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Einladungswettbewerb | 11/2011

Wohnen und Arbeiten am Sonninkanal

1. Preis

KPW Papay Warncke Vagt Architekten PartG mbB

Architektur

Erläuterungstext

Das Bebauungskonzept orientiert sich in seiner Höhen- und Gestaltausbildung einerseits an dem Stadtbildprägenden Bestandsgebäude des Alten Sonninhofes und anderseits an der für Hamburg typischen Bautypologie für die Bebauung der Kanal- und Fleetkanten. Ziel ist es daher, die Fleetkante baulich in geordneter Flucht mit dem prägenden Material Backstein und einer homogenen Gestaltausbildung zu besetzen, aber auch Zugangsmög-lichkeiten zur Fleetkante und zur direkten Wasseroberfläche über Pontons zu ermögli-chen.

Das Grundstück im Anschluss an den historischen Sonninhof wird somit in drei Abschnitte gegliedert, sodass zwei übergeordnete Erschließungsplätze als Zugänge zu den Wohnge-bäuden und zur Kanalkante entstehen. Im Süden erhält der Alte Sonninhof an seiner nördlichen Brandwand ein an den Trauf- und Firsthöhen geometrisch exakt anschließen-des Wohngebäude in der Hoftypologie des Sonninhofes. Die ersten drei Ebenen des Hofes beherbergen die als Baulast übertragenen Stellplätze des Alten Sonninhofes, während der äußere Ring des Gebäudes und die oberen Geschosse gut belichtete Wohnungen auf-nehmen. Auf diese Weise werden die nachträglich eingeschnittenen Hoffenster des Alten Sonninhofes gewahrt und das Parkhaus im Inneren des Hofes integriert, sodass es stadt-räumlich nicht wahrgenommen wird. Das Gebäude wird geprägt von der Nutzung Woh-nen und einzelner Gewerbeflächen im Erdgeschoss und zur Platzfläche. Die Staffelrück-sprünge nehmen die Kubatur des Alten Sonninhofes auf und komplettieren den jahrzehn-telang als Fragment erscheinenden Sonninhof zu einem Gesamtblock.

An der Nordkanalstraße entsteht mit einer leichten Überhöhung das nördliche Auftaktge-bäude als Pendant zum Sonninhof. Das als Hotel konzipierte Gebäude, welches im Erdge-schoss alternativ auch eine Einzelhandelsnutzung aufnehmen könnte, bildet die Schallab-schirmung für die anschließenden Wohngebäude und die zeichenhafte Adresse an der hoch frequentierten Nordkanalstraße. Zusammen mit dem Sonninhof entsteht eine Art Klammer, eine Mitte zwischen den beiden Erschließungsplätzen, in der auf einem Sockel drei Wohngebäude mit privat genutzten Wohnhöfen entstehen.

Der Sockel beherbergt den gewaltigen Bedarf an Stellplätzen, Fahrradstellplätzen und Kellerersatzräumen, sodass eine Tiefgründung vermieden werden kann. Zudem ermög-licht er eine räumliche Abgrenzung der privaten und begrünten Wohnhöfe. Wie eine ab-gehobene Insel werden diese Wohngebäude außen von öffentlichen Wegen umringt, während das Innere den Bewohnern vorbehalten wird. In der Mitte öffnet sich als Plateau ein Hof bzw. die Fuge zwischen den beiden Gestaltprägenden, U-förmigen Hofgebäuden zum Wasser, sodass eine Hierarchie der Ausrichtung der Gebäude und der Freiflächen nach Südwesten zum Sonninkanal entsteht. Daher bildet das Riegelartige Wohngebäude mit geförderten Wohnungen zur Sonninstraße einerseits eine Art Rücken aus, sodass ein räumlicher Abschluss für diese Mitte entsteht, während es anderseits durch eine klare Orientierung die beiden Plätze und die Zugänge zum Wasser stärkt und dem Quartier östlich der Sonninstraße eine übergeordnete Struktur für weiteren Wohnungsbau ver-leiht. An der Sonninstraße entsteht im Wechsel mit den Hauszugängen eine Nutzung für kleines Gewerbe bzw. loftartiges Atelierwohnen im Erdgeschoss. Die durch den Sockel entstehende Überhöhe verleiht diesem Erdgeschoss einen städtischen Charakter und fle-xibel nutzbare Flächen, die sich über das Maisonetteprinzip auch mit den oberen Ge-schossen verbinden lassen.

