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Einladungswettbewerb | 10/2011

Fassadenwettbewerb HELLWEG-Yorckstrasse

2. Preis

Preisgeld: 2.500 EUR

ROBERTNEUN™

Architektur

Erläuterungstext

Das Aufgabe des Wettbewerbs ist die Integration eines Baumarkts in den sehr besonderen städtebaulichen Kontext.

Kontext (Genius Loci)
Der städtebauliche Kontext ist die Yorckstrasse, mit ihren 24 Eisenbahnbrücken, ein ikonografisches Berliner Baudenkmal mit reichen historischen Erinnerungen Berlins.
Die ingenieurtechnische Bahnarchitektur findet in seiner Gesamtanlage zu einer ausserordentlich zeichenhaften Gesamtform.

Stadtraum und Atmosphäre
Der Stadtraum wird nicht im Sinne der gründerzeitlichen Korridorstrasse durch eine Blockrandbebauung, sondern bahntechnisch- konstruktiv durch die preussisch-gelben Klinker der Widerlagerwände, die schwarzen, genieteten Stahl- Brückenkonstruktionen und die ornamentalen, gusseisernen Brückenstützen gebildet.

Es entsteht eine aussergewöhnliche Atmosphäre, deren Dichte durch den neuen Gleisdreieck-Park, der über die Bahnbrücken führen wird, zusätzlich aufgeladen und vollkommen neu definiert wird.
Eine lebendige Stadt, mit den Erinnerungen Berlins im Hinterkopf und unseren zeitgenössischen Stadtqualitäten des Parks vor Augen.

Konzept
Vor diesem Hintergrund schlagen wir vor, diesen herausragenden Stadtraum im Sinne des Bestehenden, des Gefundenen (as found) analog weiterzubauen und dadurch den Baumarkt an dieser besonderen Stelle der Stadt zu integrieren.

Städtebau
Zwischen den Brücken 1-4 der Potsdamer Bahn (S- Bahnhof S1 Yorckstrasse/ Großgörschenstrasse) und den Brücken 5-10 der Dresdner Bahn (angrenzend zum S- Bahnhof Yorckstrasse S2/25, RE3/4/5) wird die Widerlagerwand auf der Nordseite als städtebauliches Element weitergebaut und vollständig geschlossen.
Der Baukörper Baumarkt wird zur Strasse hin vergrössert oder verschoben, so dass die Strassenfassade in der Flucht der Wand liegt.
Durch die Fluchtverschiebung werden die U-Bahnzugänge vollständig überbaut, über Rücksprünge zugänglich erhalten und in die Typologie der Wand integriert.

Architektur
Die oberhalb der Klinkerwand liegende Strassenfassade des Baumarktes wird im Sinne eines Gewächshauses und
analog der bestehenden Baumarktfassade Tempelhof ausgeführt und auf die Widerlagerwand gestellt.
Die gewächshausähnliche Fassade transportiert den Inhalt Garten & Zoo sehr anschaulich und integriert sich gestalterisch in die Sprache der Architektur des technischen Baudenkmals.
Die verschiedenen Zugänge des geschaffenen Hellweg- Areals werden über Toröffnungen (Anlieferung, Zugang und Zufahrt) und die beiden Zugänge der U- Bahn über Vertiefungen in der Wand hergestellt.
Alle weiteren Fassaden des Baumarktes werden wie vorgesehen realisiert.

Fassadenkonstruktion
Im Bereich des Baumarktes reduziert sich die Widerlagerwand auf eine gängige Klinker- Vorsatzschale, hinterlüftet, gedämmt und an einer Hintermauerschale befestigt.
Die über der Klinkerwand liegende Glasfassade liegt auf dieser Wandkonstruktion auf.
Die sonstige Konstruktion des Baumarktes bleibt unverändert.

Corporate Identity
Die CI wird im wesentlichen beibehalten.
Der Schriftzug Garten&Zoo weicht den fußballspielenden Figuren und wird in das Gewächshaus verlagert. So steht er in unmittelbarer Verbindung zu dem Inhalt, auf den er verweist.
Die Kundenerschliessung über die grosse Toröffnung wird mit dem integrierten Hellweg- Schriftzug (mit plastischen Formsteinen) markiert.
Fahnen und Bepflanzungen bleiben wie vorgesehen erhalten.

Dachnutzung
Auf der Attika der Gewächshausfassade werden Fußballer- Skulpturen angeordnet. Sie verweisen auf das als Fußballplatz nutzbare Dach.

Fazit
Wir verstehen das als städtische Antwort einer diversifizierten Stadt (s. Ungers grüne Archipel), die ihre Geschichte und damit verbundenen atmosphärischen Inseln nicht verschenkt, sondern wie gefunden weiterdenkt.
Wir verstehen das als eine räumliche Antwort auf die objekthaften peripheren Baukörper von Baumärkten, Fachmärkten, Nahversorgern, etc.
In diesem Sinne werden die Yorck- Brücken als öffentliches Gut, als Bild von Berlin gestärkt und weitergebaut und gleichzeitig Baumarkt und Nahversorger städtebaulich integriert.
Der Baumarkt wird Teil der Stadt und bleibt nicht peripherer, gesichtsloser Bau.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit besticht durch die geschickte Verbindung der straßenbegleitenden
Wandscheibe mit dem transparenten Volumen des Baumarktes. Das
vorgefundene Ziegelmaterial der Brückenwiderlager wird als Basis des
Baumarktes weiterentwickelt. So entsteht eine spannungsvolle Kombination
aus der Tradition des Ortes und den neuen funktionalen Belangen des
großvolumigen Baumarktes.
In die Wandscheibe werden sowohl die Zufahrt und der Zugang zum Baumarkt
als auch die Erschließung des U-Bahnhofes integriert.
Dieser prinzipiell hervorragende Entwurfsgedanke hat zur Folge, daß das
gesamte Gebäudevolumen sehr nah an die Yorckstrasse heranrückt und damit
den Gehweg sehr stark einschränkt. Die Wandscheibe trennt eher als das sie
verbindet. Die Perforationen erscheinen zu gering, die Wandscheibe vermindert
die Erkennbarkeit des Baumarktes aus Sicht der Passanten. Ein einziges
Fenster zum Einblick in die Verkaufsflächen entspricht nicht der gewünschten
Präsenz des Marktes an der Yorckstrasse.
Der über die Wand hinausragende transparente Baukörper würde durch nicht
dargestellte jedoch notwendige Verschattungsmaßnahmen deutlich verändert.
Aus Sicht des Preisgerichtes stellt diese Arbeit einen wertvollen Beitrag zur
Integration eines großmaßstäblichen Baukörpers im urbanen Kontext dar.