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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2011

Freiraumplanerischer Realisierungswettbewerb "Kirchplatz/Gerichtskeller"

2. Preis

Preisgeld: 5.500 EUR

Franz Reschke Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

Anselm von Held | Tageslichtstudien | Kunstlichtplanung | Lichtsimulationen

Lichtplanung

Erläuterungstext

Annäherung
Die gegenwärtige Wahrnehmung des Umfeldes der Stadtkirche St. Marien ist von der intensivenNutzung des Raumes durch ruhenden Verkehr stark beeinträchtigt. Ihrer Bedeutung für Freyburg und darüber hinaus wird das Umfeld nicht gerecht.

Trotz intensiver Überformung sind Spuren der früheren Gestaltungen und Nutzungen als
Gottesacker und deren Überformung in barocker Formsprache fragmentarisch erhalten
(strahlenförmige Pflasterungen, Versprünge und Unregelmäßigkeiten, Brüche) und lassen
teilweise Einblicke in die Geschichte des Ortes zu. Dessen vielschichtige Lesbarkeit und die Suche nach Spuren und Fragmenten wird zum Ausgangspunkt des Gestaltungskonzeptes.

Ziel ist es den Ort und die vorhandenen authentischen Fragmente - verlorene Spuren -
Gegenwart und zukünftige Nutzungen in einen gestalterischen Zusammenhang zu stellen
und zu einem neuen qualitätvollen Freiraum zu entwickeln.

Spurensuche
Gottesacker von 1220 bis 1550
Die sehr dicht (bis zu 30cm) an das heutige Geländeniveau heranreichenden Grabstätten
sind als archäologische Spuren von hoher Relevanz. Wahrscheinlich in Ost-West-Richtung ausgerichtet, sind die Plattengräber im gesamten Umfeld der Kirche zu erwarten. Die genaue Lage der Gräber ist nicht dokumentiert.
Die durch die Neugestaltung des Kirchplatzes zu öffnenden Gräber werden als Kontur
auf den Platz projeziert und mit hellen Natursteinplatten markiert.

Barocke Gestaltung
Noch vorhandene Wegebeläge aus Feldsteinpflaster (Strahlenförmig zur Kirche gerichtet)
aus der Gestaltung der Fläche in barocker Form sind als authentische Fragmente zu
berücksichtigen. Es ist die Aufnahme der vorhandenen Materialien und der Wiedereinbau
geplant. Das Bild des früher grünen Kirchenumfeldes dient als Leitmotiv, es ist am besten
dokumentiert und gleichzeitig konträr zu den intensiven Nutzungsanforderungen in der
Gegenwart.

Stadthof vor dem Brand von 1928
Die Konturen des Stadthofes sind mit Skizzen und Fotos dokumentiert. Durch die Nutzung bis ins 20. Jahrhundert ist der Ort freier von einer Bindung an historische und authentische Spuren. Das Volumen des Stadthofes wird durch einen den Gerichtskellerplatz rahmenden
Baumhain zitiert. Das Raumprofil der Kirchstraße wird dadurch wieder klar definiert und ist
dennoch transparent genug für neue Blick- und Wegebeziehungen.
Die früheren Außenmauern werden abstrakt nachgezeichnet und konturieren die Promenade am Rand des Platzes. Leicht erhaben eingebaut und mit einer teilweise gebrochenen Oberfläche wird die Geschichte im Detail verarbeitet.

Synthese der Spuren
Der im Kontrast zu den Rändern frei gehaltene Kirchplatz wird zur Projektionsfläche auf der sich Spuren abzeichnen und Fragmente projeziert werden. Dieser Bereich ist frei von vertikalen Einbauten (was ebenfalls den techn. Anforderungen der Umfahrbarkeit dienlich ist). Das dadurch generierte Bild ist nicht fix geplant, sondern wird erst anhand der Ergebnisse der archäologischen Untersuchungen entstehen. Die Überlagerung und Synthese der vergangenen und gegenwärtigen Nutzungen generiert einen multipel lesbaren Freiraum. Dieser erfüllt funktionale Ansprüche aus der öffentlichen Nutzung und erzählt die Geschichte des Ortes auf subtile Art.