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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2012

Neugestaltung St.-Michael-Platz und städtebaulicher Umgriff

Platzbereich mit Baumhain und Rasenfläche im Westen

Platzbereich mit Baumhain und Rasenfläche im Westen

ein 4. Preis

el:ch landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die besondere Lage des Gebäudeensembles von St-Michael mit den flankierenden Klosterbauten wird durch eine Reihe unterstützender und bereinigender Maßnahmen herausgestellt.
Im Mittelpunkt steht künftig das imposante Kirchenbauwerk - der ihm westlich vorgelagerte Raum öffnet sich zur anschliessenden Feldflur und gibt den Ausblick nach Regensburg und zur Kathedrale St. Peter frei.
Als Filter zu den umliegenden, heterogenen Baustrukturen und stark befahrenen Straßen umschliesst ein dichter Baumrahmen das Gebäudeensemble.  Hoch aufgeastete Bäume verbinden sich zu einem Dach oberhalb des menschlichen Gesichtsfeldes, erzeugen damit eine Fassung für den Platz, ohne wichtige Blickbeziehungen zu verstellen. Der Hain rahmt die Kirchenfassade von Norden und Süden her und stellt als grünes Passepartout einen Zusammenhang zwischen den seitlich angrenzenden Räumen her.

Der  Niveauunterschied zwischen Walhallastraße und St. Martinkirche wird genutzt, um die städtebauliche Situation zu inszenieren: Eine sanft zur Straße hin ansteigende Rasenfläche formt eine schützende Raumkante für den Platz und einen grünen Sockel für die Kirche.  Obenauf entsteht der Neutraublinger Balkon - zugleich räumliche Fassung des Kirchvorplatzes und Aussichtspunkt mit Blick auf den Regensburger Dom.
Die Dominanz motorisierten Verkehrs verliert an Bedeutung, ein freier Raum im Vorfeld der Kirche ermöglicht aktive Nutzungen und Aufenthalt.

Ergänzende Baukörper im Norden und Süden formulieren jeweils ein Entree zum Platzraum und erzeugen gemeinsam mit den bestehenden Bauten eine dezent urbane Atmosphäre. Die ost-westlich gerichteten Gebäude nehmen die Fluchtlinien des Klosterbaus auf und schliessen durch Kopfbauten zur Walhallastraße ab. Es entstehen für Aussengastronomie nutzbare Nischenräume zu beiden Seiten der zentralen Rasenfläche. 
Ein Café an der Nahtstelle zwischen offener Landschaft und Stadt nutzt die Lagegunst, um Publikumsverkehr zu generieren.
Südlich der Königsberger Straße stellt eine Abfolge stangenförmiger Gewerbebauten eine städtebauliche Fassung des Siedlungsraumes her. Zwischen die Bauten eingespannte, transparente Bauteile schützen die Freiräume und dahinter gelegenen Bereiche  vor Verkehrslärm, ohne den Ausblick auf die Feldlandschaft gänzlich zu verschliessen. 
Die südliche Front der Königsberger Allee wird durch eine Reihe von  "Townhouses" zum Krone-Gelände abgeschlossen. Ein grüner Pufferstreifen schirmt die Neubauten von den angrenzenden Lagerflächen ab und dient zugleich als Vorhaltefläche für eine künftige Stadtbahntrasse. Wohnnutzungen unter Ausnutzung der Nord-Süd-Orientierung sind hier ebenso integrierbar, wie eine Nutzung durch Büros und Dienstleister 


Die funktionale Ordnung der Räume rund um die St.Michael-Kirche setzt auf eine gestaffelte Intensität der Verkehrsnutzung:
Der zentrale Raum in Erweiterung des Kirchenschiffes und seiner Nebengebäude bleibt vollständig frei von motorisiertem Verkehr. Flankierend dazu entstehen im Norden und Süden des Bearbeitungsgebietes, erschlossen von der Teichstraße und Königsberger Straße aus, verkehrsberuhigte, dem Anliegerverkehr vorbehaltene Shared-Space-Zonen. Diese dienen der Anlieferung, als Vorfahrt für die beiden Hotelgebäude und das Kongresszentrum, sowie als Ausfahrt für die beiden, im Inneren des Klosterblocks verlaufenden Spielstraßen. Beide bleiben ausschließlich dem Anliegerverkehr vorbehalten, werden höhengleich gestaltet und begrünt.

Die funktionale Anforderung eines umfangreichen Stellplatzangebotes geht eine Symbiose mit der räumlich prägnanten Vegetationsstruktur ein: Entlang der Teich- sowie Königsberger Straße entstehen kompakte Stellplatzgruppen, jeweils um eine Bordsteintiefe gegenüber der umliegenden Fläche abgesenkt und durch einen Vegetationsrahmen umhüllt. Staudengräser und wüchsige Bodendecker geben den Parkpaketen ein grünes Erscheinungsbild und dienen zugleich der Versickerung anfallenden Niederschlagswassers. Zugunsten einer homogenen, für Spiel und Aufenthalt nutzbaren Innenraumgestaltung werden die Anwohnerstellplätze aus dem Inneren des Klosterblocks nach aussen verlagert. Eine kombinierte Halte- und Ladezone steht allen Anliegern zur temporären Nutzung zur Verfügung.

