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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2011

Architektur- und Freiraumwettbewerb Kongress- und Tagungsquartier Bayreuth

Hofsituation Aktienbrauerei

Hofsituation Aktienbrauerei

Teilnahme / 2. Phase

VALENTYNARCHITEKTEN

Architektur

lad+ landschaftsarchitektur gmbh

Landschaftsarchitektur

ErlÀuterungstext


I D E E (N)

BRANDING

Mit der EinfĂŒgung eines Kongress- und Tagungszentrums in die Liegenschaften der Historischen Brauereien Bayreuth gehen die Initiatoren ein Markenversprechen ein, dem mit dem vorliegenden Entwurf entsprochen werden soll. Der Gast soll sich bei seinem Aufenthalt in Architektur, Innenarchitektur und FreirĂ€umen mit seinen speziellen Raumschöpfungen der ursprĂŒnglichen Nutzung stets bewusst sein, aber dennoch in den Genuss der AtmosphĂ€re und FunktionalitĂ€t eines modernen Hotel- und Kongressstandortes kommen.

QUARTIERSBILDUNG

Die einstmals unabhĂ€ngig voneinander entstandenen Brauereien werden mittels dreier Wegebeziehungen zu einem Quartier zusammengebunden: RĂŒckgrat ist hierbei die zu einer stĂ€dtischen Chaussee aufgewertete Kulmbacherstrasse mit durchgehendem Materialkanon und ÜberfĂŒhrung in eine innerstĂ€dtische Allee; den Herzog-Weg, der jeweils einen Treppen-short-cut zum Plateau wie auch zur Hotelvorfahrt erhĂ€lt; einen neuen, fusslĂ€ufigen und behindertenfreundlichen Weg in Form eines Steges unter einer Hopfenpergola entlang der Hangkante an der Maisel-Brauerei.

HOMOGENITÄT DES BRAUEREI ENSEMBLES

Die Einzigartigkeit des GebĂ€udeensembles der historischen Brauereien soll durch die Revitalisierung erhalten bleiben und mit den neuen GebĂ€udestrukturen weiter gestĂ€rkt werden. Die ErgĂ€nzungsbauten nehmen den additiven Einzelhaus-Charakter der Brauereien auf und stĂ€rken im Zusammenspiel mit dem fortgefĂŒhrten Materialkanon von Backstein und örtlichem Sandstein als Alleinstellungsmerkmal das eigene Portfolio gegenĂŒber anderen Anbietern von Kongressen und Tagungen.



F R E I R A U M P L A N U N G

KONTEXT

Das Wesen des Ortes ist in besonderer Weise durch die Topographie geprĂ€gt: Die Hangkante der Herzoghöhe begĂŒnstigte die Bebauung der Brauereien auf dem Hochplateau am Prallufer des Roten Mains.
Erst die Flussregulierung ermöglichte eine Ausbreitung des Produktions-standortes in die Flussaue, wobei der steile Hang eine Nivellierung der unterschiedlichen Standorte verhinderte und so dazu beitrug, dass die Besonderheit zweier historischer Brauereien im Einklang mit der Landschaft erhalten blieb.

Das Wesen des Hangortes, seine Mittlerrolle zwischen oben und unten, das dynamische Element der schiefen Ebene, konkave und konvexe Biegungen, Plateaus und Terrassen, bieten auf engem Raum ein Landschaftspotential, das es fĂŒr die zukĂŒnftige Nutzung des GelĂ€ndes zu entwickeln gilt.
Das Konzept versteht sich als Beitrag zur Erhaltung und Wahrnehmung einer besonderen kulturlandschaftlichen Situation. Die DualitÀt zwischen Berg und Tal, Reproduktion und Produktion sowie Landschaft und Stadt bietet die Chance, dem neuen Quartier Gesicht zu verleihen.

