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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2011

Neubau der IGS Wilhelm Bracke

Baumhaus

Baumhaus

1. Preis

springmeier architekten gbr

Architektur

lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner gmbh

Landschaftsarchitektur

Kofler Energies Ingenieurgesellschaft mbH

Energieplanung

M+L Tragwerksplanung

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Idee
Kinder verbringen einen wesentlichen Teil ihres Lebens in der Schule. Besonders im Rahmen des Konzeptes der IGS erfüllen dabei nicht allein Lehrpläne, sondern auch die Gestaltung des Umfeldes einen didaktischen Auftrag.
Das Grundstück wird geprägt durch die Schwellensituation am Ortsrand der Weststadt im Übergang zur gestalteten Landschaft. Dabei erfordern die Schülerzahl, das soziale Umfeld, die komplexen Nutzungen und deren zugeordnete Freiräume einen differenzierten Umgang mit den Ressourcen des Grundstücks.
Ziel der Konzeption ist es, ein Gebäude zu entwickeln, dass als offenes zeitloses Haus einen dauerhaften und zuverlässigen Ort definiert und den Funktionen ebenso gerecht wird, wie einer anregenden Atmosphäre für Lernen, Lehren und Leben.

Räumliche Disposition I Nutzung | Das Gebäude definiert den Übergang zwischen Bebauung und Landschaft durch einen einfachen kubischen Baukörper, dem Raumgruppen entsprechend zu einer überschaubaren Abfolge von Höfen und Bebauung transformiert wird.

Im Wechsel von Individualität und Gemeinschaft generiert die einfache Struktur der kompakten Bebauung durch Einschnitte und Ausblicke den Nutzungseinheiten zugeordnete Innen- und Außenräume unterschiedlicher Ausrichtung und Qualität, die durch eine ost-westgerichtete Erschließungsachse verbunden sind.

Es erfolgt eine klare Funktionszuordnung unter Berücksichtigung einer Balance zwischen geregeltem Unterrichtsgeschehen und persönlicher Freiheit: Im Sinne der Konzeption der IGS beheimaten sich die Jahrgangsfamilien in einzelnen Häusern. Als geschossweise Lofts gruppieren sich die Klassen als individuelle Adresse um eine vielseitig, z.B. als Pausenfläche, Projektraum oder Kommunikationsebene nutzbare Mitte mit räumlichem Bezug zum Hof.

Der westliche Gebäudeteil beherbergt die gemeinschaftlich genutzten Fachunterrichtsräume, die Verwaltung sowie Einrichtungen wie Mensa, Aula und gemeinsame Pausenhalle, die durch offene, temporär verschließbare Übergänge vielfältig bespielbar sind. Die naturwissenschaftlichen Räume sind im 2.OG untergebracht mit kurzen Wegen für erforderliche Entlüftung. Zur Nach- und Vorbereitung des Unterrichts orientiert sich das Selbstlernzentrum von den belebten Flächen abgeschirmt nach Süden mit kurzer Verbindung zum Lehrerbereich und zur Stadtteilbibliothek.

Verbindendes Element ist ein mehrgeschossiger Luftraum der abwechslungsreiche Ein- und Durchblicke ermöglicht. Hier lagert sich der Haupteingang an.
Während die Unterrichtsräume zurückhaltend mit neutralen Raumproportionen gestaltet sind, akzentuieren sich die Gemeinschafts- und Freizeitflächen durch Offenheit und freie Geometrien. Besonders abenteuerlustige Schüler können nach Unterrichtsschluss den einem Baumhauses entlehnten Freizeitbereich erklimmen mit Blick über die Pausenhalle.

Gestaltung I Materialität | Das Thema des Wechsels zwischen Individualität und Gemeinschaft spiegelt sich auch in der Gestaltung wieder. In Abwägung von prägen Unterhalts- und Erstellungskosten dauerhafte, nachhaltige und umweltfreundliche Materialien das Bild der Schule.

