher des Rathauses und die Caféhausgäste. Im Eingangsbereich des Rathauses empfängt das herabfallende Wasser eines in die Holzterrasse eingeschnitten, angehobenen Wassertisches die Beschäftigten und Besucher. Er betont den repräsentativen Charakter des Rathauseingangs, steigert gleichzeitig die Aufenthalts- und Spielqualität der Holzterrasse und wird zum kurzweiligen Treffpunkt von Rathausbesuchern und Stadtspaziergängern. Das Wasser des Brunnens wird über eine unterirdische Brunnenkammer zugeführt.

Im Schatten des westlichen Pavillons bietet eine abgesenkte Fläche, mit Holzplanken und hölzernen Sitzmau-ern ausgestattet, Zurückgezogenheit und Ruhe. Hier sind auch die Schachspieler angesiedelt, deren Spielfeld durch Fugen im Holzbelag markiert wird. Zur Platzmitte betont ein winkelförmiges Dach den Eingangsbereich zur Tiefgarage, das so filigran konstruiert ist, dass es die Blickbeziehungen des Platzes trotz seiner Markanz erhält. Die getakteten Holzlamellen lassen das Dach vom Rathaus aus als Teil des Holzdecks erscheinen. Das gläserne Treppenhaus erhält geätzte Muster, die sich an der Gestaltung der 60er Jahre orientieren.

Neben den Holdecks kreiert das Konzept eine Reihe weiterer attraktiver Orte:
Das Café erhält hier eine prominente Außenfläche, die sowohl schattige als auch sonnige Plätze bereit hält. Die Stadtkirche erhält als städtebaulicher Ausreißer mit einem Link in die bewegte Vergangenheit einen Eh-renplatz am Stadthof. Der vorhandene Pflasterbereich an der Herrnstraße wird als Pflasterspiegel um die Kir-che gebettet. Der mit einem Kunststoffbelag ausgestattete Spielbereich schmiegt sich ebenfalls an die Herrnstraße an. Verschiedene Spielangebote finden unter den Platanen einen schattigen Platz.

Vegetation
Ein pointierter Umgang mit der Vegetation kennzeichnet das Platzkonzept. Die Platanen im östlichen Bereich schließen den Stadthof gegenüber der Herrnstraße ab und schaffen einen räumlich wirksamen Übergangsbereich zum Hugenottenplatz.
Im direkten Rathausvorbereich fungiert die Vegetation ebenfalls als Rahmen und Filter. Großzügige Beete aus verschiedenen Miscanthus-Arten erzeugen die erforderliche Distanz zum Erdgeschoß des Rathauses, ohne streng zu wirken. Immergrüner Taxus strukturiert diese zarten Pflanzenfiguren und gibt dem Vegetationssaum ganzjährig einen Halt. Im zeitigen Frühjahr dominieren unterschiedliche Geophyten den Bereich bis der Miscanthus seine ihm zugedachte Aufgabe wieder übernehmen kann. Zwei Eisenholzbäume (Parrotia persica) setzen mit ihrer Blüte und einem Farbfeuerwerk im Herbst ein besonderes Zeichen. Die rasterförmige Anordnung der Platanen an der südlichen Platzkante wird zugunsten einer freien Anordnung der Bäume aufgegeben, so dass die Bereiche zwischen Pavillons und vorhandener Bebauung durch die Bäume nicht eingeengt und mögliche Angsträume vermieden werden.

Licht
Die Ausleuchtung des Stadthofes wird zum einen von drei hohen Lichtstelen übernommen, die über gezielte Strahler und Spots einzelne Bereiche des Platzes hervorheben können, zum anderen werden Mastleuchten zwischen den Platanen entlang der Gebäude angeordnet.
Die expressiven Stützen des dreieckigen Rathausturms und der Turm selbst werden nachts über blaues Licht aus dem Stadtraum herausgehoben. Gleichzeitig wird die Tragstruktur der Pavillons hinterleuchtet, so dass die Pavillons zu Lichtskulpturen auf dem Platz werden.

Neben dieser Inszenierung der großen platzdominierenden Strukturen werden die verschiedenen Sitzmöglichkeiten und Aufenthaltsbereiche durch eine begleitende Lichtlinie hervorgehoben. Angsträume werden auf diese Weise vermieden. Die auf der Unterseite der Bänke / Sitzkanten angebrachten, energiesparenden LED-Leisten sind äußerst wartungsarm.

Möblierung
Sitzmauern, die sich aus der Einfassung der Baumscheiben entwickeln bieten schattige Sitzplätze zwischen den offenen, öffentlichen Platzflächen und den Vorzonen der angrenzenden Gebäude. Der Platz bietet im Bereich der beiden Holzterrassen beiläufige Sitz- / Liegeflächen an. Die Terrasse des östlichen Pavillons (Café) soll durch den Cafébetreiber temporär möbliert werden, so dass sich ein ausgewogenes Verhältnis von kommerziellen und nicht kommerziellen Aufenthaltsmöglichkeiten ergibt.

Ruhender Verkehr
Die zurzeit auf dem Stadthof vorhandenen Stellplätze zwischen dem ehem. IHK-Gebäude und westlichen Pavillon (Polzeiladen) bleiben erhalten.

Ver- und Entsorgung / Feste
Die Versorgung des Platzes mit Wasser und Strom kann über Unterflurpoller und entsprechend ausgestattete Lichtmasten im Bereich der bestehenden Versorgungstrassen erfolgen. Wagen und Marktstände der versch. Feste konzentrieren sich auf die Bereiche entlang der südlichen Gebäudekanten, sowie im Umfeld der Stadtkirche.