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Verhandlungsverfahren | 05/2011

Wiederaufbau der Garnisonkirche Potsdam Planungsleistungen von Architekten und Ingenieuren (1. BA Turm) Verhandlungsverfahren mit Lösungsvorschlägen

Zuschlag / ARGE Wiederaufbau Garnisonkirche Potsdam

HILMER SATTLER ARCHITEKTEN Ahlers Albrecht Gesellschaft von Architekten mbH

Architektur

Architekturbüro Selle

Architektur

BERNARD UND SATTLER Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

KRONE Ingenieure GmbH

Brandschutzplanung, Tragwerksplanung

Innius DÖ GmbH

TGA-Fachplanung

Müller-BBM Building Solutions GmbH

Akustikplanung, Bauphysik, Immissionsschutzplanung

BBiG Brandenburger Baugrundingenieure und Geotechniker GmbH

Bauingenieurwesen, Geologie

Malon und Cuda Vermessungsbüro

Vermessungswesen

Erläuterungstext

Leistungsbereiche und Beteiligte der ARGE

Objektplanung
Hilmer & Sattler und Albrecht
Gesellschaft von Architekten mbH, Berlin
Architekturbüro Selle, Berlin
Ingenieurbüro Dipl.-Ing. Thomas Bolze, Potsdam

Freianlagenplanung
Bernard und Sattler
Büro für Landschaftsarchitektur GbR, Berlin

Tragwerksplanung, Brandschutz
Krone Hamann Reinke Ingenieurbüro GmbH, Berlin

Technische Gebäudeausrüstung
INNIUS DÖ GmbH, Dresden

Bauphysik, Schallschutz, Raumakustik
Müller-BBM GmbH, Berlin

Bodenmechanik, Erdbau, Grundbau
BBiG Brandenburger Baugrundingenieure
und Geotechniker GmbH, Potsdam

Vermessung
Malon und Cuda Vermessungsbüro, Potsdam

ERLÄUTERUNG DES LÖSUNGSVORSCHLAGES
ARCHITEKTUR

Der hohe Andachtsraum im Sockel des Turmes vermittelt den Eindruck einer neuen gelassenen Einfachheit, die in ihrer Materialität und handwerklichen Ausführung jedoch keinen Bruch mit der Rekonstruktion der Kirche von Philipp Gerlach bewirkt. Die flachgewölbte Decke orientiert den Raum durch eine Überhöhung des angrenzenden Gewölbefeldes in Richtung des zukünftigen Kirchenschiffes und drückt dadurch eine Erwartung aus. Im Endzustand reduziert die Orgel die Lichtfülle und es entsteht der zukünftig nachgeordnete Winterkirchenraum. Das Deckenauge über dem Andachtsraum wird mit semi-transparentem und begehbarem Sicherheitsglas geschlossen.

Das Erschließungssystem im Bauabschnitt 1 ist so gewählt, dass später mit vergleichsweise geringen Veränderungen das Kirchenschiff ebenerdig an drei Stellen und auf den beiden Emporenebenen an jeweils zwei Stellen mit erschlossen werden kann. Die Nutzungszuordnung der Räume vor der Fertigstellung des Kirchenschiffs ist zeichnerisch dargestellt. Während der Bauzeit des Kirchenschiffes können mit entsprechenden Schutzvorkehrungen alle Funktionen im Turm aufrechterhalten werden. Lediglich der Weg vom westlichen Treppenhaus ins Freie führt zeitweilig über den Andachtsraum. Die Türöffnung auf der Nordseite könnte für Baustellenbesichtigungen genutzt werden.

Nach Fertigstellung des Kirchenschiffes ist im bis dahin nicht öffentlich genutzten Westflügel durch geringfügige Wandveränderungen im Erdgeschoss sowie den Obergeschossen 1 und 2 die Raumsituation annähernd spiegelbildlich zum öffentlich genutzten Ostflügel zu verändern. Die Verlagerung dadurch entfallender Nutzflächen wird durch den Umzug der Seminarräume in das Dachgeschoss über dem Kirchenschiff möglich, da im Mezzanin dann Lagerräume aus der Emporenebene 2 untergebracht werden. Dann sollen die provisorisch an der Ost- und Westseite des Mezzanin eingefügten Rundfensteröffnungen entsprechend der bauzeitlichen Situation wieder verschlossen werden. Bei einem weniger repräsentativen Anspruch an den Andachtsraum und damit an die Raumhöhe, könnte durch die in Emporenebene 2 gewonnene Nutzfläche die bisher nach Fertigstellung des Kirchenschiffes im Westflügel vorgesehene Grundrissanpassung hinfällig werden.

Als Aussichtsplattform wird die Glockenspielebene angesehen, die bei einer gesicherten Austrittsmöglichkeit, erschlossen durch zwei Fluchttreppen, die beste Aussicht bietet. Der Besucherverkehr ist bei Betätigung des großen Geläuts zu unterbrechen. Die Barrierefreiheit ist durch Aufzüge vom Erdgeschoss bis zur Aussichtsplattform gewährleistet.

