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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2011

Neubau John Cranko Schule

3. Preis

Nieto Sobejano Arquitectos

Architektur

Erläuterungstext

Tänzer haben, geleitet von der Choreographie, die Fähigkeit, mit Hilfe von Gestik, Ausdruck und Bewegung den Raum zu einer ganz eigenen Entfaltung zu bringen, wobei die Anmutung des Tanzes die Aufhebung der Gesetze der Schwerkraft zu versinnbildliche sucht. Die Beziehung von Körper und Raum sowie das Verständnis von Zeit, Rhythmus und Dynamik auch in der Architektur der John Cranko Schule erlebbar zu machen, war sowohl für die interne Organisation als auch für das Erscheinungsbild des Gebäudes im städtebaulichen Kontext der Schlüssel für unseren Entwurfsansatz.

Neben dem architektonischen Anspruch an die Funktionalität der Organisationsabläufe, die hohe Aufenthaltsqualität der Wohn-, Arbeits- und Gemeinschaftsräume, stellte insbesondere die exponierte Hanglage des Grundstücks, angrenzend an den Frischluftkorridor und in unmittelbarer Nähe der Konrad-Adenauer-Straße, dem kulturellen Mittelpunkt Stuttgarts, eine Herausforderung für den Neubau dar.

Während das Gebäude mit einem Nebeneingang für die Wohnnutzung von der Werastraße als zurückhaltender, eingeschossiger Baukörper wahrgenommen wird, zeigt sich am Urbanplatz die stadtbildprägende Erscheinung des Gebäudes in Form einer viergeschossigen Fassade, welche mit seiner rhythmischen Gliederung die dahinterliegenden Ballettsäle erkennen lässt und sich als Fenster zur Stadt präsentiert. Auf ähnliche Weise wird das extensiv begrünte Flachdach mit seinen großen, bepflanzten Höfen und den Oberlichtern als eine Erweiterung der angrenzenden, begrünten Frischluftschneise von höher gelegenen Aussichtspunkten des Stuttgarter Talkessels wahrgenommen. Dadurch, dass Bereiche des Gründachs den Schülern und Lehrern als Dachgarten zur Verfügung gestellt werden, die Terrassen vor den Akademiezimmern zurückspringen und der eingeschnittene Hof an der Nordfassade offen ist, wird die grüne Frischluftschneise bis in das Gebäude hinein erweitert und mit ihm verzahnt.

Das gesamte Raumprogramm wird in einem in Wohnnutzung, Verwaltung, Tanzausbildung, Service- und Probebühnenbereich gegliederten Solitärgebäude, mit Haupteingang am Urbanplatz, untergebracht. Der Probebühnenbereich, das Herzstück des Hauses, liegt annähernd auf dem Straßenniveau des Urbanplatzes, ist so von den Württembergischen Staatstheatern auf kürzestem Weg zu erreichen und schließt unmittelbar an den Eingangsbereich an, welcher über das langgestreckte Oberlicht im Dach eine besondere Akzentuierung durch von oben einfallendes Tageslicht erhält. Die konzeptionelle Einheit der acht Ballettsäle liegt über dem Eingangsbereich zusammenhängend auf drei Ebenen, die über eine großzügige Treppe erschlossen werden können. Zusätzlich wird der gesamte Vorbereich der Ballettsäle räumlich und visuell über großzügige Lufträume miteinander verknüpft, so dass schon im Vorraum die künstlerische Atmosphäre des Tanzes durch die zahlreichen Blickverbindungen unterstützt und veranschaulicht wird.

Während Besucher die Verwaltungsbereiche und die Bibliothek auf der Ebene 4 nach Passieren der Pforte direkt über einen Aufzug erreichen können, gewährleistet eine kontinuierliche Raumfolge auf den Ebenen 4 und 5, dass die Ballettlehrer und Verwaltungsmitarbeiter zügig, ohne den zentralen Eingangsbereich zu kreuzen, zu den Ballettsälen gelangen. Die Wohnbereiche mit der Akademie und dem Internat auf den Ebenen 4 und 5 sind im Bereich der Werastraße untergebracht. Sie erhalten durch einen großen privaten Hof den Ausblick auf die Frischluftschneise (Akademiezimmer) und mit der Zugangsmöglichkeit zu dem Dachgarten eine sehr hohe Aufenthaltsqualität. Gleichzeitig wird durch die klare Trennung von den anderen Nutzungsbereichen eine geschützte und intimere Atmosphäre garantiert. Genau an der Schnittstelle zwischen Wohnbereich und Tanzausbildung liegt der Speisesaal mit Küche und Nebenräumen auf Ebene 3 mit einer direkten Anlieferung über den Lastenaufzug, welcher bei Veranstaltungen auch eine Verbindung zum Eingangsbereich ermöglicht.

Um den jeweiligen Zonen des Gebäudes einen eigenen Charakter zu geben und ein freundliches Arbeits- und Wohnumfeld zu schaffen, mit dem sich die Schüler und Lehrer identifizieren können, schlagen wir vor, neben dem extensiv begrünten Dach, den unterschiedlichen Höfen und Oberlichtern, eigene Farbthemen an bestimmten Stellen im Haus zu verteilen (z.B. Sichtschutzvorhänge in den Ballettsälen etc.). Während die Außenwandscheiben in Weißbeton ausgeführt werden sollen, werden die zurückspringenden Fassaden durch aluminiumverkleidete Brise-Soleil gegliedert, wobei ein zusätzlicher variabler Sonnen- und Blendschutz in Form von verdeckten Außenrollos vorgesehen ist.

Neben so bedeutenden kulturellen Einrichtungen wie der Neuen Staatsgalerie, dem Hauptstaatsarchiv und den Württembergischen Staatstheatern, um nur einige zu nennen, bietet sich der Stadt Stuttgart die einmalige Möglichkeit, mit dem Neubau der John Cranko Schule die Kulturmeile um ein zukunftsorientiertes Tanzzentrum des 21. Jahrhunderts zu erweitern und als Aushängeschild für eine ausgezeichnete Tanzausbildung zu präsentieren.

in Zusammenarbeit mit:
Bauingenieure: GSE Ingenieur - Gesellschaft mbH Saar, Enseleit und Partner, Berlin, P2B Planungsgruppe Berlin Brandenburg GmbH
Modellbau: Fernando González Modellbau