modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Einladungswettbewerb | 06/2005

Sanierung und Erweiterung der Montessori-Grundschule

1. Preis

echtermeyer.fietz_ architekten BDA

Architektur

club L94

Landschaftsarchitektur

ErlÀuterungstext

StÀdtebau

Der Bezug zum vorhandenen GrundschulgebĂ€ude und dessen Aufwertung steht neben der bescheidenen Inanspruchnahme des schönen GrundstĂŒcks im Vordergrund des Entwurfes.
Die Erweiterung der Grundschule wird in drei aufeinanderfolgenden jedoch auch ggf. unabhÀngig realisierbaren Schritten ermöglicht:

ErgĂ€nzung mit zwei notwendigen Klassen-/ GruppenrĂ€umen: „angedockter Klassenblock“

Innere Umorganisation mit bereichsweiser Sanierung und funktionaler Verbesserung: „Umbau“

Erweiterung des Hauptbaukörpers durch Herausziehen bzw. VerlĂ€ngern des GebĂ€udequerschnitts: „Extrusion“

Durch die Übernahme von Maßstab, Traufhöhe und MaterialitĂ€t des SchulgebĂ€udes werden bestehende und neue Baukörper als Ensemble interpretiert.
Im Zwischenzustand entsteht ein Bauabschnitt der eine ablesbare U- Form bildet und im Außenbereich ein gut proportioniertes „grĂŒnes Klassenzimmer“ entstehen lĂ€sst.
Im Endausbauzustand stellt sich ein Konzept dar, aus einem, als RĂŒckgrat interpretiertem Langhaus mit Erschließungsstraße, an dem sich weitere Funktionsbausteine aufreihen (Klasse 1 mit Gruppenraum, Klassen 3 und 4 mit GruppenrĂ€umen, Eingangsrisalit).


Erschließung und Grundrissgestaltung

Angedockter Klassenblock : Auf die Proportionen des BestandsgebĂ€udes reagierend, „dockt“ der Klassenblock an das „Langhaus“ der Schule an. Über eine Glasfuge, die den Kindern einen direkten Zugang von den Klassen zum Schulpark bzw. dem „grĂŒnen Klassenzimmer“ ermöglicht und somit fĂŒr kurze Wege sorgt, ist dieser mit dem BestandsgebĂ€ude verbunden.
Diese Erweiterung ergĂ€nzt die bisherige Schule sinnfĂ€llig und schafft einen dreiseitig gefassten Außenraum, der als „grĂŒnes Klassenzimmer“ fungiert.
Die U-förmige Anordnung schafft abwechslungsreiche BezĂŒge zwischen den GebĂ€udeteilen und zu den vorhandenen AußenflĂ€chen. Dies sorgt fĂŒr eine leichte Orientierung und eine hohe ErlebnisqualitĂ€t.

Die neuen KlassenrĂ€ume sind großzĂŒgig belichtet und öffnen sich ĂŒber zwei Seiten zum baumbestandenen Schulpark. Diese Form der Belichtung sowie die direkte Verbindung zwischen Klassen- und GruppenrĂ€umen in Kombination mit den vorgeschlagenen Möbeln, die zur weiteren Differenzierung der RĂ€ume beitragen, macht diese RĂ€ume gemĂ€ĂŸ dem Konzept der Montessori-PĂ€dagogik multifunktional „bespielbar“ und lĂ€dt die Kinder, insbesondere im Rahmen der Freiarbeit, zu vielfĂ€ltigen AktivitĂ€ten ein. Eine Abdunkelung durch Raffstores ist selbstverstĂ€ndlich möglich.
Die schmalen OberlichtbĂ€nder in den KlassenrĂ€umen sind ĂŒber den frei zugĂ€nglichen Regalen mit Lernmaterialien angeordnet und bieten mit Zenitlicht differenzierende Stimmung. Durch Ausformung des Tragwerks, der Belichtung und der OberflĂ€chen entsteht hier ein spannungsvolles, sich mit dem Sonnenstand verĂ€nderndes Raumempfinden.

Wichtige Entwurfsgrundlage ist die gute Auffindbarkeit und der Funktionszusammenhang mit den anderen Klassen (1 und 2). Die innere Erschließung ist einfach und bildet mit der Ă€ußeren Gestalt eine Einheit.