Transparente Glasmetallelemente mit feststehenden Metallpaneelen und variablen Verschattungselementen im Wechsel mit monolithischen Oberflächen aus hellem Ziegel beleben die äußere Erscheinung und unterstreichen die Idee eines beständigen zuverlässigen Ortes. Helle heimische Hölzer in Verbindung mit farbig gestalteten Wand- und Fußbodenoberflächen schaffen eine Atmosphäre von Offenheit und Kommunikation im Inneren.

Kontrastierend zum im Wesentlichen zurückhaltenden Materialkanon ist das „anarchische“ über dem Geschehen schwebende Baumhaus gleichsam aus grauem Treibholz zusammengesetzt.

Freiflächen

Die Freiraumgestaltung knüpft an die Struktur des Hochbaus an und entwickelt ein Spiel von or-thogonal geschnittenen und unterschiedlich gefüllten Feldern, das sich über das gesamte Areal hinweg erstreckt.
Das Pattern variiert in Größe, Materialität, Struktur und Höhe. Es zeigt sich als steinerner Hof, weicher Sportbelag oder knirschender Kies für die intensiven Nutzungen. Es wird aber auch mit strapazierfähigem Schotterrasen, freier Wiese, dichtem Blütenfeld oder reinigendem Schilfpaketen belegt - vegetative Bilder von optischer Dichte, die mit einer ihnen eigenen Lässigkeit das Ordnungsprinzip überlagern und so eine ungewöhnliche wie attraktive, der Randlage angemessenen wie strapazierfähige Eingrünung bilden.

Eingespannt in das Pattern können trotz der Enge des zur Verfügung stehenden Raumes die gewünschten Freiraumnutzungen verortet und – falls erforderlich – im Laufe der Jahre flexibel weiterentwickelt und sogar ausgetauscht werden. Die übergeordnete räumliche Struktur bilden Baumblöcke, unter deren Kronen ergänzend filigrane Regendächer angeordnet werden können – Ort für Treff, Freiraumunterricht oder auch als umschlossener Raum für Geräte und Sondernutzungen.

Blickfang in den gefassten Höfen bilden die in Form von Großmöbeln eingestellten „Art-Boxen“ – skulpturale Elemente mit besonderem Wiedererkennungswert und der Option zu unterschiedlichen Füllungen – als Sitzmöbel mit Witterungsschutz, als Kletter- und Spielgerät oder nur als berankte Pergolenstruktur. Anfallendes Niederschlagswasser wird in flachen offenen Rinnen und Rigolen nach Norden zu einem eingesenkten Retentionsbereich geführt und kann dort von dichten Schilfpaketen gefasst versickern.

Energiekonzept

Der rationelle Einsatz von Architektur und Gebäudetechnik soll den Energiebedarf des Hauses senken. Bauliche Maßnahmen haben den Vorzug vor technischer Ausstattung: Dabei sind Behaglichkeit, langfristige Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz Leitlinien der Planung für das Gebäude und die technische Gebäudeausrüstung. Einfache bauliche Lösungen z.B. mäßige Fensterflächen, offene Speichermassen, Öffnungen zur Nachtlüftung, ein guter außenliegender und raumweise einstellbarer Sonnenschutz und Tageslicht in fast allen Bereichen werden bevorzugt.

Der winterliche Wärmeschutz erfolgt über Dämmmaßnahmen im Passivhausstandard mit Dreifachverglasung. Wärme wird umweltfreundlich über Fernwärme als Abwärme aus der Stromproduktion bereitgestellt. Somit ist die Umweltbelastung geringer als bei der Nutzung von konventionellen Wärmeerzeugern und auch geringer als bei der Nutzung von Wärmepumpen.