KONZEPTIDEE

Das Konzept sucht die vorgefundenen kulturlandschaftlichen Besonderheiten wahrnehmbar und erlebbar zu gestalten. Die im Landschaftsbild so markant hervortretende Hangkante wird hierbei zum inneren RĂŒckgrat des gesamten Quartiers.
Die bauliche Entwicklung hat maßgeblich eine StĂ€rkung der beiden Pole (Aktienbrauerei und Maiselbrauerei) auf dem Hochplateau zum Ziel. Die Hangkante soll in den angrenzenden Bereichen langfristig frei gehalten und als markante Landschaftskante profiliert werden.
Das differenzierte Wegesystem erschließt, aufbauend auf den gewachsenen Wegebeziehungen, die innere OberflĂ€che des Quartiers. Ein zwischen den GelĂ€ndeplateaus neu aufgespannter Steg, der ‘Pfad des Epikur‘, verschafft eine neue direkte Verbindung zwischen MĂ€lzerei und Aktienbrauerei und verbindet die Brauereien darĂŒber hinaus mit dem Herzogkeller im Norden und der Innenstadt im SĂŒden. Gleichermaßen macht der horizontale Steg die GelĂ€ndetopographie sowie unterschiedliche Raumsituationen an der Hangkante erlebbar.

ERSCHLIESSUNG

Mit einem 3-Wege-Konzept soll die fußlĂ€ufige Verbindung zwischen den Brauereien verbessert und die innere OberflĂ€che des Areals mit den vielfĂ€ltigen Attraktionen erschlossen werden.
Hierbei kommt der Kulmbacher Straße als historisch gewachsenem RĂŒckgrat des Stadtteils eine tragende Rolle zu. Die Straße wird als MischverkehrsflĂ€che niveaugleich gestaltet, um den FußgĂ€ngern in engeren Straßenabschnitten eine grĂ¶ĂŸere PrioritĂ€t einzurĂ€umen. Begleitende Baumreihen lassen den Charakter der historischen Chaussee aufleben.
Der Herzogweg spielt als Traverse zwischen Ober- und Unterhang eine besondere Bedeutung, erhĂ€lt einen zusĂ€tzlichen Treppenweg zur Aktienbrauerei und fungiert am Hangfuss als Verteiler der FußgĂ€ngerströme zwischen den StellplĂ€tzen, der Hotelvorfahrt und dem Herzogkeller.

Der neu konzipierte ‘Pfad des Epikur‘ ermöglicht eine direkte fußlĂ€ufige Verbindung zwischen Kongress- und Tagungszentrum, ohne BeeintrĂ€chtigung durch den Fahrzeugverkehr. Der Pfad verlĂ€uft, von der BrĂŒcke aus Richtung Innenstadt kommend, ĂŒber die ‘Landschaftsterrassen‘ zum ‘MĂ€lzereiplatz‘ und von dort auf der GelĂ€ndehöhe des Hochplateaus als Steg ĂŒber die Talsenke zum Innenhof der Aktienbrauerei. Im Wegeverlauf bieten sich interessante Ausblicke in die Landschaft und zum FestspielhĂŒgel. Der Weg erlaubt zudem eine niveaugleiche, behindertengerechte Verbindung zwischen den Einrichtungen.

In der Aue wird die vorhandene Stellplatzanlage den numerischen Vorgaben entsprechend neu geordnet und ergĂ€nzt, wobei die StellplĂ€tze als begrĂŒnte SchotterrasenflĂ€chen erstellt werden sollen. Ein lockerer Baumhain aus heimischen Obstgehölzen gliedert die Anlage und bietet Schatten.

FREIANLAGEN

Die FreiflÀchen werden im Verlauf der Wegetrassen des Areals als Folge unterschiedlicher PlÀtze und GÀrten mit eigener AufenthaltsqualitÀt gestaltet. Der Charakter dieser spezifischen FreirÀume spiegelt die jeweils vorgefundene örtliche Situation wieder. Wesentliches Gestaltungsprinzip ist hierbei die Auseinandersetzung mit der GelÀndetopographie, die in Gestalt von Terrassen, Treppenwegen und spezifischen Blickachsen Ausdruck findet.