Umbau : Im Erdgeschoss wird die vorhandene Erschließung als Straße mit zwei „platzartigen“ Aufweitungen interpretiert: Dem „Treppen–Platz“ mit behindertengerechten Glasaufzug am Hauptzugang und der durch ein kleines Glasoberlicht differenzierten „Vorzone“ zu den Klassen 3 und 4. Alle KlassenrĂ€ume der Schule reihen sich an dieser Straße auf und bieten angemessenen Bewegungsraum sowie eine ĂŒbersichtlich angeordnete Raumstruktur.

Im Dachgeschoss wird im Bereich des Lehrerzimmers und Sekretariats die Erschließung sinnvoll begradigt und Funktionen werden neu geordnet. Die Aufweitung des Flures im Verwaltungstrakt wird als Aufenthaltsbereich fĂŒr GĂ€ste und zur Kommunikation genutzt.
Als Vorbereich zur Aula wird eine adĂ€quat bemessene FlĂ€che vorgeschlagen; die hier entfallenen FlĂ€chen fĂŒr Lehrmittel werden an anderer Stelle angeboten.

Extrusion : Die Extrusion fĂŒhrt die im Erdgeschoss vorgefundene und gut funktionierende Raumstruktur fort.
Das Erdgeschoss wird um den, optimal Ost-West belichteten, Kunstraum erweitert. Als besonderes Fenster erhÀlt er ein gerahmtes Bild zur Aa-Landschaft.

Im Sockelgeschoss werden der Werkraum und der Second–Hand Shop, mit direktem Zugang von Außen, angeordnet.

Die Aula wird im Dachgeschoss um den geforderten Mehrzweckraum erweitert. Eine durch VorhĂ€nge zu schließende oder bereichsweise geschlossene Glasfassade lenkt den Blick zur Borkener Aa-Landschaft. WĂŒnschenswert wĂ€re das Herausnehmen der Zwischendecke im Bereich der Kehlbalken der Aula um einen großzĂŒgigeren Raumquerschnitt zu erzeugen.


Material + Konstruktion

Klassenblock : Ausgehend von einer sparsamen Grundhaltung wird unter Verwendung bekannter, regionaltypischer Materialien ( Mauerziegel, Glas, innen glatter Putz, Holzschalungen), Konstruktionen und Formen ein Ausdruck angestrebt, der fĂŒr Kinder angemessen und haptisch erfahrbar ist: dauerhaft, verlĂ€sslich, vertraut, zugĂ€nglich, offen, mit vielen Assoziationsmöglichkeiten.

Auf der Basis eines Rasters von 1,05 Metern ist eine einfache Tragkonstruktion als Mauerwerksbau möglich. Abgeleitet wird ein Proportions - Modul, welches auch bei der weiteren Durcharbeitung ein bestimmendes Kriterium sein soll. Das konsequent durchgearbeitete Konstruktionsraster erlaubt den Einsatz vorproduzierter Elemente fĂŒr Decken und WĂ€nde und verkĂŒrzt den Bauablauf. Neben den Glasfugen wird außen rotes Verblendmauerwerk vor tragendem KS-Mauerwerk mit KerndĂ€mmung vorgeschlagen, alternativ Bekleidung mit Tonplatten. Das Flachdach wird extensiv begrĂŒnt. Innen herrschen hell gestrichene PutzflĂ€chen mit Holzbekleidungen im "Anfassbereich" vor. Die Fenster bestehen innenseitig aus Holz und sind außen mit Deckprofilen aus wartungsfreiem Aluminium versehen (Holz-Aluminium-Verbundfenster). Sie sind deckenhoch angeschlagen und optimieren somit die natĂŒrliche Belichtung in die Tiefe des Raumes. Eine natĂŒrliche BelĂŒftung durch die Nutzer ist gegeben. Alle verwendeten Materialien werden unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit ausgesucht und kombiniert.

Extrusion : FĂŒr den Extrusions-Baukörper könnte ein anderes Fassadenmaterial als Ziegelmauerwerk zum Einsatz kommen, z.B. mittelformatige Platten aus Holzwerkstoff oder Ton. Gestalterische Absicht ist die Umsetzung und Abstraktion durch Reduktion vorhandener Details mit zeitgemĂ€ĂŸer Ästhetik und Bautechnik (Verzicht auf DachĂŒberstand, „versteckte“ Regenrinnen und Fallrohre, einheitliches Material fĂŒr Fassade und Dacheindeckung, fassadenbĂŒndige Fenster).