Neue Linden flankieren - wie im historischen Bild - den Kirchenbau zur Breiten Straße. Das Turmumfeld wird als ebenengleicher Bürgersteig aus Granitplatten-Bändern hergestellt. Darin können historische Straßeneinmündung wie auch freigelegte Fundamente subtil integriert werden.

TRAGWERK

Die Baustoffe werden sowohl hinsichtlich bautechnischer Eignung als auch dem Gesichtspunkt einer potentiellen Ausführung durch regionale Handwerksbetriebe gewählt. Die Wände werden als Ziegelmauerwerk mit gegenüber dem historischen Bauwerk reduzierten Querschnitten erstellt, die Sandsteinelemente werden traditionell mit dem Ziegelmauerwerk verbunden. Lösungsvorschlag 1 sieht eine einschalige Mauerwerkskonstruktion mit einer vollständigen Ausführung von Vollziegeln vor; die energetischen Anforderungen werden durch entsprechende Wanddicken von 150 bis 200 cm gewährleistet. Der Wandaufbau für Lösungsvorschlag 2 wird 3-schalig ausgeführt, Außenschale jeweils mit Vollziegeln und Innenschale mit Hochlochziegel, welche durch Binder schubfest verbunden sind. Die besseren Wärmedämmeigenschaften der Hochlochziegel lassen gegenüber Lösungsvorschlag 1 eine reduzierte Wanddicke von 75 bis 125 cm zu. Jeweils für beide Lösungsvorschläge kommt bei besonderen raumbezogenen energetischen und raumklimatischen Erfordernissen eine innenseitige Wärmedämmung zur Ausführung. Neben statischen Beanspruchungen aus Konstruktion und Wind werden dynamische Einwirkungen aus dem Glockenspiel in der Bemessung berücksichtigt. Treppenraum und Aufzugsanlage werden in den Mauerwerkswänden integriert, die Mindestquerschnittsdicke des Mauerwerks beträgt 75 cm.

In den seitlichen Sockelbauten werden Holzbalkendecken konzipiert, bei Ausführung unverkleideter Holzbalken wird die Feuerwiderstandsdauer durch Heißbemessung nachgewiesen, die Abmessungen resultieren insbesondere aus Nachweisbedingungen der Gebrauchstauglichkeit, Nutzungseinschränkungen aus Verformungen und personeninduzierten Schwingungen sind ausgeschlossen. Für die Decke über dem Andachtsraum, der Ausstellung im Turmbereich und unterhalb des abzufangenden Turms werden aus Stahlbeton mit hoher Tragfähigkeit ausgeführt. Die Decke über dem Andachtsraum erhält dabei an der Unterseite eine mit dem Beton im Verbund liegende Schale ZiegeImauerwerk. Turm werden Holzbalkendecken mit Brandschutzverkleidung vorgesehen. Die Treppen im Sockelbau sind massiv und die im Turm als Stahlkonstruktion geplant. Das Turmhaupt wird als mit Blech verkleidete Holzkonstruktion nach historischem Vorbild rekonstruiert.

Der Baugrund wird nach vorliegenden Kenntnissen zur Geologie am Standort mit ca. 3 m Auffüllung, ca. 5 m Torf und ab ca. 8 m mit tragfähigen Sanden angesprochen; der Grundwasserspiegel steht ca. 2 m unter Gelände. Das Bauwerk wird mit wenigen mantelverpressten Großbohrpfählen von 150 cm Durchmesser und einer Teufe von 25 bis 30 m tiefgegründet; der Lasteintrag aus dem Hochbau erfolgt über einen Trägerrost mit einer Konstruktionshöhe von 175 cm, die Gründung liegt somit oberhalb des Grundwassers, eine aufwendige Baugrube ist somit nicht erforderlich. Die Bodenplatte mit 50 cm Querschnittsdicke spannt zwischen dem Trägerrost. Der Eingriff in die historische Gründung wird minimiert, außerhalb des Trägerrostes können die verbleibenden historischen Gründungselemente in archäologischen Fenstern mit begehbarem Sicherheitsglas gezeigt und ein unmittelbarer Bezug zum historischen Bauwerk hergestellt werden.

HAUSTECHNIK

Es soll eine bivalente Beheizung mit Erdgas und Wärmepumpe zum Einsatz kommen. Zur Deckung der Grundlast soll eine Wärmepumpe eingesetzt werden, als Wärmequelle wird oberflächennahe Geothermie genutzt. Damit werden niedrige Betriebskosten sichergestellt, die gesetzlichen Forderungen der EneV und des EEWärmeG eingehalten. Zur Deckung der Grundlast des Wärmebedarfs wird eine Flächenheizung in der Kirche installiert. Im Andachtsraum können Bodenkonvektoren vorgesehen werden, die eine zusätzliche Bedarfsaufheizung abdecken können. Weitere Bereiche werden mit statischen Heizflächen ausgerüstet. Für die Seminarräume, das Café und die Sanitärbereiche werden Lüftungsanlagen vorgesehen.
Darstellung: Hilmer & Sattler und Albrecht

Darstellung: Hilmer & Sattler und Albrecht