Den Übergang vom Stadtraum zum Kongresszentrum bilden Terrassen, um im geneigten GelĂ€nde zu bestehen. Nach Überquerung des Mistelbaches gelangen die Besucher zu einer Folge gĂ€rtnerisch gestalteter Landschafts-Terrassen, die auf verschiedenen Ebenen die Tradition des frĂ€nkischen Obst- und GemĂŒsebaus aufleben lassen und individuelle Aneignung ermöglichen.
Den Auftakt bildet ein großzĂŒgiger Grandplatz unmittelbar an der Aue, der als Verteiler der FußgĂ€ngerströme, Aufenthaltsort am Wasser und Treffpunkt fĂŒr Boulespieler fungiert.
Die Mezzanin-Terrassen spiegeln in Gestalt unterschiedlicher ‘Feld-Fluren‘ mit Anbau von Agrarprodukten und einem Rasenlabyrinth die frĂ€nkische Kulturlandschaft wieder und sind damit ein erlebnisreicher Ort zum Verweilen auf dem Weg von der Stadt auf den BrauereihĂŒgel.
Oben, am Fuß der MĂ€lzerei lockt das Belvedere, ein mit fruchtenden KirschbĂ€umen ĂŒberstandenes Kiesparterre, das dem Brauereimuseum als Fest- und Veranstaltungsraum dient.

Der MĂ€lzereiplatz prĂ€sentiert sich als steinerner Platz, dem auf der kleinen Bastion an der Kulmbacher Straße ein begrĂŒnter Schmuckplatz nach historischem Vorbild eingeschrieben ist. Der Schmuckplatz bietet zwischen Heckenkompartimenten RĂŒckzugsrĂ€ume vom Kongressbetrieb. Ein lang gestreckter Wassertisch gibt der Ankunft vor dem Kongresszentrum einen Ort, dient als Treffpunkt und lĂ€dt zum Verweilen ein.

Die Hopfen-Pergola fĂŒhrt hinĂŒber zum Musikgarten, der gleichermaßen kontemplativer Ort und Belvedere ist und an der Hangkante einen Ausblick in die Mainaue und zum FestspielhĂŒgel bietet. Eine kleine BĂŒhne erlaubt Musikveranstaltungen und Lesungen.

Das Atrium, Erschließungshof des Hotel- und Tagungszentrums an der Kulmbacher Straße, ist als steinerner Platz mit Freisitz konzipiert. Das historische Flair der ehemaligen Brauerei prĂ€gt den Ort. Die Möblierung nebst frei aufgestellten PflanzgefĂ€ĂŸen ist mobil, um wechselnden Anforderungen, zum Beispiel bei Veranstaltungen, gerecht zu werden.

Nördlich des Tagungszentrums bieten eine bedachte Hopfenlaube sowie ein GewĂ€chshaus mit mediterranen Pflanzen geschĂŒtzte ArbeitsplĂ€tze im Freien.

Die Hotelvorfahrt in der Aue prĂ€sentiert sich als von niedrigen Hecken gesĂ€umter Wege-Loop im Rasenhang, der sich vor dem Hoteleingang platzartig aufweitet. Der Platz bietet ausreichend Raum fĂŒr die Hotelvorfahrt, Kurzparker und GĂ€ste, die von hier aus, die Treppe am Wasserfall entlang, die Gartenterrassen der TagungssĂ€le, auf kurzem Weg den Herzogkeller oder die Außentreppe zum Empfang erreichen.

Das Hotel in der historischen Brauerei zeigt sich an seiner Schauseite eingebettet in die weitlÀufige Parkland-schaft der Mainaue mit Wiesen und hainartigen Obstbaumpflanzungen.