Das Gebäude soll bis auf wenige Nebenräume mechanisch belüftet werden (Passivhaus). Die Zuluft wird auch an kalten Tagen in der Wärmerückgewinnung ohne weitere Nachheizung ausreichend vorgewärmt und kann an heißen Tagen adiabat vorgekühlt werden. Die Luftverteilung im Gebäude erfolgt mit geringer Untertemperatur, so dass auch Räume mit innerer Wärmelast nicht so schnell Wärme ablüften oder kühlen müssen. Im Sommer unterstützt die Lüftungsanlage die Nachtlüftung für die auch RWA-Klappen genutzt werden können.

Dabei werden verschiedene Bereiche sinnvoll zusammengefasst: So ist je ein Lüftungsgerät je Klassenhaus vorgesehen, dass über einen zentralen Schacht die einzelnen Geschosse auf kurzem Wege anbindet. Die weitere Verteilung erfolgt klassenraumseitig unter der Decke. Gleichermaßen werden die Fachunterrichtsräume zusammengefasst. Dabei liegen die naturwissenschaftlichen Räume im obersten Geschoss, so dass deren lüftungsintensive Einrichtungen (Digestorien,…) einfach angebunden werden können.

Die Mensa erhält eine separate Lüftung, ebenso die Aula, die bei Bedarf auch gekühlt werden kann. Die Warmwasserbereitung erfolgt für die größeren Verbraucher zentral mit Fernwärme. Die Energie-kosten (Arbeitspreis) sind auch bei Wärmeverlusten geringer als bei elektrischer Bereitstellung. Lüftungsgeräte sind auf dem Dach in flacher Ausführung vorgesehen.

Der geringe Grundwärmebedarf der Räume an sehr kalten Tagen vor Beginn oder bei nur schwacher Nutzung wird über kleine schnell reagierende und im Raum frei positionierbare Heizkörper gedeckt. Dies weicht zwar etwas von der Idee des Passivhauses mit reiner Luftheizung ab, der Luftwechsel über die Lüftungsanlage kann dann aber anders als beim Verzicht auf Heizkörper, nach der eingestellten und gemessenen Luftqualität und Präsenz minimiert oder abgeschaltet werden. Dadurch wird der Strombedarf zur Luftbewegung gemindert.

Kälte wird nur für die Lüftung der Aula und IT-Schwerpunkte benötigt und auf einem Temperaturniveau von 15°C aus einem Verdunstungshybridkühler bereitgestellt. IT-Geräte erhalten direkt am Schrank montierte Kühler, so muss nicht der gesamte Raum gekühlt werden. Die Kühlung erfolgt fast ganzjährig im Freikühlbetrieb.

Auch die elektrische Ausstattung folgt den Leitlinien von Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz. Die Beleuchtung wird auf die Raumnutzung abgestimmt und soll nach Tageslichteinfall und Präsenz geregelt werden. Es ist davon auszugehen, dass zur Bauzeit LED-Technik die wirtschaftlichste und im Energiebedarf beste Technologie sein wird. Zusammen mit dem lichtlenkenden Sonnenschutz wird so ein sehr geringer Energiebedarf für Licht notwendig.

Der Sonnenschutz ist raumweise einstellbar, wird aber außerhalb der Nutzungszeiten und bei Starkwind (im Sommer sehr selten) zentral gesteuert, um Überhitzung nach sonnigen Wochenenden zu vermeiden. Auf den freien Dachflächen können vom Bauherren oder durch Dritte (Vermietung) Fotovoltaikanlagen installiert werden. Eine extensive Dachbegrünung, vermindert die Bemessungswerte für Niederschlagswasser und verringert durch seine Pufferwirkung die Kühl- und Heizlasten.
springmeier architekten Perspektive Baumhaus

springmeier architekten Perspektive Baumhaus

springmeier architekten Perspektive Eingang

springmeier architekten Perspektive Eingang

springmeier architekten Lageplan

springmeier architekten Lageplan

springmeier architekten Grundriss EG 200

springmeier architekten Grundriss EG 200

springmeier architekten Detail 20

springmeier architekten Detail 20

springmeier architekten Modellfoto

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