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Offener Wettbewerb | 08/2011

Neukonzeption des Plenarbereichs - Niedersächsischer Landtag

Außenperspektive

Außenperspektive

Anerkennung

Fritzen + Müller-Giebeler Architekten BDA

Architektur

g + w ingenieurplanung Beratende Ingenieure für das Bauwesen GmbH

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Erläuterung Städtebau und Architektur

Grundsätzliches:
Eine Neukonzeption des Plenarbereiches mit den in der Wettbewerbsauslobung formulierten Raumqualitäten, energetischen Nachhaltigkeitstandards und funktionalen Anforderungen gemäß dem heutigen Selbstverständnis des Parlaments, insbesondere die grundsätzliche Änderung des Tageslichtbezuges, kann im bestehenden Plenarbereich nicht umgesetzt werden, ohne die wesentlichen Ansätze des introvertierten, klausurartig geschlossenen Oesterlen-Entwurfes zu verleugnen, ohne diesen so stark zu verfremden, dass die ursprüngli-chen Kernideen konterkariert würden.
Ein Abriss und Neubau des Plenarbereiches erscheint daher in Abwägung zwischen Denk-
malerhalt und Programmumsetzung konsequent und richtig. Für den vorhandenen Foyerbe-reich mit Lichthof bietet sich jedoch ein Erhalt und behutsamer Umbau an.

Architektur:
Das Leineschloss als gelebter Ort der parlamentarischen Demokratie soll in behutsamer Er-gänzung des Bestandes Offenheit und Bürgernähe ablesbar im Außen- und Innenraum dar-stellen.
Der Plenarsaal als Herz der parlamentarischen Demokratie stellt sich selbstbewusst und ab-lesbar der Öffentlichkeit dar. Es wird ein lebendiger Fluss von Ein-und Ausblicken gestaltet. Die transparente Hülle bekommt ein Kleid aus Messingpaneelen mit strukturierter, perforierter Oberfläche, die verschiebbar sind und als wirksamer außen liegender Sonnenschutz dienen. Diese Fassadenkonzeption bewirkt eine variable äußere Gestalt, die sich nach Sonnenstand und nach Anforderung ändert. Eine lebendige Vielzahl von möglichen Konstellationen lässt den Landtag immer wieder in neuem Licht mit identitätsstiftender Charakteristik erscheinen.
Die gläserne Außenhaut des Plenarsaales wird innen weitergeführt. So ist der Saal außen wie innen ablesbar. Gleichzeitig öffnet er sich zur Besuchergalerie komplett und zur Lobby hin in definierten Teilbereichen. Die opaken Flächen nehmen die Materialität der äußeren Ver-schattungspaneele wieder auf.
Der Plenarsaal wird von zwei massiv ausgebildeten Bauteilen eingefasst, die das Bauvolumen des Leineschlosses komplettieren. Er ist förmlich gefasst von der Geschichte des Standortes. Maß und Material der Fassaden reflektieren das Vorgefundene, das Neue artikuliert sich je-doch reduziert. Der Neubau nimmt Breite und Höhe des Bestandsflügels auf und setzt den Säulenportikus in die Mitte.
Durch diesen Haupteingang betreten sowohl Besucher als auch Parlamentarier das Gebäu-de. Auf kurzem Wege gelangen die Abgeordneten in den Lobbybereich. Das zentrale Atri-um bleibt in Größe und Struktur bestehen, erhält ein Glasdach und wird so zur lichtdurchflute-ten Eingangshalle, die den Besucher auf repräsentative aber offene Weise empfängt.

Information und Öffentlichkeit:
Die der Information der Öffentlichkeit dienenden Räume der Landespressekonferenz sowie der Mediensaal für Besucher werden zentral in das Foyer nach dem „Haus im Haus“-Prinzip als gläserner, transparenter Kubus eingestellt. Die Räume werden über das glasgedeckte Fo-yer mit Tageslicht versorgt. Die zentrale Positionierung dieser Nutzungen unterstreicht den An-spruch des Landtages als „Offenes Haus“.
Die optimal gelegene Fläche oberhalb des Leipnizsaales im Obergeschoss wird für den ge-forderten weiteren Anhörungssaal umgenutzt. Die bisher dort untergebrachten Büroflächen werden gegenüber ohne funktionale Einschränkung an der Nordseite des Gebäudes nach-gewiesen.

Plenarsaal
Der Plenarsaal wird durch drei barrierefreie Eingänge erschlossen, die auch als „Hammel-sprungtüren“ genutzt werden können. Die Sitzordnung im Plenarsaal folgt der bewährten, leicht ansteigenden Anordnung. Auf diese Weise sind gute Sichtbeziehungen gewährleistet. Die Einbauten im Plenarsaal werden in hellem Holz realisiert. Die Akustikoberflächen der Wände werden im gleichen Material ausgeführt. Der Fußboden kontrastiert dazu in Rauchei-che. Durch die Materialwahl wird eine warme Arbeitsatmosphäre gestaltet. Die seitlichen Flachdachterrassen werden extensiv bepflanzt und bereichern den sinnlichen Wahrneh-mungsreigen des Saals.