LANDSCHAFTSVERDICHTUNG

Die Verwendung alter Kulturpflanzen wie ObstbĂ€ume (Kirschen, Quitten und Mirabellen) sowie markanter Landschaftsgehölze wie Speierling und Maronen leistet einen Beitrag zur Wahrnehmung der Kulturlandschaft in der Stadt. In diesem Sinne wird die Kulmbacher Straße mit begleitenden KirschbĂ€umen wieder als Chaussee erlebbar gestaltet.
Eine Hopfenpergola gibt dem Steg zwischen den Brauereien rÀumliche Gestalt und zeigt anschaulich den Grundstoff der Braukunst.

GENUSSLANDSCHAFT

Der Pfad des Epikur gestattet einen Spaziergang durch die Genussregion Oberfranken, frei nach der Philosophie des Epikur, das individuelle LebensglĂŒck zu suchen. Im Verlauf des Weges bieten sich an unterschiedlichen Orten kulturelle, kulinarische und gĂ€rtnerische GenĂŒsse: Konzerte, Lesungen, Bier- und Weingarten, Herzogkeller, KrĂ€utergarten, Wellness, Belvedere, Hopfen-pergola, Rosengarten und Blickachsen in die Landschaft.



A K T I E N B R A U E R E I

FĂŒr den Nutzungsbaustein des Hotel- und Tagungszentrums ist das GebĂ€ude-Ensemble der Aktienbrauerei vorgesehen.

Der Bestand des Ensembles besteht aus wertvollen, denkmalgeschĂŒtzten GebĂ€uden, die um einfachere GebĂ€ude ergĂ€nzt wurden. Der Bestand wird auf die wertvollen Backstein-GebĂ€ude zurĂŒckgefĂŒhrt und um Neubauten in Ziegel und Sandstein dergestalt harmonisch ergĂ€nzt, das ein Ensemble aus Einzelhausstrukturen im Sinne des Themas Weiterbauen entsteht.

RĂŒckgrat des Hotel- und GaststĂ€ttenbetriebs ist die innenrĂ€umliche Durch- FĂŒhrung des Pfades des Epikur, der als neuer fusslĂ€ufiger Weg in Form einer Hopfenpergola die Zentren des Quartiers verbindet. Auf Hofebene entsteht somit eine gleichermassen grosszĂŒgige wie klare Orientierungs- und Erschliessungsachse parallel zur LĂ€ngssachse des GebĂ€udeensembles, an der sowohl die Vertikalerschliessungen und Höfe (KrĂ€uter-Hof + Teich) liegen, aber auch die öffentlichen Genuss-Einrichtungen wie Foyer, Restaurant, Schalander oder Hotel-Bar.

Im 1. OG verbindet ein Steg die Hotelzimmer und Suiten im Altbau mit dem Neubau und dem Wellnessbereich im Sudhaus, der als ebenengleicher Bademantelgang ausgestaltet ist. Der Wellnessbereich staffelt sich in drei Geschossen im Sudhaus um ein innenliegendes Treppenhaus mit einer schwellenlose Anbindung an eine Wellness-Terrasse mit Kamin-Lounge ĂŒber dem Restaurant, die Ausblicke sowohl auf den FestspielhĂŒgel wie auch auf das Ensemble der Aktienbrauerei zulĂ€sst.

Der Hauptzugang des Hotels liegt auf der Hangseite mit einer Vorfahrt auf einem grosszĂŒgigen, halbrunden Platz, der im Wegesystem zum Herzog, zum Steg (Treppenkaskade) und zur GaststĂ€tte Herzog vernetzt ist. Ein „stiller“ Weg fĂŒhrt ĂŒber Treppen entlang des Wasserbalkens zu den Terrassen der Gewölbeebene und weiter bis zum Nordeingang des Hotelbereiches.

Ein kleines Entree empfĂ€ngt die GĂ€ste und leitet ĂŒber zum Treppenhaus und Aufzugsgruppe, die die Vertikalerschliessungen zum Tagungsbereich auf Gewölbeebene wie auch zum Hotelfoyer auf Hofebene darstellen.