Die eingesetzten Materialien unterstützen die Zonierung des Nutzungskonzeptes - ein dunkelgrauer Granitbelag formt ein zurückhaltendes Fundament für die Architektur der Kirche und kontrastiert den ockerfarbenen Belag aus Granitkleinsteinpflaster der alle ausserhalb gelegenen Flächen verbindet. Überwiegend fussläufig erschlossene Bereiche sind durch die gleichmäßige, glatte Plattenoberfläche als solche erkennbar und bequem begehbar, während die kleinteilige Pflasterung der verkehrsberuhigten Shared-Space-Zonen einen verlangsamenden Einfluss auf den motorisierten Verkehr ausübt. Ein Paar in ost-westlicher Richtung verlaufender Plattenbändern begleitet die Spielstraßen und spannt den inneren Ruhebereich auf.

Die Herkunft der vorgeschlagenen Materialien stellt einen subtilen Bezug zur Entstehungsgeschichte der Stadt Neutraubling her: Die repräsentative, im Kern gelegene Platzfläche verwendet einen regionalen Granit aus dem bayerischen Wald, die funktionalen Verkehrsflächen im Übergang zu den benachbarten Siedlungsgebieten erhalten einen Belag osteuropäischer Herkunft. Aus beiden Materialien entsteht ein prägnantes Ensemble, verbunden und begleitet durch die Plattenbänder, die beide Steine mit einander verflechten. Westlich des Michaelkirchplatzes heben sich die Bänder als Granitblöcke aus dem Boden und steigen bis auf Sitzhöhe an, um hier einen Rahmen für den Neutraublinger Balkon zu bilden.

Die Stele des Kriegerdenkmals wird in das nördliche der Bänder eingebunden - der zentralere Standort rückt die Historie des Ortes ins Bewusstsein seiner Besucher. Ergänzend dazu erinnert eine zweite, im Süden des Kirchplatzes positionierte Stele an das Aussenlager Obertraubling - den zweiten Pol in der kurzen, bewegten Geschichte des Ortes markierend.

Der Kirchplatz selbst gliedert sich in die mit kleinteiligen Pflasterplatten belegten Seitenflächen vor den Nebengebäuden der Kirche und den unmittelbaren Vorplatz von St. Michael, unterstrichen durch einen Wechsel in Format und Verlegerichtung des Plattenbelags. Von Norden wie Süden her kommend entsteht eine Sequenz von Vorplätzen und Raumhüllen, die sukzessive durchquert werden und das räumliche Erlebnis des inneren Kirchplatzes in Szene setzen. Eine zentral positionierte Entwässerungsrinne ermöglicht die Akzentuierung der Platzfläche mithilfe eines Wasserfilmes, der aus bodenbündig gesetzten Düsen austritt und einen flachen Spiegel der Kirchfassade ausbildet. Darüber hinaus sind temporäre Bespielungen durch eine Eisfläche u. ä. denkbar.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Anbindung von Hotel am See, Tagungshotel und Hotel Groitl zum St.-Michael-Platz wird positiv gesehen und schafft einen begrenzenden Rahmen. Im Bereich der neuen Stadtzufahrt ist die Zonierung der vorgeschlagenen Neuordnung zu unterschiedlich; hier wären Abstimmungen erforderlich.
Die Zweiteilung des St.-Michael-Platzes in einen befestigten Platz vor der Kirche und einen grünen Platzbereich nach Westen ermöglicht multifunktionale Nutzungen auf kleinteiligen Flächen. Einzelne Nutzungsvorschläge, z.B. das Café und die Sitzmauer an der Staatsstraße 2145 werden wegen ihrer beschränkten Attraktivität kritisch gesehen.
Die klare Verkehrsführung überzeugt, wenngleich die Verbindung Königsberger Straße - Aussiger Straße zu überdenken wäre. Für das Hotel am See ist die Erschließung nicht überzeugend, die Zufahrt über den St.-Michael-Platz erscheint eher problematisch.
6
Positiv beurteilt wird die Angliederung der Stellplätze an den Klosterbau, sie schafft einen Puffer zu den Erschließungsstraßen, die Verkehrsberuhigung des Klosterbau-Innenhofs leistet einen Beitrag zur Wohnumfeld- verbesserung.
Das symmetrische Grundprinzip wird vielfältig abgewandelt und führt zu einem Gesamterscheinungsbild. Die Wiederholung der Walmdachformen der Klosterbau-Eckgebäude bei den Neubauten ist angesichts des ganz anderen Kontextes unverständlich.
Die begrenzenden Stelen des St.-Michael-Platzes – Kriegerdenkmal, Außenlager – vermeiden vorteilhaft eine Zentrierung des Platzes und nehmen Bezug auf die Historie Neutraublings.
Die Realisierung erscheint in angemessenem Kostenaufwand möglich und lässt einen wirtschaftlichen Unterhalt erwarten. Das Gebäude im nordwestlichen Bereich des St.-Michael-Platzes wäre auf absehbare Zeit nicht realisierbar.
Gebietsumgriff mit Angaben zur Lage innerhalb der Stadt und anschließender Feldflur

Gebietsumgriff mit Angaben zur Lage innerhalb der Stadt und anschließender Feldflur

Platzbereich und Klosterhof

Platzbereich und Klosterhof

Straßenanbindung Innenstadt Aussiger Straße

Straßenanbindung Innenstadt Aussiger Straße

Platzbereich mit Rasenfläche im Westen und flankierenden Neubauten im Norden und Süden sowie neuer Parkraum

Platzbereich mit Rasenfläche im Westen und flankierenden Neubauten im Norden und Süden sowie neuer Parkraum

Belagsdetail

Belagsdetail

Schnitte 'Nord-Süd' und 'Ost-West' für Platzbereich und Rasenfläche

Schnitte 'Nord-Süd' und 'Ost-West' für Platzbereich und Rasenfläche

Visualisierung der Hainfläche mit Blick in Richtung Platzbereich

Visualisierung der Hainfläche mit Blick in Richtung Platzbereich