Details zum Innenausbau

Die in den Klassen in frei zugĂ€nglichen Regalen angebotenen Lernmaterialien werden kĂŒnstlerisch-Ă€sthetisch interpretiert : Sie sind an der Wand in mit Abstand befestigten Boxen als „Wandskulptur“ untergebracht, die Belichtung erfolgt hier zusĂ€tzlich ĂŒber ein umlaufendes Oberlichtband mit SolarglĂ€sern, um die Sinne der Kinder durch die gesteigerte PlastizitĂ€t anzuregen.

FĂŒr die Freiarbeit wird ein freistehendes Waschbecken-KĂŒchen-Element nach dem Vorbild der Amsterdamer Montessori- Schule vorgeschlagen, welches vielfĂ€ltige Möglichkeiten zu AktivitĂ€ten bietet.
Das Element ist zu beiden Seiten offen, erlaubt das Anstellen von Tischen, gliedert gleichzeitig den Klassenraum.
Das Element könnte alternativ auch in der Wand zum Gruppenraum integriert werden.

Diese Überlegungen unterstĂŒtzen das Bestreben, (Klassen)rĂ€ume zu schaffen, die ein Umfeld „anbieten“, welches die Kinder dazu auffordert, sich durch eigene TĂ€tigkeit ihre Umwelt anzueignen.

Stufen und in den Fluren eingebaute SitzplĂ€tze bieten Möglichkeiten zum Verweilen außerhalb der KlassenrĂ€ume.


Freiraumgestaltung

Das GrundstĂŒck der Montessori-Schule Borken grenzt an die Borkener Aa. Es ist stark durchgrĂŒnt und hat einen parkartigen Charakter. Der imposante Baumbestand und die Einfassung durch eine Hecke bilden den Ansatz eines rĂ€umlichen GerĂŒstes des SchulgrundstĂŒckes.
Dieses rĂ€umliche GerĂŒst wird durch Neupflanzungen von BĂ€umen und ergĂ€nzender Heckenpflanzung verdichtet und gestĂ€rkt.
Innerhalb des Schulparks entstehen kleinere GartenrÀume mit unterschiedlichen Nutzungen, die der sinnlichen Erfahrung der Umwelt dienen und vielfÀltige Erlebnismöglichkeiten bieten:

- Der Sinnesgarten aktiviert die verschiedenen Sinne der Kinder. Vor allem durch ertasten, riechen, sehen und schmecken von Duft- und KrĂ€uterpflanzen werden die Sinne fĂŒr die Natur und die Pflanze geschĂ€rft.
- Der Nutzgarten trainiert die EigenstĂ€ndigkeit der Kinder. Sie entdecken, dass ihre Arbeit „FrĂŒchte trĂ€gt“.
- Der Fantasiegarten könnte ein bunter, surrealer Kunstgarten mit wechselnder Ausstellung werden, der den Kindern das Thema Kunst nÀher bringt und ihre Fantasie und KreativitÀt anregt.
- Im Garten der Bewegung werden durch verschiedene SpielgerÀte die motorischen FÀhigkeiten angesprochen und gefördert.

Die einzelnen ThemengÀrten könnten evtl. im Rahmen von Projektarbeiten gemeinschaftlich mit den Eltern in Eigenleistung erstellt werden.

Der bestehende Schulhof, das grĂŒne Klassenzimmer und die GĂ€rten sind durch ein neues Wegesystem mit wassergebundener Decke oder alternativ aus Rasengittersteinen miteinander verbunden.

Es entstehen innerhalb des offenen und weitlĂ€ufigen GrundstĂŒckes introvertierte, kontemplative Orte, die Grundlage fĂŒr die besondere pĂ€dagogische Lehre der Maria Montessori bilden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser greifen die vorhandenen stÀdtebaulichen und rÀumlichen ZusammenhÀnge geschickt auf, indem durch zwei Anbauten eine nachvollziehbare neue bauliche Figur entsteht ohne den Bestand in seiner heutigen Form zu verÀndern.
Die außenrĂ€umliche Gestaltung von Schulhof und vorbildlich angebotenen SchulgĂ€rten wird durch optionale Platzhalter (Turnhalle) untermauert.
Die Anbauten sind nachvollziehbar angebunden und ermöglichen kurze innenrÀumliche Wege.
Insgesamt besticht die Arbeit durch ihre Einfachheit in Erschließung, rĂ€umlicher Zuordnung und baulicher Gestaltung.
Hierbei ist eine akzeptable Wirtschaftlichkeit und WĂŒrdigung der abschnittsweisen Realisierbarkeit erkennbar.
Modell

Modell

Lageplan

Lageplan

Ansichten

Ansichten

Modell

Modell

Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss DG und UG

Grundriss DG und UG