Das Untergeschoss auf Gewölbeebene nimmt im nördlichen Bereich die Anlieferung, Lagerung und Entsorgung, sowie den WĂ€schebereich auf. Das darĂŒberliegende Souterrain bietet Platz fĂŒr Haustechnik, ist aber auch geeignet eine stille Verbindung BoH zwischen der KĂŒche und den einzelnen GebĂ€udeteilen bereitzustellen.

WĂ€hrend die Bar zum Hof orientiert ist, wird das Restaurant als lĂ€nglicher Raum parallel zur Hangkante verortet, um möglichst vielen RestaurantgĂ€sten die Möglichkeit des Ausblicks auf den FestspielhĂŒgel zu ermöglichen. Ein grosszĂŒgiger Freisitzbereich, dessen rĂ€umliche Strukturierung das Thema Logen weiterspinnt, ist dem Restaurant vorgelagert.

Die Lage des Restaurants bedingt funktional eine auf den ersten Blick eher ungewöhnliche Lage der KĂŒche auf der Ostseite, die sich nördlich anschliesst und mittels Aufzug und Treppenhaus an die LagerrĂ€ume darunter angebunden ist.

Dieser Bereich ist fĂŒr Hotelzimmer ohnehin eine eher ungĂŒnstige Lage, da wegen der NĂ€he zur GaststĂ€tte Herzog kein schöner Ausblick möglich ist. Dieser ist erst ab dem 1. Obergeschoss vorhanden. Eine Überdachung des Anlieferungsbereiches des Herzogs sollte grundsĂ€tzlich angedacht werden.

Das Erscheinungsbild nach Aussen wird im KĂŒchenbereich entsprechend angepasst, sodass keine störenden Faktoren wie Kunst-Licht oder Akustik auftreten werden.

FUNKTIONEN: FRONT / BACK OF THE HOUSE + KÜCHE

Den Empfehlungen fĂŒr die Phase II des Wettbewerbs ist zu entnehmen, dass der Auslober einerseits auf die FunktionszusammenhĂ€nge von KĂŒche und BĂ€ckerei, Erlebnisbrauerei, Tagungsbereich und Restaurant hinweist, andererseits steht die Übersichtlichkeit und Bequemlichkeit der WegefĂŒhrung und eine einfache Orientierung insbesondere fĂŒr den Hotelgast ebenso im Vordergrund.

Der vorliegende Entwurf beantwortet diese Aufgabenstellung mit einem klaren Bekenntnis fĂŒr die Benutzungs- und AufenthaltsqualitĂ€t des Hotels pro Gast. FĂŒr die GĂ€ste des Hotel- und des Tagungszentrums, sowie der Gastronomieeinrichtungen in der Aktienbrauerei verlĂ€uft der Hotelbetrieb, sowie die Ver- und Endsorgung nahezu unmerklich.

HierfĂŒr werden nur geringe Kompromisse zu den Funktionsanforderungen notwendig, die jedoch nur die direkte Anbindung von KĂŒche an BĂ€ckerei und Erlebnisbrauerei betreffen und sicherlich im Vergleich zur FunktionsnĂ€he von KĂŒche und Restaurant eine untergeordnete Rolle spielen. Ein BoH-Servicegang im Souterrain stellt nebst AufzĂŒgen die Erreichbarkeit von Erlebnisbrauerei und BĂ€ckerei zur KĂŒche sicher.

Das RĂŒckgrat der Erschliessung und Orientierung bildet nach wie vor der vom Steg in die Aktienbrauerei verlĂ€ngerte Pfad des Epikur, der das Hotel in LĂ€ngsrichtung gĂ€nzlich durchquert. Dieser innenliegende Boulevard könnte öffentlichen Charakter bekommen, denn die Hotelzimmer auf derselben Etage wie auch auf den anderen Ebenen sind nur ĂŒber Zugangskontrollen erschlossen (Authentifizierung mittels Zimmercodekarte bei AufzĂŒgen und Treppen).