Sicherheit
Haupt- und Liefereingang weisen einen direkten Bezug zu den jeweiligen Pförtnerlogen auf. Die nachzuweisenden Sicherheitsschleusen befinden sich unmittelbar am Haupteingang und sind dem Portikus nachgeschaltet. Notarzt, Polizei und Wachpersonal erhalten ihre Räume in zentraler Lage direkt am Foyer. Der Ruhe- und Sanitätsraum ist dem Arztraum zugeordnet. Nebeneingänge erhalten technische Zugangskontrollen.

Behindertengerechte Bauausführung:
Ein angemessener Zugang für Mobilitätseingeschränkte kann
nach unserer Auffassung im Bereich westlich des Portikus rea-
lisiert werden. Dies ist ohne Beeinträchtigung des Kunstwerkes
und unter Berücksichtiung denkmalpflegerischer Gesichtpunk-
te möglich. Dieser Bereich soll jedoch gemäß Vorgabe nicht
überplant werden. Daher wird der barrierefreie Zugang über
eine Schleuse am östlichen Nebeneingang nachgewiesen. Im
Gebäude sind alle Bereiche barrierefrei über Aufzüge und inner-
halb des Plenarsaalbereiches über leichte Rampen erschlossen.

Gastronomie:
Der Zugang zum Restaurantbereich erfolgt über die bestehende Scherentreppenanlage so-wie über einen neu hinzugefügten geräumigen Aufzug. So wird eine großzügige, für Besu-cher als auch für Parlamentarier und Bedienstete des Landtages gut erreichbare Erschlie-ßung angeboten, die weder Lobby noch Foyer dominiert. Die Großzügigkeit setzt sich im So-ckelgeschoss fort. Der gesamte Gastronomiebereich wird durch zwei Stützenreihen geglie-dert und offen sowie flexibel angelegt. Eine Vielzahl von Nutzungsmöglichkeiten und –kombinationen wird durch variable Glaselemente ermöglicht. Durch die Ausrichtung zur Lei-ne und zum neu gestalteten Park werden interessante, schöne Außenbezüge und eine hohe Aufenthaltsqualität gestaltet. Der neue Saal sowie das Restaurant erhalten einen separaten Zugang vom Park der Göttinger Sieben aus. Diese beiden Bereiche können auf vielfältige Weise miteinander verbunden und gemeinsam genutzt werden.
Das Catering für die Lobby und die Besuchergalerie wird über einen separaten Aufzug ge-währleistet, der im Sockelgeschoss gut an Küche, Lager- sowie Anlieferungsbereich ange-bunden ist.

PKW- und Fahrradstellplätze:
Die Zufahrt zur Tiefgarage und zu den Fahrradstellplätzen erfolgt über die Leinstraße. Ent-wurfsbedingt werden in der Tiefgarage insgesamt 75 Stellplätze, davon drei behindertenge-recht, nachgewiesen. Grundsätzlich ist eine Verlängerung der Rampe und damit eine größe-re Untergeschosshöhe möglich, sodass durch mechanische Lösungen (Doppelparker) die Anzahl der Stellplätze annähernd verdoppelt werden könnte.

Konstruktion:
Der Neubau wird auf eine Flächengründung aus Stahlbeton gesetzt. Das Untergeschoss wird als „Weiße Wanne“ ausgeführt. Die massiven Baukörperteile werden in Stahlbeton und Mau-erwerk errichtet. Die hochgedämmte Außenwand wird mit Sandstein bekleidet. Die Konstruk-tion des Plenarsaals besteht aus einer verglasten, tragenden Pfosten-Riegelkonstruktion mit einem Dachtragwerk aus Fachwerkträgern.

Erläuterung Landschaftsplanung

Das Konzept strebt danach, den offenen Raum nicht als Restfläche, sondern als Teil eines größeren Ensembles, des breiten Parks entlang der Leine, darzustellen. Die Idee ist, die gro-ßen Strukturen und Beziehungen in diesem Stadtteil zu stärken, Lebensqualität und städte-bauliche Qualitäten zu verbessern und die nachteiligen Einflüsse der Eingriffe aus der Nach-kriegszeit einigermaßen zu heilen. Zentral steht für uns dabei das Empfinden der kleinen menschlichen Figur in dieser großzügigen städtebaulichen Struktur.