Das gesamte Quartier ist so konzipiert, dass alle 1. und 2. Rettungswege durch einfache bauliche Lösungen der Treppenräume sichergestellt werden und daher ohne die Anleiter-funktion der Feuerwehr auskommt. Die Feuerwehr nutzt als Angriffsfläche bzw. Aufstell-fläche für Rettungseinsätze die beiden Platzflächen, von denen gem. HBauO alle Erschlie-ßungskerne in weniger als 50 m erreicht werden können. Auf diese Weise wird vermie-den, dass die Feuerwehr mit seinen aufwändigen Wenderadien und Rampenanforderun-gen auf das Sockelgebäude fahren muss und auch am Kanal effiziente Dreispänner zur Hofabgewandten Seite, also auch ausschließlich zum Fleet hin orientierte Wohnungen entstehen können.

An der Fleetkante entsteht ein hoch attraktiver Erschließungsweg, der wie an der Sonnin-straße im Erdgeschoss von kleinteiligen Gewerbenutzungen bzw. Atelierwohnen mit einer räumlichen Überhöhe gesäumt wird. Große Freitreppen an den Erschließungsplätzen symbolisieren den Übergang in das Quartier, welches sich strukturell über die Sonnin-straße hinweg entwickeln kann. Im Bereich der Plätze erhält die Fleetkante zudem für Hamburgs Fleete typische Freitreppen hinunter zur Wasseroberfläche, wo mittels Ponton-anlagen der direkte Zugang zum Wasser ermöglicht wird. Die Pontons ermöglichen dar-über hinaus die Erreichbarkeit bzw. Bereitstellung von Schiffsanlegestellen und einen weiteren Erschließungsweg am Wasser vor dem Alten Sonninhof nach Süden. So entsteht eine übergeordnete Wegeverbindung am Wasser, ohne dass in den denkmalgeschützten Bestand des Alten Sonninhofes eingegriffen werden müsste.

Das Stellplatzkonzept sieht für die Freiräume ein autofreies Quartier vor, sodass neben dem Anschlussgebäude am Alten Sonninhof alle Stellplätze in zwei Garagenebenen un-tergebracht sind. Die Ebenen werden jeweils autark von der Sonninstraße über kurze Rampen erschlossen. Die untere Ebene ist baurechtlich als halb eingegrabenes Unterge-schoss konzipiert, sodass keine Tiefgründung im Wasser erforderlich ist. Die obere Ebene ist ein Sockelgeschoss, welches im Erdgeschoss von attraktiven Nutzungen auf Straßen-, Platz- und Fleetkantenhöhe umringt wird und somit stadträumlich nicht in Erscheinung tritt. Die Dachfläche dieses Sockels wird als Gartenplateau für die privaten und begrünten Wohnhöfe genutzt und erzeugt damit für die Wohngebäude einen angemessenen Maß-stab und eine hohe Freiraumqualität. Oberhalb des Sockels verfügen die Wohngebäude über fünf Vollgeschosse und einem Staffelgeschoss, welches sich nur nach innen zu den Innenhöfen staffelt. Auf diese Weise wird einerseits eine urbane und für Hamburg typi-sche Fleetkante erzeugt und anderseits eine maßstabsgerechte und hoch attraktive Wohnraumergänzung als zukunftweisende Initialzündung für die City-Süd geschaffen.


Material- und Fassadenkonzept

Ziel ist es, in Analogie zum Alten Sonninhof ein Hafentypisches bzw. Fleettypisches, ho-mogenes Quartier mit dem Material Backstein zu konzipieren, welches aber dennoch über großzügige Verglasung verfügen kann, um einerseits die neue Nutzung Wohnen ablesbar zu machen und anderseits für die Wohnungen selbst attraktive und helle Innenräume zu schaffen. Erzeugt wird dies über ein Fassadenspiel von unterschiedlich langen und teil-weise geschlossenen Backsteinbrüstungen für die Balkonzonen der Wohnungen, die der nahe zu voll verglasten bzw. elementierten und tiefer liegenden Fassadenschicht vorge-lagert sind. Auf diese Weise entsteht eine tageszeitlich sich veränderte Fassadengestalt. Während am Tage das Material Backstein dominiert, wird am Abend die zweite, von In-nen beleuchtete Fassadenschicht präsent und verleiht der heute noch von Bürobauten dominierten City-Süd einen bewusst bewohnten und lebendigen Charakter und dem Stadtteil eine neue Ausrichtung als innerstädtischer Wohnstandort.