Ganz bewusst erschliesst diese Achse neben den Hotelzimmern auch die Genusseinrichtungen wie Restaurant und Bar, sowie den Schalander. Aber auch der Hof, die Bibliothek, die Lobby sowie das Sudhaus sind an ihn angeschlossen. Auf diese Wiese entsteht ein kommunikativer Genuss-Korridor, der dem Hotel und Tagungszentrum einen gesellschaftlich lebendigen Charakter verleiht.

GĂ€nzlich ausschliessen kann man jedoch nicht, dass GĂ€ste auf reines Servicepersonal bei Ihrer Arbeit treffen. Hiermit sollte nach Auffassung der Entwurfsverfasser jedoch offensiv umgegangen werden, denn es spricht im Grunde fĂŒr das Genuss-Hotel, wie die jeweiligen Produkte in den Tagesablauf integriert werden. Braumeister, BĂ€cker, Wirt, Bartender und Pagen sollten so mit sicher, charmanten Auftreten auch zur Transparenz der jeweiligen Genuss-Destination beitragen. Hierzu zĂ€hlt auch ein entsprechende Kleidung und auch der sachliche Rahmen (Ausstattung der RĂ€ume, Verwendung charakteristische Maschinen; ggf. restaurierte Oldtimer als Servicefahrzeuge (Stichwort: Goodwood Revival, o.Ă€.)



A L T E M Ä L Z E R E I

FĂŒr den Nutzungsbaustein des Kongresszentrums ist das GebĂ€ude-Ensemble der Alten MĂ€lzerei vorgesehen.

Damit treffen rĂ€umliche, funktionale und technische Anforderungen auf ein denkmalgeschĂŒtztes GebĂ€ude, fĂŒr das seine innere Struktur nicht konzipiert worden ist. Diesen Widerspruch beantworten die Entwurfsverfasser mit einer klaren strategischen Entscheidung, die eine Teilung des Gesamtensembles in zwei Bereiche vorsieht: der sĂŒdliche Bereich der Maiselbrauerei, in dem auch das Brauereimuseum liegt, bleibt von Umbauten zugunsten von Kongress-Nutzungen unangetastet: der Charakter des Bierbrauereiwesens bleibt in diesem Bereich voll erhalten.

Der nördliche Bereich wird zu einem funktionsfĂ€higen Kongresszentrum umgebaut, der alle Anforderungen des Raumprogramms erfĂŒllen kann. Dies kann in aller Konsequenz jedoch nur erfolgen, wenn alle Einbauten, Trag-Konstruktionen sowie Geschossdecken zugunsten einer neuen GebĂ€udeflĂ€chen und -höhenstruktur entfernt werden. Das neue Kongresszentrum in der leeren HĂŒlle der historischen GebĂ€ude entsteht somit durch Integration und ErgĂ€nzung von neuen Bau-Körpern.

Die Entkernung der Altbauten betrifft auch das Kellergeschoss unter der Kongresshalle, deren kostenintensive Sanierung und brandschutztechnische ErtĂŒchtigung der Stahlkonstruktion und deren GrĂŒndung zugunsten eines neuen Kellergeschosses in Stahlbetonbauweise entfernt wird. Das Kongresszentrum erhĂ€lt damit neben einer angenehmen Raumhöhe im Foyer auch einen ebenerdigen, schwellenlosen Eingang vom Vorplatz der MĂ€lzerei, indem die drei Tore auf Platzniveau geöffnet werden.

Die Vertikalerschliessungen werden als separate Baukörper in den vorhandenen Volumina integriert: die Haupttreppe wird als Röhre in den Darreturm eingestellt, die AufzĂŒge bilden einen vertikalen Quader im Hof, eine vierlĂ€ufige Treppenanlage passt sich in den Langraum am Museum ein.