Die Analyse der aktuellen Situation:
- Die Leere der breiten Karmarschstraße und der enormen offenen südwestlichen Kreuzung bedarf der Fülle und Dichte als Gegengewicht sowohl für das Straßenbild als auch für den Zusammenhang der Baustruktur.
- Das Ende der Leine ohne Flusswasserkunst ist unbefriedigend. Es hat seine „Krone“ verloren und der leere Raum zwischen Flussende und Karmarschstraße ist kahl und plastisch schwach. Die Raumdefinition des Platzes am Landtag ist durch den Abriss der Flusswasserkunst verloren gegangen.
- Die unbelebte Leere des offenen Raumes zwischen der Südostfassade des Landtages und der Karmarschstraße erzeugt eine uneindeutige Situation bezogen auf die Hierarchie zwi-schen Hauptfassade und Südostfassade des Landestages.
- Die Kahlheit und schwache Raumdefinition entlang der Karmarschstraße erlaubt die ag-gressive Ausstrahlung des Lärms, des Geruchs und der Gewalt des Autoverkehrs bis an den Landtag und an die Leine heran. Der Fußgänger spaziert die Karmarschstraße entlang, als wäre sie eine Autobahn. Die Kahlheit erlaubt dem Wind freies Spiel, und die Abwesenheit von jeder städtebaulichen Dichte macht dieses Umfeld zu einem unbeliebten Vakuum, wel-ches eher gemieden als gesucht wird.
- Die sinistere Einfassung des Leine-Ufers macht das Ende der Leine zu einem sterilen, un-freundlichen Ensemble. Das Potenzial, um mehr mit diesem Wasserende zu tun und die Leute näher an den Fluß zu bringen, ist vorhanden.
- Der Platz zur Südostfassade des Landestags ist eine kahle trockene Pflasterfläche mit weni-gen wertvollen Bäumen. Nichts ist vorhanden, um die Besucher heranzulocken und ihnen Aufenthaltsqualität zu bieten. Die Konfrontation mit dem Landtagsgebäude ist direkt und hart. Die Göttinger Sieben stehen etwas verloren als eine Gruppe im großen Raum. Ein inti-merer Dialog zwischen Besucher und Skulpturen ist wünschenswert.

Der Entwurfsvorschlag:
- Der Platz wird als Erweiterung des Parks an der Leine gestaltet. Große, leichtgewölbte Ra-senflecken mit großen Parkbäumen und kleineren blühenden Bäumen bilden ein organi-sches Gewebe, das frisch und grün der Landtagsfassade gegenübersteht. Die Kar-marschstraße bekommt eine grüne, volle, raumdefinierende Parkfassade. Jedoch wird eine Durchgänglichkeit aus allen Ecken mittels breiter Fußwege gewährleistet. Zirkelförmige Brun-nen mit Fontänen rufen Frische und Lebendigkeit hervor und helfen die Aufenthaltsattraktivi-tät für die Besucher zu stärken. Es ist eine große Ode an die Komplementarität zwischen Na-tur und Architektur, zwischen Geometrie und dem Organischen, zwischen den sanften Wer-ten der Natur und der harten Realität einer zeitgenössischen Stadt.
- Um die Einheit zu stärken wird vorgeschlagen, auch den existierenden Park mit gewölbten Rasenhügeln und blühenden Baumgruppen attraktiver zu gestalten (Zierkirschen oder Zier-äpfel, Brunnen auf den breiten Wegekreuzungen). Das Flachsein und die Abwesenheit der mittleren Stufe von Baumgrößen fällt heute sehr auf. Das Anfüllen mit blühenden, mittelgro-ßen Baumgruppen wird die Aufenthaltsqualität sehr vergrößern.
- Die volumetrische Präsenz der Flusswasserkunst wird als visuelles Ende der Leine und als Raumdefinition zur Straßenkreuzung südlich wieder aufgeweckt. Dazu schlagen wir ein Rechteck von dicht gepflanzten Säuleneichen in architekturaler Form vor. Als eine hohe stei-fe Figur wird sie die ehemalige „Kronenfunktion“ der Wasserkunst wieder aufnehmen. An der
anderen Seite braucht auch die überdimensionierte Kreuzung ein starkes Volumen als Gegengewicht. Es entsteht ein „grünes Zimmer“ mit großem Wasserbecken und Wasserspielen, Beleuchtung und Sitzbänken.
- Die Stufen, die die Höhenunterschiede überbrücken, werden organisch zwischen den Ra-senhügeln integriert. Der kleine Raum der Göttinger Sieben wird von diesen Rasenwölbungen als mehr intimer Raum umfasst.
- Sitzgelegenheit mit Blick auf Wasser und Abendsonne und ein schwimmendes Café auf Wasserniveau locken die Gäste und werten den gastronomischen Bereich auf. Wir schlagen vor, die Außengastronomie auch im Eingangsbereich des Restaurants auszubauen.
- Wege im Schatten der Bäume, das Plätschern der Brunnen, sanfte Gräserhügel, eine freundliche willkommende Atmosphäre: das soll die neue Identität des Parks am Landtag sein!
Innenperspektive

Innenperspektive

Iso Hauptgeschoss

Iso Hauptgeschoss

Iso Obergeschoss

Iso Obergeschoss

Ansichten Schnitte

Ansichten Schnitte

Lageplan

Lageplan