Der grosse Saal liegt ĂŒber dem Foyer innerhalb der historischen WĂ€nde der MĂ€lzerei, wo jedoch ein Raum in der gewĂŒnschten Grösse nicht vorhanden ist. In Verbindung mit den funktionalen Verbindungen der NebenrĂ€ume des Kongresszentrums (BoH: KĂŒnstlereingang; Anlieferung ĂŒber Maiselbrauerei-Hindenburgstrasse) ergibt sich somit ein T-förmiger ErgĂ€nzungsbau in Backstein, der sich bis zur Hinterkante des Schornsteins erstreckt. Dieser wird im Raum als identitĂ€tsstiftende, plastische Abbildung im Saal sichtbar.

Der Kongresssaal bildet sich im weitlÀufigen Foyer im Erdgeschoss als eigenstÀndiger Baukörper durch eine Lichtfuge zur historischen Fassade ab, dessen imposantes Entree auch die Zugangsfunktionen zum Brauereimuseum aufnimmt.

Der Kongressaal ist vielseitig und flexibel nutzbar. Er bietet auf einer FlĂ€che von 665 qm die Möglichkeit, an allen Seiten eine BĂŒhne aufzubauen und somit die verschiedensten Veranstaltungen zu privaten, kulturellen wie geschĂ€ftlichen AnlĂ€ssen. Mit einer Höhe von ca. 9,30 m ergibt sich optional auf drei Seiten die Möglichkeit des Einbaus einer Galerie, die noch mal zusĂ€tzliche PlĂ€tze aufnehmen könnte. Die Erschliessung ist hierauf ausgelegt.

Die im Bereich des Kongresszentrums ausgebauten Brauereimaschinen werden nach Möglichkeit als technische Spolien entweder an ihrem Ursprungsort wieder eingesetzt werden, oder in der Liegenschaft, bzw. Museum ausgestellt werden.



S T E G

KONSTRUKTIONSBESCHREIBUNG

Die Entwurfsverfasser schlagen als eine mögliche fusslĂ€ufige, ebenso mĂŒhelose wie behindertengerechte Verbindung von Alter MĂ€lzerei und Aktienbrauerei einen neuen, der Hangkante folgenden „Hopfensteg“ vor, der eine zu ĂŒberbrĂŒckende LĂ€nge von ca. 170 m aufweist.

Eine Reihe von Masten bildet dabei das statische RĂŒckgrat, an dem der tragflĂ€chenartig ausgebildete Stahl-Hohlkasten-Steg mit S-förmigem Grundriss aufliegt. An den Mastspitzen ist ein Stahl-HohlkastentrĂ€ger befestigt, der die filigranen Querfachwerke trĂ€gt. Sie bilden das GerĂŒst des Pflanzendaches. Die Enden dieser TrĂ€ger sind mit Stahl-GewindestĂ€ben zu den Erdankern verspannt. Die StegrĂ€nder werden mit den AbspannstĂ€ben verbunden und dadurch stabilisiert. Die Enden der DachquertrĂ€ger werden durch LĂ€ngsseile verbunden. Die Stahlkonstruktion erhĂ€lt eine Korrosionsschutz-Beschichtung, der Gehbelag könnte aus Epoxidharz mit Quarzeinstreuung hergestellt werden.

Diese elegante und kostengĂŒnstige Leichtbau-Konstruktion bildet somit insgesamt ein ebenso prĂ€gnantes wie charakterbildendes Element und steht als Signet fĂŒr beides: den Traditionsstandort Bayreuther Bierbrauereikunst und der ÜberfĂŒhrung des Industrieareals in eine zeitgemĂ€sse, quartiersĂŒbergreifende Destination.

MONTAGEVORGANG

Nach Niederbringen der GEWI-KleinbohrpfÀhle und Versetzen der vorgefertigten Stahlbeton-Fundamentplatten in das Kiesbett werden die Masten gestellt und durch Verspannung provisorisch gesichert.

Die Stegelemente werden von oben auf die Maste geschoben und auf den Rohrknaggen der Maste gelagert. Die LĂ€ngsstĂ¶ĂŸe der Stegelemente sind KeilsteckanschlĂŒsse. Nach dem Zusammensetzen des Steges wird das im Werk zusammengeschweißte DachgerĂŒst aufgesetzt und mit Spannschrauben an den Mastspitzen befestigt. Nach Anbringen und Verspannen der seitlichen SpannstĂ€be wird die provisorische Sicherung der Masten entfernt.



N A C H H A L T I G K E I T

Einer der wichtigsten Aspekte bei der Verleihung des PrĂ€dikates nachhaltig an ein GebĂ€ude ist die seines Erfolges, das den Erfolg des Gesamtprojektes massgeblich mitbestimmt. Es sollte das Ziel sein, dass ein GebĂ€ude seiner Zweckbestimmung möglichst nahe kommt und damit eine hohe Akzeptanz erreicht. Am nachhaltigsten ist ein Haus, wenn es fĂŒr die Nutzung, fĂŒr die es konzipiert worden ist, möglichst lange verwendet wird — denn damit sind automatisch die wichtigsten Aspekte im Lebenszyklus eines GebĂ€udes gefordert.

Vorraussetzung hierfĂŒr ist die ganzheitliche Betrachtung der GebĂ€udeplanung in ökologischer, ökonomischer und sozialer Hinsicht, welche in der Verantwortung des Architekten und seines Auftraggebers liegt.
Z.B. schafft die Verwendung der Materialien, ihren natĂŒrlichen Eigenschaften entsprechend, in Verbindung mit moderner Bautechnik aufgrund ihrer ökologischen Nachhaltigkeit einen ökonomischen Mehrwert.

Weiters verbraucht ein GebĂ€ude im Idealfall keine Energie, sondern produziert einen EnergieĂŒberschuss und wird damit zum Energie-Plus-Haus. Das Einsparen von Energie und die Verwendung regenerativer Energien kostet weniger und hat keinen belastenden Effekt auf die Umwelt. Kenntnisse modernster Technologien und ihrer Verwendung, sowie der bestehenden Umweltstandards, sind die planerische Grundlage fĂŒr die Realisierung eines nachhaltigen GebĂ€udes, dessen PrimĂ€rkosteneinsatz ĂŒber die Dauer des Lebenszyklusses eines Hauses mehr als ausgeglichen wird.
Regenerative Materialien brauchen weniger Energie in der Herstellung, bei BauverĂ€nderungen produzieren sie keinen SondermĂŒll und haben somit keinen negativen Effekt auf die Gesamt-Energiebilanz.
Die Gestaltung der RĂ€ume sollte fĂŒr die Gesundheit und das Wohlbefinden der sich darin aufhaltenden Menschen positiv sein und das zwischenmenschliche Leben und Arbeiten nachhaltig fördern. Nicht zuletzt definiert sich hierĂŒber die Akzeptanz und Nutzungsdauer eines GebĂ€udes und somit seine Nachhaltigkeit.
Erdgeschoss Aktienbrauerei

Erdgeschoss Aktienbrauerei

Ansicht Kulmbacherstrasse

Ansicht Kulmbacherstrasse

Ansicht Hindenburgstrasse

Ansicht Hindenburgstrasse

Abendperspektive Ankunftssituation Aktienbrauerei

Abendperspektive Ankunftssituation Aktienbrauerei

Hofsituation Aktienbrauerei

Hofsituation Aktienbrauerei

Innenraumperspektive Lobby - Altes Maschinenhaus

Innenraumperspektive Lobby - Altes Maschinenhaus

Erdgeschoss Alte MĂ€lzerei

Erdgeschoss Alte MĂ€lzerei

Ansicht Kulmbacherstrasse, Ansicht Nord-West

Ansicht Kulmbacherstrasse, Ansicht Nord-West

LĂ€ngsschnitt, Ansicht Nord-Ost, Querschnitt

LĂ€ngsschnitt, Ansicht Nord-Ost, Querschnitt

Innenraumperspektive Alte MĂ€lzerei

Innenraumperspektive Alte MĂ€lzerei